Freitag, 12. August 2011

Mission Beach, Magnetic Island, Whitsundays, Town of 1770 und Fraser Island

20.07.2011 Mittwoch

Travellers Oasis – in meinem Bett

Das war wohl zu viel für mein Immunsystem. Nun schlepp ich schon seit 2 Tagen diesen Husten mit mir rum und kann kaum sprechen. Das passt grad natürlich gar nicht, weil Marion doch gestern angekommen ist und ich so viel mit ihr unternehmen möchte. Gestern funktionierte das auch noch bis 21 Uhr. Dann war ich so geschafft, dass ich ins Bett musste. Marion blieb noch etwas länger auf und surfte im Facebook. 

Mittags hatte ich sie am Flughafen abgeholt und nach einer kurzen Erfrischung gings direkt an die Lagune, zusammen mit Elena und Felix, „dem Mann der 80.000 Worte“. Das Wetter war echt toll gestern. Richtig schön warm. Im Winter wird’s früh dunkel und so sind wir gegen 17.30 Uhr zurück gegangen. Marion und ich gingen noch durch den Bilo Fresh Markt, kauften etwas für das Dinner ein und speisten dann im Hostel. Um kurz nach 19 Uhr gingen wir ins Green Ant, einem mexikanischen Restaurant / Kneipe, in dem Dave und Johannes sich der Herausforderung stellten „Hot Wings“ zu essen. Das sind extrem scharf gewürzte Chicken Wings, für die man nichts bezahlen muss, wenn man es schafft, die gesamte Portion zu überleben. 

Leider kamen wir etwas spät und sahen nur noch, wie sich die Jungs den letzten Hot Wing in den Mund schoben. Danach wurde der Gaumen mit einem Glas Milch betäubt. Reden konnten sie dann zwar immer noch nicht aber ein „High Five“ auf den Sieg war drin. 

Milch ist was für müde oder innerlich verbrennende Männer. Für Marion und mich bestellte ich einen Wodka Lemon Lime Bitter und einen Weißwein, die uns dank meiner „Green Card“ für das „Green Ant“ nur je 5 $ kosteten. Obwohl ich bestellte, wurden wir beide nach unserem Person gefragt und Marion musste tatsächlich ins Hostel zurück laufen, um der Kellnerin beweisen zu können, dass sie schon seit 7 Jahren Wein trinken darf.

21.07.2011, Donnerstag

Im Greyhound Bus – Cairns à Mission Beach


Christoph S., du hast mir doch erzählt, dass deine Fahrt mit dem Greyhound zum Ayers Rock super witzig war….hatten die vor 5 Jahren noch andere Regeln? Denn 2011 ist im Greyhound so ziemlich alles verboten: Chips Essen, Alkohol mit sich führen, Alkohol trinken, Bus dreckig machen, laut sein usw.



Unser Bus ist um 9.50 Uhr morgens ruhig wie eine Bibliothek. Alles schlafen. Auch Marion. Ich bin topfit, da ich gestern wieder mal um 22 Uhr im Bett lag, da ich am Tisch mehr gehustet als gesprochen habe. Als ich gegen 2 Uhr nachts aufwachte und auf Marions Bett nur ihren Rucksack gesehen habe, habe ich mir kurz Sorgen gemacht. Ein kurzer Anruf genügte allerdings, um sicher zu stellen, dass sie sich nur 50 m entfernt am Esstisch im Hostel befand.

Gestern haben wir das Ticket für den Greyhound gebucht und fahren nun runter nach Brisbane mit geplanten Stopps in Mission Beach, Townsville à Magnetic Island, Agnes Waters und Town of 1770, Noosa, dem Australien Zoo (für den ich ja schon ein Ticket habe…danke Kölner ;-), Airlie Beach à Whitsunday Island, Rainbow Beach à Fraser Island.

 

23.07.2011, Freitag

Sofa am Pool im Scotty’s Backpackers, Mission Beach

„You are the worst pain in the ass, i ve ever met“ war der Satz, mit dem ich gerade einen der drei Iren begrüßt habe, der um 07.50 Uhr morgen an mir vorbei gelaufen ist, um sich eine Tüte Chips zum Frühstück zu kaufen. Man sollte davon ausgehen können, dass Bewohner eines 12-Bett-Zimmers zumindest ein kleines Stückchen Rücksicht auf die schon schlafenden 9 anderen Zimmerbewohner nehmen, wenn sie um 3 Uhr nachts in den Raum kommen. 

Die Iren zogen es allerdings vor, überall das Licht an zu machen, irische Lieder zu singen und ein schlafendes Mädel aufzuwecken, um sie zu fragen, ob sie tanzen will. Und das in einer Lautstärke, mit der man wahrscheinlich in einem irischen Pub spricht, wenn der Kobold-DJ die Musik aufgedreht hat. Jetzt fühle ich mich grade ziemlich deutsch. Immer schön Jammern und Beschweren. Immerhin habe ich grade von der Frau an der Rezeption erfahren, dass sie heute abreisen und sie ihnen eine Zimmerverlängerung verweigern wird, falls sie danach fragen. Bei ihrem Angebot, den 20 $ Pfand pro Schlüssel der Jungs einzubehalten, brach ich jedoch nicht in große Zustimmung aus, da ich mich daran erinnerte, wie Claudi und ich einst aus dem Woolshed zurück in unser Zimmer kamen und lachend Fotos von dem schlafenden Hamish machten, der mit Klamotten und Flip Flops an den Füßen, auf dem Bauch schlafen auf seinem Bett lag.

Tee beruhigt (und ist gut gegen Husten). Deshalb hab ich grad mit Steve, der auch ohne nervige Zimmergenossen früh aufsteht, einen Tee getrunken. Steve, Felicity und Ann, die alle mindestens eine Woche lang gleichzeitig mit mir im Travellers Oasis in Cairns wohnten, haben wir gestern direkt bei unserer Ankunft im Scotty´s Hostel getroffen. Da sie glücklicherweise ihren Sky Diving Sprung am Nachmittag überlebten, konnten wir abends mit Ihnen zusammen sitzen, essen, quatschen und ein Gläschen Goon trinken. Hier in MB ist es abends schon merklich kälter als in Cairns. Das macht mir etwas Angst, da es ab jetzt mit jeder Reise gen Süden immer kälter wird. 

Jetzt scheint allerdings die Sonne aus vollen Kräften und Marion und ich werden uns gleich wieder an den Pool oder an den Strand legen.

23.07.2011, Sam stag

Greyhound Bus Mission Beach à Townsville

Was für ein Service! Im Greyhound wird ein Film gezeigt! Allerdings rollen da so viele Köpfe, dass Marion wie ein Aal im Sitz zuckt und ab und zu einen Schrei des Entsetzens ausstößt. Ich guck lieber erst gar nicht hin. 

Nachdem ich meine Aggressionen über die Iren gestern mit einem zweistündigen Sonnenbad ausgeglichen habe, sind wir mittags mit einem am selben Tag im Hostel angefangenen Mitarbeiter auf einen Bush Walk gefahren. Er kündigte uns an, dass wir nun 45 Minuten durch den Wald laufen. Marion und ich haben uns Traveller-like feste Schuhe angezogen und mit Insektenschutz eingecremt. Als wir nach 15 Minuten schon wieder beim Auto ankamen, wurde deutlich, dass er das zum ersten Mal gemacht hat. Die übrige Zeit füllte er mit einer Busfahrt durch Mission Beach, wo es außer Stränden nicht viel zu sehen gibt. Immerhin hielten wir an dem Abschnitt, an dem die Sky Diver vom Himmel runter kommen, was in den 5 Minuten, die wir dort blieben, schön anzusehen war. Dann fuhr er noch die Straße auf und ab, um ein Werbeschild von unserem Hostel zu suchen, auf dem „get high with sky diving, get wet with water rafting an get laied with Scotty’s“ steht. Leider leider konnte er das nicht finden. 

Stattdessen hielten wir an einem German Pub und er fand heraus, dass es dort Meißels Weise, Schöfferhofer, Jever etc. gibt. Toll! Dann gings zum Glück zurück zum Hostel, wo wir nach dem Essen wieder am Pool relaxten, mit den Leuten Quatschten und abends von dem aus Brisbane stammenden Simon zum BBQ eingeladen wurden. Juhu, eine Mahlzeit gespart. Ich bin wieder relativ früh ins Bett gegangen, in Begleitung einer warmen Milch mit Honig, da der Dauerhusten nicht nachlasen wollte. Marion blieb noch länger bei Stephen, Felicity, Ann, Simon etc. sitzen.
Gleich in Townsville werden wir von Stefan und Claudio abgeholt, die für uns schon mal eine Tour nach Magnetic Island gebucht haben. Dort bleiben wir dann die nächsten 3 Tage, gehen einen halben Tag Schnorcheln und können Koalas streicheln.

24.07.2011, Sonntag

Mit offener Tür, dem Meer lauschend, dem Meer lauschend im Hochbett, Magnetic Island

Magnetic Island könnte auch Lazy Island heißen.
Die Kulisse des Hostels ist wirklich malerisch und läd dazu ein, den ganzen Tag dort zu bleiben. Von der Sonnenterasse guckt man auf das nur 15 m entfernte Wasser. Das australische Festland ist auch noch in Sichtweite und auf dem Meer treiben Bötchen. 

Als wir gestern Abend angekommen sind, haben wir uns direkt an den Strand gesetzt, der im Vergleich zu Mission Beach längst nicht so zerstört und damit viel schöner ist. Abends gabs vom Hostel einen Begrüßungscocktail und ein Dinner umsonst. Ich entscheid mich für die mit Käse überbackenen und mit Bolognese Soße, Sour Cream und Guacamole servierten Nachos, was definitiv die beste Wahl war, was auch die anderen mit ihrem nach Schuhsole schmeckenden Steak, der Minikleinen Lasagne und dem nicht wirklich thailändisch schmeckenden Thai-Curry zugeben mussten. Nach dem Essen gings wieder an den Strand und wir beobachteten die Sterne. Marion fand den kleinen Wagen, der auf dem Kopf stand und Stefan suchte das Kreuz des Südens. Mein Lieblingssternbild war der Hafen von Townsville, der herrlich bunt über dem Wasser leuchtete.

Heute morgen waren Claudio und ich schon früh wach und haben mit einem Kaffee auf der Terrasse in der das Leben genossen. Stefan, der später kam, meinte, dass wir unter dem Palmen aussahen, wie zwei aus der Bacardi Werbung, nur eben ohne Bacardi. 

Als alle wach waren, frühstückten wir und ein schwarzer Schmetterling flog über uns, der so groß war, dass ich ihn mit einem Vogel verwechselt habe! Am vorigen Tag hatten wir uns für das kostenlose Schnorcheln angemeldet. Als wir nun alle mit vollem Bauch in der Sonne saßen, verspürte keine von uns die Lust ins Wasser zu springen. So sagten wir das Schnorcheln ab und sind lieber runter an den Strand gegangen. Dort war es so gemütlich, dass wir am Nachmittag die Idee, die Koalas zu besuchen, auch verwarfen und uns lieber noch ein Mal auf den Bauch drehten. 

Abends verließen wir den Strand kurz, um zu kochen und danach direkt wieder mit einem Gläschen Goon im Sand zu sitzen. „Same procedure as last night, James“

26.07.2011

Magnetic Island, X Base Hostel

Mittlerweile sind wir sowas von faul, dass niemand mehr eine Uhr trägt oder auf sein Handy schaut. Wenn Abends der Barkeeper die Happy Hour ankündigt, wissen wir, dass es 18.30 Uhr ist. Lust zu kochen hatte heute niemand, also haben wir uns eine Packung Doritos geteilt und saßen auf der Terrasse vom Hostel. Da wars so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte. Deshalb haben wir uns wieder zurück an unseren Esstisch bei der Küche gesetzt. Dort wurden wir von zwei Opossums überrascht, die ihren Kopf abwechselnd in eine Kokosnuss steckten. Die kleinen Tierchen sehen wirklich niedlich aus und ließen sich auch gerne von Marion fotografieren, die sich ganz mutig mit der Kamera voran wagte. 

Der beste Freund vom Opossum ist übrigens der „zögerliche Stolpervogel“, wie ich ihn mal nennen will. Er stolpert beim Gehen andauernd über seine zu langen Beine. Wenn er drei Meter gegangen ist, bleibt er stehen und wartet kurz ab, bevor er weitergeht. 

Nach mehrmaligem Zähneputzen und genauen Beobachtungen im Dorm der letzten Tage habe ich eine Regel entdeckt, mit der man Deutsche erkennt. Ganz einfach: wer einen Jack Wolfskin Kulturbeutel mit praktischem Hängeelement bei sich trägt, kommt aus Deutschland. Ich gehöre auch dazu.

Mittwoch, 27.07.2011

Airlie Beach, Magnums Hostel

Heute Mittag sind wir nach dem letzten Frühstück auf der sonnigen Terrasse mit der Fähre nach Townsville gefahren. Im Wartebereich des Fähranlegers, durch den alle 20 Minuten 50 Rentner geschleust werden, und der mit hohen blauen Gitterstäben umzäunt ist, haben wir einen Kaffee getrunken. Dafür gibt es in Townsville sicher schönere und gemütlichere Alternativen, aber wir wollten uns mit den schweren Backpacks nicht zu weit von der Greyhound Bushaltestelle, die direkt am Hafen ist, entfernen. Außerdem spielte eine „Band“, die aus zwei rüstigen Australiern mit meliertem Haar und Schnäuzer in Hawaihemden bestandMit Keyboard, Trompete und einer verrauchten Stimme boten sie uns eine soulige Abschiedsmusik. Obwohl wir auf Magnetic Island nichts gemacht haben (Ich habe mich nicht mehr als 200 m nach rechts und links von der Sonnenterrasse entfernt), ging die Zeit doch schnell vorbei und schon saßen wir im Greyhound gen Süden und die Jungs in ihrem Van gen Norden. 

Nach 3 Stunden Fahrt sind wir in Airlie Beach angekommen. Das Magnums Hostel ist ein ziemliches Partyhostel und die Leute sind sehr jung. Immerhin gibt es zwischen 16 und 20 Uhr Happy Hour – ein Jack Beer für 8 Dollar, ein Standard Drink für 3 $. Da kann mans aushalten. Morgen wollen wir einen Segeltripp auf die Whitsundays buchen.

Donnerstag, 28.07.2011

Whitsunday islands, British Defender

Heute haben wir die Sailing Tour auf die Whitsundays gebucht, die wir am Vortag auf 290 $ inklusive einem Tauchgang runtergehandelt haben. Das erste Reisebüro wollte 350 $ haben und beim vierten war der Preis dann entsprechend am niedrigsten. Mittags gings dann los aufs Boot, das aus dem  ca. 1,5 km entfernten Hafen ablegte. Das war das erste Mal, dass wir mit dem Backpack eine weitere Entfernung zurück legten und mein Rücken tat nach kurzer Zeit schon ziemlich weh. Ich muss unbedingt etwas rausschmeißen, nur was bloß!?

Die British Defender lag einige Meter vor dem Hafen, weil das Wasser nicht tief genug war. So wurden wir mit kleinen Motor-Schlauchbooten zu zehnt auf das Segelboot gekarrt. Zwischenzeitlich hatten wir etwas Angst, mit dem riesigen Backpack hinten rüber ins Wasser zu fallen. Als wir uns dem Boot näherten, tanzte eines der Crew Member schon wie ein Duracell Häschen an Deck hin und her und begrüßte uns mit „Welcome on the British Defender, the most sexiest boat ever“. Das Energiebündel stellte sich als James, der Koch oder „mother of the boat“ vor. Zum Glück waren James Kochkünste besser als sein Tanzstil und nachmittags gab es richtig gute mit Käse überbackene Nachos, die mit einer scharfen Salsa, milden Sour cream und würzigen Frühlingszwiebeln serviert wurden. Das war genau das Richtige nach dem aufreibenden Segeln der vorherigen Stunden. 

Denn kurz nachdem wir den Hafen verlassen hatten, nahm der Skipper volle Fahrt auf und das Boot lag mit einer extremen Neigung im Wasser. Ich weiß nicht mehr, wie es geschah, aber zu einem Zeitpunkt saßen fast alle der 24 Passagiere auf der high side, die aus dem Wasser herausragt. Nur ein Canadier und ich saßen auf der low side, die liebevoll auch suicide genannt wird, weil sie so dicht am Wasser ist, dass ich meine Hand rein halten hätte können, wenn ich den Mut dazu gehabt hätte. Stattdessen, habe ich mich nicht mal getraut, mich in die Reling zurück zu legen, im Gegensatz zu dem Canadier, der meinen Angstzustand schamlos ausgenutzt hat und mich auf den Arm genommen hat, indem er mir erzählte, dass auf den Whitsundays „Nemo“ gedreht wurde. Ich war so darauf konzentriert, nicht vom Boot zu fallen, dass ich seinen Witz erst nach ein paar Sekunden verstand. Immerhin bereitete ich mich in Gedanken schon darauf vor, auf walisch um Hilfe zu rufen, falls ich im Meer landen sollte.

Abends haben wir nach dem Essen zusammen an Deck gesessen, gequatscht und ich bin gegen 22 Uhr schlafen gegangen. Seeluft macht so müde. Das Schlafen war nicht wirklich komfortabel. Wir lagen alle mehr oder weniger in dem gleichen Raum, wo auch die Küche war und der Esstisch. Es gab keine Türen und erst recht keine Duschen. Stattdessen konnte man den Wasserhahn vom Waschbecken herausziehen und „auf dem Klo“ duschen. Das haben wir uns aber gespart. Die salzige Luft lässt die Haare so oder so dreckig aussehen. 

Am nächsten Tag sind wir auf eine der Inseln gefahren, auf der es den berühmten White Haven Beach gibt. Die Crew hatte uns mehr oder weniger ernsthaft empfohlen keinen Sand mitzunehmen, weil der nämlich aufgrund seiner Farbe von der Polizei schnell mit Koks verwechselt wird. Da man so oder so nichts von einem Weltnaturerbe stiehlt, ließen wir brav alles auf der Insel. 

Nachdem wir durch den Inselwald gewandert sind, kamen wir an dem White Haven Beach an, der wirklich beeindruckend weiß und das Wasser hell türkis war. Allerdings ließen die vielen Wolken am Himmel nicht zu, dass die Sonnenstrahlen die Szenerie verschönern. Marion und ich setzten uns, gewärmt von unseren Windbraker-Jacken und Schals in den Sand, während einige mutige (vor allem die Irinnen) in die Wellen stürzten. Irgendwie sind alle Leute erstaunt, wenn wir sagen, dass wir aus Deutschland kommen und sagen: „You’re from Germany! How can you be cold?!“ Ja, nur weil wir aus Deutschland kommen, heißt das nicht, dass wir uns bei 15° C eine kurze Hose anziehen. Besonders Marion und ich, die Ober-Frostbeulen, sind dafür die falschen Ansprechpartner.

Samstag, 30.07.2011

Magnums Hostel, Airlie Beach


Lecker. Wieder zurück vom Segeltripp gab es zum Frühstück heute einen Mc Flurry Oreo. Das passt perfekt zum gestrigen Abendessen, welches aus einer Tüte Käse-Nachos mit Soße bestand. Aber keine Angst, ich werde nicht als Tine Wittler wiederkommen. Beim Frühstück waren wir nicht allein. Ein riesiger schwarzer Vogel mit rotem Kopf, dessen Namen ich unbedingt noch herausfinden muss, streifte um uns herum. Kurz darauf kam eine riesige Echse, ich glaube, es war ein Waran, unter den Holzplanken hervor. Für diese Begegnungen muss man in Deutschland in den Zoo gehen.

Als wir uns von unsren neuen Bekanntschaften verabschiedet hatten, legten wir uns an die Lagune, die im Vergleich zu der in Cairns, längst nicht so überfüllt ist. Dafür sind die Sonnenstrahlen in Airlie Beach auch nicht mehr so kräftig, wie die in Cairns. Was beide Orte gemeinsam haben, ist, dass ständig bekannte Gesichter über den Weg laufen. Und so dauerte es nicht lange, bis Steve, den wir das letzte Mal in Mission Beach gesehen haben und der Franzose Ciryl, der mit uns auf dem Segelboot war, sich zu uns gesellten. 

Ciryl, der sein Badehandtuch auch gerne als Rock trägt, ist wirklich ein komischer Kauz. Mit seinen 23 Jahren hat er schon 28 Länder bereist. Das ganze macht er allerdings im Schnelldurchlauf und bleibt in europäischen Ländern z.B. maximal 5 Tage. Von Deutschland hat er so nur München gesehen. Sein Ziel ist es, einen Eindruck von dem Land zu bekommen, um herauszufinden, ob es sich lohnt, wieder zu kommen. Ich habe ihm direkt gesagt, dass München Deutschland in keinster Weise wiederspiegelt und er auf jeden Fall nach Köln, Hamburg und Berlin reisen soll.

Als er uns seinen Reiseplan für Australien und Südostasien zeigte, dachte ich mir, dass mindestens ein Doktortitel erforderlich ist, um diesen zu Verstehen. Das Durcheinander erinnerte mich eher an ein Sternbild und mir kam unser Controlling Kurs  in den Sinn, in der Christoph Payam und ich in einer Grafik der letzten Vorlesung auch nicht mehr als „ja das könnte Sternzeichen Stier sein mit Löwe im Aszendenten“ erkennen konnten. Für alle, die ihn kennen: Cyril erinnerte mich sehr stark an einen gewissen T. Klein.

Obwohl er auf der einen Seite so aufgeschlossen ist, wirkt er auf der anderen Seite so verschüchtert und schaut sein Gegenüber immer mit leicht zur Seite geneigtem Kopf von unten an, wie ein unterwürfiger Hund. Als er abends zu uns ins Magnums Hostel zu Happy Hour kam, brachte er mir eine Karte von Kuala Lumpur mit und gab mir viele Tipps zu Malaysia, falls ich dort reisen sollte. 

Als wir unser Gepäck aus dem Luggage Room abholen mussten, machten wir uns keine Sorgen darüber, unsere Wertgegenstände bei Cyril zu lassen. Im Gegenteil machte er sich Sorgen, ob wir denn auch zurück zum Tisch kommen würden.

Zu einem anderen Zeitpunkt, als wir ihn fragten, ob er mit in die Küche zum Kochen kommen möchte, meinte er, dass er nicht weiß, was er sagen soll. Marion, als gute Erzieherin ermutigte ihn natürlich bei uns zu bleiben. So kochte sich Marion noch ein delikates Mikrowellen-Fertig-Pasta-Gericht, was unser guter Franzose niemals essen würde. Als sie danach immer noch Hunger hatte und sich auf dem Weg zum Greyhound Bus bei McDonalds mit Burger und Pommes versorgte, merkte Ciryl ganz erstaunt an, wie viel sie doch essen könne.

Eine andere Bekanntschaft des Abends war Dominic aus Jamaika, dessen Haut schwarz wie Kaffee war. Er setzte sich ungefragt zu uns an den Tisch und erzählte uns, dass er professionell Fußball bei Zürich spielen würde. Als ich dann mit der gewohnten Portion deutschem Misstrauen seinen Namen bei Google in meinem Handy eingeben wollte, mochte er seinen Nachnamen dann doch nicht verraten. Ertappt und erfolgreich abgeschüttelt. Er verließ sofort unseren Tisch.

Sonntag, 31.07.2011,

Backpackers 1770 in Agnes Water


Nach 10 Stunden Busfahrt an der Ostküste Australiens sind wir in Agnes Water angekommen. Die Stadt ist schön klein und relaxt, genau wie das Hostel. Um 14 Uhr geht es los auf eine Motorbiketour mit Harley Davidson-ähnlichen Maschinen. Yiehaaaa…

Born to be wiiiiiild! Heute sind wir wie Profibiker im Sonnenschein über die Straßen von Agnes Water und Town of 1770 gedüst. Ich hätte nie gedacht, dass mir Motorbike fahren so viel Spaß macht! 

Nachdem alle der ca. 30 Biker mit Lederjacke, Helm in Flammenoptik und einem Faketattoo auf dem Arm ausgestattet waren, mussten wir ein paar Proberunden auf dem Schotterplatz vor dem Scooteroo Office drehen. Nachdem alle mehr oder weniger stabil auf ihren Bikes saßen, fuhren wir in einer langen Reihe die Straße entlang. Mein Bike hatte anscheinend ein paar Runden zu viel gedreht und ging aus, als ich den ersten Berg hoch fahren wollte. Zum Glück war ein Ersatzbike im Begleitbulli, sodass ich direkt weiter fahren konnte. Und nun ein Tipp für alle, dessen erste Fahrt noch bevor steht: berührt niemals beim Absteigen und auch sonst zu keiner Zeit den Auspuff eines laufenden Motorbikes. Ich habe jetzt einen Scooteroo-Kiss, mit anderen Worten: eine riesige Brandblase an meinem Unterschenkel. Zum Glück tut die nicht weh. Aber eine Zierde kann ich sie nicht gerade nennen. 

Nun ja durch den ungeplanten Boxenstopp fiel ich in der Reihe ganz zurück. Zu meinem Ärgernis fuhr vor mir ein sehr ängstliches lahmes Mädel, das ab und an mit ihrem Gleichgewicht zu tun hatte. Beim nächsten Stopp fragte ich einen der Crew-Mitglieder wie es denn eigentlich mit dem Überholen aussieht und er meinte, ich könne ruhig vorbei ziehen. So fing ich an zaghaft mal 3, mal 4 der Biker zu überholen. Irgendwann fuhr das Crew-Mitglied an mir vorbei, machte eine Handbewegung, die ich als „Nun, komm schon hinter mir her“ interpretierte und wir zogen an allen vorbei bis ich schließlich ganz vorne mit fuhr und endlich auch mal Gas geben konnte. Im Vorbei Fahren hab ich noch schnell ein paar Bilder von Marion geschossen, die ganz entspannt auf ihrem Bike saß. Leider kann ich euch nicht sagen, wie schnell ich war, weil bei meinem (zweiten) Bike die Tachonadel fehlte….immerhin besser als ein kaputter Motor.

Nach zwei Stunden hielten wir am Hafen von 1770 an und schauten der Sonne zu, wie sie ins Wasser taucht. Dieser Ort ist einer der seltenen an der Ostküste, an dem man zusehen kann, wie die Sonne gleichzeitig über dem Land und über dem Wasser untergeht.

Zurück im Hostel haben wir uns beim Free BBQ den Bauch vollgeschlagen. Leider ist es hier nicht mehr so schön warm wie Cairns und ich war froh über meinen dicken Pulli und meine Jacke, als wir im draußen gelegenen TV Room James Bond schauten.

01.08.2011

1770 Backpackers, Town of 1770


Surfing Australia, juhu heute bin ich nicht nur auf einer Welle geritten. Heute Morgen wurden wir von strahlendem Sonnenschein aus den Federn geschmissen. Zum Frühstück gabs meine neue Lieblingsspeise: Joghurt mit New York Cheesecake Geschmack (und auch noch fettfrei, Mädels). Mhhh lecker! 

Dann gings zur Surfschule, angemeldet, Wetsuit geschnappt, losgelaufen, Board gegriffen und erst mal in eine große Runde am Strand gesetzt: Theorieunterreicht. 

Der war allerdings gar nicht langweilig, da unser Surflehrer wie eine Schildkröte auf dem Board lag und uns vorgemacht hat, wie man in Sekunden aufrecht auf das Brett springt.

Nach 20 Minuten wurden wir dann ins Wasser gelassen und durften erst mal eine Runde Salzwasser schlucken und uns ein paar blaue Flecken an den Knien holen. Das ist zumindest, was mir passierte. Für ca. 25 Leute gab es zwei Guides. Ich hielt mich nach meinen ersten misslungenen Versuchen in der Nähe des Surflehrers auf und als er mir sagte, wann ich Paddeln und wann ich Aufstehen muss, hat es sofort geklappt. Ich konnte zwar nicht in Sekundenschnelle auf das Brett springen, aber nachdem ich mich vorsichtig hochgehievt hatte, stand ich und konnte die Balance halten, bis ich am Strand ankam. Das war ein Supergefühl! Alle Snowboarder und Skifahrer können sich ungefähr vorstellen, wie es sich anfühlt. Nur, dass der Berg, also die Welle echt kurz ist und man ziemlich schnell wieder wie eine Schildkröte auf die offene See paddeln muss. Wenn keine Welle kommt, heißt es Lull, und alle Surfer sitzen auf ihrem Board und warten. Das passierte zwischenzeitlich auch. Aber mir reichten zu Anfang auch die kleinen Wellen. Später gings dann raus ins tiefere Wasser für die größeren Wellen. 

Dort waren auch die Surfer, die sich wahrscheinlich nicht mehr an ihre Zeit in der Surfschule erinnern können. Unter ihnen auch ein graumelierter Surfer, der sicher um die 50 Jahre alt war. Wie man es öfter bei „älteren Herren“ sieht, die einen Gehstock benutzen, hielt er ein Paddel in der Hand, mit dem er sich durch die Wellen manövrierte. Aber anders als beim Gehen sinkt mit dem Alter nicht unbedingt die Fähigkeit. 

Ich denke darüber nach, mir morgen wieder ein Board auszuleihen und weiter zu üben. Ich werde mal abwarten, wie sich meine Knie morgen anfühlen, die werden nämlich schon langsam blau und grün. 

Marion wird sich glaub ich kein Board ausleihen wollen. Sie war nach einer halben Stunde schon wieder an Land und hat sich lieber ohne Wetsuit gesonnt.
Nun ruft das Free BBQ und mein Bauch antwortet: „Ja, ich komme jetzt.“

 

02.08.2011, Dienstag

Couch im TV-Room im 1770 Backpackers Hostel, Town of 1770

Heute Abend ist es ganz gemütlich und unalkoholisch. Wir, das sind Laura und Frederik aus Deutschland, Kathrin aus Kanada und Marion und ich,  sitzen auf der Couch im TV Room des Hostels und gucken eine DVD. Heute hat keiner Lust auf Goon oder Bier, auch wenn eine Engländerin grad laut rumgebrüllt hat, dass es mal wieder Goon o’clock ist. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Wir gucken Kingdom. Einen Film mit zu viel Blut, zu vielen Maschinenpistolen und zu vielen Arabern, die alle gleich aussehen. Wenn die sich doch wenigstens Kopftücher in unterschiedlichen Farben aufsetzen könnten, damit man sie besser unterscheiden kann…

Der gestrige Abend war mehr als feucht fröhlich. Schon vor dem BBQ ging es mit den ersten Trinkspielen los. Irgendwas ist einem Kreis aus Karten, von dem jeder eine Ziehen muss und bei einer 4 müssen z.B. alle Frauen trinken (four = Hore), bei einer neun wird gereimt (nine = Busta Rhyme) und so weiter. Dann spielten wir Fuck off, dass irgendwie ziemlich ähnlich war. Es werden Karten gezogen, es wird getrunken. Wer so glücklich ist und die 10 zieht, darf sich eine Regel ausdenken, wie man muss immer Fuck sagen, bevor man trinkt oder man muss jeden Satz mit „In my pants“ beenden…“Fuck, in my pants“ gab es also ziemlich oft zu hören. Das deutsche Spiel „Meyer“ oder „Mäxchen“ versuchten wir am Schluss auch noch. Leider verstanden die Kanadier und Engländer nicht (mehr), dass man seine Würfel nur aufdecken muss, wenn man der Lüge bezichtigt wird oder 21 hat.

 Marion und ich hatten uns am Abend eine Kiste Goon gekauft und die Investition mit „Der reicht ja wohl für die nächsten Abende“ begründet. Wir stellten fest: wenn wir den Goon mit Himbeersaft mixen, ihn aus Tassen trinken und das bei einem Trinkspiel, dann hält er genau zwei Stunden. Das macht einen Liter Wein pro Stunden pro Person. Oder einfacher gesagt: um 22 Uhr fielen wir in eine Art von Schlaf, die einem Wachkoma sehr nahe kommt. 

Den heutigen Tag begannen wir dann erst gegen Mittag und schafften es nur den kurzen Weg zum Strand zu gehen, um uns dann wieder der waagerechten Position hinzugeben. Mein Hangover hielt sich noch in Grenzen. Marion konnte nur „ah“ „oh“ und „hm“ oder „Ich will ne Pommes. Ich will ne Pizza“ sagen. Kathrin hatte sich ein Surfboard ausgeliehen und sprang direkt in die Brandung. Leider waren die Wellen heute nicht besonders gut und so legte sie sich nach kurzer Zeit schon zu uns. Ich hab auf ein Board verzichtet, aus Liebe zu meinem Körper, bzw. meinen Knien, die vom gestrigen Surfkurs grün und blau sind, weil ich immer falsch – über die Knie – aufgestanden bin. Naja funktioniert hat es ja alle Mal.

Sportlich betätigt hab ich mich immerhin, indem ich heute eine Stunde Laufen war. Ich bin die eine Straße, die es gibt, 30 Minuten in hoch und 30 Minuten runter gelaufen. Unterwegs fuhr die heutige Reihe von Scooteroos an mir vorbei und ich wäre am liebsten aufgesprungen. Nicht, weil ich zu müde zum Laufen war, sondern, weil mir das Motorbike fahren ziemlich gut gefallen hat.

Nun sitzen wir mit dem üblichen BBQ im Magen auf dem Sofa und gehen gleich schlafen, da wir alle fünft morgen den Greyhound Bus um 6.30 Uhr nach Rainbow Beach nehmen. Juhu von dort aus geht es nach Fraser Island. Das Sandboarding, was wir für morgen geplant hatten, klappt leider nicht mehr, da er der Anbieter grad was Besseres zu tun hat.

04.08.2011, Donnerstag

7er- Dorm im Dingos Hostel

Sieben Mädels irren umher und versuchen eine „kleine“ Tasche zu packen für den Trip nach Fraser Island, auf den alle Dorm-Bewohner morgen früh starten. „Ist Schampoo nun erlaubt oder nicht“, „Es wird nur kalte Duschen geben“, „Nehmt ihr einen Pyjama mit oder schlaft ihr in euren Jeans?“  und „Oh Gott, 3 Tage nicht rasieren“ sind gerade die zentralen Themen. Ich packe direkt 3 Pullover ein, nicht weil ich sie jeden Tag wechseln will, sondern weil ich befürchte, dass es abends so kalt wird, dass ich wie eine Zwiebel mit sieben Schichten herumlaufen werde. Lagerfeuer sind leider verboten. Ich hoffe trotzdem, dass jemand eine Gitarre dabei hat und Lagerfeuerstimmung erzeugt.

Rainbow Beach, der Ort, von dem wir nach Fraser starten besteht eigentlich nur aus drei Hostels, einer Tanke, zwei Reisebüros, nem IGA Supermarkt und einer Handvoll Gaststätten. Es ist zwar so klein wie 1770, aber die Atmosphäre ist längst nicht so gemütlich. Unser Hostel, das Dingos, ist mir etwas zu groß und unfamiliär und die Backpacker sind ziemlich jung. Eigentlich wollten wir heute nach Fraser starten, aber als wir am Mittwoch ankamen und die Reise buchten, sagte uns Jenna aus der Peter Pan Travel Agency, dass das zu kurzfristig sei. Unsere Zeit verbrachten wir gestern mit einem kleinen Spaziergang zu einer großen Sanddüne, wo wir Sandboarden konnten. Im Prinzip sind wir mit Wellenbrettern, mit denen Christoph und ich früher in den Urlauben auf Tenneriffa, Mallorca etc. im Meer gespielt haben, eine Sanddüne runtergerutscht. Simpel aber gut. 

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir zurück zum Hostel. Nach einem Bier an unserer Bar sind Marion, Cathrin und ich rüber ins Frasers Hostel gegangen, wo Frederik und Laura wohnen. Wir fünf hatten in 1770 eine gute Zeit und waren ganz froh, zusammen reisen zu können. Im Frasers war Karaoke Night. Leider waren keine Asiaten unter den Gästen und so mussten die Barmitarbeiter die ganze Zeit singen. Irgendwann erbarmte sich ein Mädel und sang Valerie in Gedenken an Amy Winehouse, die ja vor knapp einer Woche verstorben ist und wie Kurt, Jimi, Janis und Co. in den Club 27 gehört. Später sang ein Engländer aus unserem Hostel, der mit seinen dünnen Storchenbeinen in einer schwarzen Röhrenjeans, gepaart mit blauen Keds, einem zu großen Holzfällerhemd, Brille und Buddy Holliday-Frisur den perfekten Nerd darstellt. Er entpuppte sich allerdings als Entertainer-Nerd und rockte „I’m a Believer“, sodass er das Publikum schnell auf seiner Seite hatte und sich den Free Drink am Ende seines Auftritts eindeutig verdient hatte. Als er fertig war, machte der Moderater noch einmal darauf aufmerksam, dass man keine Getränke mit nach vorne bringen darf und bitte nicht das Mikro umher schwingen soll…

Heute Morgen haben wir ausgeschlafen, gefrühstückt, uns in die Sonne gelegt und uns um 14 Uhr zum Briefing für Fraser Island bemüht. Nach der informativen DVD und dem allgemeinen Tam Tam gings direkt weiter auf den „Dolphin Sunset Cruise“. Wir fuhren zwei Stunden mit einem kleinen Bötchen raus auf die See, sahen allerdings weder Delphine, noch Krokodile oder andere spannende Tiere. Dafür tranken alle fleißig Goon und Bier, aßen Nachos und die Crew ermunterte jeden nach vorne zum Steuerrad zu kommen, sich mit Augenklappe, Säbel, Hut und Fake-Rum als Pirat zu verkleiden und davon ein Foto zu machen. Wir hatten eher mit einer gediegenen Bötchentour gerechnet, hatten nichts zu trinken dabei, waren auch eher unsozial motiviert und wurden wohl aus diesem Grund nicht zu einem Foto ermuntert. Das ist das Gute daran, wenn man mit jemandem reist, den man schon lange kennt. Man kann sich auch mal gepflegt eine Viertelstunde anschweigen, ohne das Gefühl unhöflich zu sein.

08.08.2011

Nomads Hostel, Noosa

Heute hatte ich eins der besten Mittagessen seit langem. Es gab Sushi!!! Hier in Australien kauft man übrigens nicht 8 verschiedene Sushi Stücke. Man kauft eine Rolle und die wird entweder aus der Hand gegessen oder in Stücke geschnitten. Cathrin hatte eine Inside out role mit frittierten Garnelen drin. Ich entschied mich für die mit Thunfisch, Lachs, Avocado und Karotte und wir teilten uns in Reisblätter gewickelten Salat mit Krabben. Der Verkäufer rechnete mir einen Dollar zu viel ab, den er mir jedoch zurück gab, als ich es bemerkte. Als ich grad im Coles meine Cola bezahlen wollte, gab mir die Verkäuferin ein Dollar zurück  und erklärte mir, dass dies eine Neuseeländische Münze ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Dollar von dem Sushi Verkäufer stammt. Cathrin meinte grade „Shit man, let’s go there tomorrow and pretend like we have guns under our t shirts and afraid him“. 

Cathrin stammt übrigens aus Quebeque in Kanada, spricht ein niedliches französisches Englisch und ist eine der lustigsten Personen, die ich auf der Reise kennen gelernt habe. Zum ertsen Mal haben wir sie in 1770 getroffen, dann in Rainbowbeach, auf Fraser Island und nun sind wir zusammen im Nomads Hostel in Noosa. Leider trennen sich unsere Wege morgen, da wir in den Australian Zoo fahren und sie drei Tage lang mit dem Kanu den Fluss unsicher macht.
Fraser Island war echt super. Es war schön mal wieder so viel Natur zu sehen nach all den Backpacker kneipen der vorherigen Tage. Am ersten Tag sind wir nach dem Free Pancake Breakfast in unserem Hostel recht früh gestartet. Wir waren zusammen mit acht weiteren Mädels in dem größten Jeep, der von unserem Tourguide Jake gefahren wurde. Ein echter Australier, der in Rainbowbeach geboren ist, 150 Nächte im Jahr auf Fraser Island im Zelt schläft und dem Aussehen nach zu urteilen auch nur 150 Mal im Jahr duscht. „Back to nature“ eben. Auf der Hinfahrt saßen Marion und ich auf den zwei Plätzen vorne und konnten Jake alles über die Insel fragen, was wir wissen wollten. An dem Tag gab es am Strand ziemlich viel zu sehen. Zu erst entdeckten wir eine Schildkröte, die angespült wurde und sich bemühte wieder ins Meer zu finden. Kurze Zeit später sahen wir ein Krokodilkadaver, der schon sehr lange im Meer gelegen haben muss. Man konnte nur noch an der Größe und den Stacheln auf dem Rücken erkennen, dass es sich um ein Krokodil handelt. Das Salzwasser hatte schon alle Farbe aus dem Körper gewaschen, der mittlerweile nur noch grau-weiß schimmerte. Die Gedärme kamen an der Seite schon aus der offenen Bauchhöhle raus und ein beißender Geruch von verwesendem Fleisch lag in der Luft. Es war wie bei einem Unfall. Es war zu ekelig, um hinzusehen, aber zu interessant, um wegzusehen. Als wir gerade wieder ein paar Kilometer durch den Sand geschaukelt sind, fuhren wir an einem Baumstamm vorbei, unter dem eine Seekuh lag. Leider erkannten wir die zu spät, sodass wir diesmal nicht anhielten. Dafür lag etwas weiter ein sun fish am Strand. Das ist der größte Fisch, den es im Ozean gibt und in der Tat sah er eher wie ein kleiner grauer Felsen aus, als wie ein Lebewesen. Jake sagte, dass er so einen Fisch bisher nur im Museum gesehen hat. Eine echte Rarität also. 

Bei jedem toten / halbtoten Tier, dass wir fanden, hielten alle unsere vier Jeeps an und nach Sekunden standen 30 Leute um die Kreatur herum und machten Bilder. Ich natürlich auch. Aber auf ein Foto von mir mit einer sterbenden Schildkröte konnte ich gut verzichten. 

Immerhin sahen wir lebendige, wohlernährte Dingos am Strand laufen, die neugierig an unserem Anhänger schnüffelten, in dem das Essen für die nächsten drei Tage verstaut war. Das gemeinsame Kochen hat mich, als Wirtschftspsychologin, sehr an eine Teambuilding Maßnahme oder an eine Gruppenübung in einem Assessment Center erinnert, in der sich schnell herausstellt, wer die Verantwortung übernimmt oder an sich reißt, wer das Team zusammen hält, wer das Team belustigt, wer die besten Ideen hat und wer einfach nur macht, was ihm aufgetragen wird. 

Die erste Rolle übernahm Ingrid, eine Holländerin, die ich in den ganzen drei Tagen kein Mal Lachen gesehen habe, die sich immer über irgendwen aufgeregt hat und sicher als erste von allen 30 Leuten morgens startklar im Jeep saß. Uns weckte sie am Morgen eine Stunde vor Abfahrt mit einem angestrengten „wakie wakie“, auf das wir nur mit einem stöhnenden „Jaaaa“ antworteten. Ingrid bewachte auch stets die vier von ihr mitgebrachten Rollen Klopapier, von denen wir uns bei jedem Klogang auf dem Campingplatz ein paar Blätter abreißen durften. 

Den Teamplayer übernahm Naomi, eine dreißig Jährige Grundschuhllehrerin aus England, die mich sehr an meine Cousine Nina erinnert hat. Sie begrüßte Jeden am Morgen mit einem ernst gemeint klingenden „Hi, how are you today“ und machte immer ein freundlicher Gesicht. Als einer der zwei schwulen Jungs aus unser Gruppe am zweiten Tag alle halbe Stunde den Kopf aus dem Autofenster steckte, weil er sich dank drei Liter Goon am Vorabend, ständig übergeben musste, umsorgte Naomi ihn. Sie überredete ihn wenigstens ein paar Chips zu essen und Wasser zu trinken, damit sein Körper Nährstoffe zurück bekommt. Wenn wir die Mahlzeiten zubereiteten, verteilte sie das Essen und stellte sicher, dass niemand zu kurz kommt.
Den Entertainer übernahm Karen, eine 28 jährige Lehrerin aus Irland. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass es immer gut ist, ein paar Iren in der Gruppe zu haben, da sie kein Blatt vor den Mund nehmen, die lustigsten Witze erzählen und die meisten Trinkspiele kennen. Karen war ihren eigenen Worten nach eine überzeugte „Glamperin“ und verband Glamour mit Camping, indem sie stets ihr kleines Make up Täschchen bei sich trug. Sie brachte uns auch „Fussy Duck“ bei, ein Trinkspiel bei dem in der Runde jeder nacheinander Fussy Duck sagt, bis einer mit „Duzzy“ antwortet. Dann geht es mit „Ducky Fuss“ weiter. Wenn ihr das mal ausprobiert, werdet ihr sehen, dass bei den Wortkombinationen schnell andere Sätze entstehen, die nicht unbedingt jugendfrei sind.

Gute Ideen hatte stets Niha, ein Californisches Mädel mit Wurzeln in Sri Lanka, mit einem Musik Produzent als Freund, der zwei Tage vor ihrem Geburtstag aus dem gemeinsamen Indien Urlaub abgereist ist, weswegen sie nun auch an seinem Geburtstag auf Reisen ist. 

Der Rest von uns hat sich damit begnügt, unterstützend Gemüse zu schnibbeln, das Geschirr zu holen oder abzuwaschen.

Wenn abends alle Fraser Gruppen zum Camping Platz zurück kamen, wuselten ungefähr 100 Personen zwischen Küche, Trailer, Zelten, Jeeps und Tischen hin und her. Nach dem Essen wurde dann der Goon ausgepackt und wer wollte konnte zum Strand runter gehen, wenn um 21.30 Uhr auf dem Camp Ground das Licht aus ging. Marion und Cathrin gingen am ersten Abend. Ich bevorzugte meine Isomatte und meine zwei Schlafsäcke (ich hatte gehört, dass es kalt sei auf Fraser und mir zu meinem eigenen noch einen weiteren Schlafsack geliehen). Im Nachhinein ärger ich mich, da der Sternenhimmel sehr schön gewesen sein muss. Man kann von diesem Fleck der Welt wunderbar die Milchstraße erkennen. 

Cathrin verlor in dieser Nacht ihr I Phone im Sand, was sie am nächsten Morgen gesucht aber nicht gefunden hat. Dafür wurde sie von einem Dingo entdeckt, der sie vom Strand bis zum Haus des Camping Chefs Larry verfolgt hat. Sie hat vor lauter Panik nicht die Regel befolgt den wilden Hund mit „Go Home, Dingo“ anzuschreien und keine Angst zu zeigen. Stattdessen lief sie vor ihm weg, was in ihm natürlich den Instinkt sie zu jagen ausgelöst hat. Mit der Grillzange, die sie auf dem Weg von irgendwo her gegriffen hatte, konnte sie sich auch nicht verteidigen und so war sie froh, als sie Larry in die Arme nahm, die Tür vor der Nase des knurrenden Dingos schloss und ihre Paniktränen trocknete. Zum Glück blieb dies der einzige Dingo Zwischenfall in den Tagen, die wir auf der Insel verbrachten.

Insgesamt lernten wir Fraser Island, abgesehen von den Abenden, als einen sehr ruhigen und beruhigenden Ort kennen. Am ersten Tag fuhren wir zu Lake Wobby, einem See, der zwischen einem Wald und einer riesigen Sanddüne liegt, von der aus sich einige ins Wasser rollten. 

Am zweiten Tag stiegen wir erst auf den Indian Head, einen riesigen orange-roten Felsvorsprung, der ins Meer rein ragt. Wir saßen dort und schauten aufs Meer raus. Einige hatten das Glück einen vorbei schwimmenden Wal springen zu sehen. 

Danach ging es zu den Champagne Pools, einem von der Natur gebauten Swimmingpool. Die Wellen schwappten über die ca 100 Meter vom Strand entfernten Felsen lagen und brachten immer wieder neues Wasser in den Pool. 

„Frisch geduscht“ ging es zum Schiffswrack, dass schon seit 1935 am Strand liegt und mit seiner orangen, rostigen Struktur einen hübschen Kontrast zum türkisblauen Wasser bildet, dass durch die Reste des Boots schwappt. Das Schiff war geschätzte 200 Meter lang und ist das meistfotographierte Wrack der Welt. Wir halfen natürlich diesen Rekord aufrecht zu halten.

Als viertes stand der Eli Creek auf unserem Programm. Das ist ein kleiner, von Bäumen gesäumter Bach, der aus dem Inselinneren ins Meer fließt. Durch das glasklare Wasser kann man wie bei einer Kneipkur für ein paar hundert Meter durchsteigen. Wenn man dabei Durst bekommt, kann man es auch trinken - Käsefußgeschmack inklusive. Die Bachwanderung erinnerte mich an einen Sommertag vor knapp zehn Jahren, an dem es in Tütingen wie in Strömen geregnet hat und Sabrina und ich im Badeanzug durch die Tütinger Beke in unserem Wald gewandert sind, der sich dank des vielen Regen in einen „reißenden Fluss“ verwandelt hat. 

Zuletzt fuhren wir zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir die Knif Sandblow, eine weitere riesige Sanddüne hätten sehen können, wenn nicht die mittlerweile zu hoch gewachsenen Bäume die Sicht versperrt hätten. Besser als die Düne hat mir die Fahrt dort hin gefallen, die über eine wirklich huckelige sandige schmale Straße ins Innere der Insel führte. Leider hatten einige der Jeep Fahrer Probleme mit dem Weg, sodass wir andauernd die Lichthupe sahen, die uns signalisierte, dass das letzte Auto in der Kolonne nicht mehr in Sichtweite ist. Da Jake keine Lust hatte andauernd anzuhalten endete unsere Fahrt deshalb schon an dem Lookout, statt an dem See, den wir erreicht hätten, wenn wir 30 weitere Minuten auf der Huckelpiste gefahren wären. 

Im Sand zu fahren ist ähnlich wie bei Glatteis und verschneiten Straßen. Auch wenn man das Lenkrad dreht, bewegen sich die Reifen nicht unbedingt mit gleichem Winkel in diese Richtung. Der Unterschied ist, dass man trotz Sand mit einem guten Tempo fahren kann. Die Passagiere im Jeep werden dann natürlich ordentlich durchgeschüttelt, was besonders schön ist, wenn man sich wie wir mit vier Personen seitlich sitzend eine Bank teilt. 

Ich bin ca. 20 Minuten zum Eli Creek gefahren. Die Strecke ging schön am Strand entlang und war nicht allzu schwierig. Allerdinsg musste ich mich weitaus mehr konzentrieren, als beim Fahren auf geteertem Untergrund. 

Marion hat sich das leere Auto geschnappt, als wir durch den Eli Creek gewandert sind. Jake ist vorgefahren und hat sie nach einiger Zeit am Strand in die Dünen abseits von der „Hauptstraße“ geführt. Ein Baum war ihr dabei leider etwas im Weg, sodass sie ihn mit dem Spiegel gestreift hat. Dabei ist das Glas rausgefallen, was Jake relativ entspannt hingenommen hat. Einen Tag später ist der Spiegel zerbrochen, als ein anderes Mädel am Steuer saß. Zum Glück war das eine all inclusive Tour, sodass niemand von uns für die Reparatur zahlen musste.


To be continued….