Montag, 24. Oktober 2011

Thailand's Islands: Full Moon Party auf Ko Tao, Rollercrash auf Ko Samui und Erholung auf Ko Tao












Ko Samui

10.10.2011, Montag – Bo Phut Village auf Ko Samui
Wiedersehen mit Anne und Eike aus Köln

Oh ist das schön! Nach drei Monaten eine der besten Freundinnen aus Köln wieder zu sehen und einfach drauf los zu quatschen. Ich muss mich nicht mehr vorstellen, muss nicht meine Reiseroute erklären und mir keine Reisestorrys von anderen anhören.
Dafür kann ich nach den Mitbewohnerinnen, der Familie, dem Job und nach News aus der Stadt Kölle fragen. Weil ich Anne schon seit drei Jahren kenne und wir die letzte Zeit in Köln quasi Nachbarn in der Südstadt waren. Das fühlt sich unheimlich gut an.
Eike, Annes Freund, freut sich mit uns und wir trinken erst mal ein Begrüßungsbier auf der Terrasse ihrer Wohnung und blicken aufs Meer, das nur etwa 10 Meter vor uns liegt.
Ich finde nur ein paar Meter weiter ein einfaches aber sauberes Zimmer im Khun Thai Guesthouse für ca. 9 € die Nacht und wir sind quasi wieder Nachbarn.

Wir wohnen im Bo Phut - Fishermans Village auf Ko Samui, einer Insel im Süden von Thailand. Das Klima ist angenehm warm und nicht so feucht-stickig wie in Kuala Lumpur. Das kleine Örtchen, das im Prinzip nur aus zwei Straßen besteht, hat einige niedliche Modeboutiquen, kleine verträumte Cafés, deren Besitzer in der Hängematte auf ihre Kundschaft warten und direkt am Strand gelegene Restaurants, in denen der gebratene Fisch besonders gut schmeckt, wenn man dabei die Füße in den Sand eingräbt.

Wir entschieden uns zum Dinner ins „Karma Sutra“ zu gehen, einem offen gehaltenen Restaurant, von dem man das Geschehen auf der Hauptstraße prächtig beobachten kann. Die Bambussessel sind mit grünen und lila Kissen ausgelegt. Das ist die Sorte von Sitzmöglichkeit, aus der man nicht so schnell wieder aufsteht, wenn man sich ein Mal reingesetzt hat.

Ich freute mich über eine riesige Schüssel frischen Salat, den ich im frittierten Malaysia so vermisst habe. Leider war ich kaum im Stande auch nur die Hälfte zu essen, da ich auf dem Weg zum Restaurant in einem Miniladen Haribos entdeckt hatte. Und da gab es sogar meine Lieblingssorte: Haribo Pfirsiche!! Nach dreimonatiger Abstinenz brauchte ich keine 10 Minuten, um die ganze Packung zu essen. Im Prinzip habe ich sie eher inhaliert.
Der Caipi schmeckte auch vorzüglich und wir genossen den Abend in vollen Zügen.

Abends in meiner Unterkunft traf ich Vanessa. Sie hatte, wie ich, ein kleines Zimmer gemietet und zwei Freundinnen aus ihrer Heimat besuchten sie auf ihrer Weltreise. Doch im Gegensatz zu mir hatte sie gar keine Freude daran, sie wieder zu sehen. „Sie verstehen mich gar nicht. Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich in den letzten Monaten erlebt habe“ sagte sie.

Da wurde mir bewusst, wie gut dieser Blog doch ist, um euch alle auf dem Laufenden zu halten. Wenn ich Anne von meinen Reiseerfahrungen berichte, kommentierte sie viel mit „achja, genau“ und kann gezielt Fragen zu einzelnen Erlebnissen stellen, weil sie ja quasi schon alles weiß. Das macht das Erzählen wirklich entspannt und sie meint, dass sie gar nicht das Gefühl hat, dass ich so weit weg bin.

11.10.2011, Dienstag – Bo Phut auf Ko Samui
Ahnungslos beim Frühstück, Rollertour No. 1 und eine skurrile russische Hochzeitsgesellschaft

Vanessa tat mir etwas leid und so lud ich sie ein, am nächsten Morgen mit uns frühstücken zu gehen. Nach dem Frühstück trennten wir uns wieder und als wir um die Ecke bogen, fingen Anne und Eike an zu lachen. „Jetzt können wir es dir ja sagen“ meinten sie und ich verstand erst mal gar nichts.
Sie klärten mich auf, dass sie Vanessa zwei Abende zu vor in ihrer Stammkneipe, dem Gecko’s, beobachtet hatten, wie diese sich mit 4 Jungs ordentlich die Kante gab. Zum Schluss blieb nur noch sie mit einem der Typen übrig. Dieser sagte bei einem Lied „oh, dieses Lied ist so schön, es ist mein Lieblingslied“ und Vanessa entgegnete ganz romantisch „ja, meins auch“ und dann fingen die zwei mitten im Lokal wie wild an zu knutschen und fummeln. Anne und Eike amüsierten sich köstlich, doch der Höhepunkt des Fremdschämens wurde erreicht, als die zwei sich an den Strand verzogen und auf einer beleuchteten Liegefläche fortführten, was sie begonnen hatten. Vanessa kam dann nach einer Viertelstunde total zerwuschelt  durch das Lokal zur Straße getorkelt. Der Typ war wohl wenigstens so schlau am Strand lang zu gehen.
Hahaha und grad beim Frühstück haben Vanessa, Anne und Eike so getan, als hätten sie sich noch nie zuvor gesehen.
Als Vanessa vorschlug am Abend was trinken zu gehen, meinte Eike der Schlawiner „Ja, wir können ja ins Gecko’s gehen. Kennste das?“ und lachte sich ins Fäustchen.

Anne und ich bummelten durch die Straßen von Bo Phut und ich kaufte mir ein leichtes weißes Strandkleid, das perfekt zu gebräunter Haut passt.
Eike holte indessen seinen Bruder Sören ab, der von der Nachbarinsel Ko Phangan geflüchtet war. Dort, wo in 2 Tagen die Fullmoonparty stattfindet, wird jeden Abend Pre-Party gefeiert und er meinte, er braucht etwas Erholung, um beim Full Moon fit zu sein.

Wir liehen uns zwei Roller aus und cruisten über die Insel. Zuerst gings zum Big Buddha, einer riesigen goldenen Statue, die man schon aus dem Flieger sieht. Dann fuhren wir durch Chaweng, den Hauptort von Ko Samui, und ich war froh, dass wir nicht dort gelandet waren.
Wie in Kuta auf Bali reihten sich Burger King, Mc Donalds, Starbucks etc. aneinander und es war sehr überlaufen touristisch. Diese Infrastruktur erfordert natürlich eine gewisse technische Versorgung…was in Form von hunderten von Strom- und Telefonkabeln gewährleistet wird, die von kleinen Holzmasten in der Luft gehalten werden. Diese schwarzen Kabelschleier sirren und sprühen ab und zu Funken. Ich glaube, jeder deutsche Ingenieur würde bei diesem Anblick die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Kein Wunder, dass hier ab und zu der Strom ausfällt.

Wir fuhren weiter gen Norden und machten an einem Aussichtspunkt auf einem Hügel halt, von dem man einen wunderbaren Blick aufs Meer hatte. In diesem Moment fing es an, aus den grauen Wolken in Strömen zu regnen und der Wind fegte durch den steinernen, pavilionähnlichen Unterstand. Wenn da mal nicht einige Stromkabel gerissen sind!
Immer mehr Rollerfahrer fanden Unterschlupf. Die vorbeifahrenden Autos hupten uns aus dem Trockenen vergnügt zu. Bei einem Jeep funktionierten die Scheibenwischer wohl nicht mehr. Stattdessen hatten sich zwei Männer einfach aufs Dach gelegt und wischten mit ihren Armen von rechts nach links über die Scheibe, während das Auto in gewohntem Tempo den Berg runter fuhr.
Dieser menschliche Scheibenwischer hat uns allen wirklich die Sprache verschlagen. „Wenn der Fahrer bremst, fliegen die garantiert vom Dach“, waren wir uns alle einig. Aber gut, hier in Südostasien sieht man einiges, von dem ein deutscher Verkehrspolizist nicht ein Mal träumen würde.

Eikes optimistische Einschätzung, dass es in 5 Minuten wieder aufhört zu regnen, bestätigte sich leider nicht. Nach 45 Minuten wurde uns wenigstens etwas zum Gucken geboten.
Zwei dicke weißen Karren hielten vor dem Pavillon und heraus kam eine russische oder polnisch vielleicht auch tschechische Hochzeitsgesellschaft. Die Braut war wirklich hübsch. Allerdings trug sie zu ihrem weißen Kleid silber glitzernde Plateau Schuhe.
Der Bräutigam hatte ein furchtbar blau-grün-braun gemustertes Hemd an, das man sonst nur in Karnevalstruhen aufbewahren würde. Er hatte sich das Halstuch ausgesucht, was am wenigsten zum Hemd passte. Es war hellblau-grau-gemustert. Beim Friseur war auch wohl lange nicht mehr und seine straßenköterblonden, strähnigen Haare konnten nur schlecht die ansetzende Halbglatze verdecken. Wenn man schon so aussieht, dann braucht man sich auch nicht mehr zu rasieren. Sein ebenfalls sraßenköter blonder Schnäuzer strahlte über seinen gelben Zähnen.
Wir vermuteten schon, dass es sich um eine Zwangseirat handelte. So einen Typen könnte man in Deutschland nicht auf den Markt bringen. Der würde wahrscheinlich in seinen Vierzigern nach Thailand kommen, um in Phuket als Sugar Daddy Karriere zu machen.

Der Brautvater hatte seinen stolzen Bauch in ein Hemd gezwängt. Dazu trug er kurze weiße Shorts und Gummischlappen.
Ein Mädel, die wir als Brautjungfer identifizierten, lief die ganze Zeit hektisch mit der Kamera um das Paar und versuchte ein ordentliches Foto von den beiden zu machen, auf dem man die Regenschirme, die von anderen skurril gekleideten Gästen, gehalten wurden, nicht sieht.
Sie trug ebenfalls ein weißes Kleid, das allerdings ziemlich eng und kurz war. Dazu mindestens zwei Nummern zu kleine weiße Sandalen, aus denen ihre weiß lackierten Zehen vorne rausrutschten.
Ihre Begleitung war ein großer dürrer Kerl, dessen Attraktivität auf dem gleichen Level wie die des Bräutigams einzuordnen war. Er hatte auch die verantwortungsvolle Aufgabe ab und zu ein paar Bilder zu schießen. Entweder hat ihm dies einen flauen Magen gemacht oder er hat das Hochzeitsessen nicht vertragen. Jedenfalls zeichnete sich in seiner weißen Stoffhose am Hinterteil ein rundlicher gelb-brauner Fleck ab.
Nachdem mehr oder weniger erfolgreich ein paar Fotos im Kasten waren, stieß die merkwürdige Gesellschaft mit Schampus an. Danach holte der Brautvater für jeden eine Banane aus einer Plastiktüte und wir konnten sie beim Sprechen mit Bananenmatschmund beobachten. Das war spannender als so manche Doku Soap.

Nach 1,5 Stunden Warterei hatte es immer noch nicht aufgehört zu regnen. Wir  beschlossen, die Rollertour abzubrechen und kamen kurze Zeit später klitschnass in Bo Phut an.

Abends gingen wir im Gecko’s essen und Eike bestand darauf, eine Runde Billiarde zu spielen. Oh man, dieses Spiel ist einfach nix für mich. Anne und ich waren ein Team und meine Hauptaufgabe war’s mal wieder „die Bälle zu sortieren“, bzw. das passierte, wenn ich versuchte, eine Kugel einzulochen. Sören hat fast genauso viel Talent wie ich und spielte ab und zu für unser Team. So schafften wir es tatsächlich auch mal eine Runde zu gewinnen. Danke Sören!

12.10.2011, Mittwoch – Khun Thai Guesthouse, Bo Phut auf Ko Samui
Rollertour, die zweite und Full Moon Party

Petrus war heute gut gelaunt und wir beschlossen unsere Rollertour fortzusetzen.
Zuerst gings zu einer etwas merkwürdigen Attraktion mit dem Namen „Oma und Opa Felsen“. Das ist eine Steinformation an den Klippen, von denen zwei Felsen wie das männliche und weibliche Geschlechtsteil aussehen, nur eben etwas ..ähm…verschrumpelt. Schon merkwürdig, woraus man Touristenattraktionen macht.

Jedenfalls war neben den Felsen ein süßes Café, das aus vielen kleinen Bambusplateaus bestand, die durch Treibholzzäune voneinander abgetrennt wurden. Es wedelten Lampingnons, Bojen und Segeltaue im Wind und wir machten es uns auf den Sitzkissen gemütlich. Der Besitzer schlief anscheinend in einem der Baumhäuschen und so mussten wir fast eine halbe Stunde warten, bis wir (die einzigen Gäste) etwas bestellen konnten. Zum Glück änderte er dann auch die Musik. Jack Johnson passt doch wesentlich besser zur Strandatmosphäre als heavy metal.

Wir fuhren weiter durch ein muslimisches Dorf, dessen Häuser so klein waren, dass man durch die offene Terrasse direkt ins Wohn- oder Schlafzimmer gucken konnte. Auf riesigen Tischen waren Bleche mit Fisch zum trocknen ausgelegt und am Dorfbrunnen musste sich eine Attraktion ereignet haben. Eine Horde von Kindern und Männern stand um den Brunnen herum und lugten mit ihren Köpfen hinein.
Zwei kleine Jungs spielten im Meer und sprangen abwechselnd von einem im Wasser stehenden Betonpfeiler. Es war schön, mal ein ganz ursprüngliches Dorfleben ohne Tourismus zu sehen, auch wenn wir uns etwas schlecht fühlten, weil wir wie mit einer Bimmelbahn im Zoo glotzend durch die Straßen fuhren. Ich selbst möchte nie das Gefühl haben, dass mir Touristen ins Wohnzimmer gucken.

.Zurück in Ko Samui sprangen wir kurz ins Meer oder besser gesagt, in die Badewanne.

Um 17 Uhr legte unser Speedboat nach Ko Phangan ab. Die Fahrt dauerte genau eine Bierlänge und als wir ankamen wurden wir direkt von den ersten Ständen mit Neonartikeln und Alkohol-Eimern begrüßt. Wir drehten erst mal eine Runde durch den Ort, um uns etwas Orientierung zu verschaffen, so lange das noch möglich war. Im Prinzip gab es nur Hostels, Supermärkte, Restaurants, Bars und Läden mit Neonartikeln. Ich war wieder einmal froh, dass wir nicht hier sondern in Bo Phut auf wohnten und nur zum Feiern rüber gekommen waren.

Wir schafften uns eine ordentliche Grundlage mit der schlechtesten Pizza, die ich je gegessen habe. Wären wir nicht so hungrig gewesen, wären wir auch sicher nicht in diesem Restaurant, das alles konnte, gelandet. Naja, ihren Zweck hat der zwiebackartige Teig mit Analogkäse und Formschinken wenigstens erfüllt.

Wir kauften uns Neon-Farbe in pink und gelb und malten fleißig drauf los. Als ich meine Hand, meinen Arm, mein Bein und meinen Fuß mit Kreisen, Blumen, Herzen usw. verziert hatte, merkte ich, dass es schwierig ist, sich zu bewegen, ohne das Kunstwerk zu zerstören. Das reichte also aus.
Eike ließ sich auch bereitwillig von Anne den Arm verschönern und ein kleiner Fisch strahlte auf seiner Haut. Das war vielleicht nicht gerade das männlichste Motiv aber besser als die Penisse, die sich einige Jungs auf ihre Oberschenkel malten, so als ob sie aus der Hose rausgucken.

Partyfertig gingen wir zum Same Same Hostel, in dem Sören mit ein paar deutschen Freunden, die in Bangkok studieren, bereits kräftig feierte. Einer davon hatte schon mit einem Eimerveräufer am Strand Freundschaft geschlossen und handelte uns gute Preise aus.
Das Gerede, dass die Barkeeper bei den Partys was in die Eimer mischen, kann ich nicht bekräftigen. In den Eimern sind kleine Glasfalschen mit dem jeweiligen Alkohol und Dosen mit den zugehörigen Softdrinks. Man kann dabei zugucken, wie sie alles öffnen und zusammenkippen. Und wenn man dann noch Angst vor dem Eis hat, kann man darauf ja auch verzichten.

Drogen wurden uns dafür am Strand angeboten. Aber das kommt ja sogar auf Kuta in Bali und auch auf den gängigen Festivals in Deutschland vor.
Es war schon richtig cool, mit tausenden von Leuten am Strand zu tanzen. Der Strand war mit Fackeln beleuchtet und von den Clubs dröhnte Musik aus den Lautsprechern. Die Songauswahl war leider größtenteils der gleiche Lady Gaga und Pitbull Mist, der mir schon in Australien aus den Ohren gelaufen ist.

Wir liefen etwas am Strand entlang, um uns die verschiedenen Locations anzugucken und da entdeckte ich Olli in der Menge. Olli und ich hatten uns ja auf Bali für die Full Moon Party verabredet aber danach keine Ahnung gehabt, wie wir uns hier treffen sollen.
Wie der Zufall es so wollte stand er nun mit einem Glitzerkrönchen in seinen Dreads und einer lachenden Fratze aus Neonfarben auf dem Bauch vor mir. Olli hatte schon einige Eimer Vorsprung und redete die ganze Zeit englisch, obwohl wir ja alle deutsch sprachen. Nach 5 Minuten wurde er von seiner schwedischen Begleitung weiter gezogen und wir kamen zu den Feuerkünstlern. Als wir nach der Party sprachen, konnte er sich an unsere Begegnung nicht mehr erinnern. Und das Foto, das ich von ihm geschossen habe, kommentierte er nur mit „wtf, das bin ich nicht!“.

Einige Leute jonglierten mit brennenden Speeren. Sie entpuppten sich auf den zweiten Blick allerdings als Amateure. Es schien so, als könne jeder, egal mit welcher Eimerbilanz, sich die brennenden Fackeln nehmen und seine artistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Fünf Minuten reichten aus, um zu beobachten, wie sich zwei Leute an Beinen und auf dem Rücken verbrannten.

Gleich nebenan war die Sleepingarea, wo sie sich dann anschließend von den Strapazen erholen können. Die Area ist im Prinzip eine echt gute Idee. Wenn man auf der Party vor „Müdigkeit“ nicht mehr stehen kann, kann man sich einfach in dieses eingezäunte und semibewachte Feld am Strand legen und hat gute Chancen nicht ausgeraubt zu werden.

Gegen 3 Uhr waren unsere Füße platt, die Eimer leer und unsere Augen hatten genug Schönes und Unschönes gesehen. Erstaunlicherweise musste sich niemand auf dem durch die Wellen brausenden Speedboat übergeben.

Nach 20 Minuten unter der Dusche war meine Haut wieder rosig braun. Das Stück Seife glänzte dafür pink-gelb-gefleckt.

13.10.2011, Donnerstag – Bo Phut, Ko Samui
Katerfrühstück, Gammeln am Strand und nervige Nasennebenhöhlen

Wie sich das für einen „gefühlten Sonntag“ gehört, schliefen wir lange, päppelten uns mit einer Vitaminbombe in Form von Müsli mit Früchten und Joghurt (zumindest für uns Mädels) wieder auf und legten uns danach an den Strand.
Am Strand werden neben Massagen, Sarongs und Kettchen überall Hähnchenspieße und gegrillte Maiskolben verkauft. Da kann man es keine Stunde aushalten, ohne sich etwas vom Grill zu holen.
Die Strandverkäufer sind oft so stark vor der Sonne geschützt, dass man nur noch Hände, Füße und ihr Gesicht sieht.

Am späten Nachmittag verabschiedete ich mich von Anne und Eike, die zurück ins kalte Deutschland mussten. Leider war meine Nebenhöhlenentzündung trotz

14.10.2011, Freitag – Khunthai Guesthouse, Bo Phut auf Ko Samui
Rollercrash – jetzt sehe ich aus, wie eine Mumie

Ich stehe mit einem blauen Kimono in meinem Zimmer, wenn ich mich hinsetze schmerzen meine Knie und auf den Ellenbogen kann ich mich erst recht nicht abstützen.
Die folgende Geschichte ist wahr. Auch wenn sie sich nicht wirklich glaubhaft anhört.

Ich habe mir heute morgen einen Roller geschnappt, um zum Krankenhaus zu fahren, wo ich einen Termin beim HNO-Arzt wegen der hartnäckigen Nasennebenhöhlenentzündung hatte. Das Roller fahren hat ja in den letzten Tagen immer super geklappt und diesmal hatte ich sogar einen Helm, der passt.
Ca. 300 Meter vor dem Krankenhaus war ein Stück der Fahrbahn nass. Ich sah, wie aus der linken Seitenstraße ein LKW kam. Er sah mich, bremste ab, gab wieder etwas Gas, bremste usw.
„Fährt der jetzt oder nicht“, dachte ich mir und bremste aus Reflex. Doch die Reifen fanden auf dem nassen Teer keinen Halt und der Roller rutschte zur Seite weg. Um den Sturz aufzufangen, nutzte ich meine beiden Knie, meinen rechten Ellenbogen, meine linke Hand und meinen rechten Fuß. Naja im Prinzip fiel ich längst auf den Asphalt.
Es ist wirklich faszinierend, dass man im ersten Moment des Schocks überhaupt nichts spürt. Erst als ich das Blut an meinen Beinen sah, wurde mir bewusst, dass ich mich ganz schön verletzt haben musste.
Der LKW fuhr weiter, nachdem der Fahrer gesehen hatte, dass ich noch stehen konnte. Na vielen Dank für die Hilfsbereitschaft.
Dafür standen gleich 10 andere Thailändische Männer um mich herum, die allerdings auch mehr guckten als handelten. Vielleicht konnten sie auch einfach kein Englisch und wussten nicht, was sie zu mir sagen sollten. Einer von ihnen gab mir eine Flasche Wasser und ich fing an mit Taschentüchern die Wunden zu säubern. Das war eher eine impulsartige Verzweiflungstat, die natürlich gar nichts gebracht hat.
Als mir das beim letzten Tempo klar wurde und ich 20 Meter entfernt eine Apotheke sah, hob ich meinen Roller auf, der an der rechten Seite nun ziemlich verschrammt war, und rollte auf das Schild mit dem grünen Kreuz zu.
Die beiden Apothekerinnen kümmerten sich rührend um mich. Sie setzen mich auf einen Stuhl und liefen zu sämtlichen Regalen, um Wunddesinfektionsmittel, Pflaster, Verbände etc. zu holen.
Alle anderen Kunden wurden ignoriert.
Puh, endlich kümmerte sich jemand um mich. Als ich merkte, wie das Jod in der aufgeschürften Haut brannte, die Verletzungen sah und realisierte, was geschehen war, wurde mir sofort schlecht. Ich musste mich auf die kühlen Bodenkacheln zwischen die Regale legen und tief durchatmen.
Als ich noch mal genauer hin schaute, wie viel Creme die Apothekerinnen mir auf die Knie schmierten und wie schief der Verband saß, wurde mir bewusst, dass da wohl doch richtige Profis ans Werk müssen. Und ich war ja eh auf dem Weg zum Krankenhaus und etwas zu früh dran.

Als ich dort ankam, meine Einladung zum HNO vorzeigte und sagte, dass sich aber erst jemand um meine Wunden kümmern muss, blickte die Rezeptionistin schief auf meine schiefen Verbände. Vielleicht sah sie sie nun gerade.
Dann wurde ich sogleich auf ein Bett gelegt, dass wie bei Grey’s Anatomy in der Danny Ducuette Memorial Clinic nur durch Vorhänge von den restlichen Betten abgetrennt war. Sogleich standen 6 Krankenschwestern und –pfleger um mich herum. 12 Hände schnitten mir die semiprofessionellen Verbände ab und es ertönten 6 „ahhh“ und „oooohhh“.
Die Fragen „Pain?“ und „Motorbike?“ konnte ich beide mit „yes“ beantworten.
Über meine Wunden wurde Literweise Desinfektionsmittel geschüttet. Während ein Pfleger mit einem in Jod getunkten Wattepad den Teer aus meinem Ellenbogen raus schrubbte, was schönen orangen Schaum auf meine Haut bildete, fühlte ich mich kurzzeitig wie ein dreckiges T-Shirt, aus dem man versucht einen hartnäckigen Fleck mit Bleiche raus zu waschen.
Allerdings hab ich, im Gegensatz zu einem Stück Stoff, Gefühle und mir liefen die Tränen rechts und links über die Wangen. Zum Glück gabs dann eine Spritze in den Ellenbogen, sodass ich nur noch wie ein T-Shirt – also gar nichts – fühlte.
Nach einer ewig dauernden Prozedur wurden mir dicke Verbände angelegt und ein Antibiotikum sollte helfen, eine Entzündung vorzubeugen.

Dann war ich auch passend zu meinem HNO Termin fertig. Dieser bestätigte mir mit einem Röntgenbild, dass ich noch immer eine kräftige Nasennebenhöhlenentzündung habe und packte gleich ein zweites Antibiotika und diverse andere Pillen auf die Medikamentenliste drauf. Außerdem verbot er mir Klimaanlagen, Ventilatoren, die direkt aufs Gesicht zielen und Schwimmen gehen Wie denn auch mit den Verbänden.

Als ich so verbunden und mit einem Kleid, das nun nur noch von hinten weiß und dafür von vorne braun war, vor dem verschrammten Roller stand, wurde mir bewusst, dass die Rollerrückgabe zu einem echten Problem werden könnte. Entweder muss ich alles eingestehen und für den Schaden haften oder ich muss versuchen mit einem guten Plan und schlechtem Gewissen ungeschoren davon zu kommen.
Ich hatte den Roller bei der Besitzerin meines Guest Houses gemietet, die mir nicht den vertrauenswürdigsten Eindruck machte. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass die Gute mich wahrscheinlich übers Ohr hauen würde. Wahrscheinlich würde sie mir eine saftige Rechnung ausstellen und am Ende nicht mal etwas reparieren lassen. Warum hatte ich mir den Vertrag nur nicht durchgelesen. Ich wusste nicht mal, wie hoch die Eigenbeteiligung war.
Darf man jemanden über’s Ohr hauen, nur weil man annimmt, dass die Person einen über’s Ohr hauen wird. Nein, darf man nicht, war ich mir mit mir selbst einig.
Aber andererseits konnte ich ein finanzielles Loch von ein paar Hundert Euro auch absolut nicht in meiner Reisekasse gebrauchen.
Warum musste ich an diesem Tag bloß alleine sein. Ich hatte niemanden, mit dem ich die Für und Wider diskutieren konnte. Also zu Hause bei Mama und Papa anrufen. „Ist schon besser, wenn man ehrlich ist“ war Papas Antwort (Das war kein „Du musst ehrlich sein.“) „Aber du, wenn sie dich übers Ohr hauen will, dann bist du ihr ganz alleine in Thailand natürlich ziemlich ausgeliefert“… Eben.
Ich überzeugte mein schlechtes Gewissen mit einem faulen Kompromiss und beschloss zu versuchen den Roller ganz normal zurück zu geben. Falls ihr etwas an der Maschine auffallen sollte, konnte ich immer noch alles zugeben.
Nun brauchte ich bloß eine Verkleidung, die lang genug war, um meine Verbände an Knien und Ellenbogen zu verdecken. Lange Hose und Pulli wecken bei 30 ° sicher Misstrauen. Ich brauchte irgendwas luftig leichtes.
Da schien mir der blaue Kimono im Supermarkt doch perfekt geeignet. Und 300 Baht (7 €) ist sicher günstiger als eine Rollerreparatur. Ich warf mir also den seidenen Sack über und humpelte zu meinem untreuen Pferdchen. Den kaputten, wackeligen Seitenspiegel klebte ich an der unauffälligsten Stelle mit Pflastertape fest. Da hatte sich der Apothekenbesuch ja doch noch gelohnt. 
Im Schneckentempo ging es dann zurück zum Guesthouse. „Oh, new dress!? Beautiful“ kommentierte die Vermieterin mein Auftreten, als ich ihr die Schlüssel überreichte. Die Frage „Everything ok with the motorbike?“ beantwortete ich nur mit einem gequetschten „mmhhh yes“ und verzog mich beschämt in mein Zimmer.
Vor dem Verleih hatten wir auch gar keine gemeinsame Begutachtung des Bikes gemacht, um festzuhalten, welche Kratzer schon bestehen. So vermutete ich, dass die Frau auch jetzt wahrscheinlich einfach vor ihrer ultraschnulzigen Thai-Doku-Soap sitzen bleiben würde, statt das Bike zu inspizieren.
Ich konnte es in meinem Zimmer nicht lang aushalten und lief zur Strandbar, wo ich mich in einen Liegestuhl legte, um zu lesen.
Als ich zurück ging, sah ich die Frau mit anderen Frauen auf der Straße quatschen. Sie lächelte mir zu und grüßte freundlich. Ich war verwundert, als ich sah, dass der Roller an eine andere Position geschoben wurde. Jemand musste ihn also schon wieder nach mir in der Hand gehabt haben. Wie sollte ich dieses Lächeln denn jetzt bitte deuten? War das ernst gemeint oder gar etwa ein Haha-dir-zieh-ich-das-Fell-über-die-Ohren-Lächeln?
Nein, ich hatte Gespenster gesehen. Die Kratzer und der geklebte Spiegel waren ihr anscheinend wirklich nicht aufgefallen und als gegen 22 Uhr das Licht an der Rezeption aus ging, konnte ich beruhigt aufatmen. Jetzt musste ich nicht mehr befürchten, dass sie an meiner Zimmertür klopft und eine Erklärung inklusive ein paar hundert Euro haben möchte.

Mit gemischten Gefühlen, die aus Erleichterung, Scham, Schmerzen der pochenden Wunden und Unfassbarkeit über den heuteigen Tag bestanden, ging ich schlafen und freute mich, im Morgengrauen diesen Ort verlassen zu können.

Ko Tao

15.10.2011, Samstag – Sai Thong Resort in Sai Nuang Beach auf Ko Tao
Ich, mein Buch und meine Hängematte in einem kleinen Paradies
Mensch, was war ich froh, als ich heut Morgen im Pick Up Bus zur Fähre meinen Kimono abstreifen konnte und nichts mehr verstecken musste. Nach knapp zwei Stunden kamen wir am Pier des Hauptortes Mae Haad auf Ko Tao an.
In dem Trubel wollte ich allerdings nicht bleiben. Ich brauchte Ruhe, um mich von den vergangenen Strapazen zu erholen. Nach harten Verhandlungen sah ich ein, dass mich das Taxi zum abgelegenen Sai Nuan Beach wohl wirklich 300 Bahnt (7 €) kosten würde. Der Taxifahrer begründete dies, indem er mir Fotos von einer steilen, sandig-felsigen Straße zeigte, die noch einige Nummern härter als die Wege auf Fraser Island in Australien aussah. Schöne Masche, dachte ich mir und lud mein Gepäck auf die Ladefläche des Pickups.

Nach 10 Minuten erkannte ich die Straße von dem Bild wieder und setzte mich lieber zu meinem Rucksack auf den Boden der Ladefläche. Einen Sturz von der wackeligen Sitzbank in den Staub konnte ich mir wirklich sparen.

Im Sai Thong Resort angekommen, wurde mir klar, dass sich die 300 Baht definitiv gelohnt hatten. Die Anlage, die aus kleinen einfachen Bambushütten am Strand bzw. am Hügel bestand, hatte quasi ihren kleinen Privatstrand, der für niemanden sonst erreichbar war. Überall waren Sitzkissen und Liegen ausgebreitet. Eine Holzschaukel baumelte an zwei Palmen befestigt im warmen Wind. Von ihr konnte man fast ins Meer springen. Vor der Rezeption war ein kleines Restaurant, das köstliche Thai-Gerichte anbot. Hier habe ich meine erste Tom Yum Suppe, ein süß-sauer-scharfes Nationalgericht mit Garnelen, gegessen.

Meine kleine Bambushütte bestand aus einem Doppelbett, über das ein riesiges Mosquitonetz gespannt war. Das Bad lag quasi im Freien und wurde nur durch das Abdach der Hütte und eine ca. 2,20 m hohe, mit bunt gemustertem Stoff bespannte Bambuswand vom Wald abgetrennt. Auch, wenn ich es mir mit Ameisen, Käfern und Geckos teilen musste, so versprühte die Dusche unter freiem Himmel doch ihren Charme.
Auf meiner Terrasse war eine orangene Hängematte gespannt und ein Muschel-Mobilé tanzte in der frischen Brise, die vom Meer rüber wehte.

Meine Nachbarn, René und Christina aus Dresden, die ihr Geld mit Online-Verkäufen über Ebay verdienen und in Deutschland gerne auf Goa Festivals gehen, erzählen mir, dass es im Wasser nur so von Fischen wimmelt. Sie verbringen den ganzen Tag mit Schnorcheln. Leider kann ich mich in meinem aktuellen Zustand nicht von der Artenvielfalt der Unterwasserwelt überzeugen. Das ist wirklich ein Ärger. Jetzt befinde ich mich im Tauchparadies Thailands und kann nicht ins Wasser. Ein weiterer Grund, warum ich nicht in die Hauptorte Mae Haad und Sairee wollte. Die ganzen famosen Tauchgeschichten möchte ich mir heute nicht anhören.

Stattdessen widme ich mich dem „Headhunter“, einem Buch von Joe Nesbo, das ich in dem chaotischen Bücherschrank im Restaurant gefunden hatte. So liege ich lesend den ganzen Tag in der Hängematte. Christina schenkt mir eine Packung Mückenspray. Im Gegensatz zu mir, werden die beiden selten gestochen und können nix mit ihren 4 aus Deutschland mitgebrachten Packungen anfangen.

Um 18 Uhr wird es dunkel. Dafür wird von 18 – 06 Uhr die Elektrizität in der Anlage angeschaltet, sodass ich in meinem Bett weiterlesen kann. Zur Abwechslung telefoniere ich mit Fritze und Anne. Dank der Auslands-SIM-Karte von True kosten mich Gespräche ins deutsche Festnetz nur 1 Baht pro Minute. Das heißt ich kann für 1,40€ eine Stunde lang telefonieren und Empfang habe ich sogar an diesem abgelegenen Traumstrand.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Malaysia



















So und an dieser Stelle ging mein Laptop kaputt…

Damit habe ich es geschafft, fast alle technischen Gegenstände, die ich bei mir führe, zu zerstören. Hier eine kurze Bilanz:
-       Handy: Display gebrochen – aber in Kuala Lumpur reparieren lassen
-       Ersatzhandy: Bier drüber gelaufen – nun leuchtet Taschenlampe permanent
-       Gerät für Online-Überweisung: Display gebrochen – aber Papa hat ein neues mitgebracht
-       Kamera: Bier drüber gelaufen: Auslöser funktioniert nicht mehr
-       Neue Kamera: hat nur leichte Kratzer beim Rollerunfall bekommen. Funktioniert noch 1a
-       Laptop: geht nicht mehr an – aber Daten in Kuala Lumpur gesichert
-       Externe Festplatte mit gesicherten Daten: funktioniert nicht – keine Ahnung wieso…

Juhu, mein USB Stick und mein I iPod leben noch. Ich bin mal gespannt wie lange.
Ich glaube seit dem ich in Australien auf Magnetic Island war, ist mein Magnetfeld gestört und ich sende negative Schwingungen auf elektronische Geräte.
Bestimmt hat sich auf Magnetic Island auch die Story von der TV-Show LOST ereignet. Naja, ich hab mit meiner Strahlung zum Glück noch kein Flugzeug zum Absturz gebracht.

Wie gut, dass ich so eine nette Familie habe, die mich trotz der vergangenen Ereignisse mit neuen Geräten versorgt. An dieser Stelle noch Mal Danke Mama für den Laptop und Papa für das Überweisungsgerät.

Gut, dann versuche ich mal zu rekonstruieren, was in den letzten drei Wochen passiert ist.



Kuala Lumpur

27.09.2011 Dienstag – Reggae Mansion Hostel in Kuala Lumpur
Ankunft in Kuala Lumpur, bestes Hostel ever, Höhenflug auf Menara KL Tower und Grenze des guten Geschmacks auf dem Bazar Baru Market

Kuala Lumpur heißt übersetzt dreckiger Fluss. Und das passt auch ganz gut als Name der Stadt. Hier ist wirklich alles sehr laut, die Luft wird nicht richtig klar vor lauter Abgase und es ist erdrückend heiß-feucht.
Dafür ist mein Hostel, die Reggae Mansion das absolute Backpacker Paradies. Das weiße Gebäude im Kolonialstil mit großer Fensterfront strahlt bei meiner abendlichen Ankunft in gelb-blauem Licht. Die Eingangshalle erinnert mit der elegant und ebenfalls in weiß gehaltenen Einrichtung eher an die eines 4 Sterne Hostels. Das Personal ist super freundlich und spricht perfekt Englisch.

Mein Rucksack wird mir in mein 10er Mädels Dorm nachgetragen. Im Dorm erwarten mich nicht die gewöhnlichen Hochbetten. Stattdessen sind in der linken Wand 10 Schlafkabinen eingelassen, die alle eine gemütliche mindestens 1,50 m breite Matratze und eine schöne weiche warme Bettdecke haben. Hinter dem Spiegel am Kopfende verbirgt sich ein kleiner Schrank und die Nachttischlampe taucht meine Höhle in ein warmes Licht. Wenn ich nicht gestört werden will, ziehe ich einfach meinen roten Vorhang zu und dann hör ich auch nix mehr von meinen Mitbewohnerinnen.
Die Badezimmer sind eins a sauber und groß mit warmen Duschen.
Beim Frühstück gibt es jeden Morgen Obst, Rührei, Toast, gebratenen Reis etc. – alles inklusive.
Und abends kann man an der Rooftop Bar einen Gin Tonic für ca. 2 Euro bekommen.
Nur das W-Lan funktioniert noch nicht so ganz. Allerdings ist das zu verzeihen, da die „Mansion“ erst vor 2 Monaten aufgemacht hat.
Das kommt euch zu Hause jetzt vielleicht etwas übertrieben enthusiastisch vor. Aber für einen Otto Normal Backpacker ist das schon wahrer Luxus!

Der Besitzer, ein ca. 30 Jahre alter, ziemlich exzentrischer Malaysier läuft bei den BBQ Abenden rastlos von Gast zu Gast, versucht ein Gespräch zu beginnen, bei dem man ihm nicht wirklich abnimmt, dass er wahres Interesse an den Gästen hat, da er mitten im Satz abbricht, um bei seinen Angestellten lauthals einen neuen Drink zu ordern. Er fährt angeblich Ferrari und betreibt das Hostel nur so zum Spaß. Wie auch immer. Ich glaube viele Backpacker sind ihm dafür dankbar.

An meinem ersten Tag in Kuala Lumpur bin ich erst mal in die Yo Lat Shopping Plaza, um mir eine neue Kamera zu kaufen. Statt einer fancy Canon PS 95 hab ich mich für eine einfache Fuji entschieden, die im Vergleich die besseren Bilder macht, nur die Hälfte kostet und laut Verkäuferin „sehr stabil“ ist. Das kommt mir mit meinen negativen Strahlungen sehr gelegen.

Da die Besucherplattform der Petronas Towers, des Wahrzeichens von Kuala Lumpur geschlossen sind, schoss ich die ersten Bilder vom Menara KL Tower, einen Fernsehturm, der in einem kleinen Urwald steht. Die erhoffte, verbesserte Orientierung aus der Vogelperspektive blieb leider aus. Hier gibt es wirklich kein System.
Ich glaube KL ist die Fußgängerunfreundlichste Stadt, die ich bisher gesehen habe. Auch bei Entfernungen, die auf der Karte echt kurz aussehen, kann man am besten eine Monorail oder Lightrail Bahn oder ein Taxi nehmen, um von A nach B zu kommen.

Interessanter als der Ausblick waren die Basejumper, die vom 421 m hohen Turm runter sprangen. Da hab ich gleich wieder Lust auf einen Fallschirmsprung bekommen. Leider braucht man mehr als einen Sprung in der Kartei, damit man vom Menara Tower jumpen kann.

Im Eintritt enthalten war ein kleiner angrenzender Zoo. Oh je, das war das schlimmste Tiergefängnis, was ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Die Affen wurden in erbärmlich kleinen und verdreckten Stallungen gehalten und die Scheiben der Terrarien, in denen Echsen und Krabbleviecher vor sich hin vegetierten, waren total verdreckt.
Ich überzeugte mich nur kurz davon, dass es die Schildkröte mit zwei Köpfen, die als Zooattraktion angepriesen wurde, wirklich gibt und dann verließ ich diesen traurigen Ort schnell wieder. Die ist bestimmt mutiert, von irgendwelchen chemischen Verbindungen, die entstehen, wenn man ein Terrarium über Jahre nicht sauber macht.

Das Skurilste an diesem Tag war allerdings der Bazar Baru Market. Dieser Markt fängt ganz harmlos mit Kleiderständen an. Wagt man sich weiter ins Innere, gelangt man zur Gemüse- und Obst Abteilung.
Ich war so ziemlich die einzige westliche Touristin auf dem Gelände und ich glaube die Verkäufer und einheimischen Besucher fanden mich genauso spannend wie ich ihre Ware. So wurde mir von überall ein „Hello, yes Miss“ zugerufen und ich zeigte mich an den Obstständen  von meiner freundlichsten und interessiertesten Seite. So hatte ich ein großes kostenloses Fruittasting und probierte mir neue Früchte, wie die Sour Mango, Jambu (ähnlich wie Apfel oder Birne), Rambutan (behaarte rote Version einer Litchi, die nach Melone und Gummibären schmeckt) und Langsat (kleine gelbe Beeren, von denen man die Schale abpellt und das Fruchtfleisch ist herrlich sauer-zitronig).
Als ob man langsam an neue Eindrücke herangeführt wird, kam ich am Schluss durch immer schmalere und dunklere Gänge zur Fleisch- und Gemüseabteilung. Was ich hier gesehen habe, hat mir endlich mal den lang erwarteten Kulturschock bescheret. Die Fische, die meistens noch auf den Tischen zappeln, werden vor den Augen der Besucher kleingehackt und ausgenommen. In einem etwa 2 qm großen, kaum merklich mit Wasser gefüllten Becken schwammen hunderte von Catfish übereinander her und japsten nach Luft. Als ich durch den schmalen, mit Fischwasser gefluteten Gang watete wünschte ich mir Gummistiefel statt Flip Flops an den Füßen.

Riesige gelb marinierte, rohe Hühner hingen neben getrockneten Kuhfüßen. Frisch und blutig waren die pelzig-grauen Kuhzungen, die mir ein Verkäufer direkt unter die Nase hielt. In einer großen Kiste lagen unzählige rohe, gerupfte und enthauptete Vögel. Oder waren es vielleicht Küken?

Das Highlight waren allerdings die teilweise noch frischen und flauschigen Kuhköpfe, die mit traurigem Blick auf den Verkaufsständen lagen. Diese wurden dann live mit einem Bunsenbrenner bearbeitet, so dass das Fell wegkohlte und alles schwarz verbrannte. Durch einen Prozess, den ich nicht gesehen habe, wir ihre Haut später wieder gelblich. Neben den Köpfen wurden auch ganze Kuhhäute mit dem Bunsenbrenner bearbeitet.
Der Verkäufer amüsierte mich köstlich über meinen angewiderten Blick. Ich glaube hier wäre jedes Pokerface an seine Grenzen gekommen.

An dieser Stelle möchte ich euch sagen, dass ihr froh sein könnt, dass ich keine Gerüche in diesen Blog reinstellen kann. Der Gestank von verbranntem Kuhfleisch ist nämlich bestialisch. Gemixt mit Tonnen von rohem Fisch ergibt das eine Note, die selbst meinem neugierigen Geist etwas zusetzte, sodass ich froh war, als ich am Ende angelangt war und das Tageslicht erblickte. Meine Nase nahm erfreut die Autoabgase auf und ich musste mich erst mal setzen. Puh mir wird jetzt sogar beim Schreiben wieder schlecht.

Danach ging es direkt zurück zum Hostel, wo ich mit einer Dusche die Abwässer des Marktes von meinen Beinen wusch, die dank der Flip Flops überall hin gespritzt waren.

Abends genoss ich mit Jannie, einer Dänin, Keala einer Amerikanerin und Hazel, einer Schottin Gin Tonic auf der Dachterrasse und freute mich nach den ganzen 23-jährigen allein reisenden Männern auf Bali endlich mal wieder einen Mädelsabend zu haben.


29.09.2011, Donnerstag – Reggae Mansion in Kuala Lumpur
270 Treppenstufen zum Batu Cave, Höhlenwanderung mit Fledermäusen, Essen mit einem Local und Fake-Shopping in China Town

Tief im inneren einer Höhle sieht man nichts als völlige Dunkelheit. Dafür hört man Tausende von Fledermäusen, die am Höhlenhimmel fliegen und riecht dessen Bioabfall, der nach altem Schweiß stinkt. Außerdem weiß man, dass Schaaren von Kakerlaken über den Boden laufen und riesige Spinnen nur Meter entfernt an den Höhlenwänden ihre Netze spinnen.
Zum Glück fing das Baby der indischen Familie, die Teil unserer Höhlenwanderungsgruppe war, sofort an zu weinen, sodass unsere Führerin uns das Zeichen gab, die Taschenlampen wieder anzustellen. Ich glaube, das Baby war nicht die einzige Person, der dieses Erlebnis unangenehm war.

Auch Jannie, Tobi, ein Deutscher aus unserem Hostel (der am liebsten Fotos von Leuten macht, die gerade ein Foto machen) und ich waren erleichtert, als wir weiter gingen und kurze Zeit später an eine Lichtung kamen, an der die Sonne durch ein Loch in der Höhlendecke hereinfiel und das Ganze noch geheimnisvoller wirken ließ.

Neben Kakerlaken und Spinnen gab es in der „Dark Cave“ genannten Höhle, in die wir ca. 500 Meter hinein und hinaus wanderten, ein Becken, in dem es von kleinen Käfern und Maden wimmelte, die sich über die Fledermausendprodukte hermachten. Dieses Guano genannte Becken kennen einige von euch vielleicht aus Filmen wie „Die Mumie“ oder „Indianer Jones“ und wissen, dass der ganze Körper in Windeseile mit Insekten bedeckt ist, wenn man ins Guano fällt. Zum Glück hatten wir keinen Scherzkeks in unserer Gruppe – keiner wurde geschupst – alle blieben verschont.

Merkwürdig ist, wie es im Inneren der Höhle windig sein kann. Dies erlebten wir an einer Stelle, an der die Zirkulation wohl durch die Höhlenarchitektur hervorgerufen wurde. Die kühle Brise war ganz angenehm. Aber noch besser war die frische Luft und das Tageslicht, das wir nach 45 Minuten wieder erblicken durften.

Im Prinzip hatten wir uns nur spontan zur Höhlenbesichtigung entschieden. Ursprünglich kamen wir wegen der 13 km vom Stadtzentrum entfernten, angrenzenden Batu Caves, einem Hindu Höhlentempel. Diesen erreicht man erst nach 270 bunten Treppenstufen, die von kleinen gerissenen Makaken Affen bewohnt werden. Der Tempel an sich war relativ enttäuschend und klein. Die vielen überladenen Souvenierstände rund um den Tempel zogen fast mehr Aufmerksamkeit auf sich.

Tobi hatte sich in der Höhle mit einem ca. 50 Jahre alten Malaysier angefreundet, der uns vorschlug in einem indischen Restaurant am Fuße der Treppen Mittag zu essen. Er bestellte und jeder bekam ein mit Bananenblatt ausgelegtes Tablett, auf dem Reis, Gemüse und scharfe Soße angerichtet war. Traditionell wird das alles mit den Händen vermischt und gegessen. Wir zogen aber doch Messer und Gabel vor. Als Dank für diese Erfahrung luden wir den Mann ein. Der schien irgendwie damit gerechnet zu haben, weshalb ich anfing zu glauben, dass dies seine Masche ist, um von Tourist ein günstiges Mittagessen zu bekommen. Tobi glaubte eher, dass der ältere Herr schwul ist und es auf ihn abgesehen hat. Schließlich hat er ihm ab und zu das Bein getätschelt und wollte seine Handynummer haben. Wir verabschiedeten uns recht schnell und werden die Wahrheit wohl nie herausfinden.

Auf der Pantalons Street in China Town erbeuteten Jannie und ich noch ein paar gut gefälschte Handtaschen und Sonnenbrillen bevor wir den Abend wieder auf der Dachterrasse ausklingen ließen.

Melaka

30.09.2011, Freitag – Backpackers Freak Hostel, Melaka
Wo bin ich? Malaysia, Holland, Portugal?

Ich stehe vor dem Stadthujs und wenn ich mich umdrehe blicke ich auf eine Windmühle. Rechts von mir steht die Porta de Santiago, durch die man auf einen Hügel steigen kann, auf dem sich die St. Pauls Church befindet. In der Ruine der Kirche stehen Grabsteine mit Inschriften wie „Hieronder leecht begraven…“.
Und trotzdem bin ich noch in Malaysia. Wie kann das sein?

Eine Tafel an der Kirche bringt Aufklärung.
Melaka, die ehemalige Hauptstadt von Malaysia wurde zuerst von den Portugiesen besetzt. Dann kamen die Holländer und anschließend die Briten. Die ersten zwei Nationen haben in der Kirche übrigens gebetet. Die Engländer haben sie nur als Waffenlager benutzt.

Der eine Nachmittag, den ich in Melaka verbrachte, gefiel mir richtig gut! Die kleine Stadt zwei Busstunden nordöstlich von Kuala Lumpur ist sehr aufgeräumt, bunt und versprüht einen multikulturellen Charme.
Auf der Jonker Street finde ich viele kleine Modeboutiquen und Kunstgalerien mit Name wie „Orang Utan House“. Es duftet nach frisch gebackenen Ananas und Durian-Törtchen und an jeder Ecke kann man Chicken Rice Balls, das stadttypische Hauptgericht Melakas essen.

Die wichtigen Sehenswürdigkeiten aller Religionen liegen dicht beisammen und wenn man vor dem Hindu Tempel steht, kann man gleichzeitig die Predigt aus der Moschee nebenan hören.

Im Vergleich zum immer grauen Kuala Lumpur scheint in Melaka die Sonne und ich habe das Gefühl, es ist der heißeste Tag, den ich bisher in Asien verbracht habe.


Mersing

01.10.2011 – Samstag, Omar’s Backpackers in Mersing
Es wimmelt von Bettwanzen und regnet in Strömen

Mein Hostelbesitzer in Melaka hatte mir ausdrücklich empfohlen den öffentlichen Bus zu nehmen, um zur zentralen Busstation zu kommen. Der kostet im Vergleich zum Taxi doch nur 1 Rinngit (0,23 €) statt 10. Dass man für 2,30 € in Deutschland nicht mal ins Taxi einsteigen kann, hab ich ihm besser nicht erzählt. „Der Bus sollte eigentlich alle 15 Minuten fahren. Aber geh mal lieber eine Stunde vorher hin, damit du ihn auch wirklich erwischt. Die Bushaltestelle ist da, wo ein Loch im Bürgersteig ist. Da stand früher mal das Haltestellenschild. Das wurde aber mal bei nem Sturm rausgerissen. Keine Sorge, das findest du schon. Stell dich einfach da hin, wo die anderen wartenden Leute stehen.“

Oh je. Das hört sich vielversprechend an. Und nur um 2 € zu sparen!? Naja, ich bin Backpacker, da muss ich das wohl mal ausprobieren.

Tatsächlich stand um 7 Uhr eine Frau mit orangener Plastiktüte in der Hand neben einem Loch im Bordstein. Ich vergewisserte mich nochmal, ob das wirklich die Bushaltestelle ist und stellte mich dann dazu. Busse fuhren vorbei. Doch keiner schien der richtige zu sein. Nach einer halben Stunde fing ich an meinen Hostelbesitzer mit seinem dummen Rat zu verfluchen und mich dazu, dafür, dass ich mich von ihm zu diesem Blödsinn überreden lassen habe.
Ich schnallte mir meinen Rucksack auf und war schon im Begriff in alter Pauschaltouristenmanier zum Holiday Inn gegenüber zu gehen, um mir ein Taxi zu ordern, als der Bus um die Ecke bog.
Für 23 Cent kann man natürlich nicht viel erwarten. So saß ich auf einer aufgeschlitzten Ledercouch und der Bus fuhr mit offener Tür und voll Speed erst mal auf eine Tankstelle. Tja, wenn kein Benzin im Tank ist, dann kommt keiner an. AArrrggg ich sah mich schon meinen Anschluss Bus verpassen. Doch wie eigentlich immer, wenn hier in Asien alle Standards der westlichen Kultur über den Haufen geworfen werden, geht trotzdem alles gut. Schließlich hatte mein Anschlussbus Verspätung, sodass ich mir noch entspannt ein Frühstück kaufen konnte.

Nach vier Stunden kamen wir in Mersing an. Ich musste noch auf Jannie warten, die mit dem Bus aus Kuala Lumpur ankam, der etwas länger braucht. Ich ging ins Büro der Fährgesellschaft, um in der Zwischenzeit schon mal unsere Tickets zu kaufen. Dort musste ich feststellen, dass die letzte Fähre in einer Stunde ablegt und wir sie auf keinen Fall zusammen nehmen können.
Wie ärgerlich! Ich hab doch nur 10 Tage für Malaysia Zeit und will die so gut es geht nutzen. Und dazu gehört keine Übernachtung im langweiligen Hafenort Mersing!
Aber ich bin ja kein Minuskumpel. Also schrieb ich Jannie ne SMS und lief mit meinem Backpack los, um uns eine Unterkunft zu organisieren.

Im Lonely Planet war Omar‘ Backpackers empfohlen. Als ich im Flur des leeren Hostels stand und laut „Hello“ rief, meldete sich eine Stimme aus der Dusche „One moment please“. Kurz darauf kam ein braungebrannter Bierbauch durch die Tür, unter dem ein roter Sarong spannte. Drauf saß ein kleines rundes Köpfen mit grauen nassen Haaren, der uns ein Doppelzimmer für n paar Ringgit vermietete.

Abends liefen Jannie und ich durch Mersing, wo es wirklich nix zu sehen und entdecken gibt. Wir aßen bei einem recht langweiligen Restaurant, quatschen mit ein paar Leuten im Hostel, die alle das gleiche Ziel wie wir hatten: ab nach Tioman, weg aus Mersing. Jannie und ich lagen schon um 21.30 Uhr im Bett und hörten, wie es langsam zu regnen begann.

Dieser Regen verwandelte sich in ein stürmendes Gewitter und als ich morgens um 5 wach wurde war ich es, die in der Hostelküche und im Flur alle Fenster schloss und uns vor einer kleinen Überschwemmung rettete. Omar schnarchte sicher tief und fest auf seinem Bierbauch. Hm können Männer mit kugelförmigen Bierbäuchen eigentlich auf dem Bauch schlafen? Oder kullern die weg?

Und ist es wirklich eine gute Idee bei Blitz, Donner und Starkregen mit der Fähre 3 Stunden über das Meer auf eine abgelegene Insel zu fahren, die z.B. nur einen einzigen Geldautomat hat?
Ich schaute mir mit meinem Schmartphone die Wettervorhersagen für Malaysia an, die fast einheitlich Unwetter im ganzen Land vorhersagten.

Jannie war mittlerweile auch aufgewacht und überbrachte mir eine weitere Schreckensnachricht: unser Bett ist voll mit Bedbugs!!! AAhrrg, das sind diese kleinen Käfer, die in der Matratze leben, nachts herauskommen, um dir üble Stiche auf der ganzen Haut zu hinterlassen. Zu allem Überfluss krabbeln sie auch in deine Kleider, legen dort Eier und bald hast du sie in all deinem Sachen.
Bedbugs sind die Käfer, vor denen man in Australien in so vielen Hostels gewarnt wird, die Marion und ich aber zum Glück nie gesehen haben.
Über sie gibt es unzählige Backpackermythen. Z.B., dass die Stiche erst nach einiger Zeit sichtbar werden.
Einige seine so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennt. Einige sind braun, oval, halb so groß wie dein kleiner Fingernagel und haben striche auf dem Rücken, wie ein Blatt.
Genau diese Sorte malte Jannie mir auf.
Na super, noch ein Problem mehr. Omar, die verwanzter Lausbub! Ich muss eine Mail an Lonely Planet schreiben, dass die dieses Hostel von der Liste nehmen!

Jannie kochte sich erst mal zwei Eier. Mit leerem Magen kann man nicht denken. Wir überlegten hin und her wo wir angesichts des Wetters hinfahren sollen. Nur weg aus dem Bettwanzenloch Mersing. Das war klar.

Letztendlich entschlossen wir uns bei unserem Plan zu bleiben, wickelten und verklebten meinen Backpack mit Plastiktüten und Packband, und stapften raus in den Regen.

Am Fähranleger trafen wir Fanny und Denice, zwei Mädels, die wir abends im Hostel kennen gelernt hatten. Die zwei haben die Bedbugs noch gestern Abend entdeckt, sind sofort ausgecheckt, haben im Regen sechs Hotels abgeklappert, um schließlich das letzte frei Bett in einem zu bekommen, in dem sie erneut von den Käfern begrüßt wurden. Das hat sich mal richtig gelohnt. Und dabei hatten sie vor einer Woche noch Bedbugs auf Lombok in Indonesien bekommen, die sie grad seit 2 Tagen wieder los waren.

Bestgelaunt warteten wir am Anleger und dachten uns: jetzt kanns eigentlich nur noch besser werden. Da fiel Jannie auf, dass sie ihr Handy in der Küche liegen gelassen hat. Sie rannte zurück, war mir aber auf dem Hinweg ohne Kontaktlinsen in den Augen regelrecht blind gefolgt und hatte sich den Weg nicht gemerkt. So verirrte sie sich, stolperte und kam nach viel zu langer Zeit mit aufgeschürftem Knie wieder bei der Fähre an, um festzustellen, dass die Fähre Verspätung hat und sie sich gar nicht so beeilen hätte müssen. Jetzt konnte es wirklich nur noch besser werden!

Insel Tioman

02.10.2011, Sonntag - Ella’s Place auf Tioman
Ankunft auf Tioman, Schnorcheln & Food Poisoning

Und das wurde es zum Glück auch.
Wir vier Mädels zogen alle nach Salang, einen etwas abgelegeneren und ruhigeren Strand der Insel.
In Ella’s Place fanden wir kleine Bungalows, die zwar etwas weit weg von der Strandmitte lagen, dafür aber sauber aussahen und Meerblick hatten.
Dort traf ich auch Ryan wieder, einen Kanadier, der im Bus von Melaka vor mir saß und schon einen Tag eher auf die Insel konnte. Er hatte zufälliger Weise Joel, einen Schweden wieder getroffen, mit dem er schon einige Tage auf den Perinthian Islands verbracht hatte. Klein ist die Backpacker Welt!

Jannie und ich liehen uns erst mal Schnorchel und Flossen aus und sprangen ins klare türkisblaue Wasser. Das Korallenriff begann schon ein paar Meter vom Strand entfernt und bevor wir losschwammen tummelten sich schon die ersten Fische an unseren Füßen.
Die Unterwasserwelt war wirklich prächtig und farbenfroh. Neben den üblichen Parrot fish, Trumpet fish und Moorish Idol sahen wir zwei Napoleon Wrasse. Das sind riesige graue Fische, die bis zu zwei Meter lang werden können und ein Horn auf dem Kopf haben, fast wie ein Nashorn. Ich schnorchelte direkt hinter einem her und beobachtete ihn beim Essen. Wenn er ein Stück von einer Koralle abbiss, konnte ich es unter Wasser sogar krachen hören.
Damit waren die Strapazen der letzten 24 Stunden dann zum Glück auch schnell vergessen.

Nachmittags setzten wir uns mit einer Flasche Weißwein aus dem Duty Free Bottle Shop auf unsere Terrasse und bräunten uns in der Sonne.
Diese Ruhe vermochte nur Esther zu stören. Esther war unsere holländische Nachbarin, ca. Anfang vierzig, die immer weite Leinenhosen und –shirts in Pastelltönen trug, jeden Tag im Wald Mangos sammeln ging und schon seit drei Wochen auf Tioman lebte. Das machte sie natürlich unglaublich erfahren und sie gab uns zahlreiche Tipps zur Insel.
Auch sonst wusste Esther einfach alles und gab uns so hilfreiche Tipps wie: „Wenn ihr das Licht anlasst und die Tür auf, dann kommen die Mosquitos rein.“ - Ach was! Danke für diese bahnbrechende Neuigkeit…

Abends aßen Jannie, Fanny, Denice, Ryan, Joel und ich in einem „Reggae Restaurant“ wo es frischen BBQ Tintenfisch und gegrillte Maiskolben gab. Ich mochte es im Vorfeld schon nicht so gerne, dass der Kellner uns den rohen Fisch vom BBQ Buffet mit seiner – wer weiß wie dreckigen – Hand zur Präsentation hin hielt. Und am Ende des Abends hatte ich ein schönes food poisoning.

Als wir mit unserer Truppe und noch drei Jungs, die Jannie im Internet Café getroffen hatte, am Strand saßen und Bier tranken, merkte ich, wie mein Magen mit dem Tintenfisch kämpfte und beschloss gegen halb eins nach Hause zu gehen.

Ich war schon fast auf dem Weg, als einer der Jungs hinter mir her kam und mich aufhielt. Er fragte mich, warum ich schon gehen will und wo ich hin muss.
Ich war etwas irritiert, da wir am Tisch kein Wort gewechselt hatten, sagte ihm aber trotzdem, dass es meinem Magen nicht gut geht, ich außerdem etwas erkältet bin und nun schlafen möchte.
„Ich bringe dich nach Hause, es ist zu gefährlich alleine zu gehen“ war seine Antwort.
„Moment mal, wie heißt du überhaupt, wo kommst du her und so weiter…?“ fragte ich ihn. Schließlich muss es nicht unbedingt sicherer sein mit einem quasi Fremden in die Dunkelheit zu spazieren, als alleine zu gehen.
Mit seiner Muschelkette und den langen Locken sah er zwar eher wie Howard Carpendale als wie ein Verbrecher aus. Aber man weiß ja nie.
Grecco erzählte mir, dass er schon seit zwei Wochen in Malaysia reist und mit dem Deutschen Tobi, der auch am Tisch saß und einen gut erzogenen Eindruck machte, in einer Unterkunft neben unserer wohnt.
Und dann erwähnte er, dass er Brasilianer ist und ich verstand die Welt wieder.
Ich musste laut lachen und erinnerte mich daran, wie mich Rodrigo mit seinem übertrieben ausgeprägten Beschützerinstinkt auf Bali von der Straße schob, wenn sich ein Motorroller näherte.
Ich klärte Grecco kurz darüber auf, warum ich so amüsiert war. Er sagte ganz selbstverständlich, dass man in seinem Land keine Frau im Dunkeln allein nach Hause gehen lässt und dass er sich immer wieder darüber wundert, wie unabhängig die europäischen Frauen sind.
Alles klar, jetzt konnten wir gehen.
Natürlich bestand er auch noch darauf, mir ein Medikament gegen Magenverstimmung zu geben. Und als ich auf der Folie „Immodium akut“ las, tat es mir schon leid, dass ich ihm im ersten Moment so misstraut hab. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass er einer dieser brasilianischen Beschützertypen ist.



03.10.2011, Montag, Ella’s Place auf Tioman
Tauchen bei Labas Island

Juhu, endlich wieder Tauchen!! Um 9 Uhr haben Denice, Fanny, Ryan und ich uns an dem Tauchshop getroffen. Nachdem wir alle mit BCD, weight belt, wetsuit usw. ausgestattet waren, fuhren wir mit einem kleinen Kahn zum Tauchboot, das etwas weiter draußen im Meer lag.
Damit gings dann aufs offene Meer nach Labas Island, einer kleinen felsigen Insel, die man wohl eher wegen dem Teil unter als wegen dem Teil über dem Wasser besucht.
Labas ist berühmt für viele Tunnel im Riff, sogenannte Dive Throughs. Die waren teilweise ganz schön eng und man musste gezielt atmen, damit man das gewünschte Maß an Auftrieb erreicht oder eben tief genug unten bleibt.
Die Fisch und Korallenwelt war nicht so beeindruckend. Aber ich musste mich eh so viel konzentrieren, dass ich den Fischen gar nicht so viel Aufmerksamkeit schenkte.
Wir blieben 57 Minuten unter Wasser. Das ist mein neuer Rekord. Allerdings hatte ich während des Safty Stopps auch nur noch 20 Bar Luft übrig und der Tauch Guide schaute innerhalb der 3 minütigen Pause immer mal wieder auf meine Luftdruckanzeige.
Schon beim Abtauchen merkte ich, dass ich Kopfschmerzen bekomme, wenn ich plötzlich tiefer gehe. Beim Auftauchen spürte ich dann einen heftigen Druck in der linken Stirn, gleich über der Nase. Ryan wies mich darauf hin, dass meine Nase leicht blutet und ich beschloss geschockt den zweiten Tauchgang ausfallen zu lassen.
Die Tauchfirma schien mir nicht sehr seriös, denn der Guide meinte, es liege sicher daran, dass meine Maske zu eng sei. Was für ein Idiot.
Da erwies sich Esther, unsere Nachbarin, die alles weiß, doch mal als ganz hilfreich. Schließlich erklärte sie mir, dass man dieses Ereignis Sinus Squeze nennt. Das passiert, wenn man erkältet taucht. Dann kann der Druckausgleich nicht vernünftig stattfinden und es bildet sich eine Blockade, die mir die Kopfschmerzen und das Nasenbluten beschert hat. Na das hätten die Leute von der Tauchgesellschaft mir eigentlich auch erklären müssen können. Immerhin musste ich nur den einen Tauchgang bezahlen.
Also liebe Leute: geht niemals mit einer Erkältung tauchen!
Den Rest des Nachmittags legte ich mich aufs Bett und las im Lonely Planet, was mich in Thailand schönes erwartet.
Jannie und ich übten uns außerdem in Bed Bug Bekämpfung und packten unsere gesamten Klamotten, Schlafsack und den großen Backpack in schwarze Plastikbeutel, die wir in die Sonne legten. Burn Bed Bug, Burn!
Abends gingen wir essen und ich verabschiedete mich von Fanny, Denice und Ryan, die weiter nach Melaka bzw. Singapur zogen.


04.10.2011, Dienstag – Ella’s Place, Tioman
Trekking zur Monkey Bay, Regen

Über Nacht waren die Kopfschmerzen zum Glück verschwunden und so machten Jannie und ich uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Monkey Bay, einer kleinen Bucht, die man nur erreicht, in dem man den Berg überquert. Der Weg schien recht einfach. Die Anweisung hieß: „Folgt einfach den Stromkabeln.“
Es ging schon nach ein paar Metern richtig steil hoch und wir wurden von Mosquitos umzingelt. Rechts von uns lief ein bestimmt 1,50 m langer Waran durchs Gebüsch und in den Bäumen raschelte es, was wahrscheinlich die Affen waren, die wir jedoch nicht zu Gesicht bekamen.
Gerade, als wir auf der Hälfte der Strecke, verdunkelte sich der Himmel und es wurde richtig windig. Wir entschieden uns trotzdem weiter zu gehen und hofften auf eine Hütte in der Monkey Bay, die uns Unterschlupf gewährt, falls es anfängt zu stürmen. Zum Glück blieben wir dieses Mal vom Regen verschont.
Am Strand angekommen waren wir beide ganz schön k.o. und ruhten uns auf einem Baumstamm aus. In der Bucht trafen wir Lisa, eine Kölnerin, die ebenfalls von Salang rüber gelaufen war. Sie trug einen Wanderstock bei sich, den ihr auf dem Weg ein Einheimischer in die Hand gedrückt hatte.
Auf dem Rückweg fanden wir heraus, dass wir die gleichen Kölner Clubs mögen und ich vermisste die Partys mit den Kölner Mädels.
Lisa war in den letzten Tagen mit einer Engländerin gereist und hatte sich den übelsten hochgestochensten Cockney Akzent antrainiert, den ich jemals gehört habe.
Ich mein, es ist ja schön und gut, wenn man „the“ statt „se“ sagen kann und eben nicht mehr raus hört, wenn jemand aus Deutschland kommt. Aber man muss sich ja nicht gleich als Engländer tarnen.

Als wir wieder in Salang ankamen, legten wir unsere müden Beine hoch und relaxten lesend auf dem Bett, während es draußen anfing in Strömen zu regnen.
Abends waren Jannie, Lisa und ich wieder im Reggae Restaurant und ich bestellte mir eine Fish Suppe, die leider nicht wirklich frisch war.
Der einzige Grund, warum wir wieder dorthin gekommen sind, war ein PC mit kostenlosem Internet. Generell waren die Kommunikationsmöglichkeiten auf der Insel nämlich wirklich beschränkt.


Kuala Lumpur

05.10.2011, Mittwoch, Reggae Mansion, Kuala Lumpur
Schnorcheln und Rückkehr nach KL

Jannie ist heute Morgen schon um 7 Uhr mit der ersten Fähre gefahren, um ihren Weg nach Singapur und von dort aus weiter nach Borneo zu finden.
Ich bestellte mir Frühstück in unserer Unterkunft und kam mit Thomás ins Gespräch. Der Franzose war gestern auf Tioman angekommen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wo er vorher gewesen ist. Auf jeden Fall war seine Jeans so dreckig, braun grün, dass ich die sogar aus 1,5 m Entfernung riechen konnte. Dieser Mann brauchte dringend eine Dusche. So fragte ich ihn, ob er Lust hat mich beim Schnorcheln zu  begleiten.
Dieses Mal wollte ich am rechten Buchtabschnitt ins Wasser steigen. Schließlich hatten Jannie, Ryan und Joel dort beim Schnorcheln Haie und Schildkröten gesehen.
Wir mussten uns ganz schön anstrengen, um weit hinaus zu schwimmen, da die Strömung richtig stark war.
Leider schien es so, als seien die interessanten „Fische“ früh morgens um 9 Uhr noch nicht auf den Flossen. So mussten wir uns mit den üblichen Unterwasserkameraden zufrieden geben und nach knapp einer Stunde gings zurück ans Festland.
Daraufhin packte ich meinen Rucksack und nahm die Mittagsfähre nach Mersing.
Von dort aus fuhr der Express Bus 5 ½ Stunden nach Kuala Lumpur. Ich nahm vorsichtshalber meinen Schlafsack mit in den Bus. Die Klimaanlage ist nämlich oft auf Nordpol eingestellt.
Als ich mich zudeckte, fand ich doch tatsächlich noch eine Bed Bug auf meinem Schlafsack. So ein Mist, die haben wir wohl doch nicht ausgemerzt.
Stiche hatte ich übrigens nur ein paar auf dem Rücken. Die arme Jannie hatte es leider schlimmer getroffen und sie hat sich dazu auch viele Gedanken um die Viecher gemacht und Horror Storries gegoogelt.
Ich bin sie dann übrigens mit einer heißen Wäsche und 45 Minuten Hitzekur im Trockner alle losgeworden.

Im Bus traf ich ein Pärchen, das wir schon in Mersing in Omars Bed Bug Falle getroffen hatten. Sie hatten auch welche abbekommen, konnten sie aber während ihrer Zeit auf Tioman bekämpfen.

Ich war überaus froh, als ich um 00.30 Uhr nachts in Kuala Lumpur in der Reggae Mansion ankam und nach einer heißen Dusche in meine saubere Schlafkoje steigen konnte. Das Pärchen,  was übrigens aus einer Französin und einem Engländer bestand, kam mit in die Reggae Mansion, nachdem ich ihnen von diesem Backpacker Glück vorgeschwärmt hatte.


06.10.2011, Donnerstag – Reggae Mansion in Kuala Lumpur
Buhuuu … Nasennebenhöhlenentzündung

Als ich heute Morgen aufwachte, spürte ich wieder diesen Druck in der Stirn und einen entsetzlichen Schmerz in der linken Wange. Aua, sowas hab ich noch nie erlebt. Besonders, wenn ich mich bücke, scheint meine linke Gesichtshälfte zu explodieren.
Ich googelte los und fand einen Taucharzt, den ich sofort aufsuchte. Ich erzählte ihm von dem Sinus Squeeze und er gratulierte mir zu einer Nasennebenhöhlenentzündung. Jippie. Antibiotika, Antihistamin und Schmerzmittel sollen es wohl richten.

Im Hostel hab ich mich dann mit Süßigkeiten eingedeckt, ins Kino zurück gezogen, Little Fockers geguckt und den halben Nachmittag / frühen Abend verpennt. Im Schlafanzug ging ich zur Rezeption, um meinen Aufenthalt zu verlängern. Meinen ursprünglichen Plan in die Cameron Highlands zum Wandern zu fahren, warf ich über Board und beschloss stattdessen bis zu meinem Flug nach Thailand in vier Tagen, mich in der „Mansion“ auszukurieren.

Dort traf ich eher zufällig Denice, Steffi und auch Lisa, die ich ja alle auf Tioman kennen gelernt habe. Antibiotika hin oder her – ein Gin Tonic auf der Dachterrasse kann ja nicht schaden.

Es gibt eindeutig zu viele Reggae Hostels rund um China Town in Kuala Lumpur. Denice und Fanny hatte ich nämlich auch von der Reggae Mansion vorgeschwärmt. Aber sie haben in Chinatown nur die Reggae Bar gefunden und sind ins Guesthouse gegenüber gezogen, das kein Tatam wie die Mansion bietet.


07.10.2011, Freitag – Reggae Mansion, Kuala Lumpur
Sightseeing mit Denice: Pudu Street Market, National Museum, National Moschee und Besuch von Joel im Hostel

Fanny flog in der Nacht schon zurück nach Deutschland. Denice hatte noch einen Tag und so fuhren wir am Vormittag zum Pudu Streetmarket, der ähnlich wie der Baza Baru Market die kuriosesten Lebensmittel anbietet. Diese sind dann entweder noch lebendig, werden grade einen Kopf kürzer gemacht oder sind schon tot.
Die Asiaten haben wirklich eine ganz andere Einstellung zu Lebensmitteln. Ich glaube in Deutschland werde ich mich zukünftig kaum mehr vor Lebensmitteln ekeln.

Im National Museum erkundeten wir die Geschichte Malaysias von früher bis heute. „Früher“ fing allerdings wirklich bei null an und es wurde sogar dargestellt, wie sich die architektonischen Platten im Laufe der Zeit verschoben, sodass unsere Kontinente entstanden. In den drei anderen Hallen wurde es zum Glück interessanter. Und in der letzten Präsentation, die Malaysia heute zeigt, wurden die Ambitionen des Landes deutlich, die Industrie aufzubauen und ein weiterer asiatischer Technikgigant zu werden.

Es ist schon beeindruckend, wie unterschiedlich sich Singapur und Malaysia entwickelt haben, wo sie doch früher zu einem Land gehörten. Singapur, das 1961, nur 4 Jahre eher als Malaysia, die Unabhängigkeit erlangte, ist weitaus fortschrittlicher als sein Nachbarstaat. Dafür fühlt es sich nicht wie Asien an.

Passender Weise fing es gerade an zu regnen, als wir das Museum verließen. Da blieb uns nichts anderes übrig, als erst mal die Museums Fressmeile abzugrasen. Denice hatte nicht mehr viel Zeit, da sie um 17 Uhr zum Flieger wollte. So rutschten wir über unsere Flip Flops durch den Lake Garden Park und fanden nach einigen Irrwegen die National Moschee.

Natürlich darf man die nur angemessen gekleidet betreten. Wir wurden daher in zwei alt lila farbene wunderhübsche Burkas gesteckt und mit einem Kopftuch im passenden Beerenton verschleiert.
Ich hätte nie gedacht, dass Burkas so bequem sind. Der leichte Stoff passt sich wiegend dem Gang an, sodass es nicht zu warm wird. Und der sackartige Schnitt zeigt wirklich gar keine Konturen. Also, falls ihr mal ein paar überflüssige Pfunde oder eine ungewollte Schwangerschaft verstecken wollt, tretet einfach dem Islam bei und tragt Burka. Dann merkt keiner was.

Ich verabschiedete Denise und legte mich im Hostel etwas aufs Ohr, bis um 20 Uhr Joel zum BBQ vorbei kam. Er wohnte auch irgendwo in China Town und wollte am liebsten umziehen, als er die Mansion sah. Wäre da nicht das Problem mit seiner Kreditkarte. Die hat nämlich einen Riss direkt auf dem Magnetstreifen und er hat sich eine neue bestellt, die eben an die Hosteladresse geliefert wird… bad luck.

Beim BBQ gab es ein großes Salatbuffet und ich freute mich wie ein Schneekönig! Endlich mal wieder Grünzeug. Ich verstehe wirklich nicht, wieso die Asiaten alles frittieren müssen. Sogar Sushi gibt es hier „deep fried“.
Wir genossen ein kühles Bier und quatschten mit dem französisch-englischen Pärchen, das ebenfalls auf Tioman war. Irgendwann drehte sich unser Gespräch nur noch ums Tauchen und der Engländer erzählte mit funkelnden Augen, von seinen letzten Erlebnissen. Seine Freundin, die das Schnorcheln vorzieht, saß nur stumm dabei.
Ich erinnerte mich an einen furchtbar langweiligen Abend in Köln, den ich nur mit Medizinstudenten verbracht habe, die kein anderes Thema als ihr Studium hatten und gar nicht merkten, wie sie so andere von der Kommunikation völlig abschotteten. So sollte sich das Mädel nicht fühlen und wir wechselten das Thema.

08. – 09.10.2011, Reggae Mansion, Kuala Lumpur
Relaxen im Hostel und was von den Sehenswürdigkeiten in KL noch übrig blieb

Ich musste mich endlich mal um meinen Laptop kümmern. So ging in die Yo Lot Shopping Plaza, wo ich mir ja auch schon erfolgreich eine neue Kamera gekauft hatte. Auf der Etage für Laptops fand sich gleich am ersten Stand ein Verkäufer, der bereit war für 25 € alle Daten zu sichern. Die externe Festplatte gibt’s inklusive. Eine Reparatur würde sich nach seiner Meinung nicht lohnen. Für den gleichen Preis können ich einen neuen kaufen…hm ob das stimmte oder er ein gutes Geschäft witterte, weiß ich nicht. Ich hab auf jeden Fall nix gekauft.

Irgendwie machten mich die Medikamente ganz schön müde. Also fuhr ich zurück zum Hostel und wollte mir so einen mega leckeren BK Sunday Choclate Oreo holen, wie ich ihn in Singapur entdeckt hab. Den gabs in Malaysia leider nicht. So ein Mist. Also ging ich gegenüber zu Mc D. Dort wurde ich ebenfalls enttäuscht. Die Mc Flurry Maschine funktionierte nicht. Naja da musste ich kombinieren, hab mi im Burger King ein Sunday Choclate Eis geholt, mit dem ich dann zu Mc Donalds gegangen bin. Nachfragen kann man ja mal. Und die haben mir tatsächlich Oreo drüber gemacht. Was für ein Service.
Im Hostel hab ich wieder den Nachmittag geschlafen und abends kam Joel wiedermal zu BBQ vorbei, was wir mit dem deutschen Pärchen Christoph und Merle aus Hamburg aßen. Endlich hab ich mal Norddeutsche getroffen. Ich hatte schon den Eindruck, dass nur die Süddeutschen reisen.

Der nächste Tag war mein letzte in KL, also wollte ich noch etwas erleben. Ich traf mich nach dem Frühstück mit Joel in Chinatown. Joel hatte gar keinen Plan für den Tag und stimmte zu, als ich ihm sagte, dass ich in den Lake Garden zum Butterfly House und Bird Park möchte.
Seine Begeisterung für die Schmetterlinge konnte man ihm förmlich ansehen und er beteuerte immer wieder, dass er sich das nur an tut, weil er sonst wieder ziellos durch KL laufen würde. Haha, mir hats dafür ganz gut gefallen. In Deutschland sieht man ja kaum noch Schmetterlinge im Sommer fliegen.

Im Birdpark liefen und flogen viele exotische Vögel frei herum. Allerdings waren auch einige eingesperrt und sahen nicht sehr gesund aus. Es war ganz nett durch die beiden Anlagen zu spazieren. Aber wahrscheinlich kann man sein Geld in KL besser in gefakte Ray Ben Sonnenbrillen investieren.

Ich hatte Joel von dem Bazar Baru Market und den Kuhhäuten, die dort verbrannt werden erzählt und merkte, wie sein Interesse stieg. Also nahmen wir uns ein Taxi, um nicht mehr in der Hitze durch das undurchsichtige Verkehrsnetz von KL zu laufen.

Beim zweiten Mal haben mich die ganzen halblebendigen Fische, Vögel, Kuhteile etc. nicht mehr so geschockt. Vielmehr wünschte ich mir eine Küche, damit ich auch mal wieder mit ganz frischen Zutaten kochen kann.

Es war ein unglaublich heißer Tag und so drehte ein durstiger Malaysier einfach mal den Feuerwehrhydranten auf, um daraus zu trinken. Dass er dabei die halbe Straße überschwemmte, interessierte niemanden.

Nachdem wir noch kurz in die am Sonntag maßlos überlaufene Yo Lat Plaza gegangen sind, um meinen Laptop und die externe Festplatte mit den Daten abzuholen, verabschiedeten wir uns und ich fiel total ko ins Bett.