Vietnam
21.11.2011 – 23.11.2011– Prince 79 Hotel, Hanoi
Hanoi : Ein Bienennest voller Motorroller
Damit der Einreise nach Vietnam nichts mehr im Weg steht, drucke ich an der Rezeption unseres Guesthouses den „Letter of approval“ aus und lasse im Fotoshop Passbilder schießen. Der Mitarbeiter ist doch tatsächlich so frech mich in Fotoshop zu bearbeiten. Nun sind meine Augen blauer als der Enzian, mein Haar ist ebenmäßig seidig und meine Haut könnte in der Neutrogena-Werbung mitspielen.
Beim Frühstück vergleichen wir dieses Passfoto mit dem, was an der laotischen Grenze in einem Hinterhofshop mit einer billo Digicam geschossen wurde, als ich gerade aus dem Tiefschlaf im Bus erwachte. Dort hatte man mir nicht mal ein Zeichen wie „Spaghettiiiii“ gegeben und so starre ich wie ein Zombie in die Kamera. Ich habe sogar noch meinen Reiserucksack auf dem Rücken. Diese zwei Bilder könnten glatt aus einer Vorher-Nachher-Show wie „Der hässlich Schwan“ stammen.
Ich hätte nie gedacht, dass ich die beste Zimtschnecke meines Lebens in einem südasiatischen Land essen werde. Tatsächlich läuft mir das Wasser im Mund zusammen, wenn ich dieses goldbraune Zuckerstückchen auf meinem Teller betrachte. Wie in Luang Prabang gibt es in Vientiane eine YOMA Bäckerei und wie am Morgen unserer Abreise aus Luang Prabang frühstücken wir auch am Morgen unserer Abreise aus Vientiane hier.
Nach 18 Tagen muss ich mich von Marije verabschieden. Als wir uns im Spicy Thai Hostel in Chiang Mai kennen lernten hätte ich nicht gedacht, dass wir fast 3 Wochen zusammen verbringen werden.
Es ist doch eigenartig, dass man sich manchmal fragt, ob man mit dieser oder jener Freundin zusammen reisen könnte und dann teilweise zum Schluss kommt, dass es auf die Dauer nicht gut gehen würde. Und dann trifft man wildfremde Personen, dessen Eigenarten man überhaupt nicht kennt, und beschließt über mehrere Tage 24 Stunden pro Tag mit einander zu verbringen. Wahrscheinlich funktioniert es eben deshalb so gut, weil man nicht weiß, welche Macken auf einen zukommen und man sich selbst, zumindest am Anfang, von seiner Schokoladenseite zeigt.
Der Tuk Tuk Fahrer, der Tessa und mich zum Flughaften bringt, trägt seine hellblauen Chucks nur als Schlappen und seine Hacke guckt hinten heraus.
Am Abfluggate treffen wir einige Backpacker, die wir zwei Tage zuvor noch mit einem Beer Lao in der Hand in einem Tube sitzend in Vang Vieng gesehen haben.
Ich rufe Mama und Papa an, um die letzten Kip auf meiner Sim-Karte loszuwerden. Es ist gerade 07.20 Uhr morgens in Deutschland und Mama ist auf dem Sprung, um in die Schule zu fahren. Papa hat Heimarbeit und etwas mehr Zeit.
Als ich ihnen sage, dass ich mit dem Gedanken spiele einen Monat länger zu bleiben, erwarten mich gemischte Reaktionen. Natürlich würde ich Weihnachten unglaublich gerne mit meiner Familie verbringen und Silvester mit meinen Freunden feiern. Auf der anderen Seite werde ich nicht so schnell noch ein Mal nach Südostasien kommen, wenn ich erst mal angefangen habe zu arbeiten. Und da noch nicht viele Vorstellungsgesprächstermine für Januar anstehen, drängt mich auch kein Job zum Rückflug. Außerdem ist es sicher günstiger einen Flug für Ende Januar als Ende Dezember zu buchen. Und außerdem verbringen Steff, Marije, Aki und wahrscheinlich auch Tessa Weihnachten auf Ko Pha Ngan. So hätte ich eine kleine Travelfamilie um mich herum und weiß sicher, dass ich Heiligabend nicht mit komplett Fremden verbringe. Argumente gibt es genug…
Nun muss ich nur noch meine Finanzen und meine Versicherung checken, um auch den administrativen Part sicher zu haben. Meine Eltern reden mir ins Gewissen, dass ich mehr Bewerbungen schreiben soll. Und wie immer, haben sie natürlich recht.
Unser Flieger hat über eine Stunde Verspätung…in Laos-Zeit ist das pünktlich, und wie wir ja bereits wissen: „delay is never“.
Die Luft in Hanoi ist nebelig oder dunstig oder staubig, Ich kann es nicht genau sagen. Auf jeden Fall sehe ich keinen Sonnenschein. Es ist wie befürchtet etwas kühler als in Vientiane aber längst nicht so kalt wie in den Bergen von Luang Prabang.
Tessas Backpack kommt als einer der letzten auf dem Band angerollt als wir schon befürchteten, dass er den Weg nach Hanoi nicht geschafft hat.
Das Taxi teilen wir uns mit zwei Spaniern, die in 11 Tagen von Hanoi nach Ho Chi Minh City und zurück gereist sind. Gut, dass ich für diese Strecke 4 Wochen Zeit habe und nicht wie auf der Flucht jeden Morgen meinen Rucksack packen muss.
Auf dem Highway, der in die Stadt führt, sehen wir Radfahrer auf dem Seitenstreifen fahren. Manchmal überholen Autos auch rechts, also über den Seitenstreifen, wenn dort keine Radfahrer sind. Natürlich wimmelt es, wie in allen anderen südostasiatischen Ländern, von Rollerfahrern. In Vietnam tragen diese allerdings alle einen Helm und einige sogar einen Anzug.
Auf Mode wird in Vietnam anscheinend mehr Wert gelegt, als in Thailand und Loas und Malaysia. Ich sehe zum ersten Mal Ballerinas und schicke High Heels. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir in der Hauptstadt von Vietnam und nicht in einem kleinen Bauerndorf sind.
Die Häuser sind schmal, hoch und haben kleine Balkone und Verzierungen. Ist das „Kolonialstil“? Ich weiß es nicht. Aber es gefällt mir. Jedes zehnte Haus trägt die Aufschrift „Karaoke“. Scheint so, als würden wir da nicht drum herum kommen.
Der Taxifahrer schlängelt sich durch die engen Straßen der Altstadt. Wenn ich hier fahren müsste, dann hätte ich sicher schon 10 Roller gerammt und 5 andere Unfälle verursacht. Im Lonely Planet schreiben sie, dass es wunderschön ist, Vietnam mit dem Roller zu erkunden. Bekommen die Kommission von den Werkstätten oder Krankenhäusern? Ich sehe keinen einzigen Touri, der sich her auf zwei Räder traut.
Wir wohnen im Hotel Prince 79 in der Altstadt. Unser Zimmer ist im Himmel. Na gut, es ist nur der dritte Stock, fühlt sich aber an, als würden wir 400 Treppenstufen hinaufsteigen. Die Betten sind ok, auch wenn das Bad nicht 100 % sauber ist. Aber für 4,50 € pro Nacht inkl. Wifi und Frühstück will ich mich nicht beschweren. Außerdem sind die Mitarbeiter superfreundlich. Sie bieten uns Kaffee oder Tee an, wenn wir an den Internet PCs sitzen und sind immer für einen Plausch zu haben.
Als wir am ersten Abend versuchen, Facebook auf meinem PC zu öffnen, müssen wir feststellen, dass dies von der Regierung gesperrt wurde. Ich google etwas und finde Seiten wie „hidemyass.com“, die die IP-Adresse verstecken. Damit klappts, immer noch nicht so ganz. Wie sollen wir denn jetzt Kontakt zu Steff und Lara aufnehmen? Wir haben vorher nicht vereinbart, in welcher Unterkunft wir uns treffen und die in Laos gekauften Sim Karten funktionieren hier nicht.
Zum Glück sind die PCs im Hotel „entsperrt“, sodass wir in einem Gruppenchat erfahren, dass die zwei im Hanoi Backpacker sind und für ein Dorm im 16er Zimmer genauso viel bezahlen wie wir in unserem Doppelzimmer im 1* Hotel.
Und es gibt eine weitere gute Nachricht. Marije schreibt aus Vientiane. Sie hat herausgefunden, dass sie das Startdatum für ihr Vietnam Visa für kleines Geld ändern kann. Morgen nimmt sie den Bus und kommt Übermorgen in Hanoi an. Dann sind wir Mädels alle wieder zusammen.
Außerdem bekommen wir auch männliche Verstärkung von dem Kanadier Mat, mit dem wir ja schon Chiang Mai und Luang Prabang erkundet haben. Er hat die letzten Tage zusammen mit den Amis Ben und Scott in einem laotischen Dorf hoch im Norden verbracht, in dem es weder Elektrizität noch heißes Wasser gibt. Die Fahrt von Luang Prabang nach Hanoi ist mit 31 Stunden angesetzt. Ich fürchte in Laos Zeit bedeutet das sicher 35 Stunden…
Am nächsten Mittag kommen die beiden zu uns und erzählen von der Fahrt im „Todesbus“, die im Prinzip gar nicht so schlimm war. Steff hatte zwar beim Schlafen das Bein eines fremden Mannes auf dem Schoß und sie wurden mit vietnamesischer Popmusik beschallt, aber auch das kann man unter „“Erfahrung“ verbuchen.
Die Mädels gehen in die Stadt. Ich bleib im Hotel und durchforste die Jobbörsen im Internet. Mama und Papa haben mir ja gut ins Gewissen geredet.
Abends gehen wir zusammen in das Restaurant, in dem Tessa und ich schon am Abend zuvor gegessen haben und bestellen vietnamesische frische Frühlingsrollen, Papayasalat, frittierten Reis und vietnamesische Nudelsuppe. Der Papayasalat ist wieder mal anders als in Laos und Thailand. Die Papayastreifen sind sehr dünn, es ist Möhre untergemischt und getrocknete Rindfleischstreifen. Die Soße ist mit Honig statt Palmzucker gesüßt. Schmeckt gut.
Die Nudelsuppe ist leider etwas verwestlicht. Statt Sojasoße und Chilipulver gibt es Maggi und rote Chilisoße aus der Flasche zum Würzen.
Als Nachtisch kaufe ich bei den Obstständen auf der Straße Custard Apple ein. Der schmeckt hier soooo gut. Ich könnte das den ganzen Tag essen. Tessa schmeckt der auch. Aber sie hat generell eine Abneigung gegen Obst mit Kernen und überlässt mir ihren Rest. Dankööö.
Wir finden einen Fake 7 Eleven. Ein Minimarkt hat sich aus Leuchtbuchstaben ein eigenes 7 Eleven Schild kreiert. Da wir alle die 7 Eleven Märkte von Thailand vermissen, müssen wir in dieses Duplikat reingehen und uns das Sortiment anschauen. Natürlich ist es nicht mit dem des Originals zu vergleichen. Trotzdem freuen wir uns, eine Menge Haribos und sogar Weihnachtsschokolade zu sehen. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier.
Weihnachten rückt immer näher. Ich fühle mich gar nicht weihnachtlich. Als wir über Weihnachtsmärkte, die in England übrigens „German Market“ genannt werden, sprechen, bekomme ich doch Lust auf meinen Wintermantel, Glühwein, Plätzchen backen und eine heiße Badewanne. Aber diese Gefühlsduselei verfliegt schnell wieder, als wir das Thema zu unserem kommenden Bootstrip nach Halong Bay wechseln.
Am Donnerstagmorgen werden wir abgeholt und fahren nach Halong City. Mit Dem Boot geht es auf die Inseln in der Halong Bay. Ich freue mich schon auf Cat Ba Island, Kajak fahren und eine Nacht in einer Bambushütte am Strand. Leider ist die Wettervorhersage nicht so prickelnd und ich werde mir auf jeden Fall in Hanoi noch einen warmen Pulli, eine Leggins und feste Schuhe kaufen. Wir haben die 3-tages Tour direkt für uns 6 gebucht. Für Marije und Mat bedeutet das wahrscheinlich, dass sie nur max. 8 h in Hanoi verbringen / schlafen. Aber die Tour endet auch wieder hier, sodass dann theoretisch noch Zeit bleibt, Hanoi zu erkunden.
Das ist auch mein Plan, da ich dank Bewerberei und Bloggerei noch nicht über die Altstadt hinaus gekommen bin. Allerdings ist es generell schwierig hier rauszufinden. Die Straßen winden sich wie in einem Labyrinth. Nach den Straßennamen muss man mit einem wachen Auge suchen. Straßenhändler wechseln ständig ihren Standort, sodass ich mich kaum orientieren kann und andauernd „Lost“ bin.
Dafür kann ich hier tolle Fotos von Vietnamesen schießen, die auf der Straße essen, Schuhe reparieren, Horoskop lesen und Brettspiele spielen. Die Investition in die neue Kamera hat sich auf jeden Fall gelohnt.
24.11.2011, Donnerstag – Bus von Hanoi nach Halong City
Was passiert auf den Straßen von Vietnam?
Wir sitzen am Frühstückstisch und haben ein gelbes Frühstück. Jeder bekommt 5 Scheiben ungetoastetes Toast, Butter, Orangenmarmelade, Bananen und Spiegelei. Das ist mir zu eintönig und zu mächtig .Tessa und ich tauschen Ei gegen Banane.
Um 8.40 Uhr ist der für 8 Uhr angemeldete Pick Up da. Die Straßen der Altstadt sind zu eng, um mit einem großen Bus durchzufahren. Daher sollte man es eher walk up nennen. Wir laufen mit unserem Gepäck durch die engen Gassen zu einem anderen Hotel, um mehr Leute abzuholen. Ich muss Steff anrufen und sie an unseren Guide weitergeben, damit sie ihm erklärt, wie er zu ihrem Hostel kommt. Er hat nämlich keine Ahnung, wo das Hanoi Backpackerhostel ist.
Wir laden unser Gepäck in einem Reisebus, der auf der Hauptstraße parkt. Im Bus liegen schon ca. 15 schlafende Reisegäste. Ich frag mich, wann deren walk up war.
Der Busfahrer lässt den Motor an und wir beginnen die Fahrt von Hanoi nach Halong City, von wo aus wir eine dreitägige Tour durch die Halong Bay machen.
Wir fahren über den High way, der größenmäßig mit einer deutschen Autobahn vergleichbar ist. Nur, dass hier schon zwei Füße als Fortbewegungsmittel reichen, um Fahrt aufzunehmen.
Am Straßenrand stehen Frauen, die Baguette verkaufen, das mit einer dicken Schicht aus Plastikfolie vor den Autoabgasen geschützt wird. Sie stehen so symmetrisch mit einem einheitlichen Abstand von etwa 100 Meter wie Begrenzungspfeiler. Auf ihrem Kopf tragen sie einen Hut aus Bambus, der oben spitz zuläuft und einen gewaltigen Umfang hat, fast wie ein umgedrehter Wok. Dieser ist mit einem breiten buntem Stoffband unter ihrem Kinn befestigt. Mit einem Mundschutz wie im OP schützen sie sich vor den Abgasen der vorbeifahrenden Fahrzeuge. So bleibt nicht mehr viel von ihrem Gesicht übrig.
Wir fahren über eine Brücke. Im Fluss schippert ein Mann auf einem kleinen Boot. Er hat keine Paddel. Dafür rudert er rechts und links mit Holzbrettern im Wasser.
Wir fahren an einem Friedhof vorbei. Die Grabsteine oder Gräber sind aus roten und weißen glänzenden Backsteinen gefertigt. Das Gras wuchert so hoch, dass man nur noch die Hälfte von ihnen sieht.
Auf einer Baustelle arbeiten Männer barfuß. Einige tragen gelbe Sicherheitshelme. Andere haben nur den dreieckigen Bambuswok auf dem Kopf und wieder andere tragen keinerlei Schutz.
Ein Motorroller überholt uns links. Er hat eine Käfigkonstruktion auf dem Gepäckträger, in der 6 Perlhühner umher geworfen werden. Es würde mich nicht wundern, wenn wir gleich frei laufende Hühner auf der Fahrbahn sehen.
Vietnam ist wirklich grün. Palmen säumen den Highway und mit Wasser überflutete Wiesen leuchten in der Ferne. Teilweise erkenne ich bunte Flecken in der Wiese. Dies sind nicht selten Blumen. Teilweise entstehen diese Farbtupfer leider auch durch bunte Plastiktüten, Plastikflaschen und anderen bunten Müll.
In einem Tümpel auf einer der Wiesen suhlen sich eine Hand voll Wasserbüffel im Schlamm. Ein Jungtier hoppelt hinter seiner Mutter her.
Wir fahren durch eine Stadt. Die Restaurants werben mit „Pho“. Das ist die traditionelle Vietnamesische Nudelsuppe mit Rindfleisch, die hier gerne schon zum Frühstück gegessen wird.
Viele Vietnamesen tragen dicke Daunenjacken. Dabei sinkt die Temperatur auch nachts nicht unter 20 Grad. Ich hab mir allerdings gestern im The Northface Shop auch einen dicken flauschigen dunkelblauen Kapuzenpulli gekauft. Die Wettervorhersage für Halong Bay ist regenreich und auf dem Boot könnte es sicher kalt werden. So hab ich Bikini als auch Wollmütze eingepackt.
Eine Garage in der Stadt ist bis an die Decke mit frischen Kokosnüssen gefüllt. Wie in Thailand und Laos scheint es so, als ob jeder Haushalt hier ein Gewerbe betreibt.
In Hanoi läuft das übrigens sehr organisiert ab. Es gibt eine Straße nur für Schuhe, eine für Papier, eine für Knöpfe und Nähzeug und so weiter. Das ist auch eine praktische Orientierungshilfe. Leider sehen die Straßen abends komplett anders aus als tagsüber, da alle Shops geschlossen haben.
Tagsüber besiedeln außerdem Straßenverkäufer den Bordstein, die mit ihrem Stapel Zigarettenstangen o.Ä. unter einem Sonnenschirm auf einem winzigen Plastikschemel sitzen und auf Kundschaft warten. So suche ich teilweise vergeblich nach dem Obsthändler vom vergangen Abend und muss feststellen, dass an seinem Platz tagsüber eine Frau sitzt, die SIM-Karten verkauft.
Wir fahren an mehr Reisfeldern und mehr Wasserbüffeln vorbei. Oh zur Abwechslung sehe ich mal eine Bananenplantage. Und wieder ein Friedhof…, auf dem ein Bagger steht. Das muss wohl ein extra tiefes Grab werden. Tessa, Lara, Steff und Mat schlafen. Marije guckt aus dem Fenster. Auf ihrer Seite sehe ich einen See, in dem Menschen umher warten und mit den Händen etwas heraus fischen oder rupfen. Es ist zu weit entfernt, um sagen zu können, um was es sich handelt. Außerdem hat sie die Gebirgsseite abbekommen.
An einer Baustelle steht ein Laster, dessen Kabinentüren beide offen sind. Die Ladefläche ist gekippt, obwohl sie leer ist. Der Fahrer liegt auf einem großen Stein neben dem Laster und schläft. Offenbar ist dies die sicherste Methode. Präsentiere ganz offen, was du hast, vertraue auf das Gute im Menschen und du wirst nicht ausgeraubt. Auf einer Wiese brennt ein Haufen trockener Stöcker. Daneben ist ein blaues Zelt aufgebaut, ja so eins zum drin schlafen.
Wir überholen einen kleinen Laster, der nicht größer als ein Pick up ist. Die Ladefläche ist bis zum Rand mit flüssigem Teer gefüllt.
Im Gegensatz zum Bus fahren in Laos ist die Reise in Vietnam ja wirklich unspektakulär. Ich schreib weiter, wenn etwas Spannendes wie ein Achsenbruch oder so passiert.
24.11.2011 Dragon Cruise Boot, Halong Bay
Einfach majestätisch
Wir sitzen an Deck der Dragon Cruise, hören Musik und trinken Tiger Bier. Das Boot gleitet durch das Wasser von Halong Bay. Um uns herum ragen riesige Felsformationen aus dem Wasser. Einige Felsformationen sind mehrere Meter lang und sicher 50 Meter hoch. Sie sind mit Gräsern bewachsen und einige Felsvorsprünge laden zum Cliff Jumping ein.
Abgelegt ist das Boot aus einem kleinen Dorf, das aus türkisen auf dem Wasser schwimmenden Häusern besteht. Wir fahren mit Kajaks durch die Siedlung. Kinder stehen auf den Plattformen und unterhalten sich über das Wasser. Mich erinnert das an „groß werden“ in Tütingen. Wenn ich früher mit Britta oder Julia spielen wollte, war ich stets darauf angewiesen, dass mich meine Eltern mit dem Auto 500 m weit fahren, da der Weg an der Straße zu lang und zu gefährlich zum Gehen war.
Diese Kinder sind nur knappe 30 m voneinander entfernt und dennoch darauf angewiesen, dass sie mit dem Boot zum Nachbarhaus transportiert werden, solange sie noch nicht schwimmen können.
Auf einigen „Grundstücken“ leben sogar Hunde. Es wird draußen gekocht und gegessen.
Die Kajaktour und die Bootsfahrt im Sonnenuntergang waren definitiv die Highlights des Tages. Die Höhlenbesichtigung zuvor, hätten wir uns getrost sparen können. Das war mit Abstand das touristischste, was ich bisher auf meiner Reise gemacht habe.
Auf der Treppe, die in die Höhle führte, stauten sich Touristen. Die Höhle war frisch geputzt und die Stalagniten blank poliert. Es roch nicht nach Fledermausguano, wie in den Höhlen z.B. in Kuala Lumpur. Es roch einfach nach gar nichts.
Um der Felsarchitektur eine gewisse Atmosphäre einzuhauchen, wurden diese von blauen, grünen und roten Lichtern angestrahlt. Die Tourguides nutzten Laserpointer, um uns auf Felsen aufmerksam zu machen, die wie Schildkröten oder Drachen aussehen. Ich könnte mir gut vorstellen, in den Höhlenkammern eine Elektroparty oder auch einen festlichen Ball zu veranstalten.
Eine 200 kg schwere Ami Mutter, die ein kaschierendes schwarzes Kleid trägt, macht ein Foto von ihrer Tochter, deren von Hamburgerpfunden geformter Körper von einem der Felsen runter hüpft.
In der Höhle stehen an jeder Ecke Mülleimer, die wie Pinguine geformt sind. Wie passen Pinguine bitte nach Vietnam? Kann man Pinguinfleisch eigentlich essen? Und schmeckt es nach Fisch oder Fleisch?
Abends gibt es auf dem Boot Seafood Dinner. Das Essen ist insgesamt ausgezeichnet und wir genießen die große Auswahl. Der dreitägige Tripp kostet inkl. Transport, Unterkunft und Verpflegung nur 80 $ (56 €) pro Person. In Australien hätte ich sicher das Vierfache bezahlt. Doch natürlich gibt es einen Haken. Wir dürfen unsere eigenen Getränke nicht trinken. Neben uns sechs sind nämlich auch zwei Flaschen Wodka und zwei große Coke mit an Bord gegangen. Pro Flasche hartem Alkohol wird eine Gebühr von 15 $ erhoben. Wir kaufen uns zum Abendessen eine Dose Cola und befüllen diese dann auf dem Zimmer mit unseren Getränken auf. Das ist die längste Cola, die ich je getrunken habe.
Zur späteren Stunde werden wir jedoch faul und hohlen die Flaschen an Deck. Um elf kommt eine der Kellnerinnen hoch, schnappt sich die Flasche und sagt „you pay tomorrow“. Geteilt durch sechs ist das immer noch günstiger als die Preise an Board.
25.11.2011 Bamboo Hütte auf Monkey Island
Radtour, Krankenhaushöhle aus dem Krieg und King’s Cup
Monkey Island müsste eigentlich Puppy Island heißen. Die Hündin in unserer Anlage hat 5 kleine dicke Welpen mit flauschigem schwarz braunem Fell, langen Hängeohren und treuen Augen. Sie schlafen den ganzen Tag in einem Kleinen Stall zwischen alten Matratzen, Brettern und Stroh. Wenn wir jemanden vermissen, dann wissen wir, dass wir nur bei den Welpen vorbei schauen müssen, da jeder dort hängen bleibt.
Auf Monkey Island sind wir heute Nachmittag angekommen, und hatten noch 2 Stunden Sonnenschein, die wir am Strand und im Meer verbrachten.
Vormittags haben wir eine Fahrradtour über Cat Ba Island gemacht. Wir hielten an einer Felshöhle, die mit keiner, von mir bisher besichtigten Höhle vergleichbar ist. Und zwar handelte es sich um ein Krankenhaus, dass die Amerikaner während des Vietnam Kriegs in den Felsen hinein gebaut haben. Eine stählerne Doppeltür (fast wie in LOST) führte in das Felsinnere. Im Eingangsbereich waren Plastikmaschinenengewehre und vietnamesische Armeehüte platziert, mit denen jeder ein ziemlich dämlich aussehendes Fotos schießen konnte.
In einem Raum befand sich ein Becken, in das die Soldaten von der oberen Ebene sprangen, wenn sie die Alarmglocke läuten hörten. Insgesamt hatten 300 Verletzte im Krankenhaus Platz. Das ist kaum vorstellbar, wenn man die Dimensionen der Höhle sieht.
Nach der „anstrengenden“ dreißigminütigen Fahrradtour durch die wirklich saftig grünen Wälder und Berge von Cat Ba Island waren wir Abends natürlich alle unglaublich durstig. „Abends“heißt dabei 16 Uhr. Das ist nämlich ungefähr die Zeit, in der wir anfingen mit einer Gruppe von 20 Leuten King’s Cup zu spielen.
King’s Cup ist ein Trinkspiel, bei dem ein Deck Spielkarten um einen Becher im Kreis herum gelegt wird. Abwechselnd muss jeder eine Karte ziehen. Wer einen König zieht, darf bei den ersten drei Königen etwas von seinem Getränk in den Becher gießen. Wer den letzten König zieht, muss die Brühe dann austrinken.
Die anderen Karten haben andere Bedeutungen, wie „Regel ausdenken“, „Alle Freuen müssen trinken“ etc.
Seltsamer Weise hatte niemand der 20 Leute Bier oder Wein mitgebracht. Die gesamte Runde trank Wodka-Cola oder Rum-Cola. So hat es uns alle mehr oder weniger umgehauen. Vor allem Jack, der den Kings Cup austrinken musste.
Beim Dinner, dass um 18 Uhr serviert wurde, drehten den Barleute die Musik voll auf und wir tanzten ungelogen um 18 Uhr auf den Tischen. Jack fing an zu rappen und war nicht mehr zu bremsen. Ich hab ein paar Videos von ihm gemacht, für den Fall, dass er mal berühmt werden sollte.
Das Buffet war einmalig. Es gab eine Riesenauswahl und sogar Austern! Mh ich hab bestimmt 10 Stück gegessen. Himmlisch!
Danach gings dann wieder an den Strand. Eine zweite Runde King‘s Cup war allerdings nicht mehr drin.
26.11.2011Hangbe Hotel, Hanoi
Zurück im crazy Hanoi
Mit Boot, Bus, Boot und Bus ging es heute zurück nach Hanoi, wo wir gegen Nachmittag eintrafen. Wir checkten in ein neues Hotel ein, da das alte leider voll war. Ein günstiges Hotel in der Altstadt von Hanoi zu finden ist echt kein Problem. Es wimmelt nur so von Unterkünften in der 1*-Kategorie.
Abends machten wir uns auf die Suche nach guter Straßenküche und fanden auf blauen Plastikhockern eine unglaublich deliziöse Pho Beef Soup. Mat traf den Frazosen Pascale, den er in Luang Prabang kennen gelernt hat und der als Tauchlehrer auf Ko Tao arbeitet. Für ein Bier gingen wir in eine der unzähligen Gecko Bars.
27.11.2011, Hangbe Hotel, Hanoi
Foodpoisoning
Man hat uns vergiftet. Fünf von Sechs von uns sind heute Morgen mit einem flauen Magen aufgewacht. Wir schafften es nicht ein Mal zum Frühstück. Dafür lief ich umso öfter den Weg ins Badezimmer. Das letzte Mal, dass ich mich von Essen übergeben musste, ist sicher schon mehr als 10 Jahre her. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Bei Marije ging es schon in der Nacht los. Sie stand im Badezimmer, übergab sich und zitterte am ganzen Körper. Lara, Tessa, Mat und mich erwischte es erst am nächsten Morgen. Ich war morgens noch am stabilsten. Doch gerade, als ich auf die Straße ging, um Frühstück zu holen, merkte ich, dass ich nicht Stehen kann.
Der Lärm und der Gestank der Motorbikes war unerträglich. Kalter Schweiß rann über meine Haut. Ich war froh, dass unser Hotel einen Aufzug hatte, der mich zurück in den 5. Stock in mein Bett brachte. Dort blieb ich den Rest des Tages. Mit Ausnahme einiger Ausflüge ins Badezimmer.
Ich war so unglaublich müde. Ich habe sicher 20 Stunden geschlafen. Sogar in der Nacht bin ich kein Mal aufgewacht.
Steff ging es überaschender weise wunderbar. Sie hatte kein einziges Anzeichen von Übelkeit. Mat ging es schnell besser. Sie gingen los, um Frühstück zu holen. Mat kostete die drei Smoothies vor. Er probierte den ersten und sagte: Das ist Ananas Ingwer. Er probierte den zweiten und sagte: das ist Banane Mango. Er probierte den dritten … sprang auf und rannte so schnell er konnte ins Badezimmer. Den Apfel Smoothie wollte danach keiner haben.
Ich war nicht mal in der Lage, die Vitaminbomben anzugucken. Ihre gelb-orange breiige Konsistenz und der säuerliche Geruch erinnerten mich zu sehr an das, was mir aus der Kloschüssel entgegen lächelte.
Ritz Cracker und trockenes Brot retteten mich über den Tag. Wie gerne hätte ich die guten Bahlsen Salzstangen als Helfer gehabt.
Steph und Tessa waren am Abend wieder fit und nahmen den Nachtbus nach Hue. So langsam fällt unser in Chiang Mai geformtes Grüppchen auseinander. Das ist schade, da die Zeit mit den fünf Mädels und Mats Besuchen wirklich schön, lustig und bunt war. Auf der anderen Seite war es auch etwas kompliziert, da es locker zwei Stunden dauert, wenn sich 6 Personen, von denen 5 Nagellack und Haarspray benutzen, zum Dinner fertig machen. Ich weiß jedoch ganz sicher, dass ich Tessa, Marije und Steph an Weihnachten auf Ko Pha Ngan wieder sehe. Und ich hoffe, dass sich unsere Wege auch in Vietnam noch ein paar Mal kreuzen werden.
28.11.2011, Montag, Hangbe Hotel, Hanoi
Das erste Mal Sightseeing am vierten Tag in Hanoi
Was hilft uns wieder auf die Beine? Eine Zimtschnecke von der YOMA Bäckerei. Die ist ja fast schon Tradition. Ich kann nun sagen, dass ich mich in jeder existierenden Filiale dieser saftigen, süßen, buttrig-nussigen Verführung hingegeben habe.
Der Zimt und die Wärme des Teigs versetzen mich fast in eine weihnachtliche Stimmung. Meine Mutter und meine Freundin Sabrina schreiben mir, dass sie heute Abend auf den Weihnachtsmarkt in Ankum gehen. Es sind zwar 28 Grad, aber so ein Glühwein würde verdammt gut zu dieser Zimtschnecke passen.
Ich habe auch schon eine Straße in der Altstadt gefunden, in der es ausschließlich Geschäfte gibt, die Weihnachtsdeko anbieten. Bunter Lametta und Adventskränze mit goldener „Merry Christmas“-Aufschrift hängen von der Decke. Schneemänner aus Styropor bewachen die Geschäfte. Und es gibt generell zu viel von Allem. Die Verkaufsflächen sind maßlos überfüllt und sehen in jedem Geschäft gleich aus. Ich frage mich, wer die glitzernden Plastiknikoläuse und blauäugigen Rentiere kauft und wie ein weihnachtlich geschmücktes vietnamesisches Wohnzimmer aussieht.
Die Altstadt von Hanoi ist so verworren. Aber so langsam kann ich mich orientieren. Wenn ich durch die Weihnachtsgeschäftstraße laufe und rechts abbiege komme ich auf die Metall- und Werkzeugstraße. An der Ecke sind all die Geschäfte mit gefälschten Schuhen. Davor sitzen Männer auf kleinen Hockern und zimmern alte Sandalen mit Nägeln zusammen, sodass Jesus drin laufen möchte.
Mit geschlossenen Augen aber aufmerksamer Nase finde ich die Straße, in der alle fünf Meter Fisch über einem offenen Kohlegrill geröstet wird. Diesen Dämpfen sind die Frauen der Knopf- und Kurzwarenstraße nebenan den ganzen Tag ausgesetzt. Wenn sie am Abend ihre Kisten zusammen packen und eine Box mit hunderten von bronzenen Knöpfen auf den Gehweg kullert, müssen sie sicher Überstunden machen, um all die winzigen Dinger wieder einzusammeln.
Wenn gerade kein Kunde in Sicht ist, halten die Verkäufer gerne ein Schläfchen auf einem der umstehenden Motorbikes, schneiden sich gegenseitig die Fußnägel oder puhlen sich mit Wattestäbchen / Zahnstochern in Ohren und Zähnen. Das Leben findet eben auf der Straße statt. Ein Spiegel, ein Stuhl und eine Schere reichen aus, um einen open air Friseursalon auf zu machen.
Haustierhaltung ist auch sehr beliebt. Hühner laufen zwischen den Rollern über die Straße und mitten im überfüllten Hanoi kräht ein Hahn. Um die Kosten der Versorgung müssen sich die Besitzer keine Sorgen machen. Die Hunde fressen einfach die Reste, die neben den Garküchen auf der Straße liegen.
Abends werfen die Bewohner Plastiktüten mit ihrem Müll in die Regenrinne auf die Straße. Wenn diese nicht von Rollern überfahren und zerfetzt werden, sammelt sie die Müllabfuhr auf.
Die Müllabfuhr besteht hier nicht aus einem großen LKW, der durch die Straßen fährt und Männern in orange, die alles einsammeln. Nein, stattdessen fahren Frauen mit Fahrrädern umher. Die Räder haben riesige Gitterkonstruktionen auf dem Gepäckträger und am Lenker, in denen der Müll landet.
Auch einige der Bamboo Frauen halten die Straßen „sauber“. Sie tragen eine ca. 2 m lange und 15 cm breite Bambusstange über ihrer Schulter. An jeder Seite ist eine aus Korb geflochtene Schale befestig, die so groß wie ein Autoreifen ist. In diese sammeln sie die Plastiktüten ein.
Tagsüber sieht man viele Bamboofrauen mit Bananen und Ananas. Als Tessa und ich ein Foto von einer machen wollen, ist diese schnell wie ein Blitz, hängt Tessa die Bambuswaage über die Schulter, setzt ihr ihren Wok Hut auf, macht ein Bild mit Tessas Kamera und will ihr anschließend Bananen verkaufen.
Viele der Touristenfallen basieren auf einem schlechten Gewissen bzw. dem Drang etwas zurückzugeben. Nur dass man das, was man zuvor erhalten hat, doch eigentlich gar nicht haben wollte…
Wenn ich abends durch die gleichen Straßen laufe, erkenne ich nichts wieder, da die Händler von den Straßen verschwunden sind und die Gehwege statt mit Verkaufswaren mit Motorbikes zugeparkt ist. Die Straßennamen orientieren sich tatsächlich nach den Gütern, die auf der Straße verkauft wird / wurden. Somit ist Orientierung eigentlich ein Kinderspiel, wenn man die Sprache spricht.
Als wir die Altstadt verlassen sehen wir unzählige Sinh Cafés. Das Sinh Cafe ist eine Reiseagentur, die im Lonely Planet als zuverlässig angegeben wird. Meine Ausgabe stammt von 2009 und in nur 3 Jahren sind hunderte von Sinh Cafés aus dem Boden geschossen, die alle Bustickets und Touren nach Halong Bay, Sapa und zur Parfüm Pagode anbieten. Es ist unmöglich, das Original Sinh Cafe wiederzufinden.
Zum Dinner können wir uns zwischen unzähligen Gecko Restaurants entscheiden, die ebenfalls an jeder Ecke „Pizza, Pasta, BBQ und vientamese food“ anbieten. Was es damit auf sich hat, weiß ich leider nicht. Wahrscheinlich handelt es sich auch um eine Lonely Planet Empfehlung.
Die Asiaten kopieren eben gerne. So sehe ich auch einen „Made bei H&M“ Store, der alte Hennes & Mauritz Fetzten hochpreisig verscherbelt. Ein „American Shop“ bietet Dinge an, die ich noch nie im Leben gesehen habe und ein „Canadian Store“ mit der kanadischen Flagge über dem Eingang hat leider heute geschlossen.
Neben diesen gibt es unzählige Propaganda Poster Shops, in denen man für ca. 2 € Kopien alter Poster von Seiten Vietnams und der USA kaufen kann.
Wir verlassen die überfüllten Straßen und gehen um Ho Kiem See, der mitten im Zentrum von Hanoi liegt. Auf dem See ist ein Tempel, den wir nur über eine rote Holzbrücke erreichen können. Die Tempel interessieren mich mittlerweile mehr von außen als von innen. Die Architektur ist meist spannender als die Holz- und Plastikfigürchen, die im Inneren unter Räucherstäbchenrauch angebetet werden.
Nach dem Tag im Bett und überm Klo entschließen wir uns für „western food“ zum Lunch. Für mich gibt es eine Pizza Capricosa, die sicherlich aus der Tiefkühltruhe stammt und dennoch das Dreifache von einem vietnamesischen Gericht kostet. Der Boden schmeckt nach Toastbrot und es ist mehr Käse als Teig. Das erinnert mich wieder an meine goldene Regel „Always eat local food“:
Nun muss ich auch von Marije und Lara Abschied nehmen, Die beiden nehmen Steph und Tessa einen Tag zuvor den Schlafbus nach Hue. Mat und ich möchten gerne ein etwas weniger touristisches Fleckchen von Vietnam sehen und entscheiden uns am nächsten Tag in das 2 ½ h südöstlich gelegene Ninh Binh zu fahren. Das hat uns Francoise, ein sehr relaxter Franzose in Luang Prabang, Laos empfohlen. Mal sehen, wie viele Touris uns dort über den Weg laufen.
Ninh Binh klingt fast wie Nin Bim an der Ostküste Australiens. Und wie Nin Bim, kann man die Vietnamesisches Pendant mit einem Hop on Hop off Bus erreichen. Für 53 $ = 38 € können wir von Hanoi im Norden nach Saigon im Süden fahren und auf der Route 5 weitere Stopps in Hue, Hoi An, Dalat, Na Thrang und Mui Ne machen.
Abends laufen wir etwas planlos durch die Straßen. Mat holt sich an einem Straßenstand Döner Kebab. Ja, hier gibt es tatsächlich Döner und der sieht genauso aus wie bei uns. Allerdings ist er nur halb oder ein Drittel so groß wie die deutschen Kebabs. Asiaten essen eben kleinere Portionen und dafür gefühlte 10 Mal am Tag.
Wir haben spontan die Idee ins Wasserpuppentheater zu gehen. Als wir um 18.34 Uhr an der Kasse stehen und ein Ticket für 20 Uhr für die zweite Klasse für 60.000 Dong (2 €) kaufen, erzählt uns die Verkäuferin etwas von Discount und Reihe C.
Sie hat uns einfach ein Ticket für die um 18.30 Uhr beginnende Vorstellung verkauft und uns einen erste Klasse Platz für den Preis eines zweite Klasse Tickets gegeben.
Etwas überrumpelt werden wir zur bereits abgesperrten Treppe geführt und gelangen durch die schwere Tür und einen grünen Vorhang in den verdunkelten Saal. Reihe C ist genau im Eingangsbereich und wird wahrscheinlich für schnell entschlossene Gäste wie uns reserviert. Mit dem Handy beleuchten wir das Programmheft, um überhaupt eine Ahnung von dem zu haben, was uns erwartet. Es gibt 9 Akte und ich lese etwas von Kokosnussernte, Wasserbüffeltanz etc.
Die Show ist noch beim ersten Akt. Die Bühne besteht aus einem Becken, dass mit grünem Wasser gefüllt ist. Am Ende des Becken befindet sich ein Schloss. Die Schlosstore sind grüne Vorhänge, aus denen die Wasserpuppen erscheinen und abtreten.
An der linken Seite sitzt ein Orchester mit ca. 15 Personen. Eine Frau spielt ein Instrument, das ich bisher noch nicht gesehen habe. Im Dunkeln sieht es aus, als ob sie Saiten aus Luft zupft. Wir reißen den Altersdurchschnitt extrem nach unten. Die meisten Besucher sind bereits ergraut.
Das Wasserpuppentheater hat viele komödiantische Aspekte. Einige der Puppen sahen aus wie Super Mario, als sie blau-rot erleuchtet im Wasser hin und her tanzten. Zwar kann ich nicht genau verfolgen, wovon die vietnamesischen Puppen sprechen, aber wir lachen viel.
Wir hatten gerade ein Mal Zeit uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir im Theater sitzen und dann war es nach einer Dreiviertelstunde auch schon wieder vorbei.
Später gingen wir noch in den „PUB“, eine Bar gegenüber von unserem Restaurant und spielten Billarde Ah ich hasse Asien dafür, dass es nirgendwo Kicker Tische und nur Billarde gibt. Ich kann dieses Spiel einfach nicht und wie ein Kind macht es mir keinen Spaß, weil ich es nicht kann.
Mat ist allerdings auch nicht viel besser und die drei Männer, die uns eine halbe Stunde zuvor gefragt hatten, ob sie nach uns an den Tisch dürfen, hatten ihr Bier schon ausgetrunken, gezahlt und waren gegangen.
29.11.2011, Dienstag – Hangbe Hotel, Hanoi
Udo Walz in Vietnam, die besten Abkürzungen in Hanoi und Paketschmuggel im Bus nach Ninh Binh
Um mich herum stehen drei vietnamesische Friseure, und versuchen meine Haarfarbe herauszufinden. Dazu nehmen sie eine meiner Haarsträhnen in die Hand und halten sie an die gefärbten Haarproben in ihrem großen Buch. Einer der Drei greift mit seinem langen Fingernagel am kleinen Finger unter mein Deckhaar, zieht eine Strähne hervor und fragt „Highlight“? „No, just sunshine“ antworte ich. „Ah, beautiful“ sagen die drei.
In Vietnam geht man anscheinend nicht „zum Friseur“ sondern „zu den Friseuren“. Heute haben fünf verschiedene Personen ihr bestes gegeben aus dem Stroh auf meinem Kopf eine seidig glänzende Mähne zu kreieren. Ein Mädel hat mir die Haare gewaschen und gekämmt. Dann kam der Chef des Salons und hat geschnitten. Dank mangelnder Englischkenntnisse einigten wir uns auf einen Haarschnitt, indem er auf Bilder in einer Zeitschrift zeigte. Während er schnitt, standen zwei Mitarbeiter um ihn herum und beobachteten ganz genau, welche Handgriffe er vornahm. Einer der beiden übte sogar mit einer Scheere in der Luft. Danach föhnten zwei Friseure gleichzeitig meine Haare, einer stylte sie und zahlen durfte ich dann wieder bei einer neuen Person. Ich hab mich gefühlt, wie in einem Promi-Salon, nur dass ich bei Udo Walz mit 240.000 Dong (8 €) sicher nicht mal ne Haarwäsche bekommen würde.
Mittags gingen wir in die Straße, in der man gezapftes Bier trinken kann. Auf winzigen bunten Plastikhockern saßen schon einige Männer am Straßenrand. Wir gesellten uns dazu. Sie rauchten Tabak aus einem langen Bambusrohr, das beinah wie eine Bong aussieht. Sie boten auch uns einen Zug an und Mat sagte nicht nein. Ich lehnte dankend ab. Mit einem Tabakhigh wäre sich sicher direkt von meinem winzigen Schemel geplumpst.
Während wir einen Snack serviert bekamen, dessen Namen wir nicht herausfanden, fing einer der Männer an zu singen. Er durchzog die Luft in theatralischen Gesten mit seinen Händen und erntete von seinen alten Freunden ein zahnloses Lächeln. Wir applaudierten und stellten fest, dass Sightseeing in Hanoi ganz zufällig und nebenbei geschieht.
Um etwas zu sehen, was auch im Reiseführer beschrieben ist, machten wir uns auf den Weg zum Tempel of Literature, der von einer hohen Mauer umzäunt ist. Die Grünanlagen hinter diesen Mauern waren unglaublich gut gepflegt. Im Park spielten Pärchen Badminton. Das ist übrigens die Lieblingssportart der Bewohner von Hanoi. Auf einigen Bürgersteigen sind sogar Spielfeldmarkierungen eingezeichnet. Ich genoss die Ruhe im Park und war froh, dass die Vögel die lärmenden Motorbikes auf den Straßen übertönen konnten.
Auf dem Rückweg stiegen wir jedoch auf eins dieser Bikes und ließen uns zum Hotel bringen. Der Fahrer nahm die abenteuerlichsten Abkürzungen. Wir bogen in eine schmale Gasse ein, die nicht mal 1,50 m breit war. Ich rief „careful, my knees, my legs“ und der Fahrer stimmte mir grinsend zu „Yes, yes, careful“. Die hohen Hauswände ließen kaum einen Lichtstrahl zu Boden fallen. Die Türen der Häuser waren weit geöffnet und ich hatte das Gefühl direkt durch mehrere Wohnzimmer zu fahren.
Kurz vor der Hausecke wird ein Mal gehupt, damit uns der entgegenkommende Kinderwagen nicht rammt, oder umgekehrt. Als wir auf der Hauptstraße zusammen mit hunderten anderen Motorbikes landen entpuppt sich unser Kapitän als Geisterfahrer. Aber nur für 200 m. Das war eine weitere Abkürzung. Am Ende sind wir heile im Hotel angekommen und ich hab ein Super Video von den dunklen Wohnzimmern Hanois machen können.
KÄÄÄÄÄSEEEE!!! Bah, Igitt, es stinkt!!! Ich glaub, ich bin in einer Käsefabrik!
Ich wünschte es gäbe Nasopax, kleine Stöpsel, die ich mir wie Ohropax in meine Nase stecken kann, um nichts mehr zu riechen. Es wäre auch nicht verkehrt, wenn vor dem Bus ein Kübel mit Seifenlauge stehen würde, sodass sich jeder Backpacker den Dreck von den Zehen waschen kann, bevor er den „Schlafbus“ besteigt.
Denn wenn man an Board will, muss man seine Schuhe ausziehen und in eine gelbe Plastiktüte stecken. Ich sitze im Schlafbus, der die Küste von Hanoi 15 h lang bis in das in Zentralvietnam gelegene Hue fährt. Zum Glück müssen wir nur nach Ninh Binh, was 2 ½ Stunden von Hanoi entfernt ist. Ich bin nun nur noch mit Mat unterwegs.
Wenn das so weiter geht wird die Fahrt allerdings sicherlich doppelt so lange dauern. Oder ist dieser Paketschmuggel schon einkalkuliert?
Am Rand des Highways warten Männer mit Kisten, Kartons und Säcken im Dunkeln. Der Bus hält an und der Ersatzfahrer springt raus. Er öffnet die Gepäckklappe des Busses und lädt bei jedem Halt eine Handvoll Backpacks und Koffer in den Bus. Diese verteilt er in den Gängen, sodass wir in den Pausen über die Taschen klettern müssen. Im Gepäckfach findet dafür die mysteriöse Fracht vom Straßenrand Platz.
An einer Tankstelle halten wir nicht um zu tanken. Stattdessen landet ein Sack mit der Aufschrift „LAUNDRY“ und einem Adressaufkleber für eine Familie in Hue neben meinem Sitz. Noch besser gefällt mir allerdings die hölzerne Vogelkäfig, dessen Seiten mit Zeitungspapier zugeklebt sind, damit das Vögelchen denkt, es sei Nachts und keinen Radau macht. Am oberen Ende befindet sich ein Haken, der fast wie ein Kleiderbügel aussieht. Nun hat unser Bus auch noch ein Bustier.
30.11.2011, Mittwoch – Thun Thay Guesthouse, Ninh Binh
Regen und Langeweile am Po der Welt
Warum genau sind wir hier her gekommen? Ich weiß es nicht… auf jeden Fall lohnt es sich absolut nicht. Der Ort ist wie ausgestorben. Alle Restaurants machen um 22 Uhr zu und dann wird in der ganzen Stadt der Bürgersteig hochgeklappt.
Dazu regnet es ununterbrochen und die Welt ist grau.
Eigentlich wollten wir heute mit dem Motorbike zu einem Nationalpark fahren. Aber nach 10 Minuten auf dem Highway fing es an zu plästern und wir drehten um. Mit dem Leihbike vom Hotel war es unmöglich im Regen zu fahren. Die Bremsen waren total schwach und der rechte Spiegel existierte nicht mehr.
So setzten wir uns stattdessen in ein Straßenlokal, aßen mal wieder Pho Suppe und starrten auf die regnerische Straße.
Den restlichen Tag über blieb uns nichts anderes übrig, als im Zimmer zu sitzen und uns die Zeit mit schlafen, lesen und Tagebuch schreiben zu vertreiben. Ich kaufte eine Menge Süßigkeiten und als ich auf ein Kaubonbon biss machte es „Knartsch“ und ich spürte etwas Scharfes auf meiner Zunge. Tatsächlich war ein Stück von meiner Teilkrone abgebrochen. Nun fehlt mir ein Viertel Zahn. Zum Glück ist der eh schon tot. So kann er wenigstens keine Schmerzen verursachen. Abends tranken wir ein Bier auf unserem Balkon. Die Leute im Hotel waren hauptsächlich französisch und alt, so fanden wir keine neuen Freunde.
01.12.2011, Donnerstag – Ninh Binh
Bootstour durch Grotten in Trang An
Trang An wird auch das „kleine Halong Bay“ genannt und stellt eine weniger touristische Alternative zum Tour-Magneten im Norden Vietnams dar. Es ist sogar so untouristisch, dass wir 20 Minuten warten mussten, bis wir zwei weitere Touris gefunden hatten, die sich mit uns ein Boot teilen. Eine Vietnamesin mit Bambushut schwang die Paddel und wir schipperten über den Fluss, vorbei an gigantischen Felsformationen und grünen Wiesen.
Am Flussufer saß eine Gruppe Männer in ihren Booten und spielte Karten. Nach 20 Minuten steuerte die Kapitänin auf einen Felsen zu und wir fuhren in die erste Grotte. Die Temperatur stieg sofort um einige Grad an und die Luft war feucht. Die Stalagniten hingen von der Decke und ich musste ein paar Mal den Kopf einziehen, um mich nicht zu stoßen.
Nach ca. fünf Minuten verließen wir die Grotte auf der anderen Seite des Felsen und fuhren ein weiteres Stück auf dem Fluss entlang. Insgesamt glitt unser Boot noch durch zwei weitere Grotten und gab uns Schutz vor dem Regen, der mittlerweile wieder eingesetzt hatte.
Die Investition in einen Regenschirm in Malaysia hat sich doch tatsächlich gelohnt. Doch auch trotz des Regens war es eine tolle Erfahrung mit dem Boot durch die Grotten zu fahren. Ich hab mich etwas wie in einem Freizeit Park in einer Geisterbahn gefühlt, nur dass keine billigen Pappmaschee Puppen in den Ecken der Höhle auf uns gewartet haben.
Unseren Fahrer hatten wir schon dafür bezahlt, dass er uns zu einem Tempel bringt. Als wir dort ankamen, wurde der Regen nur noch umso stärker und nach 100 Metern entschlossen wir uns zurück zu gehen. Damit unterbrachen wir zwar die Mittagspause unseres Fahrers, der sich bereits auf einem winzigen Plastikschemel niedergelassen hatte, aber wir waren selbst so hungrig, dass wir keine Rücksicht nehmen konnten.
Zurück in Ninh Binh gingen wir wieder zum Pho Restaurant und verbrachten den restlichen Nachmittag im Hotelrestaurant. Wir sprachen mit einem Tauchlehrer von Ko Tao in Thailand und ich wünschte, ich könnte diesen regnerischen Ort gegen einen weißen Sandstrand tauschen.
Um 21 Uhr konnten wir Ninh Binh endlich verlassen. Mit dem Schlafbus ging es 10 h lang Richtung Süden nach Hue. Wie schon auf der Fahrt nach Ninh Binh sammelten wir am Straßenrand verschiedene Pakete auf. Außerdem stiegen einige vietnamesische Frauen zu, die sicher nicht mal den halben Preis bezahlten. Eine der Frauen legte sich neben mich in den Gang. Ich glaube ich habe sie nachts mit meinem Ellenbogen aus Versehen ein paar Mal in die Rippen gepufft.
Irgendwann lag ich so unangenehm, dass ich meinen BH auszog und ihn unter meinen Schlafsack unter meine Beine schob.
Am nächsten Morgen, als wir in Hue ankamen, hob der Ersatzbusfahrer meinen BH vom Gangboden hoch und fragte die vietnamesischen Frauen, ob er ihnen gehöre. Verschämt und doch verschmitzt lachten sie mit vor dem Mund gehaltener Hand, als ich mich als Besitzerin meldete.
02.12.2011, Freitag – Hue
Hue – die nasseste Stadt in Vietnam
Irgendwo steht geschrieben, „Hue ist die nasseste Stadt in Vietnam“. Das glaube ich gerne. Es regnet den ganzen Tag. An jeder Ecke werden Regencapes und Regenschirme zum Verkauf angeboten.
Wir laufen im Regen in die Altstadt. Dort wimmelt es von Rikscha Fahrern, die uns alle überzeugen wollen, dass es notwendig ist, eine Altstadt Tour mit ihnen zu machen. Um uns zu zeigen, wie gut sie sind, halten sie uns kleine Notizbücher vor die Nase, in denen ehemalige Kunden mit Kugelschreiber eine Referenz gekritzelt haben. Der vietnamesische Fahrer zeigte mir stolz eine Seite, auf der Manfred und Gisela aus Dortmund mitteilten, dass sie im gemütlichen Tempo die Stadt herumkutschiert wurden.
Ich frage mich, wie die Rikschafahrer sicher stellen, dass die Referenzen positiv sind. Schließlich können sie kaum Englisch sprechen und nicht feststellen, ob ich über die Fahrt oder ein Rezept für Rheinischen Sauerbraten schreibe.
Als wir das fünfte Mal gefragt werden, wo wir herkommen, antworten wir einfach „Vietnam“. Das bringt die Vietnamesen zum Lachen.
Wir schauen uns die Zitadelle an. Das ist quasi eine Stadt in der Stadt, die aus dem 17 Jh. Stammt und von einer über 10 km langen Mauer umgeben ist. In ihr befinden sich wunderschöne verwunschene Gartenanlagen, Tempel und Statuen.
Auf dem Rückweg gehen wir über eine Brücke und ich sehe eine Frau mit erschrockenem Gesicht unter der Brücke auf dem Gras laufen. Ich bleibe stehen und frage mich, was mit dieser Frau passiert ist. Da sehe ich einen Mann, der hinter ihr her läuft. Er holt sie ein, zieht an ihren Haaren und wirft sie zu Boden. Als er auf sie eintritt rufe ich laut „Heeeey“. Er dreht sich verwundert um und starrt mich an. Das war‘s auch schon mit meinem Mut. Ich starre nur zurück, traue mich aber nichts weiter zu sagen. Mat zögert. Wir entschließen uns weiter zu gehen. Es ist doch etwas anderes in einer fremden Kultur in eine solche Situation einzugreifen als in seiner eigenen Kultur, wo man weiß, dass man sich auf die Polizei größtenteils verlassen kann.
Abends gingen wir ins DMZ. DMZ steht für Demilitarisierte Zone. Viele Reisebüros in Hue bieten Tours in die wirkliche DMZ an. Allerdings haben wir gehört, dass die Bunker Überbleibsel nicht gut erhalten sind und es sich nicht wirklich lohnt dorthin zu fahren.
Im DMZ Restaurant bestelle ich einen Beef Salat, der einmalig gut schmeckt. Wir treffen Hanna und Laura, zwei Engländerinnen, die Mat in Luang Prabang kennen gelernt hat. Sie sind mit ein paar Mädels unterwegs. Wir trinken Bier und gehen dann ins „Brown Eyes“, den einzigen Club in Hue. Die Musik ist mittelprächtig aber es reicht zum Tanzen.
03.12.2011, Samstag – Hue
Local Food deluxe
Mit einem Kater im regnerischen Hue kann man nicht viel machen. Wir schlafen aus und gehen zum Breakfast / Lunch in ein vietnamesisches Straßenrestaurant. Auf der Karte stehen 6 Gerichte, die Bo Pho, Nun Lam, Co Ba Hun usw. heißen. Es gibt weder eine englische Übersetzung, noch erklärende Bilder. Dafür gesellt sich ein vietnamesischer Gast an unseren Tisch und rät uns, was wir bestellen sollen.
Zuerst kommt eine kleine Suppe mit Schweinefleischbällchen und Reisnudeln drin. Dann werden uns kleine grüne Pakete an den Tisch gebracht. In ein großes grünes Blatt, das laut den Angaben des Vietnamesen aus den Wäldern Hues stammt, ist eine Mischung aus Reisnudel, getrockneten Krabben und gerösteten Zwiebeln gewickelt. Zusammen mit einer scharfen Chilisoße löffeln wir die Paste in unseren Mund.
Danach setze ich mich an den PC im Hotel und schreibe eine Bewerbung für einen Job als Training Manager bei L’Oreal in Düsseldorf. Die großen Firmen nehmen sich wirklich einiges heraus. So kann ich nur max. 3 MB hochladen. Das langt nicht. Ich frage Dave, einen Promo-Arbeitskollegen, der einen Copy Shop in Köln hat, ob er mir aushelfen kann und er gibt sein Bestes, um meine pdf zu komprimieren.
Abends essen wir wieder im DMZ und fallen relativ früh ins Bett.
04.12.2011. Sonntag – Hoi An
Motorbike Tour über den Haven Pass
3 Motorbikes, 5 Personen, 1 platter Reifen, 1 kaputter Anlasser, unglaublich schnelle vietnamesische Mechaniker, ein Wasserbüffel, der direkt an der Straße geschlachtet wird auf 150 km über den Wolkenpass von Hue nach Hoi An. Das ist die Kurzversion des heutigen Tages.
Mat und ich machen uns um 8 Uhr morgens auf den Weg, um unser Motorbike im Hue Backpacker Hostel abzuholen. Zu zweit zahlen wir 45 $ also knapp 30 €.
Die Strecke ist eigentlich ganz einfach. Im Prinzip gibt es nur eine Straße. Als wir aus Hue rausfahren wird aus dem Teerbelag schnell ein matschiger, steiniger Pfad. Wir fahren durch kleine vietnamesische Dörfer. Links von uns ragen grüne Berge in die Höhe. Rechts von uns stapfen vietnamesische Reisbauern durch die Felder.
Wasserbüffel laben sich am kühlen Nass. Ab und zu laufen sie auch auf die Straße und blockieren für eine Minute die Weiterfahrt. Frauen schneiden auf der Straße Gemüse. In einem Haus sitzt eine Frau auf einem Frisierstuhl und lässt sich von einer anderen ihre Haare glätten. Statt in einen Spiegel zu schauen, sitzt sie vor dem offenen Fenster und schaut auf die Straße. Ein Glätteisen hätte ich in Mitten all der Reisfelder am wenigsten vermutet.
Uns kommen einige Schulkinder auf ihren Fahrrädern entgegen. Sie strahlen und winken uns zu. Ich hab das Gefühl, dass sie noch nicht viele Westler gesehen haben.
Es fängt an zu regnen. Damit haben wir nach den letzten regenreichen Tagen schon gerechnet. Wir halten an und packen unsere überdimensionalen Regencapes in blau und rot aus. Dabei fällt der Roller um und landet auf der Seite. Der Sturz war nicht besonders stark. Doch als wir den Zündschlüssel ins Schloss steckten, sprang das Bike nicht mehr an. Zum Glück passierte die Panne direkt vor einer Werkstatt,
Auf der ganzen Strecke treffen wir nur drei andere Nicht-Vietnamesen. Ashley, Tom und Douggy halten am Straßenrand und schauen auf die Karten, die sie wie wir vom Hostel bekommen haben.
Wir machen uns zusammen auf den Weg und fahren in die Berge. Schon zu Beginn des Wolkenpasses ist es deutlich kühler. Die Straße ist relativ leer, da der Verkehr hauptsächlich auf dem neuen, schnelleren Highway 1 stattfindet. Es ist wunderschön über die Serpentinen durch die nebligen, dunstigen Berge zu fahren.
Wir machen eine Pause auf dem Gipfel und werden direkt von einem Schwarm Verkäuferinnen überrannt, die uns Zigaretten, Oreos und Tampons anbieten. Nein Danke. Nach dem obligatorischen Foto geht es bergab und wir erreichen Danang, die drittgrößte vietnamesische Stadt.
An der Seite einer Straße steht eine Gruppe von Menschen und schaut zum Boden. Sie erwecken meine Aufmerksamkeit und ich kann kaum glauben, was ich dort sehe. Sie schlachten am Straßenrand einen Wasserbüffel. Das Tier liegt komplett enthäutet auf der Seite. Ich glaube dieser Anblick ist der krasseste, den ich bisher in Südostasien gesehen habe.
Irgendwo sind wir falsch abgebogen. Ein Straßenschild zeigt „Tourist Attraction – 17 km“. Wir folgen dem Schild und hoffen, dass es uns zum China Beach bringt, dem Strand, an dem die Amerikaner im Vietnam Krieg eingetroffen sind.
Nach ein paar Kilometern ziellosem Herumfahren fragen wir an einem Elektroshop nach. Fünf vietnamesische Männer versuchen uns zu erklären, wo wir sind. Anscheinend befinden wir uns an einem Fleck, der nicht auf der Karte ist. Sie sehen ein, dass wir sie nicht verstehen und kurzerhand beschließt einer der Männer, uns zu begleiten. Also folgen wir dem Fahrer mit der grünen Adidas Trainingsjacke, auf der in großen gelben Buchstaben Bahamas auf den Rücken geschrieben steht. Er führt uns mitten durch Danang. Hunderte von Motorbikes kreuzen unseren Weg. Auf einer zweispurigen Straße gibt es im Prinzip 3 Spuren. Rechts und links fahren Motorbikes, in der Mitte fahren Autos.
Am China Beach angekommen bedanken wir uns mit einem freundlichen „Sin Camun“ und 50.000 Dong (1,50 €).
Passend zum Strand, kam nun auch endlich die Sonne raus. Wir essen Seafood und genießen den Blick aufs Meer.
Es dämmert schon, als wir das letzte Stück der Fahrt nach Hoi An aufnahmen. Mit 80 km/h sausen wir auf dem Highway im Sonnenuntergang an unzähligen 5 Sterne Hotels vorbei.
Plötzlich hören wir einen Knall und das Bike von Douggy und Ashley gerät ins Schwanken. Im ersten Moment denke ich, dass sie rumalbern und Slalom fahren. Dann sehe ich, dass ihr Reifen geplatzt ist. Zum Glück ist Douggy ein erfahrener Fahrer. Es gelingt ihm das Gleichgewicht zu halten und 200 m später kommt er zum stehen.
Er schreit „Fuck“ und tritt gegen den Bordstein. Wir realisieren, was für ein Riesenglück die beiden gehabt haben und müssen uns ins Gras setzen. Ashley zittert vor Schock.
Vom Crown Plaza gegenüber kommt ein Wachmann angelaufen. Er sieht den kaputten Reifen und ruft jemanden an. Er spricht kein Wort Englisch und wir wissen nicht, was er vorhat.
Nur fünf Minuten später rollt ein Mechaniker auf seinem Motorbike an. Er hat keine Schuhe und einer seiner Füße ist nach innen gekrümmt. Sein blaues Hemd und seine rote Kappe sind von der Sonne verblichen und vom Staub eingenetzt.
Sein Motorbike hat keine Armatur mehr und der Lack ist wortwörtlich ab. Auf dem Sattel hängen ein paar Schläuche. Wie ein Profi sieht er direkt, was mit dem Bike nicht stimmt und macht sich an die Arbeit. In wenigen Minuten hat er den kaputten Schlauch aus dem Reifen geholt, zeigt uns das Loch und setzt einen neuen ein.
Wir geben ihm 100.000 Dong (3,20 €). Er ist glücklich und wir sind glücklich. Die Mechaniker hier in Vietnam sind einfach einmalig!
Kurz vor Hoi An werden wir Zeuge einer Prügelei auf der Straße. Ca. 10 Männer, von denen die meisten einen Rollerhelm tragen, rennen aufeinander zu und prügeln sich. Zwei kreuzen gerade die Straße und fast hätten wir sie mitgenommen.
Die Motorbike Tour über den Haven Pass war bislang neben der Zeit in Hanoi das beste Erlebnis, dass ich in Vietnam bisher hatte. Eine gute Kombination aus Action, Natur und Kultur.
Abends setzten wir uns mit Gin und Tonic in Ashleys, Toms und Douggies Zimmer. Es ist mal wieder Zeit für eine Runde King’s Cup.
05.12.2011, Montag – Hoi An
Die Stadt der Maßanzüge & Jobinterviews per Skype sind schwierig
Mh, was für ein Frühstücksbuffet! Das hatte ich bisher noch nie. Frische Pan Cakes, Creme Caramel, Frühlingsrollen, geröstetes Schweinefleisch, Ananas und und und….wir schlagen uns den Bauch voll. Schließlich ist alles inklusive.
Danach machen Mat, Douggy, Ashley, Tom und ich uns auf den Weg in die Altstadt. Hoi An ist berühmt für seine Schneiderein. Das ist der Ort, um sich einen Maßanzug anfertigen zu lassen, für 60 €. Ich schaue mir die Kataloge an und kann mich bei der Qual der Wahl für nichts entscheiden.
Dass ich mir theoretisch alles von der Top Shop Home Page bestellen kann, macht es nicht leichter. Ein bis drei Abendkleider könnte ich gut gebrauchen. Schließlich stehen fürs nächste Jahr schon drei Hochzeiten an. Irgendwie gefällt mir der Gedanke nicht, dass ich vorher bezahle und nicht weiß, wie das Kleidungsstück an mir aussieht. Außerdem kann ich das auch noch in Bangkok machen.
Hoi An gefällt mir wirklich gut. Die Häuser in der Altstadt sind klein, niedlich und bunt angestrichen. In fast jedem Haus ist eine Schneiderei. In der Mitte liegt ein Fluss, auf dem blau-gelbe Holzboote liegen. Wir essen in einem Restaurant Am Flussufer. Die vier bestellen sich ein Bier. Ich bestelle eine große Flasche Wasser. Die hilft hoffentlich gegen meinen Gin Hangover, den ich mir gestern Abend beim Kings Cup spielen eingefangen habe.
Außerdem hab ich 3 Stunden später ein Job Interview auf Skype. Dazu gehe ich in ein Internet Café neben unserem Hotel. Es ist mehr eine Garage mit 20 PCs. Der Verkehr auf der Straße braust laut vorbei.
Kameras gibt es nicht. Das Interview muss also ohne Bild stattfinden. Das kommt mir ganz gelegen. Schließlich hab ich eh keine „Vorstellungsgesprächsklamotten“ dabei. Um Punkt 17 Uhr ruft mich Frau S. von der Hamburger Personalberatung an. Ich erkläre ihr das Übliche: was ich in meinem Leben bisher so angestellt habe und warum ich den Job haben will.
Nicht nur, dass der Gin am Vorabend meinen Wortschatz extrem verringert hat. Außerdem hab ich in den letzten 2 Wochen kaum ein Wort Deutsch gesprochen. Ich habe das Gefühl, dass meine Formulierungen nicht umständlicher klingen könnten. Ich muss mich ständig vergewissern, ob ich die Fragen richtig verstehe, wenn mal wieder ein LKW lautstark am Café vorbei braust.
Nach 10 Minuten wird das Internet Café von einer Horde vietnamesischer Schulkinder gestürmt. Sie schreien, lachen und rufen „Hello“ als sie mich sehen. Ein Mädchen versucht sogar auf meinen Schoß zu klettern. Ich schupse sie so sanft es geht zur Seite und versuche auf den türkisen Putz zu starren, der von der Wand abbröckelt.
Als Frau S. am Ende des Gesprächs sagt, dass sie einen sehr positiven Eindruck hat und mich im Januar gerne zu einem persönlichen Gespräch in Hamburg sehen möchte, kann ich es kaum fassen. Anscheinend ist ein Hangover und 2 Wochen lang kein Deutsch sprechen eine gute Voraussetzung, um in einem Interview zu punkten.
06.12.2011, Dienstag – Schlafbus von Hoi An nach Nha Trang
Was tut frau nicht alles für Schuhe?
Heute Mittag waren wir ein zweites Mal beim Schneider zum „Fitting“. Die Hemden, die Mat sich anfertigen lassen hat, sitzen perfekt. Ich bereue etwas, dass ich nichts in Auftrag gegeben hab. Dafür gehe ich in den kleinen Läden auf dem Weg zum Hafen shoppen. Für 3€ kaufe ich ein blau-weiß gepunktetes Strandkleid, dass mir die Verkäuferin, die gleichzeitig Schneiderin ist, für 70 Cent am Torso enger näht. Für 10€ lasse ich mir Sandalen aus braunem Wildleder auf den Fuß zu schneidern. Die Verkäuferin malt meinen rechten und meinen linken Fuß mit Kuli auf ein Blatt Papier und sagt mir, dass ich die Schuhe in 3 Stunden abholen kann.
Mit Ashley, Tom und Douggy essen wir in einem vom Lonely Planet empfohlenen Restaurant. Die Burger sind winzig und die Pommes sind mit einem Blick abzählbar. Ich hab keine Ahnung, wie diese Empfehlung zustande gekommen ist. Wahrscheinlich haben sie einem Lonely Planet Reporter eine Stange Geld gezahlt.
Zurück im Hotel schnappen wir unsere Backpacks und der Hotel Shuttle Bus bringt uns zur Hauptbushaltestelle, an der schon mehrere Reisebusse warten. „Wie jetzt?“, ich dachte, wir werden am Reisebüro, an dem wir unser Ticket bestätigt haben, abgesetzt? Ich muss doch noch meine Schuhe abholen, “ sage ich zum Shuttle Bus Fahrer. Der versteht natürlich gar nix.
Der Busfahrer unseres Nachtbusses nach Nha Trang scheucht uns in den Bus und sagt, wir sollen auf unseren Plätzen bleiben. Dabei sind wir die ersten im Bus und normalerweise sind diese Busse immer gerammelt voll. Ich steige trotzdem aus. Zum Glück finde ich eine Thailänderin, die perfektes Englisch spricht. Mit ihrer Hilfe finde ich heraus, dass wir noch 30 Minuten Zeit haben, bis der Bus los fährt.
In aller Eile laufe ich zu den Motorbike Taxis und zeige einem Fahrer ein Foto, dass ich von dem Schuhladen gemacht habe, um nicht zu vergessen, wo ich hin muss. Auf dem Bild ist die Adresse deutlich zu erkennen und der Fahrer sagt, er weiß, wo er hin muss. Ich rufe „fast, fast, my bus is leaving soon“ und springe aufs Bike.
Der Fahrer saust los und wird plötzlich langsamer. Natürlich weiß er nicht, wohin er muss. Es ist immer das Gleiche. Sie geben vor, den Weg perfekt zu kennen und dann halten sie 5 Mal an, um nach dem Weg zu fragen. Immerhin haben die Motortaxi-Fahrer Vertrauen in sich und ihre ortskundigen Mitmenschen.
Mein Fahrer fährt einfach an ein anderes Bike heran und im Fahrern diskutieren sie über den Weg. Dann scheint er sich auszukennen und rast los. Hätte ich doch bloß auf das „fast fast“ verzichtet. Der Typ rast über die Kreuzungen und statt langsamer zu werden und nach rechts und links zu schauen, hupt er wie wild um allen anderen zu signalisieren, dass hier ein total verrücktgewordenes Todesbike durch die Straßen saust. „Slowly, careful und safe“ rufe ich jetzt. Er lacht und erwidert „Me, good driver. You; no worry“: OK, Augen zu und durch heißt es jetzt. Ich habe das Gefühl, dass er schon stadtbekannt ist. Alle weichen ihm aus, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Als wir vor dem Laden ankommen, steht die Verkäuferin schon mit einer Plastiktüte mit den Schuhen drin, vor dem Laden. Ich hatte sie von der Bushaltestelle aus angerufen und ihr gesagt, dass ich nun in aller Eile die Schuhe abholen komme. Ich muss nicht ein Mal vom Bike absteigen, um die wie um meinen Fuß gegossenen Treter abzuholen.
Der Rückweg ist noch verrückter als der Hinweg. Mittlerweile ist es dunkel und der Feierabendverkehr beherrscht die Straßen. Bei jedem Bus, der uns entgegen kommt, ruft der Fahrer: „This one, your bus?“ und ich stelle immer wieder mit Erleichterung fest, dass es nicht mein Bus ist. Wobei ich zu gerne erfahren hätte, wie mein Motorbike Fahrer diese Situation gerettet hätte. Wahrscheinlich wäre er dem Bus mit Vollspeed gefolgt, hätte ihn überholt und freihändig fahrend dem Busfahrer signalisiert, dass hier ein fehlender Passagier auf seinem Sattel sitzt.
Am Ende bin ich froh, als ich heile und mit meinen Schuhen am Reisebus ankomme. Was tut eine Frau nicht alles für ein paar Schuhe!?
07.12.2011, Mittwoch – Ruby Hotel, Nha Trang
Gigantische Wellen, Mädels wieder treffen und Jam Jars in der Why Not Bar
Um 5 Uhr morgens öffnet uns die verschlafene Hotelbesitzerin des Ruby Hotels die Tür. Unser Nachtbus war überpünktlich. Der Fahrer fuhr, als wäre er auf der Flucht. Bei jedem Schlagloch flog ich in die Luft. Zwei Scheiben im hinteren Teil des Busses waren zersprungen und gaben ein schönes Spinnenweben-Muster. Das erhöhte nicht gerade mein Vertrauen in seine Fahrqualitäten und ließ mich nicht wirklich in den Tiefschlafmodus hinein gleiten.
Nach einem guten Nickerchen im Hotel treffen wir die Mädels Marije, Steph, Lara und Tessa zum Lunch im „Same Same Restaurant“. Es fühlt sich an, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen.
Das Wetter ist zwar nicht besonders gut, aber es reicht aus, um ein paar Stunden am Tag an den Strand zu gehen. Die Wellen sind gigantisch. Es ist fast unmöglich ins Wasser zu gehen. Und hat man es ein Mal geschafft, dann ist es kaum möglich raus zu kommen, da man so sehr von den Wellen mitgerissen wird. Es trauen sich nur wenige ins Wasser. Mat wird beim Schwimmen von einer Gruppe vietnamesischer Teenager belagert. Sie nehmen ihm meine Taucherbrille ab und Sekunden später ist sie in der Strömung verschwunden.
Zum Dinner gehen wir in die „Why Not Bar“, in der es neben Essen auch genug zu trinken gab. Die Buckets werden hier in „Jam Jars“ also überdimensional großen Marmeladengläsern serviert.
Es ist Nebensaison und die Tanzfläche ist leer. Dafür sieht der Kicker Tisch aus, als hätten mehr als 1000 Leute an ihm gespielt. Auf dem Feld stehen nicht mehr 11 sondern nur noch 9 Spieler. Das „Spielfeld“ sieht aus, als hätte jemand die Klingen des Rasenmähers falsch eingestellt. Nach nur einem Tor beenden wir das Spiel.
An einem Dönerladen auf dem Rückweg sehen wir einen Westler, der perfektes Vietnamesisch spricht. Zumindest hört es sich für uns perfekt an und die Dönerfrau scheint ihn sehr gut zu verstehen. Dan kommt aus Südafrika und lebt seit 8 Jahren in Vietnam. Er ist Chefkoch in 4 verschiedenen Restaurants rund um Nha Trang. Wir erzählen ihm von den Busfahrern in Hoi An, die es so eilig hatten und vergleichen sie mit Laos, wo „Delay is never“ also „Delay is always“ die goldene Regel war. Daraufhin nennt Dan uns einen Spruch, der den Nagel auf den Kopf trifft:
„In Vietnam - they grow rice, in Thailand - they watch it growing and in Laos - they listen to it”. Das war das Wort zum Mittwoch.
08.12. – 10.12.2011 - Ruby Hotel, Nha Trang
Strand, Sandwiches, Smoothies und warum nicht nochmal in die Why Not Bar?
Ich schaffe es tatsächlich an einem Morgen Joggen zu gehen und laufe die Promenade am Strand entlang. Ein Teil des Strands gehört zu einem Hotel. Es sind jedoch mehr Angestellte als Gäste da und die haben offenbar Langeweile. Denn sobald ich über den Strand gelaufen bin, fangen sie an mit einem Besen meine Spuren im Sand zu beseitigen. Fast wie bei Alice im Wunderland. Ich laufe an einer Hotelruine vorbei, auf dessen Terrasse umgekippte Stühle und Tische liegen. Der Strand ist mittlerweile ziemlich dreckig und ich muss ein Stück über die Straße laufen, da das Hochwasser fast bis an die Promenade reicht.
Ich beschließe öfter laufen zu gehen. Reisen macht so faul und meine Joggingschuhe fühlen sich unglaublich vernachlässigt. Nach dem Lauf springe ich mit Mat in die Wellen. Ich tauche unter den Wassermassen hindurch. Ein paar Mal werde ich von der Strömung mitgerissen und an den Strand geschleudert.
Danach gehen wir zu unserer Sandwich Lady am Kreisel. Sie macht fantastische Baguettes. Und egal ob wir Ei, Schinken, Hühnchen, Pastete, Frischkäse, Fisch oder alles auf ein Mal bestellen, es kostet immer 25000 = 85 Cent und wird in die Zeitung vom Vortag eingewickelt. Die Sandwich Lady betreibt auch den Obststand nebenan und hilft manchmal in der Apotheke aus. Daher ist das beste auch manchmal das langsamste Sandwich Vietnams.
Zusammen mit einem Mulberry Smoothie und vietnamesischem Kaffee vom A Mart Convenience Store ist unser Frühstück perfekt.
Zum „Personal“ des Sandwichstands gehören auch vier kleine Hunde, die sich auf den Treppenstufen zur Apotheke tummeln oder zwischen Mangos und Melonen ein Nickerchen halten. Mein Liebligshund ist „Stumpy“, ein kleiner Wau Wau, der keine Hinterbeine mehr hat. Er hoppelt immer auf seinen Vorderbeinen über den Gehweg und kratzt sich mit dem Knie hinter dem Ohr.
Meistens regnet es ab mittags. Praktischer Weise gibt es in Nha Trang an jeder Ecke einen „Book Exchange“, was im Prinzip ein Second Hand Buchladen ist. Denn als ich mein Buch eintauschen will, muss ich trotzdem noch 50.000 Dong für Choke von Chuck Palahniuk, dem Autor von Fight Club, zahlen. So verbringen wir die regnerischen Nachmittage lesend oder Tagebuch schreibend im Hotel. Ich schaffe es sogar 4 Bewerbungen zu schreiben.
Typisch für Nha Trang sind nicht nur die Book Exchange Läden. Jeden Tag werden wir von Männern auf Motorbikes angesprochen, die für „Easy Rider“ arbeiten. Sie wollen uns eine Tour auf ihrem Bike verkaufen. Auf die Frage „Where are u from?“ antworten wir mittlerweile immer „Vietnam“. Dann gucken sie irritiert, lachen oder beschimpfen uns als „Liar Liar“.
Wenn wir die Easy Rider abgeschüttelt haben, kommen die Männer, die eine Wand mit Sonnenbrillen vor sich tragen. „Sunglases – Happy Hour“ rufen sie und halten uns die Fake Ray Bens unter die Nase.
Ich entfliehe den Straßenhändlern und schreibe Bewerbungen auf dem Hotelzimmer.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich Bauarbeiter, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Hotel bauen. Um ihren Kopf zu schützen, tragen sie ihre Rollerhelme. Mit dem Roller werden auch die einzelnen Baumaterialien heran gekarrt. Auf dem Roller wird schlafend Mittagspause gemacht. Im Prinzip ist der Roller der Chef des Ganzen.
Die Vietnamesische Bauweise ist nicht so nachhaltig wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Als die Bauarbeiter gerade den Boden vom Balkon fertig gestellt haben, wir auf einem Karren (ein Roller wäre wohl zu klein) das stählerne Gerüst des Balkons geliefert. Sechs Männer hieven es nach Oben. Einer von Ihnen hält mit einer Holzlatte ein Dutzend Stromkabel zur Seite, die den Weg blockieren. Die Metallstangen rammen gegen das frisch gebaute Fundament des Balkons und der noch nasse Putz fällt auseinander. Spitze, die Arbeit für die nächste halbe Stunde ist damit gesichert.
An zwei Abenden gehen wir in ein feines Seafood Restaurant. Der Fisch Hot Pot, ein großer Topf mit brodelnder Suppe, in die wir Nudeln, Garnelen, Fisch und Oktopus werfen, ist unglaublich köstlich. Der Fisch ist so buttrig weich, dass er auf der Zunge zerfällt. Tom kaut auf seinem Burger herum und weigert sich Fisch zu probieren. Dabei wäre es jetzt die optimale Gelegenheit dafür. Schließlich hab ich bisher keinen besseren in Vietnam gefunden.
11.12.2011, Sonntag – Ruby Hotel, Nha Trang
Das Vietnamesische Disney Land Toms 21. Geburtstag
Mit der Seilbahn fahren wir über das Meer rüber ins vietnamesische Disney Land. Auf einem großen grünen Hügel steht in Hollywood Buchstaben „VINPEARL“ geschrieben. Auf uns warten Achterbahnen, Indoor Games und ein Wasserpark.
Ashley hat Höhenangst und sitzt käsebleich in der Gondel. Die Jungs machen Witze und schwafeln von der statistischen Wahrscheinlichkeit, mit der diese Seilbahn 100m tief ins Meer stürzen wird. Tom lacht mit. In Wirklichkeit ist ihm selbst mulmig zumute. Mich erinnert das Ganze an Skiurlaub und ich würde gerne eine Piste runter sausen.
Im Gegensatz zu Disney Land werden wir in Vinpearl nicht von Mickey Mouse sondern von einem riesigen mit Lametta und Fake Schnee bedeckten Weihnachtsbaum begrüßt. Douggie kneift dem Styropor Schneemann in die Nase und wir machen ein weihnachtliches Foto.
Im Gegensatz zu Disney Land ist Vinpearl außerdem wie ausgestorben. Neben uns sind einige russische und chinesische Touristen unterwegs. Ich sehe kaum Kinder, für die dieser Park ja eigentlich gemacht ist.
In der Achterbahn und den Karussells schreien wir uns die Seele aus dem Leib. In der Schiffsschaukel wird uns allen flau im Magen. Zum Glück dauert die Fahrt nur ein paar Minuten. So muss keiner von uns von den Plastiktüten Gebrauch machen, die in Taschen am Sitz befestigt sind.
Im 4D Kino fliegen wir auf einem Teppich mit Aladin durch den Orient. Bei den „spannenden“ Momenten wir uns kalte Luft ins Gesicht geblasen. Ich hab das Gefühl, dass ein Mitarbeiter willkürlich auf den Auslöser drückt. Irgendwie passt das nicht ganz. Das Popcorn ist allerdings süß und buttrig genug, um das 4D Kino zu mögen.
Wir reiten einen Rodeo-Büffel, der allerdings auf Zeitlupe eingestellt ist. Keiner von uns fliegt runter. Im Autoscooter rammen wir uns gegenseitig mit unseren Mäuse-, Löwen- und Stier-Autos.
Im Aquarium bewundern wir die Mantarochen, Haie und Moränen. Der Bowmouth guitarfisch sieht von vorne aus wie ein Mantarochen und hinten wie ein Hai. Es ist beeindruckend, wenn er über unseren Köpfen im Wasser gleitet. Wie immer bleibe ich vor den Seepferdchen stehen. Die sind zu niedlich, um weiter zu gehen.
Mittags tauschen wir T Shirt und Shorts gegen Bikini aus und gehen in den Wasserpark. Die Kamikaze Rutsche ist so steil, dass ich mur mit geschlossenen Augen rutschen kann und so schnell, dass wir alle einen roten Rücken bekommen.
Eine Rutsche ist riesig breit. Wir setzten uns zu fünft in eine Art rundes Schlauchboot und los geht’s. Wir werden unglaublich schnell und das Schlauchboot schießt an den Seiten der Rutsche hoch. Wir liegen fast senkrecht in der Luft und Mat fällt beinah auf Douggie, der ihm gegenübersitzt. Die Sicherheitsstandards sind definitiv nicht so hoch, wie in Deutschland. Dafür ist der Spaßfaktor eindeutig höher. Alles in Allem haben wir nur etwas mehr als 10 € für einen ganzen Tag vietnamesisches Disneyland ausgegeben.
Der Abend ist definitiv teurer. In „Omar’s Restaurant“ füllen wir unsern Bauch mit indischem Curry. Vor dem Essen werden uns feuchte Handtücher gereicht, die nach Anis riechen. Ich muss an Sambuca denken. Würg.
Auf dem Weg zum Hotel von Ashley, Tom und Douggie halten wir an einem Kiosk. Ashley hört ein Mädel mit schottischem Akzent sprechen. Das reicht, um Freundschaft zu schließen. Wir nehmen die Schottin Alexis, den Engländer Johnny und den Kanadier Alex mit und spielen eine Runde Kings Cup im Hotel.
Als der Rum leer ist, landen wir mal wieder in der Why Not Bar und stauben die free Mojitos und Shots ab. Um 12 Uhr spielt der DJ „Happy Birthday“ und die Kellnerin bringt 21 Why Not Shots für Tom. Der schafft es tatsächlich alle Kurzengläser zu leeren und trinkt dann noch die Reste vom Tablett. Irgendwie hab ich gedacht, dass die Shots für uns alle sind…
In England boxt man dem Geburtstagskind so oft auf den Oberarm, wie alt es wird. Ich zähle auf Deutsch bis 21 und Tom hält tapfer durch. Er ist eh nicht mehr in der Lage, viel zu spüren. Wir tanzen barfuß.
Als die Why Not Bar um 1 schließt, steuern wir auf den Sailing Club zu.
Wie viele Leute passen in eine Rikscha? Mindestens fünf, beschließen wir. Tom und Ashley steigen zuerst ein. Douggie und ich setzen uns auf ihren Schoß. Der Rikschafahrer steigt ab und Mat nimmt seinen Platz ein. Dafür kann der Rikscha Fahrer unsere Drinks halten und nebenbei ein paar Fotos von uns machen.
Als Mat nach 300 m absteigt kippt das ganze Gefährt nach vorne. Tom schmeißt seinen Drink in die Luft. Die Eiswürfel landen direkt im Nacken des Rikschafahrers. Wir entschuldigen uns, bezahlen ihm gutes Geld für den Spaß.
Für den Sailing Club müssen wir tatsächlich 2 € Eintritt bezahlen. Die Tanzfläche ist gerammelt voll und wir gehen nicht vor 4 nach hause.
12.12.2011, Montag – Phuong Hanh Hotel, Dalat
Kühle Temperaturen, Erdbeerfelder und Nadelbäume
Nach nur zwei Stunden Schlaf stopften Mathieu und ich heute Morgen um 6 Uhr unseren Krempel in die Backpacks. „Packen“ kann man das nicht nennen. Das letzte Jam Jar haben wir gegen 3 Uhr getrunken, als wir aus dem Sailing Club zum Hotel gekommen sind.
Ungefähr pünktlich um 6.30 Uhr stehen wir heute Morgen in Nha Trang vor dem Asia Smile Reisebüro, das noch verschlossen ist. Dort warten wir auf unseren Pick up für den Bus nach Dalat. Verschiedene Open Tour Busse halten auf der Straße. Wir zeigen den Bus Fahrern unser Ticket. Einer sagt, dass wir einsteigen können. Als wir unser Gepäck heranholen, sagt er dann, dass wir nicht richtig sind.
Verwirrt bringen wir unseren Krempel zurück zum Reisebüro. Eine Mitarbeiterin hat mittlerweile die Rollläden hochgefahren. Ihr Englisch ist so gebrochen, dass sie uns auch keine Hilfe ist.
Ich gehe zum Pho Stand gegenüber und hole uns zwei Mal Suppe und iced coffee zum Frühstück. Der Vietnamesische Kaffee ist einmalig. Es ist mehr ein schwarzer dickflüssiger Sirup. Traditionell wird er mit einer dickflüssigen cremig süßen Kondensmilch serviert. Zwei davon und du bist den ganzen Tag lang wach.
Natürlich taucht unser Bus auf, als wir die Suppe essen. Da wir nun schon über eine Stunde gewartet haben, überzeugen wir den Fahrer nun 5 Minuten auf uns zu warten, bis wir fertig gefrühstückt haben.
Es geht 150 km hoch in die Berge. Die Vegetation ändert sich schlagartig. Nadelbäume und Tannen statt Palmen und Bambus säumen den Weg. Reisfelder werden von Erdbeer- und Blumenplantagen abgelöst. Die Häuser sind türkis, lila und hellblau angestrichen. Viele von ihnen sind aus solidem Stein gebaut. Die Straßen sind riesig und der Teer hat keine Löcher. Es scheint, als stecke ein großes Kapital in der Stadt.
Da Dalat in den Bergen liegt, ist es kühler als in Nha Trang. Die Vietnamesen sitzen mit Wollmützen und Hello Kitty Ohrenschützer auf ihren Motorbikes. Auf dem Nachtmarkt werden dicke Daunenjacken und am gleichen Stand Sonnenbrillen angeboten. Mir reichen eine lange Hose und zwei Pullis aus.
Auf einer großen Treppe reihen sich blaue und rote Plastiktischen aneinander. Wir essen eine rote Suppe mit Nudeln, Sojabohnensprossen, Tomaten, fermentiertem Fisch, Tofu und einer Art Blutwurst. Das wird nicht mein Lieblingsmahl. Morgen geh ich zu den BBQs, die ganze Vögel und Hühnerfüße grillen.
Neben uns sitzen Anne und Mattis, ein Pärchen aus Ostdeutschland mit Dreads und Holzohrringen. Sie sind erst seit einem Monat in Vietnam unterwegs und wollen noch zwei Jahre reisen. Was für eine wunderbare Aussicht. Mattis sagt, dass er vorsichtig ist in Sachen Straßenessen.
Ein Vietnamese kommt mit einer Flasche Reiswhiskey an unseren Tisch. Das braune Zeug riecht widerlich. Ich schiebe meinen zu Mathieu rüber. Als Mathieu trinkt, verliert Mattis seine Scheu und greift auch zu. Die Frau lacht hinter ihren großen Suppentöpfen hervor und der Vietnamese zeigt uns seine strahlenden gelb braunen Zähne.
Zum Nachtisch kaufe ich ein paar Erdbeeren. Die schmecken allerdings wie deutsche Erdbeeren im April – sie sind noch nicht reif. Ein paar Stunden in der Plastiktüte im Hotel lassen sie morgen hoffentlich besser schmecken.
13.12.2011, Dienstag – Phuong Hahn Hotel, Dalat
Crazy House
Nach einer Jogging Runde um den Xuan Huong See und einem Sandwich Frühstück gingen wir zum „Crazy House“. Dieses wurde von einer vietnamesischen Architektin gebaut, die in Russland studiert hat. Das gesamte Gebäude ist organisch geformt und dadurch rund. Viele kleine Treppen führen durch die einzelnen Ebenen. Es gibt kleine Zimmer, in denen man übernachten kann. Die Architektur erinnert an die von Gaudi in Spanien. Der Ort war allerdings von Russen in Reisebussen besiedelt, die Mühe hatten mit ihrem breiten Po durch die schmalen Treppen zu kommen.
Nachmittags fing es wieder an zu regnen und wir entspannten uns bei einer Fußmassage. Im Massage- / Friseursalon liefen zwei kleine Rüden umher. Sie pinkelten an die Reifen der Roller, die vor der Tür standen und sie pinkelten mitten auf die Fliesen im Salon. Das ist Vietnam. Alle unter einem Dach.
14. -15.12.2011, Sea Winds Guesthouse, Mui Ne
Sonne, Sand und Meer
Es ist brütend heiß. Die Sonne brennt auf der Haut. Das Meer ist so warm wie eine Badewanne und die Wellen sind angenehm hoch. Mit einem Iced Coffee, einem Ananas Shake und Sandwich geht es an den Strand. Das Meer wird von unzähligen Kite Surfern beherrscht. Die Drachen sehen in ihrer Form aus der Ferne aus, wie Schwalben. Ein vietnamesischer Kite Surf Guide, der sicher noch keine Mitte Zwanzig ist, stiehlt allen die Show. Er fliegt meterhoch durch die Luft, dreht sich und macht Stunts. Das sieht so einfach aus. Wenn ich nicht wüsste, dass der Schein trügt, würd ich glatt einen Kurs machen.
Zum ersten Mal seit Hanoi ist das Wetter mal wieder richtig gut und heiß. Ich weiß, das ist klagen auf hohem Niveau. Im Gegensatz zu Deutschland ist Vietnam auch mit 20 Grad und Regen paradiesisch.
Wo wir schon mal dabei sind: Vietnam in der Nebensaison ist sooo langweilig. Auch in Mui Ne ist In den Bars kaum was los. Die Tanzflächen sind nur am Wochenende halbvoll. Ahhh…reisen ist so schrecklich! ;-)
Dafür sind die Billiarde Tische relativ leer und dank einiger geduldiger Unterrichtsstunden von Mathieu und Tom, kann ich mittlerweile schon mehr als nur „Bälle sortieren“.
In Mui Ne gehen wir in die Pogo Bar, die etwas alternativer ist. Wir malen unsere Gesichter mit Edding auf die Wand. Ashley findet, dass ich ihre Nase so riesig gemalt hab, dass sie aussieht wie Tutanchamun. Das stimmt natürlich nicht.
Im Sand stehen Bänke, ein Lagerfeuer brennt und wir lassen unsere Füße über dem Meer baumeln, das in Wellen gegen die Betonmauer schlägt.
Wir treffen Hannah und ihre Freundin Laura wieder. Laura flirtet mit dem Schotten Douggie. Der DJ spielt „Man from Down Under“ aus dem Jahr 1994 und ich rufe: „Ey Douggie, dieser Song ist genauso alt wie du“. Ups, hätte ich gewusst, dass sich Douggie Laura gegenüber für 22 ausgibt, hätte ich nichts gesagt…
16.- 17.12.2011, Thien Tuc Guesthouse, Mui Ne
Quad fahren in den Sanddünen, Strauß Reiten und die Polizei braucht Geld
Fast wie in der Sahara weht uns der Sand um die Ohren. Die Fußspuren, die wir auf den Dünen hinterlassen haben, sind kaum mehr zu sehen. Außer uns sind nur eine Hand voll anderer Touristen in der Ferne zu sehen.
Mit dem Roller sind wir von Mui Ne zu den roten Sanddünen gefahren. Wir halten dort, wo die meisten Shops und Cafés sind. Ich bin etwas irritiert, da ich keinen einzigen Tour Bus sehe. Sind wir richtig hier?
Offenbar ja. Drei Jungs im Alter von 5-8 Jahren kommen sofort auf uns zu gerannt. „Motorbike Parking 5000 Dong. Or do you buy some drink for it”. Sie drehen uns kleine Plastikmatten an, mit denen wir die Dünen runter rutschen können. Als wir uns auf den Weg machen, laufen sie hinter uns her. Sie entpuppen sich als die jüngsten Tour Guides, die ich je gesehen habe. Standardmäßig fragen sie „Wie alt bist du? Wo kommst du her und wie heißt du?“.
Der einzige Unterscheid zu erwachsenen Tour Guides ist, dass sie zwischendurch tun was sie wollen. Sie prügeln sich und werfen sich gegenseitig die Dünen runter. Als wir unsere Flip Flops ausziehen, nehmen sie sie uns ab und machen mit den überdimensional großen Schuhen ein Wettrennen die Düne hoch.
Sie ebnen eine Bahn auf der Düne und zeigen uns, wie wir am besten runter rutschen. Den Jungs zuzusehen macht mehr Spaß, als das Rutschen ansich.
Das Lächeln verschwindet von meinem Gesicht, als sie uns am Ende der „Tour“ nach einer Zigarette fragen. Die können doch nicht schon mit 6 Jahren anfangen zu Rauchen!? Wir entscheiden uns für Zucker statt Nikotin bzw. Zähne ruinieren statt Lunge und kaufen ihnen eine Dose Cola.
Wir machen uns auf den Weg zu den weißen Sanddünen. Auf halber Strecke werden wir in einer Polizeikontrolle angehalten. Es ist kurz vor Weihnachten. Die Polizei braucht Geld. Ich zeige ihnen meinen deutschen Führerschein. Meinen internationalen habe ich im Guesthouse gelassen. Wahrscheinlich hätte er mir eh nicht viel gebracht, da Mathieu gefahren ist.
Wir sind nicht die einzigen, die versuchen mit den Polizisten zu diskutieren. Ein paar Deutsche und Engländer sind in der gleichen Situation. Gut, dass Vietnam so ein korruptes Land ist. Wir geben ihnen 100.000 Dong (3,20 €) und können weiter fahren. Allerdings entscheiden wir uns dafür, den Rückweg anzutreten. Schließlich wissen wir nicht, wie viele Polizeikontrollen auf dem Weg zu den weißen Dünen noch auf uns warten.
Wir halten auf dem High Way und fragen ein paar Mädchen, ob wir hier richtig sind, um zu den Fairy Springs, einem Wasserfall zu kommen. Sie sagen „Yes, waterfall. Park Motorbike here“ und zeigen uns den Weg durch Büsche und Sträucher. Nun haben wir wieder ein paar Kids als Guides.
Allerdings sind die Mädels weit aus ruhiger. Statt sich zu prügeln, halten sie Händchen. Sie führen uns an Reisfeldern und Wasserbüffeln vorbei zum Fairy Stream. Wir waten durch den Fluss. Das Wasser ist nur einige Zentimeter hoch und glasklar. Die Erde im Fluss hingegen ist so rot wie die Sanddünen. An einer Stelle fließt weißer Schlamm von einem Berg runter. Die Mädels springen sofort hinein, und wir hinterher. Juhu, es ist Treibsand. Unsere Beine versinken in Sekundenschnelle.
Während wir mit den Kids im Sand spielen frage ich mich, was ihre Eltern denken. Ich meine, sie können doch nicht wissen, dass wir freundliche, harmlose Touristen sind. Jeder pädophile Westler könnte ohne Probleme hier her kommen und anstellen, was er will. Denn wie auch in den Sanddünen sind kaum andere Touristen zu sehen. Den einzigen, den wir treffen, ist Brain, ein Engländer, dem wir schon in Nah Thrang begegnet sind.
Am nächsten Tag entscheiden wir uns eine Jeep-Tour zu den weißen Sanddünen zu machen. Wir haben keine Lust noch ein Mal in eine Polizeikontrolle zu kommen. Dafür nehmen wir in Kauf, dass wir ein zweites Mal an den Fairy Springs und den roten Sanddünen halten. Unsere Zeit an den Fairy Springs verbringen wir diesmal weniger im Fluss und dafür mehr auf dem Rücken eines Straußes, den man für 40.000 Dong (1,20 €) reiten darf. Es geht ein Mal im Kreis. Mein schlechtes Gewissen bzw. tierliebes Herz meldet sich. Aber da der Ritt nur 2 Minuten dauert, ist das noch zu verkraften.
Das Gefieder des Straußes ist weicher, als ich erwartet hätte. Mit seinem langen Hals und den Glupschaugen sieht er unglaublich dumm aus.
Für einen Fotostopp halten wir mit dem Jeep in einem Fischerdorf. Auf dem Wasser liegen hunderte braun-blaue Boote. Sie unterscheiden sich lediglich durch bunte Girlanden, die an Deck befestigt sind. Mit winzigen kreisrunden Nussschalen schippern die Fischer auf See, um ihre Boote zu erreichen.
Nach dem Foto fahren wir weiter zu den roten Sanddünen. Jetzt weiß ich, warum wir am Vortag fast die einzigen Touristen waren. Wir waren zwei Stunden später als all die Tourbusse hier. Jetzt, um 14 Uhr wimmelt es nur von Backpackern und russischen Touristen, die mit hochroter Birne die Dünen hoch stapfen.
Die Plastikfolien zum Rutschen brauchen wir heute nicht. Stattdessen kaufen wir uns ein Bier und setzten uns auf die Dünen. Schlechte Idee. So nah am Boden weht uns der Sand noch mehr um die Ohren bzw. in das gute Bier.
An den weißen Sanddünen angekommen leihen wir uns für 20 Minuten und umgerechnet 8 € ein Quad aus. Wir sausen durch die Dünen, vorbei an all den Fußgängern, die mühevoll ihren Weg durch den Sand suchen. Ich überhole Mat und bleibe auf einer Düne im Sand stecken. Die Spuren verraten mir, dass ich nicht die Erste bin, der das passiert. Zum Glück sind die Quads klein und leicht, sodass wir es einfach rausziehen und umdrehen können. Ein paar Kids, die mit ihren 10-12 Jahren den Quad Verleih managen, rasen an uns vorbei. Sie fahren auf zwei Rädern und machen Stunts im Sand.
Zurück in Mui Ne gönnen wir uns für unseren letzen Abend einen Sea Food Hot Pot. Wir schmeißen allerlei Krabben, Oktopus, Fisch, Nudeln und Grünzeug in den Topf und füllen die Suppe dann in unsere kleinen individuellen Schalen..
18.-20.12.2011– Rainbow Hotel, Saigon
Pho for President, Christmas Shopping und der Horror von Agent Orange
Saigon ist eine Metropole. Ungefähr 5 Millionen Menschen leben hier und die Regierung hat ein 2-Kinder-Gesetz erlassen. Mehr ist nicht erlaubt. Es gibt alle Geschäfte, die man in einer Europäischen Millionenstadt findet. Der Unterschied ist allerdings, dass die Bordsteine mit Plastikstühlen von kleinen Straßenlokalen besiedelt sind und die teilweise vierspurigen Straßen von Motorbikes statt von Autos befahren werden.
Vietnam ist nebenbei gesagt das südostasiatische Land mit den meisten Motorbikes. Wer denkt, dass Roller Thailand und Laos beherrschen, der hat Vietnam noch nicht gesehen.
Nur noch 6 Tage bis Weihnachten. Die Shops, Restaurants und Bars sind mit unglaublich bunter und kitschiger Weihnachtsdeko geschmückt. Eltern machen Fotos von ihren Kleinkindern neben blau beleuchteten Schneemännern.
Wir machen uns auf dem super touristischen Banh Tanh Market und im Saigon Square Shopping Center auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken. Wenn ich zu Weihnachten schon nicht zu Hause bin, möchte ich wenigstens ein paar Geschenke schicken, auch wenn mir klar ist, dass diese nicht pünktlich ankommen werden. Was ich gekauft habe, verrate ich an dieser Stelle nicht. Der Blog ist schneller als die Post. Dafür ist die Post teurer, beinah teurer als der Paketinhalt selbst. Ich hätte das Päckchen natürlich auch auf den Seeweg geben können, Dann würde es im März ankommen. Pünktlich zu Ostern.
In einem Shopping Center suche ich nach einem BH. Die letzte Ladung Wäsche ist nämlich nicht komplett zurück gekommen. Ein (passender) BH ist neben einer Bürste, einem weißen T-Shirt und Nagellackentferner das am schwierigsten zu findende Gut in ganz Südostasien. Die Asiatinnen haben einen Brustkorbumpfang eines 10-jährigen Jungen und die Körbchen halten gerade mal Tennisbälle. Nicht, dass ich Dolly Buster bin, aber als Fazit steht fest: BH in Südostasien kaufen = schwierig.
Für die letzten Tage in Vietnam haben wir uns vorgenommen jeden Tag ein Mal Pho zu essen. Diese Nudelsuppe, die ganz Vietnam auf den Beinen hält ist einfach köstlich. Das Restaurant „Pho 2000“ wirbt mit dem Slogan „Pho for President”. Hintergrund dessen ist, dass Bill Clinton hier ein Mal Pho gespeist hat. Trotz allen entscheiden wir uns für die Kette „Pho 24“, die direkt neben unserem Hotel liegt. Die „Pho everything“ mit Rinder-Filet, -Muskel, -Knorpel und Fleischbällchen für 60.000 Dong (2 €) schmeckt wie auf der Straße, also ausgezeichnet,
Neben Shopping und Essen gehen erkunden wir natürlich auch einige der Sehenswürdigkeiten von Saigon. Der Reunification Palace, in dem der Herrscher Diem regiert hat, erinnert stark an einen Prunkbau der 70er Jahre. Im Prinzip ist es genau das. Denn der ursprüngliche Palast wurde von Diems eigenen Leuten (nicht gerade die loyalsten) zerstört und dann in den 70ern wieder aufgebaut. Leider starb Diem zwischendrin und konnte den fertigen neuen Palast nicht mehr begutachten. So viel hat er allerdings nicht verpasst. Im Prinzip handelt es sich um eine Reihe großer Räume mit dicken roten Teppichen, dunkelbraunen langen Tafeln und dunkelbraunen Stühlen mit gelb-goldenem Sitzpolster, dass nicht nur struppig aussieht, sondern sich auch struppig anfühlt.
Das Postbüro, das in einem alten Gebäude im französischen Kolonialstil unterkommt, ist dafür weitaus interessanter und außerdem eintrittsfrei. Neben dem Weihnachtspäkchen verschicke ich noch Postkarten. Dafür muss ich an einen von 35 verschiedenen Schaltern gehen. Tatsächlich gibt es nur eine Frau, die für internationale Postkarten zuständig ist und ihr könnt euch vorstellen, was für ein Krieg am Schalter herrscht. Generell haben die Vietnamesen das System des „Anstellens“ noch nicht adaptiert. Ich stelle mich dort an, wo ich eine Schlange vermute, muss aber zusehen, wie sich alle an mir vorbei drängeln. „Do like the locals do“ sage ich mir und presche an den Counter vor. Niemand meckert oder wirft mir einen bösen Blick zu. Anscheinend hab ich alles richtig gemacht,
Weitaus interessanter als der Reunification Palace und das Postbüro ist allerdings das War Remnants Museum. Auf drei Etagen wird mit Bildern und Fotos die Geschichte des Vietnam Kriegs dargestellt. In den letzen sechs Monaten habe ich ja einige Ausstellungen gesehen. Ich kann nun mit aller Sicherheit sagen, dass keine so bewegend war wie diese.
Vor allem der Raum, in dem Opfer der Chemikalie „Agent Orang“ gezeigt werden, hinterlässt eine Gänsehaut. Ganze Landstriche und Städte wurden damals mit diesem Gift besprüht. Daraufhin brachten tausende vietnamesische Frauen Babys mit deformierten Körpern zur Welt. Mal ist der Schädel eines Neugeborenes so riesig wie von einem Vierjährigen, mal fehlt ein Arm, ein Bein, die Lippen oder an der Hand befindet sich nur ein überdimensional langer Daumen. Die Gesichter der Kinder sind teilweise schmerzverzehrt, teilweise vor Freude strahlend. Voller Liebe blicken die Mütter und Väter auf ihre Kinder.
Mir wird klar, dass der Mechaniker mit dem krummen Fuß, der auf unserer Fahrt von Hue nach Hoi An den kaputten Reifen geflickt hat, wahrscheinlich ein Opfer von Agent Orange ist. Wenn man mit offenen Augen durch die Straßen läuft, sieht man zahlreiche Menschen mit deformierten Körperteilen, verwachsenen Augenliedern und anderen körperlichen Benachteiligungen. Mir wird bewusst, wie sehr die Auswirkungen des Krieges auch heute noch zu spüren sind.
In einem andern Raum sind Bilder von amerikanischen und französischen Kriegsfotografen ausgestellt. Sie dokumentieren wie Soldaten und Zivilisten hingerichtet werden, zeigen sterbende Kinder und amerikanische GIs, die stolz vor dem Schädel eines vietnamesischen Soldaten posieren. Mir wird beinah schlecht und ich muss mich hinsetzen, Wasser trinken und sacken lassen, was ich gerade gesehen habe. Wie kann sich ein Mensch freiwillig dafür entscheiden, Soldat zu werden, wenn man so etwas gesehen hat?!
21.12.2011 – Nachtbus von Bangkok nach Donsak
Fazit Vietnam
Heute Morgen um 9.45 Uhr ging unserer Flieger von Saigon nach Bangkok. Die Schlange am Immigration Office war dank der Weihnachtsferien unglaublich lang und wir verbrachten mehr Zeit, um auf unser Visa zu warten als um von Vietnam nach Thailand zu gelangen.
Trotz der vielen regenreichen Tage hat mir Vietnam gut gefallen. Vor allem Hanoi mit den geschäftigen Straßen in der Altstadt, in denen man jeden Tag etwas Neues entdecken kann, gehört definitiv zu meinen Lieblingsstädten auf der Welt.
Die Berge und das Wasser in der Halong Bay ist ein Stück Natur, dass sich mit nichts anderem bisher gesehenem vergleichen lässt.
Hier ein paar Stichpunkte zur typischen vietnamesischen Kultur:
- „Wanna buy some book“ rufen die unzähligen Buchverkäufer, die hauptsächlich gefälschte Lonely Planets anbieten.
- „Easy Rider – Motorbike Tour“ rufen die Typen auf ihren Motorbikes, die uns vor allem in Nha Trang verfolgt haben, um uns eine Bike Tour nach Mui Ne anzudrehen.
- In jedem Hotel werden eierschalenfarbene Plastiksandalen zur Verfügung gestellt, in denen der Fußpilz mehrere Generationen bereits sichtbar wird.
- Es gibt eine Happy Hour für alles, besonders für Sonnenbrillenverkäufer auf der Straße
- In Vietnam habe ich den besten Kaffee aller Zeiten getrunken. Sorry Italien, aber diesen dickflüssigen dunkelbraunen Sirup kann nichts schlagen
- An jeder Ecke stehen Sandwichladies, die die Brote mit merkwürdiger brauner, jedoch köstlicher, Paté füllen und die Sandwiches in Zeitungspapier einpacken
- Bauarbeiter liefern Baumaterialien auf ihren Motorbike und tragen ihre Motorbike Helme während sie z.B. eine Wand verputzen.
- Noch mehr Menschen als in Thailand fahren ein Motorbike. Dafür tragen sie fast alle Helme und ich habe keine Unfälle gesehen.
- Die Vietnamesen haben das Motorbike als Transportmittel perfektioniert. So viele und viele verschiedene Dinge wie hier habe ich bisher auf keinem Bike in einem anderen südostasiatischen Land gesehen. Es gibt Bikes, die meterhoch mit Blumen und Lametta beladen sind, Bikes, auf denen 4 Schweine, Hunde, Gänse und anderes Getier transportiert wird und Bikes, die mehr Pakete tragen, als unser Dorf-Postbote Rüdiger mit seinem Berlingo ausliefern kann. Ist grad kein Bett zur Verfügung, wird auch gerne bequem auf dem Sattel des Bikes ein Nickerchen gehalten.
- Fake 7 Eleven Supermärkte
- Die französische Kolonialzeit hinterlässt ihre Spuren nicht nur architektonisch und kulinarisch. Ich werde oft mit „Hello Madame“ angesprochen
- Kinder sprechen beinah perfektes Englisch und übernehmen die Rolle des Tour Guides / Eis Creme Verkäufers etc.
- Frauen machen die harte Arbeit: sie kämpften im Krieg, sie sind für die Müllabfuhr zuständig und tragen schwere waagenähnliche Konstruktionen mit Bambuskörben auf jeder Seite, aus denen Sie Obst etc. verkaufen.
- Vietnam ist voll von kleinen, Pinscher-artigen hellbraunen „Handtaschenhunden“, die in Lebensmittelläden, Massagesalons, Werkstätten etc. quasi zum Personal gehören.
- Fährt man durch ländliche Gegenden, so fällt auf, dass in einem Dorf, nur ein Produkt angeboten wird. Ein ganzes Dorf baut Drachenfrucht an oder ist auf Kirschen spezialisiert oder auf die spitz zulaufenden Reishüte. Genau wie es in Hanoi die Werkzeugstraße“, die „Schuhstraße“ etc. gibt
- Pho Suppe ist das Nationalgericht (neben Sandwiches)
- Flip Flops werden auch im „Winter“ getragen. Dafür gibt es spezielle Zehensocken, die das ganze angenehm machen.
- Friseure, Schuster und Uhrmacher arbeiten alle in / auf der Straße
- Haare Kämen, Nägel Schneiden, Zähne putzen, wird auch gerne auf der Straße gemacht – die Abfälle landen im Gulli
- Badminton ist DER Freizeitsport und wir auf jedem Gehweg / in jedem Park gespielt.
- In jeder Straße, egal ob in einem kleinen Dorf oder in den Millionenstädten Hanoi und Saigon laufen Hühner. Vor den Reunification Palace in Saigon sind sie sogar auf einem Grünstreifen angeleint.
- Ein großer Fashion Trend sind Pyama-ähnliche Zweiteiler, in denen Vietnamesische Frauen und Mädchen zu jeder Uhrzeit rumlaufen und aussehen, als ob sie gerade mit perfektem Make-up aus dem Bett gestiegen sind.