Montag, 2. April 2012

Rio de Janeiro - Sonne, Samba, Caipirinha, Favelas, Hanggliding & ne Menge Wald

Rio de Janeiro

06.03.2012, Mittwoch - Lufthansa Flug 500 von Frankfurt nach Rio de Janeiro
Erste Eindrücke
Wenn ich aus dem Fenster des Flugzeugs schaue, ist alles blau und weiß. Unter uns befindet sich der Atlantik, den nur ein paar Schleierwolken vom Flugzeug trennen.
Ich sitze ganz hinten in der Reihe 45 am Fenster und habe zwei Plätze für mich. Hinten ist’s schließlich am sichersten. 
Merkwürdigerweise möchte niemand nach Rio und die Maschine ist nur halb voll. Falls wir abstürzen kann ich mich also auch noch in eine der mittleren Reihen hinten setzen. Da ist’s ja am allersichersten.

Apropos Sicherheit...Rio zählt ja zu den gefährlichsten Städten der Welt. Drogendeals und Schießereien in den Favelas (Slums), Taschendiebe im Bus und bewaffnete Raubüberfalle auf der Straße sind an der Tagesordnung. 
Meine Eltern sind daher nicht hochlauf begeistert von meinem neuen Reiseziel und Papa hat zur Belustigung vieler meiner Freunde "Vorsicht, die Männer da gehen ran wie die Blücher" auf meine Facebook Pinnwand gepostet. Schließlich ist alles noch so wie vor 30 Jahren, als sie dort waren. Dass sie damals nicht überfallen wurden, ändert nichts an der Wahrscheinlichkeit, dass mir das passiert.

Im Moment bin ich noch muckelig geborgen in meine Lufthansa-Decke eingewickelt und werde von der Stewardess mit Milka Schokolade versorgt. Das gibt den letzten Schliff für die Bikinifigur, mit der ich mich morgen an die Copa Cabana legen werde.
Die Lufthansa-Decke würde übrigens eine prima Strandmatte abgeben. Das ist doch im Service mit inbegriffen, oder?
Wer nicht fragt, hört kein nein und wer nicht wagt, dem klebt letztendlich der Sand am Po.

Vielleicht fragt ihr euch nebenbei, warum es hier schon wieder was zu lesen gibt, warum die Hanne schon wieder reist (= Antwort auf die erste Frage) und wieso eigentlich Rio de Janeiro?

Tja ich bin eben ein notorischer Reisepass-Stempel-Sammler und Airline-Decken-Kleptomane. Das ist zwar ein teures Hobby aber spannender als das Dasein als arbeitslose Pfandflaschensammlerin in einer grauen deutschen Stadt im März (nein ich hab noch keinen gratis Gin Tonic getrunken - alleine macht das keinen Spaß).
Gut, dass ich bereits einen Job in einer Beratung in Hamburg zum 1.4. Und ein Zimmer dort gefunden habe. So sind die teuren Anrufe beim Arbeitsamt und das dadurch notwendige Pfandflaschen sammeln auf der Zülpicher Straße bald vorbei.
Jetzt lasse ich mir noch 11 Tage die Sonne auf den Milka-Schokolade-Bauch scheinen und suche mir nette Gesellschaft, um Caipirinha zu trinken.
Dann kann ich übrigens behaupten, dass ich schon auf allen Kontinenten war: Europa aus der angeborenen Gegebenheit heraus, Nordamerika als kleiner Stöpsel von 6 Jahren, Afrika mit Mama in 2008 (Ägypten zählt ja auch) Australien, Asien und jetzt Südamerika mit meinem Backpack in den letzten 9 Monaten. Das wurde auch mal Zeit mit 25 Jahren!

Oh jetzt gibt’s essen. Pasta oder Hähnchen? Immer die gleiche Frage! Wann gibt’s endlich mal Papayasalat hier?

Mittwoch, 07.03.2012 – Walk on the Beach Hostel, Copacabana – Rio de Janeiro
Christusstatue und 13-lagige Fleischsandwiches

Brasilien ist ein saftiges Steak. Überall gibt es Saftbars, die frische Vitaminbomben aus tropischen Früchten herstellen. Das ist sozusagen das Äquivalent zum südostasiatischen Smoothie, nur dass es die hier mit Früchten gibt, dessen Namen ich noch nie gehört habe. Die Bars sind meistens an Ecken von Häuserblocks und sind komplett offen. Big B ist eine der berühmteren Ketten. Neben Säften servieren sie auch Kleinigkeiten zu Essen, wie Sandwiches, Pizza oder frittiertes Teigiges.

Meinen ersten Saft trank ich heute Morgen mit einem kleinen, untersetzten Engländer, der iranische Eltern und den deutschen Vornamen Armin hat und bei KPMG als Berater arbeitet. Ihn habe ich beim Frühstück kennengelernt, genauso wie die aus Russland stammende aber in Frankfurt lebende Ekaterina, ihrerseits IT Beraterin, die heut leider abgereist ist. 
Zwei amtierende und eine zukünftige Beraterin am Hosteltisch in Rio...ich glaube, das kommt nicht oft vor. Die beiden konnten 3-5 Monate unbezahlten Urlaub nehmen. Das sind doch gute Aussichten für mich als Berufsanfänger!

Kommen wir zum Steak-Teil.
In Brasilien sieht man sehr viel Fleisch. Zum einen in den Restaurants, in denen es meist nur kleine Beilagen neben dem Hauptpart des Steaks gibt. Oft kann man sich den Teller selbst zusammen stellen und dann nach Gewicht (des Tellers bezahlen). 

Zum anderen sieht man das Fleisch auf der Straße. Es sitzt auf den Hüften der Cariocas (Wort für Rioaner) und schwabbelt sich den Weg durch die Straßen zum nächsten Restaurant. Da steckt ein ganzes 500g-Stück Arbeit drin. 
Also ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Brasilianer so pummelig sind. Ich dachte die sind alle muskelbepackt, brustoperiert, makellos natürlich schön. Tatsächlich sieht man auch viele Cariocas in Sportklamotten, auf dem Weg ins Fitti oder an die Promenade zum Joggen. Aber anscheinend wird der Weg zum Restaurant bzw. Metzger öfter eingeschlagen. 

Im Restaurant Cervantes gab es für mich und die beiden Griechen Nikos und George heute Abend das im Lonely-Planet berühmte Fleisch-Sandwich. 
Für ca. 6 Euro bekomme ich ein in der Mitte halbiertes dreizehnlagiges Sandwich. Ja ganz richtig: dreizehn Lagen. 2 Lagen Brot oben und unten. 1 Lage Ananas unter dem oberen Brot, eine Lage Kaese irgendwo in der Mitte und neun Lagen Roastbeef!! Mh das war echt super lecker, besonders nachdem ich alles schön mit Senf eingecremt hatte. Das Bohemian Beer kostet mit 5,50 Real 2,30 Euro relativ viel.

Generell ist Brasilien oder besser gesagt Rio schon fast so teuer wie ein europäischer Urlaubsort. Das Hostel kostet 17 Euro pro Nacht, eine große Flasche Wasser 2 Euro, ein Souvenir T-Shirt 10 Euro und eine Busfahrt 1,50.

Die Griechen hab ich übrigens am Vorabend kennen gelernt, als ich meinen Welcome Drink, einen Caipirinha an der Hostelbar bestellte. Sie studieren beide Wirtachafts- und Politikwissenschaften in den USA und haben Griechenland schon vor einigen Jahren verlassen.
Nun in der Krise überlegen sie zurück zu Gehen, um ihrem Land zu helfen. Allerdings sind die Aussichten eine entsprechende Arbeit zu finden zu schlecht, als das sie diesen Plan in die Realität umsetzen werden. 
Sie fragen mich, ob wir Deutschen sauer sind, dass unsere Steuern nun nach Athen fließen. Ich bin es nicht und sage Ihnen dies auch. 
Sie sagen, dass sie sich glücklich schätzen, dass sie die Möglichkeit zum Reisen haben. Die meisten ihrer griechischen Freunde haben das nicht. So fühlen sich Nikos schon beinah schlecht, wenn er ein Reisefoto bei Facebook postet. 
Im Jahr 2011 sind 500.000 der in Griechenland lebenden 10 Millionen ausgewandert. Das sind 5 %. stellt euch mal vor 4 Millionen Deutsche würden auf einen Schlag verschwinden. Das ist ganz schön viel.
Sie sind die ersten Griechen, die ich auf Reisen kennen lerne. das geht vielen so. In einem Hostel seien sie sogar ein Mal die ersten griechischen Gäste überhaupt gewesen.

Jedenfalls machen wir gemeinsames Touriprogramm und fahren zur Jesusstatue. Im Bus dorthin kassiert nicht der Fahrer sondern eine Frau, die am Eingang links neben einem Drehkreuz sitzt. So kann der Fahrer direkt weiter heizen, wenn alle drin sind. Die Busfahrer haben dem Fahrstil nach zu deuten alle Suizidgedanken oder könnten als Terroristen gehalten werden, die gleich mehrere Opfer erbringen wollen. Sie fahren wie Lemminge und ich kann mich kaum hinsetzen. Wahrscheinlich bekommen sie Provision für jeden Fahrgast. 

Lebendig am Corcovado Hügel angekommen, kaufen wir uns ein Ticket für 43 Real und steigen in die Bimmelbahn, die uns den Berg hochzieht. 
Der 38 m hohe Cristo Redentor empfängt uns mit offenen Armen im Himmelsreich. So kommt es mir zumindest vor. Erhaben steht er mit starrem Blick Richtung Zuckerhut auf seinem Sockel. 
Wenn Wolken vorbeiziehen und ihn einhüllen, wirkt er wie der Fels in der Wolkenbucht, an dem alles abprallt.
Alle Touris lassen sich mit ausgestreckten Armen vor der Statue ablichten. Damit beide drauf passen, muss sich der Fotohraph dafür auf den Boden legen. Das ergibt eine wirklich witzige Szenerie, die mir selbst auch ein Foto wert ist. 
Der Ausblick über die 20 Millionen Stadt ist sagenhaft. Rio hat wirklich Glück gehabt und eine malerische Kulisse abbekommen. Die Hochhäuser, Hotels und Favelas sind von grünen Bergen umgeben. Auf dem Meer sind kleine Inseln zu erkennen. Direkt neben dem Corcovado fängt der Tijuca Nationalpark an, der so saftig grün ausschaut, dass ich am liebsten hineinspringen möchte. 

Auf dem Rückweg laufen wir ein Stück und überlegen uns dann aus Sicherheitsgründen doch lieber den Bus zu nehmen. Ich bin ganz froh mit dem Kollos von Rhodos im Doppelpack rumzulaufen. Auch wenn sie beide so gutmütig wie weiße Lämmer sind. An der Promenade angekommen, schauen wir uns im Spazieren den Sonnenuntergang am Strand von Copa Cabana an. Ein Trecker fährt unter den Palmen durch den Sand. Was für ein bizarres Bild. Der gehört doch in den Wald oder auch den Acker. Aber was macht der bitte am weißen Strand? Sand pflügen?


Donnerstag, 08.03.2012 – Walk on the Beach Hostel, Copacabana – Rio de Janeiro
Beachen an der Copa Cabana und Zuckerhut erklimmen

Ich habe ein neues Lieblingsgeschäft. Es ist der Supermarkt Horti Fruti, in dem es ein riesiges Angebot von Obst und Gemüse gibt. So viel Frische und Farbenvielfalt auf ein Mal verleiht schon etwas Markt-Atmosphäre. Wenn man rein kommt und an den Kassen vorbei läuft, gelangt man direkt an die großen, sicher 8 m langen Tische, auf denen die Naturwunder liegen. Natürlich gibt es hier die, auch in Europa vertretenen, Klassiker wie Zucchini, Paprika, Tomate, Apfel, Orange etc. Aber viel interessanter sind die Exoten, die ich bisher noch nicht gesehen habe.
Da gibt es ein Gemüse, das ist hellgrün und sieht aus wie eine Faust, Hulks Faust also. Es ist knüppelhart und heißt Chuchu. Dann gibt es auch grüne, kleine Zipfel, mit dunkelgrüner Kappe, die wie dicke, stabile Chilischoten aussehen und Joja heißen.
Beim Obst entdecke ich allerlei Abgefahrenes. Große grüne stachelige Früchte, kleine orange runde Bällchen, 10 verschiedene Sorten Mangos und Kreuzungen aus Limetten und Mandarinen. Das Frühstück für die nächsten Tage ist gesichert. Ich werde mich durch die unbekannte Vielfalt testen. Für heute soll es eine altbekannte Wassermelone und etwas Mango sein. 

Danach gehe ich endlich an den Strand von Copacabana. Schon um 10 Uhr ist es wahnsinnig heiß und die Sonne knallt erbarmungslos vom Himmel. Ich habe allerdings keine Lust mir einen überteuerten Sonnenschirm zu leihen und außerdem kann ich mich ja auch im Wasser abkühlen. Denkste!
Die Wellen sind so hoch und der Strand fällt so dermaßen steil ab, dass ich mich alleine nicht traue, mich in die Brandung zu werfen. Was ist nur los? In Nha Trang in Vietnam waren die Wellen sicher noch ein Stück höher und gefährlicher. Aber da war ich schließlich auch nicht alleine, sondern in Begleitung eines ehemaligen Rettungsschwimmers…merkste was.
So stehe ich mit den Füßen im Wasser und versuche mir mit den Händen das kühle Nass auf Arme und Oberkörper zu schaufeln. Die ältere Brasilianerin, bei der ich meine Tasche zur Wache abgestellt hab, beobachtet mich lächelnd und bringt mir kurzer Hand einen blauen 1 L Becher. Pantomimisch erklärt sie mir, dass ich mit diesem Wasser schöpfen und es über meinem Körper verteilen soll. Wie ausgefuchst sie doch ist! Ich bin dankbar für die Meeresdusche to go und offenbar nicht die einzige, die sich nicht ins Wasser traut.

Nach zwei Stunden wird es mir langweilig und ich gehe ein Stück am Strand entlang. Brasilien ist ja für Körperkult bekannt und das stählerne Training wird auch gerne am Strand durchgeführt. Es gibt tatsächlich Beach-Fittis, also Strand-Fitnessstudios, in denen muskelbepackte Kerle seitwärts durch Slalomstäbe trippeln. Ich kriege fast einen Lachkrampf bei diesem selten dämlichen Anblick. Ich glaube, ich kann das Testosteron förmlich riechen!
Andere machen Klimmzüge an den dafür vorgesehenen Klettergerüsten auf dem Bürgersteig. Hier sind nur die Supertrainierten, denn es geht ganz offensichtlich ums Sehen und Gesehen werden. Vielleicht ist das ganze auch ein Gay-Kuppel-Schuppen, denn es trauen sich nur extrem gut gepflegte Männer hier her. Verdächtig!
Ich laufe an das südliche Ende der Copacabana und lande in einer Bucht, in der sogar noch ein paar kleine Fischerbötchen liegen. Hier sind die Wellen durch die in das Wasser ragende Landzunge relativ klein und so traue ich mich letztendlich doch noch in die See zu springen. Der Atlantik ist definitiv um einiges kälter als der indische und pazifische Ozean in Süd-Ost-Asien. So kommt statt Badewannenfeeling eher Kneip Kur-Mentalität auf.

In der Mittagshitze verlasse ich den Strand, trödel zum Hostel zurück und breche mit Nikos am Nachmittag auf zum Zuckerhut. Wir wollen uns den Sonnenuntergang von dem höheren der beiden Berge aus anschauen und haben daher noch etwas Zeit, bevor wir den Aufstieg wagen.
So nehmen wir die Pista Claudio Cortinho, einen kleinen Wanderpfad, der halb um den kleineren der zwei Gipfel führt. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick in die Bucht von Urca und kann kleinen Schiffen dabei zusehen, wie sie im türkis-blauen Wasser schaukeln.
Nach gut 500 Metern steht eine Gruppe jugendlicher Brasilianer ganz aufgebracht vor einem Strauch. Die Mädels kreischen hysterisch. Die Jungs drängen sich cool in die erste Reihe. Was gibt es dort zu sehen? Wir drängen uns dazu!
Und dann rutscht mir ein herzzerreißendes „ohhhh“ raus. Im Baum sitzen super niedliche kleine Kapuziner Äffchen. Die sind so groß wie Eichhörnchen, haben grau-weißes Fell und gucken uns mit riesigen Kulleraugen und schiefem Blick an. Die brasilianischen Kids füttern sie mit Brot und die zutraulichen Tierchen kommen ganz nah heran. Ein Tier hat sogar noch zwei winzige Junge im Schlepptau, die sich an den Rücken der Mama krallen. Zum Dahinschmelzen! Als sich die Gruppe verzieht, sammeln wir die Brotreste auf und nun sind wir mit der Fütterung an der Reihe. Diese Kreaturen sind sooooo süß, am liebsten würd ich eine klauen. Und das ist jetzt nicht übertrieben sentimentales Mädchengerede. Der 2m-Grieche Nikos will auch eins mit nehmen und schließlich bin ich es, die ihn zum weiter gehen überzeugt.

Im Lonely Planet steht, dass man einen Teil des Wegs auf den Zuckerhut auch selbst erklimmen kann, statt mit der Seilbahn zu fahren. So wagen wir uns auf einen sandigen, steil ansteigenden Trampelpfad, der von der Pista Claudio Cortinho in die Höhe führt. Wir sind beide ganz schön aus der Puste und unterhalten uns kaum noch. Uns kommt ein Päärchen entgegen. Der Mann sagt, es seien noch 10 Minuten Anstieg. Seine Freundin schaut ihn ungläubig an und korrigiert, es seien mindestens noch 20 Minuten. Er stimmt kleinlaut zu. So ein Mist. Ich dachte, wir laufen nur ein kleines Stück und springen dann in die Seilbahn. Nein, es sieht tatsächlich so aus, als würden wir den kompletten ersten Gipfel erklimmen. Das stand aber nicht im Lonely Planet.
Zum Überfluss kommen wir noch an eine nicht beschilderte Kreuzung und müssen eine lang ersehnte Zwangspause einlegen, bis ein weiterer Wanderer vorbei kommt und uns die Richtung weist.
Tatsächlich sind wir in 30 Minuten 600 Höhenmeter hochgekraxelt und haben dadurch die Hälfte des Seilbahntickets gespart.

Zufrieden steigen wir in die Kabine, die uns vom kleinen auf den großen Zuckerhut bringt. Oben angekommen sind wir von der Aussicht überwältigt. Das toppt sogar noch den gestrigen Ausflug zur Christus Statue. Dieser steht nun geradeaus vor uns und ist in Wolken gehüllt. Als die Sonne langsam untergeht, wird die Statue lila angeleuchtet. Zu Ehren des Weltfrauentags. Normalerweise scheint sie in einem glänzenden weiß.
Der pinke Christo in den Wolken und diese unglaublich coole Plattform / potenzieller Dancefloor, auf der wir stehen, lassen den musikbegeisterten Nikos und mich nur eins denken „God is a DJ“.
Wir kaufen uns in Feierlaune ein Dosenbier und machen es uns auf einer der Bänke am Abgrund gemütlich. Nach und nach gehen langsam die Lichter im unter uns liegenden Rio an und die Stadt wird zu einem gelb-orange-lila-weißen Pünktchenteppich.
Die Stimmung ist definitiv magisch und wir sind froh, dass wir nicht mit einer dieser Touristengruppen hier sind, die alle schon vor Sonnenuntergang von ihrem Guide mit grüner Cappy zum Gehen gerufen wurden.

Zum Dinner gehen wir zu Brosario, einem kleinen, offenen Restaurant in einer Seitenstraße der Strandpromenade. Es gibt keine Tische, sondern nur eine lange, durchgehende Theke, die wie ein geschwungenes W geformt ist. Hier nehmen wir auf den Barhockern Platz und werden sogleich mit Platzdeckchen, Besteck, einem Brotkorb und Tomate-Zwiebelsalat im Glas versorgt. Diese Ausstattung erhält jeder Gast, ob er will oder nicht.
Dazu bestelle ich mir gegrilltes Hühnchen und erlebe in dieser einfachen Kulisse ein Festschmaus.

Zurück im Hostel gesellen wir = Nikos und George, die Engländer Asif und Steve, der Neuseeländer Paul und seine australische stinkbesoffene Bekannten Jess und ich uns an die Bar. Jess verspürt offenbar ein menschliches Bedürfnis, dass nichts mit dem Badezimmer zu tun hat (im Idealfall) und flirtet was das Zeug hält. Immer wieder macht sie Anspielungen unter der Gürtellinie und versucht verführerisch in die Männerreihe zu gucken. Ich (als potenzielle Konkurrentin) komme ihr nicht gerade gelegen und so ignoriert sie mich weitestgehend. Paul ist das ganze offenbar überaus peinlich und er versucht krampfhaft ihre Kommentare zu ignorieren. George, Nikos und ich werfen uns genervte Blicke zu und verziehen uns in unser 12er-Dorm.
Eine Brasilianerin, die die Griechen in Argentinien kennen gelernt haben, hat sie heute Abend zu einer Jazz Party eingeladen. Wir flüchten also ins Taxi und landen wenig später in einem kleinen Club in Botafago. Gerade als wir vor die Bühne gelangen, fängt die Band an abzubauen. So ein Mist, hätten wir uns doch die Caipis und diese Nymphomanin an der Hostelbar gespart. Nun legt der DJ langweilige Charts mucke auf. Da ist sicher keine Gottheit an den Plattentellern.
Mir wird das Ganze irgendwann zu langweilig. Außerdem drehen sich die Caipis in meinem Kopf. Ich verabschiede mich von den Griechen und lasse mich vom Taxi bis vor die HostelHaustür bringen. Schön sicher, wie sich das gehört.


Freitag, 09.03.2012 – Walk on the Beach Hostel, Copacabana – Rio de Janeiro
Sambaparty in Lapa und Favela Tour

Beim Samba ist es den Brasilianern total egal mit wem sie tanzen. Hauptsache sie tanzen. Ein dicker Mitt-Vierziger schiebt eine 18-Jährige mit Traumkörper übers Parkett. Zwei Omis tanzen miteinander, ein kleiner Mann mit einer Lulatschfrau usw. 
Egal welche Figur sie haben, die Brasilianer gehen unglaublich selbstbewusst mit ihrem Körper um.
Auf der Straße stehen Kids, die üben möglichst in winzig kleinen Abständen mit dem Hintern zu wackeln. Dabei sind die Mädels mit dem meisten Hüftgold natürlich am besten und stehen in der ersten Reihe. 
Dieses Schönheitsempfinden schaut auch von den Zeitschriftencovern an den kleinen Kioskbuden auf die Promenade herab. Statt die Rippen der Magermodels zu zählen, blickt man auf natürliche Frauenkörper mit den dazugehörenden Kurven. Wäre das in Europa so, würden glatt einige Graphikdesigner / Photoshopper in die Arbeitslosigkeit abrutschen.

Wir sind in Lapa, wo jeden Freitagabend eine große Straßenparty stattfindet. Auf dem Kopfsteinpflaster balancieren High Heels, Sneaker und Flip Flops durch die Menschenmenge. Insgesamt pilgern im Schnitt 5000 Feierwütige jedes Wochenende hier her. Die meisten von ihnen sind natürlich Touristen. An kleinen blauen Pavillons kann man sich Caipirinha direkt im halben Liter Becher bestellen. Ich probiere mal einen Fruity Caipirinha aus, bestelle etwas mit A...und …x…c…a. und bekomme einen Drink mit Wodka, irgendeinem Saft, und unglaublich viel süßer Dosenmilch. Ich glaube, der Saft ist Zuckerroher.

Wir sind mit einer ganzen Horde aus dem Hostel gekommen. Dazu zählen Steph, Rob und seine Freundin Cara, die Australierin Jess, der riesige Neuseeländer Paul, der Engländer Asif, der pakistanische Eltern hat und von den Brasilianern immer für einen Einheimischen gehalten wird sowie der Pole Paul, der in dieser Nacht in Lapa übernachten wird.
Wir haben im Hostel schon einige Caipirinha getrunken und so passiert das Unausweichliche: in den ersten 5 Minuten gehen die ersten verloren. Ich bleibe bei den Engländern. 
Wir laufen durch die überfüllten Straßen und werden von Sambamusik beschallt, die aus den unzähligen Clubs dröhnt. Die Kulisse ist malerisch. Die alten Gebäude, im portugiesischen Kolonialstil werden in unterschiedlichen Farben angestrahlt. Die Clubs befinden sich nicht im Erdgeschoss oder gar Keller, wie in Deutschland, sondern sind meistens auf der ersten Etage. Die bodenhohen Fenster mit den kunstvollen Holzfensterläden stehen offen. So kann man sich von der Straße aus ein Bild von der Musik und den Partygästen machen. 
Wir entscheiden uns erst ein Mal für eine Bar. Ich trink einen Mate-Eistee, der tatsaechlich im Plastik-Joghurtbecher serviert wird. 

Danach stellen wir uns in die Schlange eines Clubs. Es werden immer nur ein Mann und zwei Frauen herein gelassen. Die Quote ist also gesetzt. Der Eintritt kostet 20 Real. Gezahlt wird allerdings erst beim Rausgehen. Dafür bekommen wir jeweils eine laminierte Karte mit einer Nummer drauf, die man natürlich möglichst nicht verlieren sollte. 

Der DJ, der wie ein kleiner untersetzter Mexikaner mit Schnurrbart und Stirnband aussieht, erinnert stark an Johnny Depps Anwalt aus Fear and Loathing in Las Vegas. Er legt brasilianische Sambasongs auf und zwischendurch mal Knaller wie Mambo No. 5 und Pas parlé Americano. Steph kann so überhaupt nicht tanzen und macht daher bewusst auf Assitanz. Asif ist super betrunken und macht daher unbewusst auf Zombietanz.
Wir lachen viel und entscheiden uns erst gegen 4.30 Uhr nach Hause zu fahren. 
Als wir zahlen wollen, findet Asif seine Karte nicht mehr. Plötzlich spricht mich eine Frau um die vierzig an und sagt: „Halt dich fern von diesem Kerl. Der ist gefährlich“. Ich gucke verdutzt und sage, dass ich ihn aus dem Hostel kenne und für ziemlich harmlos halte. 
Sie raunt mir ins Ohr, dass sie Asif zwei Nächte zuvor kennen gelernt hat und er dort auch behauptet hat, seine Karte verloren zu haben, sodass sie komplett für ihn bezahlen musste. Asif ist zu betrunken, um ihn damit zu konfrontieren. Und wir müssen nicht für ihn zahlen, da der Clubbesitzer ihn super freundlich so gehen lässt. Später, als wir das Taxi zahlen, holt er ein ganzes Bündel Scheine hervor. Das ist schon etwas merkwürdig. 
Noch merkwürdiger ist, dass Asif an diesem Abend versucht hat, alles, was zwei Beine und zwei Brüste hat, anzuflirten. Er hat es wirklich bei Jeder probiert und nur Körbe kassiert. Gut, das ist jetzt nicht besonders verwunderlich. Aber strange wird es, als wir uns ein paar Tage später bei Facebook befreunden und ich auf seinem Profilbild erkenne, dass er eine Freundin hat. Zwei Tage später ändert er seinen Beziehungsstatus sogar in „verlobt“. So ein Arsch, denken wir uns und sind voller Verachtung. Doch es wird noch besser. Als ich schon wieder zu Hause in Deutschland bin, erhalte ich eine Nachricht von Steph, die mit „Es ist wohl besser, dass du dich hinsetzt, bevor du diese Nachricht liest“ beginnt. Was kommt jetzt? denke ich mir und bin fassungslos, als ich lese, dass die drei Engländer Asif auf einer Sambaparty zusammen mit seiner Verlobten getroffen haben. Sie reisen seit 5 Monaten (!!!) zusammen und sie musste nur wegen irgendwelcher Angelegenheiten für eine Woche in die Heimat zurück. Nun steht er scheinheilig als der liebevolle potenzielle Ehemann neben ihr. Was für ein Arsch! Wie kann man nur so falsch sein!? Wir müssen herausfinden, wann die Hochzeit ist und sie dann crashen. Der Aufforderung „Falls noch irgendjemand etwas gegen dieses Bündnis einzuwenden hat, dann spreche er jetzt“ wird eh zu selten nachgegangen.

Brasilianischen Sambaklängen konnten wir auch tagsüber lauschen. Allerdings wurden die Melodien dieses Mal von 3 Jungs erzeugt, die mit Stöckern auf Plastik- und Blecheimer trommelten. Im größten Favela Rocinho weiß man sich mit den einfachsten Mitteln zu helfen. 
Von den Favelas hört man ja oft Horrorstorries. Sie seien voll mit Drogendealern und es finden quasi andauernd Schießereien statt.
Das Rocinho, in dem 200.000 Menschen leben, wurde vor einiger Zeit von der Polizei geräumt und die größten Schurken verhaftet. So können die Touri-Führungen ganz ungefährdet stattfinden. Der Minibus bringt uns zum Eingang des Armenviertels. Dort steigen wir auf Motorbikes um, die uns nach oben auf den Berg fahren. Die Fahrt an sich ist schon ein Highlight und ich merke, wie sehr ich das Motorbike fahren vermisst habe. Schließlich sind wir in Südostasien ja min. jeden zweiten Tag irgendwo hin gedüst. 
Nun fahren wir über die Straße Nr. 1, die von der Regierung bereits ausgebaut und renoviert wurde. Bis 2014 sollen alle Straßen in den Favelas vergrößert werden. Dazu müssen Häuser abgerissen werden und die, die noch bleiben, sollen in bunten Farben angestrichen werden. Ziel ist es, die Armenwohngegend zugänglicher und sicherer zu machen. Unser Guide Marco garantiert uns, dass die Bewohner nichts dagegen haben. Das erscheint mir nicht ganz überzeugend. Ich an ihrer Stelle, hätte lieber etwas Geld, um mir Nahrungsmittel oder Kleidung zu kaufen, statt eine bunte Wand zu bekommen.
Auf der Fahrt fällt mir direkt auf, dass es hier im sogenannten Ghetto Apotheken, Autowerkstätten, Supermärkte und Restaurants gibt. Das hätte ich niemals erwartet. 

Oben angekommen gehen wir in ein Haus und steigen viele kleine, geflieste Treppenstufen hoch, die alle eine unterschiedliche Größe sowie einen unterschiedlichen Winkel haben. Da war ein Freestyle Favela Fliesenleger am Werk. 
Wir erreichen eine Dachterrasse, die einen unglaublichen Blick auf Rio preis gibt. Wir schauen quasi in ein Tal hinunter, an dessen Ende wir den Strand von Copacabana und das Meer sehen können. Andere würden für einen Bauplatz mit diesem Blick sicher Millionen zahlen. Die Bewohner dieser Häuser haben nicht mal genug Geld, sich gerade liegende Fliesen zu leisten. 
Im Haus ist ein Atelier, in dem Kids aus Rocinho Bilder von ihrem Viertel malen. Diese werden zum Verkauf angeboten. Aber knapp 150 Euro für ein semischönes Kunstwerk sind definitiv zu viel. 
Auf der Tour ist witziger weise auch Sandra, die ich ja bei meiner Ankunft am Flughafen kennen gelernt hab. Irgendwie hat sie das Bedürfnis ihr Hostel, das ja um einiges billiger ist als meins, zu rechtfertigen und spricht die ganze Zeit von einem Glücksgriff. Die Tatsache, dass sie dank der Klimaanlage im Dorm mit Kapuzenpulli schläft, scheint ihr nicht negativ aufzufallen. Wir haben uns trotz bereits ausgetauschter Facebookadressen noch nicht 'befreundet'. Die Sympathien beruhen wohl auf Gegenseitigkeit. Dafür sind ja die sehr witzigen Engländer an meiner Seite. 
In der ganzen Gruppe laufen wir durch enge Gassen. Viele der Bewohner sitzen auf Treppenstufen vor ihren Häusern. Sie lächeln uns an. Unser Guide Marco versichert uns, dass sie die Gringo-Besucher gerne mögen. Schließlich bringen sie dem Favela Geld. Tatsächlich fühle ich mich wie auf einer Teppich-Bustour für Rentner im Zoo. Den Trommlern sollen wir Geld geben, von Frauen sollen wir Armbänder kaufen, in einem kleinen Lädchen Pizza und Kuchen erwerben, in der Schule sollen wir spenden und dabei begutachten wir die Bewohner in ihren Käfigen. 
Dass die Menschen hier nicht arm sind, ist leicht zu erkennen. In den Wohnungen flimmern TV und PC Bildschirme. Einmal sehe ich sogar ein Werbegraffiti für Internet. 
Die Häuser sind allerdings wirklich sehr einfach und meist ohne Tür und Fenster. Es gibt viele Katzen und Hunde, die auffallend wohl genährt und gepflegt sind, kein Vergleich mit den verkommenen Tieren in Südostasien. 
Marco erzählt uns ein paar Gruselgeschichten von Bandenkriegen und Auseinandersetzungen im Favela. So sei es auf einer Tour passiert, dass ein Typ einen anderen auf der Straße erschießen wollte. Er bemerkte erst, dass er das vor den Augen weißer Touris machen würde, als Marco ihn darauf aufmerksam machte. Zwei Iren aus der Gruppe waren schon voller Sensationsgeilheit und riefen: come on, do it! shoot him! Wie bekloppt kann man denn bitte sein?! Im Endeffekt tat er es nicht. 
Einschusslöcher in einigen Wänden zeugen jedoch davon, dass es hier Schießereien gibt. 
Ich muss sagen, dass ich mich auf der Tour, wie in ganz Rio dennoch relativ sicher fühlte.

Samstag, 10.03.2012 – Walk on the Beach Hostel, Copacabana – Rio de Janeiro
Beachen in Leblon mit echten Brasilianern

Wenn man aus dem Helikopter auf den Strand von Leblon gucken würde, so sähe man sicher nur viele kleine rote Punkte. Diese Punkte sind Sonnenschirme, um die kleine Strandsessel im Kreis drapiert werden. Auf den Schirmen steht „Fernando 184“. Das ist der Name vom Verleiher. 
So quetschen wir uns zwischen Familien, Pärchen und Freunde, die wie wir ihr Wochenende am Strand verbringen. 
Ich bin mit Steph, Rob und Cara unterwegs. Wir sind mit den Brasilianerinnen Bruna, Bruna und Mari verabredet. Die beiden Brunas haben damals auf Stephs Uni in London Erasmus gemacht und die Wiedersehensfreude ist groß. 

Es ist für uns natürlich sehr praktisch mit Cariocas dort zu sein, die wissen, was wir von den Strandverkäufern probieren müssen. Dazu zählt natürlich eisgekühlter Mate Tee mit einem Schuss Zitronenlimonade. Der wird übrigens „Matschji“ ausgesprochen und schmeckt ähnlich wie die deutsche Version Club Mate, nur süßer. Globos dürfen auch nicht fehlen. Das sind eine Art Cracker, die wie ein Minidonut geformt sind, die Konsistenz und Farbe von Krabbenchips haben und nach fast gar nichts schmecken. Ich nehme an, sie sind aus Kartoffeln oder Mais. 
Mit langen weißen Gewändern bekleidete und im Prinzip als Beduinen verkleidete Männer tragen eine große Kiste mit der Aufschrift Kalife am Strand entlang. Darin befinden sich kleine dreieckige Teigtaschen, die z.B. Mit Spinat und Feta gefüllt sind. Auch sehr köstlich. 

Die eine Bruna ist mit einem brasilianischen Fußballspieler befreundet, der bei Bayer Leverkusen spielt. So kommt es, dass sie den letzten Karneval nicht in Rio sondern in Köln gefeiert hat. Damit hätte ich ja niemals gerechnet. Ihr hat es gut gefallen. Nur, dass man ständig Bier trinken muss, hat ihr nicht so zugesagt. Und kalt sei Deutschland. Dabei mag sie Kälte eigentlich lieber als Wärme und würde auch lieber in einem europäischen Land wohnen anstatt in Brasilien. Zum Strand geht sie auch nur selten. Sonne ist nicht so ihr Ding. Deshalb bedeckt sie sich auch gleich mit einem Sarong, wenn sie aus dem Wasser kommt.
Das ist kein Witz Leute. Das ist die Wahrheit. Also ich hätte kein Problem mit ihr zu tauschen. 

Am Strand laufen unzählige Menschen in Neoprenanzug und gelber Badekappe herum. Bruna erklärt uns, dass heute ein Schwimmwettbewerb über 4 km stattfindet. Als beim Startschuss hunderte Schwimmer ins Wasser springen, sehen die schwarzen, ins Wasser eintauchenden Arme fast wie Haifisch-Finnen aus. Einige Paddelsurfer begleiten sie. 
Zum Lunch führt uns Bruna in eine Saftbar in Lapa. Wir essen kleine Blätterteigtaschen, die z.B. Mit Frischkäse und Garnelen gefüllt sind. Das Käse-Schinken-Sandwich besteht mehr aus genau diesen Bestandteilen als aus Brot. Sie lieben eben Fleisch hier. 
Ich bestelle mir einen Acai. Das ist im Prinzip ein Smoothie, der aus der Acai Beere gemacht wird, die nur am Amazonas wächst. Die wird mit Eis zusammen püriert und mit einem Schuss Guarana gesüßt. Das ist so dickflüssig, dass man es mit einem Löffel ist. Die Farbe sieht aus der Ferne braun und aus der Nähe lila aus und im ersten Moment denke ich, dass ich Schokolade oder Pflaumenmus löffel. Der Geschmack ist allerdings völlig anders. Beerig eben und sooooo unglaublich köstlich! Ich glaube, das werde ich mir nun jeden Tag gönnen. Die Sonne hat mich müde gemacht. So trinke ich abends mit den anderen nur einen Fruity Caipirinha, der diesmal mit Passionsfrucht gemacht ist und richtig lecker ist. Danach geht’s früh ins Bett.

Sonntag, 11.03.2012 – Terra Brasilis Hostel, St. Teresa – Rio de Janeiro
Hippie Markt in Ipanema und Umzug nach St. Teresa

Die Schweizer können abstimmen, ob sie 6 statt 5 Wochen Urlaub haben wollen und 64 % stimmen für NEIN. Da sagt Dominique, der Schweizer, der im Hostel an der Rezeption arbeitet: „ich weiß schon, warum ich hier bin“. Er ist seit 3 Jahren in Rio de Janeiro. Vor 4 Jahren hat er hier seine Freundin kennengelernt. Eine bildhübsche Brasilianerin, die hier ebenfalls an der Rezeption arbeitet. Zurückgehen möchte er nicht. Na bei den Aussichten kann ich das gut nachvollziehen. Natürlich sind es vorwiegend die deutschsprachigen Kantone, die dagegen stimmen. Die französisch-spracheigen sind dafür.
Was soll man auch mit so viel Urlaub? Da könnte man sich ja glatt noch entspannen oder mal weiter als Fuerteventura fliegen. Da wird einem ja glatt langweilig.
Ich sitze gerade unten im Foyer des Hostels und warte auf Cara und Steph, damit wir zum Hippy Markt in Ipanema gehen können. Rob kommt nicht mit. Er hat einen Kater und heut morgen nur Alkaselzer gefrühstückt. Steph und ich waren beim Horti Fruti Supermarkt und haben uns all das gekauft, was wir nicht kennen. So sah etwas aus wie eine Mango, aber als wir es aufgeschnitten haben, kamen viele kleine schleimige Kerne raus, die ähnlich wie Maracuja schmeckten. 

Beim Hippy Markt treffen wir Bruna und ihre Schwester Julia. Auf dem Markt gibt es wirklich viele hochwertige Produkte z.B. aus Leder oder Silber. Das schrägste ist eine besche Lederlatzhose mit lauter Gebändel dran. Ich glaube da würde selbst Indianer Jones schwach werden. Es gibt Ketten aus bunten Knöpfen, Batikkleider, Federschmuck und Nietengürtel. Ich kaufe mir eine rot-weiß gemusterte Tasche für den Strand. Die „I love Bali“-Tasche hat mittlerweile ausgedient. 

Gegen zwei verabschiede ich mich von den anderen, die bei Brunas Familie zum Lunch eingeladen bin. Steph freut sich schon das sehr hässlich angepriesene Tattoo von Brunas Vater zu sehen. Er trägt einen Pferdekopf mit Blumenranken auf der Schulter.
Ich laufe den Weg zum Hostel am Strand entlang. Ipanema Beach ist total überfüllt. Sonntags pilgern die Cariocas offensichtlich alle ans Meer. Im Gegensatz zur Copacabana sind hier viele Badende im Alter von 15-35. Die Bikinis sind allerdings eher in Größe 154 - 170, also für Kinder und verhüllen kaum noch etwas. Das Körbchen eines Triangelbikinis wird sogar noch zusammen geschoben, sodass es eher die Form eines Strichs als die eines Dreiecks hat. 
Im Wasser sind viele Surfer, die sich in die wirklich hohen Wellen stürzen. 
Heute am Sonntag ist die Hauptstraße an der Promenade gesperrt und wird statt Autos von Skatern, Läufern und Radfahrern genutzt. Was für eine gute Idee. Nur als Fußgänger muss man mindestens genauso aufpassen, dass man nicht überfahren / -rannt wird.

Ich checke aus dem Hostel aus und fahre mit dem Bus nach Lapa. Mit meinem Backpack auf dem Rücken komme ich kaum durch das Drehkreuz im Bus. 
In Lapa finde ich mit Mühe heraus, wo der Minibus nach St. Teresa fährt. Ein Taxifahrer erklärt mir, dass er nicht dort hoch fahren darf, wenn ich das richtig verstanden habe. Ohne Portugiesisch bzw. Ohne Reisefreunde, die Spanisch sprechen, kommt man in Rio echt nur schwer zurecht. Schließlich finde ich einen Minibus und versuche dem Busfahrer zu erklären, wo ich hin muss. Sofort mischt sich der ganze Bus ein. 5 Leute erklären mir gleichzeitig, wo sie mein Hostel vermuten. Aaahh, aufhören, ich verstehe gar nichts.
Dann hält der Bus vor dem Rio Hostel. Nein, nein sage ich. Ich muss zum Terra Brasilis Hostel. Das kennt zum Glück ein älterer Herr und nach kurzer Debatte der Insassen werde ich an der alten Tram Station rausgeschmissen mit der Anweisung nach links die Straße hoch zu laufen.
Freundlich diese Brasilianer. Und bergig, dieses St. Teresa. Ganz schön steil, um genau zu sein. Ich kraxel wie ein Packesel den Berg hinauf und bin froh, als ich schon nach 5 Minuten das Hostel vom Foto erkenne. 
Die Lage ist wirklich einmalig. Von der großen, mit Holzdielen ausgelegten und bekorbstuhlten Terrasse hat man einen einmaligen Blick auf Rio. Abends leuchtet die Kathedrale in Lapa lila, wie die Jesusstatue am Weltfrauentag. 

In meinem Zimmer sind die beiden Deutschen Jenny und Anja aus Berlin, die beide bei kleinen Start up / Internet-Unternehmen arbeiten Wo auch sonst?! Von denen gibt es ja hunderte, wie ich bei meiner Jobsuche festgestellt hab. 
Ich gehe mit den beiden zu den Treppen von Lapa, die ein weiterer Punkt auf der TOurie DO Liste sind. Die Stufen sind mit Mosaiksteinen verziert und leuchten farbenfroh in der Sonne. Die Treppe führt genau zu der Straße, auf der wir Freitag gefeiert haben. Heute wirkt Lapa allerdings wie ausgestorben. Viele Häuser haben die Rollläden heruntergelassen. Ich bin am Verhungern und setze mich in ein Restaurant. Für 16 Real bekomme ich eine Fischsuppe, die fein mit Koriander gewürzt ist. Es wird schon dunkel und ich mache mich auf den Rückweg. Die Straßen sind längst nicht so belebt wie an der Copa Cabana. Im Hostel merke ich, dass mein Bauchgefühl recht hatte. Der Holländer Nik erzählt mir, dass er schon 3 Mal überfallen wurde. Allerdings konnte er immer entkommen und ihm ist nichts passiert. Er ist in Rio, um Capoeira zu üben und gelangte abends nach dem Training oft in der Dunkelheit in die Falle einer Straßengang. Das ist Warnung genug. Ich werde also nicht nach Sonnenuntergang alleine rumlaufen. 

Montag, 12.03.2012 – Terra Brasilis Hostel, St. Teresa – Rio de Janeiro
Walking Tour und Sightseeing in St. Teresa, Lapa und dem Centro

In Rio kann man definitiv besser für Karneval einkaufen als in Köln. Hier gibt es unzählige kleine Shops, die z.B. Mickymaus Haarreifen gleich im Zehnerpack für 6 Real (2,50 €) verkaufen. Hüte im Hot Dog Style, Jack Sparrow Perücken, Girlanden, Blumenschmuck für die Wagen und Perlenketten auf 20 m langen Rollen für die glitzernden Kostüme werden für ein Viertel oder Drittel des deutschen Preises verkauft. Besonders toll finde ich die brasilianischen Masken, die in verschiedenen Farben schimmern und mit Federn geschmückt sind. Sie erinnern an die venezianischen von Romeo und Julia und kosten nur 1,80 Real (0,80 Cent) das Stück. 
Neben Karnevalsartikeln wird einem Bademode hinterher geworfen. Bikinis gibt’s schon für 7,99 Real. Allerdings sehen die für mich alle viel zu klein aus. Wahrscheinlich tragen sie dann im Endeffekt Brasilianerinnen mit Doppel D und Jennifer Lopez Po. 
Diese Schnäppchen habe ich heute auf dem Saara gesehen. Das ist der Name von einem Straßenabschnitt im Centro, auf dem sich ein Billigladen an den anderen reiht.
Heute stand bei mir nämlich eine Walkingtour durch diesen Stadtteil an. Hier arbeiten die meisten Cariocas und so ist das Stadtbild von Hochhäusern und Menschen in Hosenanzügen geprägt. Daneben gibt es allerdings auch viele alte historische Gebäude, da das Centro eben auch die Altstadt darstellt. 
Meine Tour hab ich am Proca Floriano gestartet, einem aufgeräumten Platz voller Bäume. Auf einer begrünten Insel in der Mitte zweier Straßen schaute ich mir CDs und Platten auf der Feira de Musica an. Janis Joplin und John Lennon sterben nie aus. Gut so. 
Ich laufe am Museu National De Belas Artes vorbei, das leider montags geschlossen hat. Schlecht so.
Ich gelange in die Innenstadt und somit auf die Shoppingmeile von Rio. Hier gibt es alles, was es in Europa auch gibt und noch viel mehr. Auf der Rua Sete Septembro setze ich mich in ein Restaurant, in dem man nach Gewicht (des Essens) bezahlt. 100 Gramm kosten 1,89 Real, mein vollgepackter Teller knapp 10 (4,50 €). Es gibt ein riesiges Buffet mit Salat, Beilagen und natürlich jeder Menge Fleisch. Das ist wirklich ein super Preis-Leistungsverhältnis und es schmeckt auch noch gut. 
In der Confetaria Colombo liegen eine Menge köstlicher süßer Teilchen in der Auslage und das ganze Gebäude ist innen kuppelartig, barock gestaltet. Das sieht aus, wie ich mir Cafés in Wien vorstelle.
Ich laufe weiter durch die schmalen Gassen, die mit den grauen Pflastersteinen und urigen Restaurants wiederum an Italien erinnern.
Das Centro Cultural de Brasil, in dem Ausstellungen, Theaterstücke etc. stattfinden hat heute leider auch geschlossen. Anscheinend hab ich mir den perfekten Tag ausgesucht.
Immerhin empfängt mich die Kirche Igreja de Nossa Senora de Candelaria mit offenen Pforten. Ich setze mich auf eine Bank, lasse die Atmosphäre auf mich wirken und schwitze. Sind Kirchen sonst nicht immer kalt?! Ja, das habe ich auch gedacht, aus dieser kann man glatt eine Sauna machen, falls die Besuchermassen einmal ausbleiben sollten. 
Nach der Tour, für die ich sicher 4 Stunden gebraucht habe, bin ich ziemlich k.o. und kraxel die Treppen von Lapa hoch, um im Hostel in mein Bett zu fallen. Die 31 jährige Engländerin Alex, die Ihren Job im Marketing zu Gunsten einer 9-monatigen Reise durch Südamerika gekündigt hat, fragt mich, ob ich heut Abend Lust auf eine Sambaparty hab. Der Kopf sagt ja, die Beine und Augenlieder legen allerdings ein überzeugendes Veto ein. 
Schließlich hab ich heute vor der Centro Tour schon meine neue Nachbarschaft St. Teresa erkundet, was nochmal 2 Stunden Laufen bedeutet.
Im Gegensatz zum touristischen und hektischem Copa Cabana ist St Teresa wirklich sehr ruhig. Die Häuser sind nicht besonders hoch, meist bunt angestrichen und oft mit Blumen bewachsen. Die Gittertüren, durch die man zur eigentlichen Haustür kommt, sind sehr kunstvoll gefertigt. Außerdem ist Rio die Stadt mit den schönsten Briefkästen. Die Boxen aus Eisen tragen die Aufschrift Correo und oft ist eine Brieftaube neben dem Wort abgebildet.
Die malerische Kulisse wird durch Streetart bereichert oder zerstört. Das liegt im Auge des Betrachters. Mir gefällt es.
In St Teresa fuhr bis vor einem halben Jahr noch die Bonde, eine recht antike Straßenbahn, deren Technik wohl auch schon etwas in die Jahre gekommen war. Vor einem halben Jahr verunglückten einige Menschen, sodass der Betrieb eingestellt wurde. In dem Schmuckgeschäft, in dem ich mir ein Lederschnürarmband in Regenbogenfarben kaufe, bekomme ich wohl deshalb eine Postkarte mit Bondemotiv geschenkt.

Vom hügeligen St Teresa mache ich mich über die bunten Treppen auf nach Lapa. Auf der Treppe begegne ich Alex, die im Centro nach einem Ladegerät für ihre Kamera schauen will. Ihres wurde ihr auf der letzten Busreise geklaut. Besser gesagt, wurde ihr eine ganze Tasche enterbt. Immerhin war die Kamera nicht drin.
In Lapa mache ich ein paar Fotos von den Arcos de Lapa, einer weißen Brücke, mit vielen Torbogen, über die damals die Bonde fuhr. 
Ich laufe zur Catedral Metropolitana, einer pyramidenstumpf-förmigen (ja, dieses Wort gibt
es wirklich) Kathedrale, die durch das Glasdesign von außen sehr futuristisch aussieht.
Im Inneren befinden sich vier bunte lange Fenster, die je in eine Himmelsrichtung zeigen. Das Dach zeigt ein kreuzförmiges Fenster, durch das Licht hineinfällt. Sehr schön hier, und Wifi gibt es auch. Das sind ja schon fast asiatische Verhältnisse. 

Dienstag, 13.03.2012 – Adventure Hostel, Ipanema – Rio de Janeiro
Botanischer Garten und Radtour

„Ich erinner mich an Zeiten, da haben botanische Gärten allergische Reaktionen bei dir ausgelöst“, kommentiert Papa ein Foto, dass ich heute im Jardim Botanico aufgenommen hab. 

Das stimmt und genau darüber unterhalten wir uns, als Rob, Steph, Cara und ich die klare frische Luft einatmen und uns wie in einer anderen Welt fühlen.
Hier habe ich definitiv die höchsten Palmen meines Lebens gesehen. Sie sind in einer Allee vor 200 Jahren bei der Eröffnung des Gartens angelegt und seitdem ungebremst in die Höhe geschossen. 
Den größten, höchsten und dicksten Bambus meines Lebens gibt es hier auch.  Und die größten Lotusblätter, die auf dem Wasser schwimmen und irgendwie einladend aussehen.
Was für ein rekordreicher Tag!
Mir gefallen auch die Jackfruitbäume, habe ich diese Frucht doch in Südostasien schätzen gelernt. Am liebstem würde ich eine der riesigen, 2-Fußballgroßen Früchte rausschmuggeln, aber ein länglicher, stacheliger Schwangerschaftsbauch ist glaub ich nicht sehr überzeugend. 

Gut, dass wir vor der Tour einen Fruchteinkauf im Horti Fruti gemacht haben. Unsere Beute schlachtet Rob mit seinem Taschenmesser. 
Dazu gehören 2 verschiedene Mangos, eine grüne aber in diesem Zustand essbare Mandarine, die pinke Drachenfrucht, von der Steph meint, dass sie aus dem Avatar-Film kommt, ein Custard Appel, eine grüne stachelige Frucht, die viele gelbe Kerne hat und die ziemlich unreif schmeckte, ein rundes oranges Ding mit lila Kernen, die vorzüglich saftig waren und -tada- eine Banane, zum satt werden.
Richtig umweltbewusst ging es anschließend weiter. Wir mieteten uns Räder für 10 Real pro Stunde und fuhren um den Largo Rodrigo de Freitas, einen See, auch Lagune genannt, der Mitten in Rio liegt und vielen als Joggingstrecke dient. Wir radelten die 8 km in einer Stunde und ließen uns viel Zeit für Fotostops. Pärchen können sich hier auch ein Tretboot mieten und ganz romantisch über den See paddeln. Das „Black Swan-Modell“ ist wohl eher für Paare in der Trennungsphase gedacht.
Abends brauchten wir dank unseres leichten Lunches ein ordentliches Essen und sind zum Gourmet 686 gegangen, einem Restaurant, in dem man pro 100 g bezahlt. Und es gab sogar Sushi am Buffet. Da hab ich erstmal richtig zugeschlagen und es war furchtbar lecker.
An der Bar vom Walk on the Beach Hostel hat uns der schwule Kellner Ed superstarke Caipirinhas gemixt und uns die obszönen Texte der brasilianischen Hip Hop Lieder erklärt.
„I put my pussy in your mouth” war da noch harmlos. 
Ed schmunzelt, wenn die ahnungslosen Gringos dazu tanzen.
Im Walk on the Beach bin ich jetzt ja nur noch zu Gast. Von St. Teresa bin ich nämlich heute nach Ipanema in das Adventure Hostel gezogen. Der Stadtteil ist auf jeden Fall super. Viel moderner und jünger als Copa Cabana. Es ist sehr sauber und in den vielen kleinen Boutiquen könnte ich mir eine ausgedehnte Shopping Tour vorstellen.


Mittwoch, 14.03.2012 – Adventure Hostel, Ipanema – Rio de Janeiro
Hanggliding – wie ein Vogel flieg ich über Rio

Nachdem mein Fallschirmsprung und der Bungeejump in Australien nun 7 Monate und damit schon viel zu lange zurück liegen, wird es mal wieder Zeit für einen kleinen Adrenalinrausch. 
Deshalb steht heute Hanggliding auf dem Programm. 
Das ist im Prinzip wie Paragliding, nur dass man liegt statt sitzt und dass man keinen halbkreisförmigen Fallschirm sondern eher ein dreieckiges Segel hat, mit dem man durch die Luft schwebt. 
Unser Pickup ist um 13 Uhr am alten Hostel. Rob und ich sind die mutigen Springer. Cara und Steph kommen als moralische Unterstützung und zum Fotos schießen mit. 
An der Bodenstation angekommen, beäugen die Guides Rob mit kritischen Augen. Die Grenze fürs Hanggliding liegt bei 100 kg, was genau Robs Maßen entspricht. Das wissen die Guides nicht, diskutieren und beschließen mit ihrem Augenmaß, dass er zu schwer ist. Nun wird er zum Paragliding verdonnert, was ja durchaus auch nicht verkehrt ist. 
Wir werden auf den Berg hochgefahren und dann geht alles ziemlich schnell. Ich mache noch fix ein Video von Rob, der ganz entspannt seinen Vorspringer beobachtet. Cara hingegen ist 10 Mal aufgeregter als ihr Freund und den Tränen nahe. Steph hopst wie immer hyperaktiv durch die Gegend. 
Dann ruft mein Guide nach mir und packt mich in einen wunderschönen orangenen Anzug. Wir üben das gemeinsame Laufen, das gleich auf der Abflugrampe wichtig ist. Einfach nur Laufen, im Gleichschritt. Bloß nicht anhalten und nicht abspringen, einfach ins Leere hinein laufen.
Na der sagt das so leicht. Aber gut, in solchen Momenten muss man den Leuten einfach vertrauen und nicht zu viel über 'was wäre wenns' nachdenken. 
Nach der kurzen Einweisung reihen wir uns in die Reihe der Wartenden ein und nach nur wenigen Sekunden laufen wir auf den Abgrund zu und .... FLIIIEEEEGEN... wow dieses Gefühl ist unbeschreiblich! Es fühlt sich einfach nicht real an. Alles ist total still, bis auf den Guide, der mich nervt, in die rechts an einer Stange befestigten Go Pro Kamera zu gucken. 
Die Sicht über Rio ist unglaublich. Rechts von uns die Berge, links Ipanema und das Rocinho Favela, vor uns das Meer. Von oben betrachtet sieht das ehrlich gesagt ziemlich dreckig aus. Seit wann sind Wellen braun? Egal, ich bin trotzdem voller Enthusiasmus und sage dem Guide, dass er den besten Job der Welt hat. Er stimmt mir definitiv zu. 
Als wir nach 7 Minuten Flug der Landung näher kommen, gibt er mir allerdings keine Infos, was ich machen soll. Vom Skydiving habe ich noch im Kopf, dass ich die Beine nicht zu früh aufsetzen soll, damit ich sie nicht breche. So ziehe ich sie eher ein. Holper die Polter setzt der Guide auf, läuft ein paar Schritte und dann liegen wir im Sand. Ich bin voll auf den Schienenbeinen gelandet und habe ein paar Kratzer abbekommen. Alles harmlos und ein neues Souvenir in meiner Reise-Narben-Sammlung.

Als Rob sich das Video von meinen Flug sieht, kriegt er sich bei der Landeszene vor Lachen nicht mehr ein. Das könnte man zu Pleiten, Pech und Pannen schicken. 
Er ist auch noch voller Glücksgefühle und erzählt mir von seinem atemberaubenden Flug. Wir waren beide so ca. 7 Minuten in der Luft. Die 150 Euro haben sich auf jeden Fall gelohnt!
Steph und Cara kommen den Berg runtergefahren und sind froh, dass wir überlebt haben. 
Wir trinken erst Mal ein Bier, um die Nerven zu beruhigen und warten auf eine kräftige Frau namens Juliana, die mit dem Transfer zurück zum Hostel viel zu spät dran ist und so werden aus einem Bier drei. Wir haben ja Zeit...
Abends gehe ich nach einem Nickerchen wieder auf Besuch in mein altes Hostel an der Copacabana und esse zusammen mit den Engländern. Ed macht uns wie gewohnt Caipirinha und tanzt zur Sambamusik.

Donnerstag, 15.03.2012 – Terra Brasilis Hostel, Ipanema – Rio de Janeiro
Hiking durch den Tijuca National Park /Regenwald

Die Erde dreht sich rechts herum, die meisten Menschen schreiben mit rechts, fahren auf der rechten Spur und gehen im Supermarkt erstmal nach rechts. Fast alle Wendeltreppen laufen rechts rum. Dieser Rechtsextremismus gilt auch in der Natur. Wenn ein Fischschwarm einem Hai begegnet, schwimmen 80 % der Fische rechts an ihm vorbei. Und so wachsen auch die meisten Ranken im Tijuca Regenwald rechts um die Bäume herum. 
Die Ranken, die teilweise so dick wie mein Arm sind (ok, das ist nicht schwer) schlingen sich von unten nach oben um die Bäume und würgen sie quasi, sodass diese die Nährstoffe nicht mehr richtig fließen lassen kann. Das hört sich ganz schön brutal an, oder?
Diese und andere Natur Facts teilte uns Tjago, unser Guide, auf der 8 h HikingTour durch den Tijuca Regenwald mit. 
Rio ist die einzige Stadt, die neben dem urbanen Dschungel auch einen echten zu bieten hat. Mit dem Auto fahren wir nur 15 Minuten aus Ipanema raus und sind schon dort. 
Im Visitor Center erklärt Tiago uns, dass der ursprüngliche Regenwald vor mehreren Hundert Jahren abgeholzt wurde, um auf der Fläche Teeplantagen zu errichten. Der Anbau war allerdings langfristig gesehen nicht ertragreich genug, sodass vor 200 Jahren nur mit der Hilfe von 11 Sklaven die Wiederbepflanzung begann. Sie pflanzten über 13 Jahre hinweg, sodass die Berge heute wieder im saftigen Grün erstrahlen. 
Auf der Tour wollen wir eigentlich die 3 Gipfel der Bergkette erklimmen. Allerdings ist der dritte Gipfel gerade voller riesiger Spinnen. Daher lassen wir diesen aus und gehen stattdessen zu einem Wasserfall.
Die eigentliche Wanderzeit beträgt 5 Stunden und auf der Homepage von Jungle me ist die Tour als „hard“ also schwer gekennzeichnet. Ich hab etwas Bammel, dass ich mich von Ekaterina zu einem Hardcoreklettertrip hab überreden lassen, bzw. ganz einfach zu unfit dafür bin, da ich im letzten Jahr ja kaum Sport gemacht habe. Aber im Laufe der Tour stelle ich fest, dass das Tempo gut zu halten ist und nach der Beklimmung des ersten Gipfels mit 1020 Metern (wir sind auf 600 gestartet) geht es fast nur noch bergab. Easy peasy! 

Unsere Gruppe ist relativ klein. Auf dem Anmeldechart, in das wir Infos für den Notfall eintragen müssen, stelle ich fest, dass 3 von uns 4 russisch sind und 3 von uns 4 eine Peniccilin Allergie haben. Was für eine merkwürdige Kombi.

Ekaterina habe ich ja an meinem ersten Tag in Rio kennengelernt, an dem sie leider weiter gereist ist. Sie ist zum Studium nach Deutschland gekommen und arbeitet jetzt bei einer Beratung in FFM und spricht daher perfekt deutsch.

Die anderen beiden Russen, Alexander und Julia sind in Sibirien geboren, haben die letzten Jahre in China gelebt und sind nun nach Brasilien, 3 h nördlich von Rio gezogen. Alexander, 28, arbeitet als Ingenieur auf einer Ölplattform und freut sich über den Landeswechsel, auch wenn er sich über die hohen Mietpreise beschwert. 60 qm in stinknormaler Bauweise kosten 1200 Euro pro Monat zu Miete. Da ist Hamburg ja nichts gegen. 
Tjago erzählt uns, dass man sogar in den Favelas für 30 qm 300 Euro bezahlt. Und da ist die Bauweise ja nun wirklich nicht bemerkens- gar denn wohnenswert.
Tjago hat auch Ingenieurwesen studiert, dann allerdings im Marketing als Produktmanager gearbeitet. Irgendwann kam er an den Punkt an dem die Unzufriedenheit nicht größer hätte sein können und entschloss sich auszusteigen und stattdessen ein Hiking Unternehmen zu gründen. Nun ist er zufrieden mit seinem Job und wird mit der täglichen Dosis guter Luft sicher min. 10 Jahre länger leben. 
Auf der Wanderung stoppt er immer wieder, um uns ein paar Infos zu Flora und Fauna zu geben. Vom Zuckerhut aus sieht man z.B. Bäume, die silbern erscheinen. Er erklärt uns, dass diese Imba Uba heißen und in silber, rot und grün vorkommen. Wenn man gegen den Stamm klopft, kommen ganz viele Ameisen aus dem Stamm, die uns fälschlicher Weise für einen Vogel halten, der die jungen Blätter abfressen will. 
Ein Highlight für mich ist natürlich die Acai Palme mit den Acai Beeren. Acai ist mittlerweile mein Lieblingsgetränk und mindestens einmal täglich hole ich mir den gefrorenen lila Brei, am besten noch mit Granola oben drauf. Da brauche ich keine Haribos mehr. 
Die Acai Beere hier im Wald schmeckt unerwartet unacaiig. Eher bitter und etwas nach Erde. Von der Größe und Form erinnert sie an Blaubeere. Tjago erklärt, dass der typisch süße Geschmack durch die Zugabe von Guarana entsteht. 
Auch meine Lieblingsfrucht aus Südostasien finde ich hier. Am Ende unseres Pfads stehen einige Jackfruitbäume. Sie werden von den Rangern allerdings eher als Plage gesehen, da sie sich so stark ausbreiten und sie bringen sie langsam aber sicher um, indem sie Ringe aus der Rinde rausschneiden, sodass diese die Nährstoffe nicht mehr transportieren können. Was für eine Schande. Ich nehm die alle gerne freiwillig!

Von Dingen, wie einem Käferpanzer, aus dem der Käfer rausgeflogen ist oder Borilien-Pflanzen bin ich nicht mehr zu beeindrucken. Das haben mir Mama, Papa und Oma ja schon erklärt, als hier noch die ersten Bäume gepflanzt wurden. Naja so ungefähr.

Als wir gegen 6 Uhr wieder in Ipanema ankommen bin ich richtig geschafft und hungrig. Im Supermarkt kaufe ich ein hellgrünes Gemüse, das wie eine flache geballte Faust aussieht. Ich habe keine Ahnung, wie man das kocht. Im Hostel frage ich den Typ an der Rezeption, der zwar Brasilianer aber kein Kochprofi ist. Er fragt wiederum das Mädchen für alles und sie kann mir natürlich allwissend erklären, dass es sich bei der Hulk Faust um eine Chuchu handelt. Wie bei einer Möhre kappt man das obere und untere Ende, halbiert das Gemüse, schneidet den Strunk raus und kann’s dann kochen. Es schmeckt gut, etwas nussig, erdig aber frisch. Nach dem Kochen, einem Plausch mit einer Argentinierin auf dem Sofa und ein paar Zeilen Tagebuch falle ich müde ins Bett. 

Freitag, 16.03.2012 – Adventure Hostel, Ipanema – Rio de Janeiro

Es ist Zeit zu gehen. Der Himmel über Rio ist bedeckt und die grauen Wolken werfen ab und zu einen Regentropfen nach mir. Ich wollte heute Vormittag noch ein Mal am Strand Sonne tanken und meiner Bräune den letzten Schliff geben. Aber nun ist es erst 9 Uhr und ich gebe die Hoffnung noch nicht auf und warte in der Hostellobby auf Sonnenstrahlen. 
Mit mir sitzen hier ca. 15 Mädels, die ihrer Kleidung nach zu urteilen, zum argentinischen Olympiateam gehören. Nur leider hab ich keine Ahnung, was für einen Sport sie wohl betreiben. Einige von Ihnen sind rank und schlank, wie Läuferinnen, einige riesig mit kräftigen Schultern, wie Volleyballspielerinnen und andere sind klein und kräftig im Format einer Diskusscheibe, die sie vielleicht auch werfen. Ihre drei Trainer sind auch unterschiedlich wie Tag und Nacht.

Nun ist es wirklich Zeit zu gehen. Ich sitze am Gate 38 am winzigen internationalen Flughafen von Rio und bin typisch Deutsch 2 1/2 h vor Abflug da. Mit mir warten schon ein paar andere Pünktliche. Allerdings ist der Transfer zum Flughafen auch so ne Sache. Der Airport Shuttle fährt theoretisch jede halbe Stunde an der Strandpromenade ab. Allerdings kann man den Verkehr nie berechnen und so gibt es im Prinzip keine festen Zeiten. Es gibt auch keine Bushaltestelle, nur eine Ampel. An dieser stehe ich schon um 17 Uhr, also 5 h vor Abflug. Den Bus kann ich relativ zügig nach 20 Minuten Wartezeit heranwinken und fühle mich bei den übertrieben runter klimatisierten Temperaturen von 20 Grad gleich wohl in meiner langen Hose und Jacke. Tatsächlich braucht der Bus bei dem Freitag-Abend-Ich-will-raus-aus-Rio-Verkehr 2 Stunden bis zum Flughafen.
Die Zeit kann ich mir hier allerdings nicht vertreiben, da der Internationale Airport in dieser Millionenstadt ungefähr die Größe des Flughafens Niederreihn Weetze hat. Ja genau, wer kennt den schon?! Ich auch nur, weil da einmal was bei der Onlinebuchung des Billigurlaubs in die Türkei schiefgelaufen ist. Immer schön das Kleingedruckte lesen!
An den Strand hätte ich heute nur zum Drachenfliegen oder Regenwasser fangen gehen können. Friesisches Nieselregenwetter in Rio macht den Rückflug leichter.
So habe ich heute nichts mehr getan, als mich von meinen Reisefreunden zu verabschieden und Souvenirs/Mitbringsel zu kaufen. Am Vormittag ging ich mit Ekaterina einen Acai trinken. Sie fliegt morgen nach Argentinien. Da würd ich am liebsten ins Handgepäck schlüpfen. Mit welcher Diät schaff ich das, das ich morgen nur noch 7 Kilo wiege!? 

Zum Lunch treffe ich mich mit Cara, Rob und Steph an den Treppen von Lapa. Mein Bus ist dank des Verkehrs 30 Min zu spät und ich bin froh, als ich sie um halb zwei noch erblicke. Wir gehen auf die Straße, auf der heute Abend wieder die legendären Sambaparties stattfinden werden. Tagsüber ist hier tote Hose. Trotzdem finden wir ein Abwiege-Buffet-Restaurant und für 9,70 Real gibt es einen vollen Teller. Die drei muss ich auf jeden Fall mal in London besuchen. So ein witziges Trüppchen findet man selten. 
Dann kauf ich im Zona Sul Supermarkt schnell noch lauter Früchte, Gemüse und Schokolade, die man in Deutschland nicht finden kann. Dann noch 2 Flaschen Cachassa, eine Dose Antarctica Bier und eine mit Guarana Limonade und dann kann mein Gepäck kaum noch illegaler werden. Hoffentlich lässt der deutsche Zoll keinen Schäferhund an meinem Rucksack schnüffeln, der jetzt 7 kg schwerer ist als auf der Hinreise bei gleicher Flugbekleidung und 10 Tagen Schampoo / Duschgelverbrauch.

Apropos illegal. Heute habe ich Rio doch tatsächlich mal von seiner gefährlichen Seite kennen gelernt. Mir ist nix passiert, so viel vorab. Aber ich wurde Zeuge einer Straßenrangelei zwischen einem Penner und einer Pennerin. Die haben sich lauthals angeschrien und sind auf einander losgegangen. Ca. 8 Polizisten mit kugelsicheren Westen standen auf der anderen Straßenseite und schauten sich das Spektakel an. So wirklich eingegriffen haben sie nicht. Im Prinzip haben sie genauso zugesehen wie eine Reihe von Müllmännern, die für diese Aufführung kurz den Müll liegen ließen. Fast alle Passanten blieben stehen und beobachteten die Szene. Ich traute mich mit meinem nicht kugelsicheren Kleid auch nicht näher ran und war froh, als sich die Streithähne zurück in ihre Hinterhofställe verzogen. 

Ich glaube, jetzt wird es Zeit, ein Resumé zu ziehen. Typisch Brasilien sind:

-       Saftbars an Häuserecken mit frisch gepressten Säften aus Früchten vom Amazonas
-       Acai-Saft mit Granola
-       Frische Kokosnüsse
-       Supermärkte, wie Horti Fruti, nur für Obst.
-       Fettige Blätterteigtaschen mit Käse-Schinkenfüllung
-       Servietten, mit denen man sich nicht die Nase putzen kann, da sie beschichtet sind, um das ganze Fett abzuhalten
-       Faroffa: Paniermehlbrösel, die in Knoblauch angebraten sind, die man auf jedes beliebige Essen streut
-       Fleisch – überall und in überdimensionalen Größen
-       Restaurants, in denen man das Essen nach Kilo bezahlt. Meistens 1 Kilo = 10 Euro
-       Hohe Wellen
-       Kaltes Wasser
-       Alte Leute an der Copa Cabana
-       Junge Leute in Ipanema
-       Fitnessstudios am Strand
-       Strandverkäufer, die Hüte, Sonnencreme, Mate-Tea mit Limo, dreieckige Blätterteigtaschen, und Bikinis verkaufen.
-       Winzig kleine Bikinis auf viel zu großen Körperteilen
-       Kleine Schoßhündchen
-       Pudel
-       Menschen, die mit mehreren Hunden gleichzeitig Gassi gehen
-       Caipirinha
-       Sambamusik
-       Bier: Antarctica, Skol, Ipatava, Brahma
-       Hohe Zäune und Tore vor Gebäuden
-       Alte VW Busse, die vor allem von Handwerksbetrieben oder als Lieferwagen benutzt werden
-       Schlüsseldienste arbeiten in kleinen boxartigen Häusern, an Straßenecken
-       Hohe Berge und grüne Wälder, die das Stadtzentrum einrahmen
-       Busse überall, die einen auch überall hinbringen und immer den selben Ticketpreis haben, egal wie viele Stationen man fährt
-       Straßen führen nur in eine Richtung
-       Kaum jemand spricht Englisch, aber alle helfen einem
-       Die Brasilianer quatschen einen auf portugiesisch zu, auch wenn sie merken, dass du nichts verstehst
-       Dreistöckige Hochbetten in Hostels
-       Das zugehörige Hostelfrühstück ist meist viel besser als in Asien / Australien
-       Man muss nie sein Geschirr abspülen, das machen die Hostelfrauen
-       Dicke Menschen, zwar schön, aber sehr übergewichtig
Generell hat mir Rio wirklich gut gefallen, vor allem, weil die Stadt so vielfältig ist und jeden Urlauberwunsch erfüllt. Optimalen Badeurlaub am Strand, einmalige Kultur und Denkmäler wie die Christusstatue, gute Drinks und gute Parties mit Sambamusik, Erholung in der Natur im Tijuca Wald oder botanischen Garten, gute Restaurants, große Einkaufsstraßen und Shoppingmöglichkeiten in der Innenstadt und vor allen eine einzigartige fröhliche Atmosphäre.
Rio hat mir Lust auf Südamerika gemacht. Ich komme wieder.

17.03.2012, Samstag, Frankfurt Flughafen
Welcome to Prätzel Country
Welches Bild bieten wir Reisenden aus aller Welt, wenn sie am Frankfurter Flughafen zum ersten Mal deutschen Boden betreten? Die Antwort lautet: Bretzeln!
Schon auf dem Weg zur Gepäckabholung läuft man als erstes auf einen Kamps zu. Dann hat man im Minutentakt Gelegenheiten sich z.B. bei der Wiener Feinbäckerei, bei Ditsch, bei der Bäckerei Glocke, beim Bäcker Schmitz und am Fernbahnhof auch noch im Rewe-Supermarkt an der SB-Theke mit dem typisch deutschen Gebäck bekannt zu machen. Teilweise (z.B. bei Glocke) tragen die Verkäufer rot-weiß-karierte Schürzen und aufgeblasene Bäckermützen, die wie eine weiße Version der Marge Simpson Turmfrisur aussehen. 6 Mal „Prätzels“ in 7 Minuten. So wie Brasilien also ein saftiges Steak ist, ist Deutschland eine salzige Bretzel. Oans, Zwoa, Gsuffa!