Samstag, 26. Oktober 2013

Thailand 2013


Thailand 2013





















03.09.2013, Dienstag, Emirates Flug EK 418 von Hamburg – Dubai – Bangkok
Aufgeregte Backpacker auf dem Weg in die Zeit ihres Lebens

"Der dicke Rucksack im Gesicht - ist nicht wirklich ein Gedicht" leuchtet es aus einer weiß-roten Anzeige des Hamburger Verkehrsverbunds HHV von der Decke der S1, die mich zum Flughafen bringt.
"Der dicke Rucksack auf dem Rücken - kann auch nicht wirklich entzücken" denke ich mir und werfe den Ballast auf den Sitz neben mir.

Ich muss praktisch in den nächsten Tagen abwechselnd Sonnencreme benutzen und sie mit Duschgel wieder abwaschen, damit mein Gepäck schnell leichter wird.

13,7 kg zeigt die Gepäckwaage am Flughafen an. Anne schreibt aus Köln, dass sie exakt genau so viel in ihrem Rucksack hat. Der einzige Unterschied ist, dass ihr Gepäck für 2 1/1 Monat reichen muss, denn wenn ich nach 19 Tagen Thailand in den Flieger nach Deutschland steige, reist sie weiter nach Australien und Neuseeland. Wie gern ich mit ihr tauschen würde!
Am Hamburger Gate ist es für einen Dienstagabend um 21 Uhr unglaublich voll. Burkine und Burkilotte fliegen mit mir nach Dubai. Dort sind gerade die Ferien vorbei, deshalb ist die Maschine so voll.

"Ach da hab ich ja Glück gehabt" strahlt Teresa mit den großen braunen Augen, als ich mich in Reihe 21 neben sie setze. Sie ist auf direktem Weg nach Australien, um dort 5 Monate work & travel zu machen. Genau wie Anne, ist sie total aufgeregt und ängstlich. Ich kann ihre Befürchtung, niemanden kennen zu lernen und einsam in einem fremden Land zu sein, sehr gut nachempfinden. Vor gut zwei Jahren ging es mir genauso.
Ich erzähle ihr, wie ich mich an ein deutsches Mädel geklammert habe, die ich im Flugzeug kennen lernte, obwohl ich sie mit ihren Thrombosestrümpfen im Alter von 28 total dämlich fand.

Teresa hingegen ist eine sehr angenehme Sitznachbarin. Sie kommt aus Berlin und hat gerade das Referendariat an einer Schule in Neukölln abgeschlossen. Wir verquatschen die ersten zwei Stunden, stoßen mit einem Gin Tonic aufs Reisen an, ernten dafür neidische Blicke aus den umliegenden Reihen und schlafen anschließend gemütlich ein.

Der Flughafen ist in Dubai um 05.00 Uhr morgens so geschäftig wie der Hamburger Hauptbahnhof am Samstag, wenn Hafengeburtstag ist. Parfümerie reiht sich an Parfümerie und ich komme mir vor wie in einem riesigen Douglas.

Teresa hat einen längeren Aufenthalt und läuft mit zu unserem Gate, wo schon eine müde Anne wartet. Ihr Abschied war scheinbar sehr emotional und in ihrem Gesicht zeigt sich eine Mischung aus freudiger Erwartung und Angst vor dem Ungewissen.
Erst Mal ein Mamba gegen die Nervosität!
Wir tauschen Facebook Infos mit Teresa aus und ich freue mich schon auf Fotos von den Orten, an denen ich selbst vor 2 Jahren war.

Der Geruch der warmen, feuchten Emirates Erfrischungstücher im Flugzeug nach Bangkok erinnert mich an den Geruch des Reggae Mansion Hostels in Kuala Lumpur. Bilder von an Reis mit Rührei zum Früstück, Nasennebenhöhlenentzündung, das hosteleigene Kino, Burgerkingeis mit Mc Donalds Topping und Cocktails auf der Dachterasse werden wach.

In den umliegenden Reihen sitzen einige Jungs und Mädels Anfang-Mitte Zwanzig, denen "ich bin aufgeregt" quasi auf die Stirn geschrieben steht. Wenn sie wüssten, welche Abenteuer und Freundschaften sie erwarten, dann säßen sie mit Dauergrinsen statt Sorgenfalte über ihren Lonely Planets.

Erst letztes Wochenende habe ich Steph, Lara, Marije und Tessa, mit denen ich fast 3 Moante in Südoastasien gereist bin, in Amsterdam wiedergetroffen. Unsere gemeinsamen Reiseerlebnisse liegen nun fast 2 Jahre zurück und es war längst Zeit für eine SEA Reunion. Wiedervereinigt an einem neuen Ort war es genau wie früher, nur ein wenig anders: same same - but different eben.

04.09.2013 Mittwoch – Bangkok Airport und Koh Samui, Chaweng Beach, AKWA Guesthouse
Ach Thailand, wie ich dich vermisst habe!


Als wir in Bangkok landen, brauchen wir nur 30 Minuten für die Passkontrolle, die Gepäckabholung und das anschließende Check In mit Gepäckaufgabe für den Weiterflug nach Koh Samui.
Wir setzen uns in eine Food Corner und bei der Bestellung unseres ersten Papaya Salats läuft mir schon das Wasser zusammen. Mhh, es geht doch nichts über das Original! Anne brennt vor Schärfe der Mund und zwei Löffel Zucker auf den Salat überzeugen sie auch nur für zwei weitere Gabeln. Ich helfe ihr bereitwillig bei ihrer Portion.

Hätte das Personal am Flughafen in Koh Samui Blumenketten umgelegt, würde es mir gar nicht auffallen, da es perfekt ins Bild passen würde. Der Flughafenbus erinnert mit seiner weißen Markise und den hellen Holzbänken eher an eine Bimmelbahn im Freizeitpark.
Ich atme den typisch thailändischen Geruch ein: eine Mischung aus Räucherstäbchen, gekochtem Jasminreis, Motoröl und Blumenblüten, die an den Geistertempeln oder vor kleinen Lädchen als Glücksbringer hängen.

Wir schlafen eine Nacht im AKWA Guesthouse in Chaweng, um morgen nach Koh Phangan, unserem eigentlichen Ziel, aufzubrechen. Der Minibus-Fahrer versteht „AkBar“ und bringt uns erst Mal an den falschen Ort. Gut, dass Chaweng klein ist, so finden wir schnell zum AKWA. Dort passt der Schlüssel nicht ins Schloss und wir bekommen ein Upgrade - 4er Apartment zu zweit statt 10er Zimmer. Und weil es schon 23.00 Uhr ist, verlängert die Thai-Dame unseren Check Out auf 11.30 Uhr am nächsten Morgen. Friendly, relaxed Thailand!

Das AKWA rühmt sich damit, das einzige Popart Guesthouse auf Koh Samui zu sein. Die vermeintlichen Kunstwerke hat wahrscheinlich ein mit der Besitzerfamilie verwandter Straßenmaler, der um die Ecke einen „Art-Shop“ besitzt, gemalt. Popart nach Thaistyle frei umdefiniert bedeutet auch ein Snoopy Stofftier auf dem Bett, eine Nachttischlampe, die am Pillemann angeknipst werden will und kleine eher holländisch aussehende Schweinefigürchen auf dem Regal in der Kochzeile.
Die Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“, sollten wir uns hier besser nicht stellen.
Nach einer flotten aber durchaus angebrachten Dusche, schlendern wir über die, bei unserer Ankunft noch blühend lebendige, Chaweng Beach Road. Plötzlich ist alles leer und dunkel. Scheinbar beginnt gleich die Blackmoon Party und das Backpackervölkchen hat sich auf den Weg gemacht.
Ein Thai schaut aus dem Dach eines alten VW Busses, das er komplett abgesägt hat. Der Bus ist nun eine Cocktailbar und der lächelnde Barkeeper steht in Mitten von bunten Flaschen.

Als ich in den ersten Seven Eleven Supermarkt gehe, zaubert mir das "diedieee" der Eingangstür ein Lächeln auf die Lippen. Ich stürme zum Süßigkeiten Regal und kaufe mir erst Mal diese kleinen Runden Dinger, die nach Cola, Brause und wie die Haribo-Tropicana-Himbeeren zu gleich schmecken. Anne lacht mich an und aus, dann gehen wir schlafen.

05.09.2013, Donnerstag - Koh Phangan, Beams Bungalows
Hippy Paradies und Ego-Open-Mic

Als um 10 der Wecker klingelt, fühle ich mich erschlagen. Klar, in Deutschland ist es 4 Uhr morgens und viel zu früh, um Aufzustehen.
Wir müssen allerdings noch einiges erledigen, bevor uns der Pickup zur Fähre abholt. So gehen wir los und shoppen Bikini, Strandtücher, Strandkleidchen, Moskitospray und Lippenbalsam.
Gegen Mittag haben wir Frühstückshunger und genießen einen unglaublich guten Mango und Beeren Smoothie.

Im Pickup Bus lernen Anne und Hanne die Janne kennen. Sie ist seit 3 Monaten in Südostasien unterwegs und reist nun alleine, da sich ihre Freundin in Chiang Mai in einen Kanadier verliebt hat und nun Backpack an Backpack mit ihm weiter zieht. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Nachdem wir mit der Fähre am Tongsalla Pier auf Koh Phangan angekommen sind, bringen uns Motorbike Taxen nach Haad Rin. Ich genieße den Wind in den Haaren und wir sausen über die bergigen engen Straßen. Es fühlt sich fast wie vor zwei Jahren an, nur, dass ich damals nicht hinter einem kleinen Thailänder saß sondern zusammen mit dem Kanadier Mathieu auf einem Bike Koh Phangan erkundet habe.
Die kleinen, am Straßenrand stehenden Regale, mit selbst aufgefülltem Benzin in Glasflaschen, sausen an uns vorbei. Rechts ein Guesthouse, links eine Reggae Bar und schon werden wir in Haad Rin vom Bikerücken geschmissen.

Ich schaue mich um und stehe direkt vor einem Restaurant, in dem ich vor 2 Jahren mit Tessa, Steph, Lara, Marije und Mathieu saß, als wir während der Full Moon Party einen Snack brauchten. So viele Erinnerungen auf einmal machen mich ganz sentimental.

Das Taxi Boat legt von dem Strand ab, an dem ich auch schon mit Anne zusammen Whiskey Cola aus Buckets getrunken, zu David Guetta Mucke getanzt und Backpacker beim gefährlichen Sprung durchs brennende Springseil beobachtet habe.
Dieses Mal wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen und steuern die, nur per Boot erreichbare, Bucht Haad Tien im Südwesten der Insel an.
Die Bucht ist maximal 400m lang und an den Seiten von runden Felsbrocken gesäumt. Im Wasser liegen 3 bunte Longtailboote, an deren Fronten Blumenkränze für die Besänftigung der Wassergötter befestigt sind.
Sofort springt uns das Resort „The Sanctuary“ in die Augen. Sie haben eine große Terrasse Im Schatten eines Blätterdachs, die direkt an den Strand reicht. Die Bungalows sind auf die Felsen am linken Buchtende gebaut. Auch wenn es hier gar nicht schlecht aussieht, erfragen wir uns den Weg zu den Beams Bungalows, einem kleinen Resort, das mir mein finnischer Backpackerfreund Aki vorab empfohlen hat. Der Weg führt parallel zum Wasser über thailändischen Rasen unter Palmen zum anderen Ende der Bucht. Bergauf laufen wir ein Stück zu einem großen offenen Haus, dass auf langen Holzpfählen am Hang steht. Hier ist nicht nur die Rezeption, sondern auch das Restaurant, in dem gerade ein Pärchen auf den Liegekissen nach dem Essen die Bäuche gen Himmel streckt.

Wir entscheiden uns für einen 500 Baht (12 €) teuren Bungalow, für den wir noch ein Stück weiter den Berg hoch laufen müssen und laufen anschließend direkt den Berg wieder runter zum Strand. Wir legen uns auf unsere neuen Strandtücher mit thailändischem Elefanten-Blüten-Muster und springen in das türkis-blaue Wasser, das in Thailand ja meist auf Badewannentemperatur vorgeheizt ist. Jetzt sind wir endlich angekommen.

Vom rechten Buchtende kommt ein französischer Gott auf uns zugelaufen. Er hat blonde, mittellange Locken, die er im Nacken mit einem Zopf zusammen gebunden hat. Seine hellen Augen strahlen in seinem perfekten Gesicht. Seine Haut hat genau die richtige Bräune und sein Oberkörper ist auf eine natürliche Art und Weise muskulös. Eine knielange, mittelbraune Leinenhose ist das einzige, was er trägt. Mit einem dermaßen aufrechten Gang, wie ihn eigentlich nur ein Balletttänzer haben kann, schreitet er durch den Sand an uns vorbei und wirft uns ein Lächeln zu.
„Mein Gott, ist der schön“ meinen Anne und ich und öffnen unseren Blick für die Besucher dieser Bucht. Sie gehören definitiv nicht zu den Standard-Backpackern auf Thailand und sind auch oft schon ein paar Jahre älter als jene.
Ob Mann oder Frau, sie kleiden sich meist in Erdtönen und Naturstoffen. Die meisten tragen, wie der französische Gott, Wickel- oder Pumphosen in Schlamm-, Gras- oder Strohfarbe. Ihre Oberteile, wenn sie welche tragen, sind meist asymmetrisch oder (absichtlich) zerrissen. BHs werden meist als überbewertet angesehen und daher oft weggelassen.
Falls sie keine Glöckchenumhängetasche tragen, transportieren sie ihr Hab und Gut im speckigen Lederrucksack und kündigen ihr Kommen durch eine Glöckchen-Fußkette an.
Ihre Haare sind oft lang, erinnern von der Struktur an trockenes Stroh und sind von Sals und Sonne gewellt oder bereits verfilzt. Die Frauen tragen meist eine lange, lockige Mähne, die bis zum Rücken reicht.
Ein paar Exemplare halten ihre Locken mit Blumengestecken oder Korallenstücken am Kopf zusammen. Unter der Haarpracht kommen lange, baumelnde Ohrringe zum Vorschein. Sie bestehen meist aus Federn, Samen von exotischen Pflanzen oder Kokosschale und werden von Mann und Frau gleichsam getragen.
Ihre gebräunte, oft tätowierte Haut, schmücken sie mit weiteren Glöckchen- und Perlenarmbändern und langen Holz- oder Federketten. Am Oberarm glänzt meist ein goldener, schmaler Armreif. Schuhe brauchen sie nicht. Sie laufen Barfuß. Die Frauen wirken oft, als würden sie schweben. Die meisten von Ihnen sind hier, um mit Yoga, Meditation und einer Fastenkur ihr Gleichgewicht (wieder) zu finden. Sie reden den ganzen Tag über Detoxing und heilende Kräuter.
Wenn ich nicht wüsste, dass der Pray-Teil von "Eat, Pray and Love" auf Bali spielt, würde ich vermuten, dass die dort beschriebene Reise zur Seele hier auf Koh Phangan in Haad Thien stattgefunden hat. Wir sind im Eso-Hippy-Paradies für Enddreißiger gelandet.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, verhalten sich die Exemplare dieser ganz bestimmten Sorte Mensch, wie mit ADHS diagnostizierte Kinder aus Köln Chorweiler. Ganz unverhofft fangen sie an zu singen, pfeifen und tanzen. Sie schnipsen mit den Fingern, trommeln mit ihren Händen auf den Oberschenkeln und trompeten auf den Lippen.
Sie schreien „Ay Caramba“ in die Welt und lassen ihre überschüssige Energie in spontanen Dehnübungen und Handständen raus. Einer steht auch einfach am Strand und macht fünf Minuten Windmühlenarme. Ob ihr Verhalten wahrgenommen wird, Anerkennung oder Ablehnung findet, ist ihnen dabei vollkommen egal. Ich glaube nicht Mal, dass sie einfach alles tolerieren. Sie sind einfach so sehr in ihrer eigenen Welt und mit sich beschäftigt, dass sie gar nicht wahrnehmen, was um sie herum geschieht.
Das Beste ist allerdingt, dass diese Hippies, die aussehen, als wären sie hier geboren und von einem grauen Bären großgezogen worden, nach kleinen Egoausbrüchen am Strand alle wieder brav zu ihren Mac Books und Iphones zurück kehren, die auf der Sanctuary Terasse an den Steckdosen warten. Vielleicht kaufen die Eso-Hippies Federschmuck und Leinenhose sogar online, auch wenn sie wahrscheinlich lieber behaupten, dass ihnen die Federn zugeflogen sind und sie die Leinenhose selbst gewebt haben.

Wenn ich nicht wüsste, dass der pray Teil von "eat live and pray" auf Bali spielt, würde ich vermuten, dass die dort beschriebene Reise zur Seele auf Koh Phangan in Haad Thien stattgefunden hat.

Am Abend erleben wir, was zu viel Yoga und Konzentration auf das innere Gleichgewicht mit Menschen anstellt. Es ist „Open Mic Night“ im Sanctuary und jeder, der meint, dem Publikum etwas mitteilen zu müssen, kann auf die Bühne gehen und los performen.

Zuerst traut sich Stephan auf die Bühne. Stephan ist Anfang 40, Typ gemütlicher Bär und sitzt in Deutschland wahrscheinlich schon seit 15 Jahren im selben Büro, um Akten von links nach rechts zu schieben.
Hier im Sanctuary hat er das Vertrauen in sich selbst gelernt und möchte auf dieser Bühne nun seinen Kindheitstraum, Sänger zu werden, leben. Da er Madonna Fan ist, fällt ihm die Liederwahl nicht schwer und er schmettert uns „Bye bye Miss American Pie“ entgegen.
Das Publikum ist begeistert von seinem Mut und klatscht unterstützend in die Hände.

Jetzt kommt der Großmeister. Er stellt sich als „Larry the Renzo“ vor und jeder spürt, dass ihm diese Bühne heimlich gehört. Larry hat langes krauses Haar in einer undefinierbaren Mischung aus Straßenköterbraun und –grau, das er lose im Nacken zusammen gebunden hat. Er trägt eine ausgeblichene Jeansjacke auf seiner nackten Brust und eine dunkelrote lange Leinenhose mit offenem Bändchen. Mit dieser nimmt er auf einem Barhocker auf der Bühne Platz und zupft an den Seiten seiner Gitarre. Er singt „…hmmm shenai isreal, hare, krishna hare…“. Als Unterstützung winkt Larry sich den Barmanager heran. Er hat eine düne Jeans-Weste auf seinem gebräunten Oberkörper, für einen Yoga-Hippie extrem dünnes und nur kinnlanges Haar, das er aber mit einem Oberlippenbart kompensiert. Larry weist ihn kurz an den Bongo Drums ein und er versucht, so gut es geht, im Takt zu bleiben.

An der Bar sitzt eine Yoga-Hippie-Frau mit langen braunen Locken, die alle 15 Sekunden begeistert „Aaauuuujjjjj“ ruft.  Das Schild über der Bar „No Whining, no complaining, absolutely no frowning, only hugs, smiles and warm fuzzy feelings allowed“ setzt sie perfekt um. Ein Mann mit pink-orangenen Haarband und Batikoberteil klatscht sich in Trance.

Weil es so gemütlich ist, bleibt Larry noch ein Weilchen auf der Bühne. Er entlässt den Barmanager und klemmt sich die Bongo selbst zwischen die Beine.
Er schaut ins Publikum und eröffnet seine zweite Performance mit einem “Where ever you were born, you’re mothers heart beat sounded something like this:” und fängt an zu trommeln.

Die nächste Performance stammt zwar nicht von einer anderen Person, aber um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, wechselt „Larry the Renzo“ seinen Namen zu „Lare the Pair“. Er bringt auch ein neues Instrument ins Spiel: sein Mac Book. Auf diesem hat er Aufnahmen von seinem Neffen, Jordan, der mittlerweile erfolgreicher Bandmusiker sei.
Wenn Jordan und Lare damals Tage miteinander verbracht haben, hat sie Jordan „pair days“ genannt. In der Aufnahme sagt eine Kinderstimme: „Music makes your heart warm and makes you feel like a right kid”. Jordan war im Alter von sechs Jahren bereits Weise, wie ein buddhistischer Mönch.
Sein Onkel Larry hat diesen Satz auf einen Beat gemischt und spielt nun auf der Gitarre ein Duett mit seinem Partner aus der Vergangenheit.

Nach 20 Minuten räumt Larry seinen Thron und macht Platz für weitere Kuriositäten. Auf die Bühne schwebt ein Wesen, dass wir glatt für Jack Sparrow gehalten hätten, wüssten wir nicht, dass dies nur eine von Johnny Depps genialen Rollen ist.
Das männliche Exemplar der Gattung „alkoholisierter Dreadlock-Hippie“ hat Knochen, Korallen und weiße Muscheln in sein Haar gefilzt. Die Strähnen baumeln wild über seine Schulter. Im Gesicht trägt er den Rahmen einer überdimensionierten, schwarzen Nerd-Porno-Brille, dessen obere Kante ihm bis auf die Mitte seiner Stirn reicht.
Sein Oberkörper ist natürlich frei. Der einzige Schmuck ist ein Lederarmband, das er um den linken Oberarm gebunden hat.
In der Hand hält er einen Bierkühler mit einer braunen Flasche Chang drin, aus der er ab und zu einen Schluck trinkt, um seine Balance an Ort und Stelle zu bewahren und nicht barfuß von der Bühne zu fallen.
Ein braunes schweres Leinentuch, das rechts länger ist als links, hat er sich als Rock um die Hüfte gebunden. Der Rock wird von einem schmalen Ledergurt zusammen gehalten, an dem eine kleine Kugel aus Kokosschale baumelt. Wahrscheinlich bewahrt Jack darin auf, was ihm wichtig ist. Über den Rocksaum wölbt sich ein kleiner Bierbauch, der nur auffällt, wenn man ihn von der Seite anschaut. Er könnte gerade noch als Halteproblem bzw. Hohlkreuz durchgehen. Der karibische Seeräuber stellt sich als Ivan vor und scheint dem Publikum bereits bekannt zu sein. Wahrscheinlich sucht er schon seit Monaten nach dem Goldschatz, den er in einem der unzähligen mit Rum berauschten Nächte im Regenwald vergraben hat.
Ivan hält ein Banjo vor sein Pläutzchen und starrt auf die Saiten. Was er uns zum Besten gibt, klingt wie der Vorspann eines 12-minütigen The Doors Lieds, bei dem Menschen in der Wüste sterben.
Larry the Renzo hält seine Bühnenabstinenz nicht länger aus und schnappt sich ein Tamburin, um Ivan’s Lied vom Tod aufzuheitern.
Mitten im Spiel scheint ihm ein Einsiedlerkrebs aus einer eingeflochtenen Muschel in Ivans Haar zuzuflüstern, dass die Zeit schneller vergeht, als er denkt und Ivan mittlerweile schon seit fast 10 Minuten die gleichen 3 Akkorde spielt und so bricht er plötzlich ab.

Irgendwie fühlt es sich kurz an, als hätte die Erde aufgehört, sich zu drehen und um die Weltuntergangsstimmung perfekt zu machen, fällt auch noch der Strom aus und wir sehen, eine Fledermaus über die Köpfe der Sanctuary –Gäste fliegen.

Nach ein paar Minuten Stille ist das Licht wieder da, Ivan hat sich mit einem frischen Chang in seinem Bierkühler an die Theke zurückgezogen und es ist Zeit für den Abschlussact.
Eine Frau Mitte/Ende 40 betritt in einem roten langen, engen Kleid die Bretter, die in Haad Thien, die Welt bedeuten. Mit Ihrer aufrechten Haltung und ihrem fordernden Blick nimmt sie direkt den gesamten Raum auf der Bühne ein.
Sie sagt sie sei eine Geschichtenerzählerin und wolle uns nun eine Gutenachtgeschichte auf den Weg in eine geruhsame Nacht mit geben.
„As you know, it is new moon tonight and that is the best time to plant your seeds and let them grow.“
Um den Spannungsbogen ihrer Story musikalisch zu begleiten, bittet sie Jack mit seiner Banjo auf die Bühne. Das ist ein netter, aber nur halb ernst gemeinter Versuch, denn viel Platz ist neben ihr auf der Bühne nicht. Egal, wie sehr Ivan hin und her schwankt, sie schafft es immer wieder, sich vor das heimliche fünfte Mitglied von The Doors zu stellen und ihn dadurch zu verdecken.
Mit weit ausgebreiteten Armen beginnt sie zu erzählen:

One day, the Frog was in his garden. Toad came walking by. "What a fine garden you have, Frog," he said.
"Yes," said Frog. "It is very nice, but it was hard work."
"I wish I had a garden," said Toad.
"Here are some flower seeds. Plant them in the ground," said Frog, "and soon you will have a garden."
"How soon?" asked Toad.
"Quite soon," said Frog.

Toad ran home. He planted the flower seeds. "Now seeds," said Toad, "start growing." Toad walked up and down a few times. The seeds did not start to grow.
Toad put his head close to the ground and said loudly, "Now seeeeds, start groooowing!" Toad looked at the ground again. The seeds did not start to grow.
Toad put is head very close to the ground and shouted, "NOW SEEDS, START GROWING!"

Frog came running up the path. "What is all this noise?" he asked.
"My seeds will not grow," said Toad.
"You are shouting too much, " said Frog. "These poor seeds are afraid to grow."
"My seeds are afraid to grow?" asked Toad.
"Of course," said Frog. "Leave them alone for a few days. Let the sun shine on them, let the rain fall on them. Soon your seeds will start to grow."

That night Toad looked out of his window. "Drat!" said Toad. "My seeds have not started to grow. The must be afraid of the dark."
Toad went out to his garden with some candles. I will read the seeds a story, " said Toad. "Then they will not be afraid."

Toad read a long story to his seeds. All the next day Toad sang songs to his seeds. And all the next day Toad read poems to his seeds. And all the next day Toad played music for his seeds.

Toad looked at the ground. The seeds still did not start to grow. "What shall I do?" cried Toad. "These must be the most frightened seeds in the whole world!"
Then Toad felt very tired, and he fell asleep.

"Toad, Toad, wake up, " said Frog. "Look at your garden!"
Toad looked at his garden. Little green plants were coming up out of the ground. "At last," shouted Toad, "my seeds have stopped being afraid to grow!"

"And now you will have a nice garden too," said Frog.
"Yes, said Toad, "but you were right, Frog. It was very hard work."

Wenn in der Erzählung die Worte „seeds“ und „grow“ vorkommen, dann geht sie kurz vor der Aussprache des Wortes in die Knie und gleich wieder nach oben, um mit ihrem Körper das Wachstum zu symbolisieren. Dabei reist sie die Augen weit auf und ruft „groooooooww seeeeeds groooooww“.

Jedes Mal, wenn Jack versucht, sie mit dem lauter werden Banjo zu stoppen, dringt sie einen Schritt in seine Komfortzone ein und zwingt ihn, auszuweichen. Reicht das nicht aus, so hebt sie ihre Hand in seine Richtung um die Klänge zu mäßigen.

Ich glaube bei Mrs. Toad sind die, beim Fasten und Detoxen freigesetzten Giftstoffe, nicht aus dem Körper heraus sondern direkt in das Gehirn herein gewandert.

Auf dem Weg ins Bett, kommt uns eine Frau mit riesigem Blumengesteck im Haarnest, entgegen. Ob sie wohl noch ein paar Samen für heute Nacht hinzugelegt hat?


06.09. Freitag, Koh Phangan, Haad Thien
Yoga, Meditation und "Die" Party“
Man muss die Gelegenheiten nutzen, so wie sie sich einem bieten. Deshalb gehe ich heute um 10.30 Uhr in die Yoga Klasse. Anne, die Schlafmütze liegt jetzt schon im Shavasana, der Ruheposition im Liegen.
Ich sage ihr, dass es wichtig ist, jetzt zu Neumond ihre Samen zu pflanzen, sie zum Wachsen zu bringen und Energie in den Körper zu lassen. Anne bewirft mich kichernd mit Kissen und macht das, was bei der Schildkröte schließlich auch zum Erfolg geführt hat: Schlafen.
Schade, dabei ist es doch ein Kurs „for Beginners and Fasteners“ und wir wären sicher beide gut aufgehoben.

"Mist, schon 10.20 Uhr" stelle ich fest, und sprinte los. Da muss ein eingeschweißtes Flugzeugbrötchen als Frühstück vorerst reichen. Mit meinen Flip Flops renne ich durch den Sand und stolpere über eine Kokosnuss. Prima Start für eine Yogastunde! Ich muss durch das Sanctuary Restaurant durch laufen und sehe den französischen Gott. Er sitzt mit einem Mädel zusammen beim Frühstück. Das ist sicher seine französische Göttin!

Ein kleiner Pfad führt bergauf durch Palmen und Büsche, vorbei an winzigen Steinstatuen hoch zur "Buddha Hall".
Der Saal ist in dunkelbrauner Kieselsteinoptik gefliest und der Boden ist angenehm kühl. Die Wände bestehen aus schwarzen Fliegengittern, durch die der Wind durchpfeift und durch die man einen wundervollen Blick in den Regenwald hat.
In einer Ecke ist ein kleiner Altar aufgebaut, auf dem ein goldener Buddha in mitten von Kerzen und Blumen thront.

Yoga Arielle öffnet mir die Tür, als ich ankomme. Ihre langen gewellten Haare sehen aus, wie die von Arielle in der tschechischen Märchen-Verfilmung.

Wir sind nur zu viert: ein Mann mit langen grauen Locken um die 50, eine Frau mit blonder Mähne im etwa gleichem Alter und ein Mann, dessen Herkunft ich nicht einschätzen kann. Er könnte genauso gut Burmese wie auch Araber sein.
Ich zahle 300 Baht / 8 € für 90 Minuten und lege mich auf die Matte.
Vom Power Yoga in Hamburg bin ich einen schnellen Flow zwischen den Positionen gewohnt. Im Vergleich dazu geht es hier recht gemütlich zu.
Etwa zur Hälfte der Klasse fragt Yoga-Arielle, wer von uns fastet, schließlich wäre jetzt ein guter Moment, um die Fastentabletten zu nehmen. Und da leuchtet es mir ein: „Yoga for Beginners and FASTENERS...“ Das heißt nicht etwa für Schnellere / Fortgeschrittener sondern für Fastende. Bei mir ist heut wohl English for Beginners angesagt.

Nach dem Yoga frühstücken wir im Beams Restaurant, in dem es ein fantastisches Müsli mit Früchten und Joghurt gibt.
Wir dösen am Strand, beobachten aus dem Wasser heraus Krebse, die die Felsen hoch krabbeln und eine Frau, die mit einem kleinen Hammer Muscheln von einem Feslen abschlägt und in einer leeren Plastikwasserflasche sammelt.
Ich weiß nicht, ob es der Jetleg ist oder die Anspannung der Arbeit, die allmählich von uns abfällt. Jedenfalls schlafen wir andauernd ein, und das so plötzlich und wie auf Knopfdruck ohne Vorwarnung. Sowohl bei Anne als auch bei mir sind die Träume total real, mit dem Urlaub verknüpft und ich weiß während des Traums nicht, ob ich wirklich träume, oder das Geträumte gerade geschieht.

Um 18 Uhr gehen wir zur Meditation Class, die es jeden Abend umsonst gibt.
Hier ist schon mehr los als am morgen beim Yoga. Etwa 20 Gäste sitzen auf Gummimatten mit Kissen auf dem Fußboden. Der französische Gott ist auch dabei. Er sitzt kerzengrade im Schneidersitz auf seiner Matte.

Die Lehrerin hat einen osteuropäischen Akzent. Sie trägt einen kurzen ausgefransten Minirock und eine flatternde transparente gelb-rote Bluse mit Fledermausärmeln, die ein wenig ihren speckigen Bauch zeigt, wenn sie die Arme in die Luft wirft.

Sie erklärt uns, dass wir heute zuerst Meditation mit Bewegung machen. Das sei ein neues Konzept eines buddhistischen Mönchs, der festgestellt hat, dass uns Westlern in der heutigen Zeit das Stillsitzen bzw. das gedankenleere Stillsitzen schwer fällt. Deshalb werden wir heute mit unserem „Energy Body“ arbeiten.

Es gibt scheinbar drei Körper. 1. der physische Körper, den wir spüren 2. darum liegt der Energiekörper, in dem wir positive und negative Erinnerungen speichern und 3. Liegt darum wiederum der spirituelle Körper, der uns Ausgeglichenheit ermöglicht.
Wir wollen heute mit Bewegungen unseren Energy Body von alten schlechten Energien reinigen und positive Energie in die Zukunft schicken.
Das ganze machen wir mit Hilfe einer Choreographie, bei der wir zuerst abwechselnd mit dem linken und rechten Bein, begleitet vom zugehörigen Arm, nach vorne gehen. Wenn die Musik aufhört und neu einsetzt, machen wir das Ganze zur Rechten und linken Seite, um Energie in das Jetzt zu schicken.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich den französischen Gott, der nicht geschnallt hat, dass der Kopf den Händen folgen soll und schaut stattdessen starr geradeaus.
Der dritte Schritt geht mit den Beinen und Armen nach hinten, um die schlechte Energie aus der Vergangenheit aus unserem Energy Body zu lösen.
Dann werden im vierten Schritt alle vorherigen miteinander vereint.
Unsere Bewegungen passen sich dem Rhythmus der Musik an und ich erlebe, was ich sonst nur nach langem Tanzen zu guten, sich wiederholenden Elektroklängen erlebt habe, plötzlich höre ich Wörter in den Tönen. Diesmal ist es "let your heart beat". Dieser Satz kommt mir immer wieder in den Sinn und ich lasse mich fallen.

Nach ca. 30 Minuten meditieren wir für etwa die gleiche Zeit ruhig im Sitzen und Liegen. Die Lehrerin sagt, dass es sein könne, dass wir plötzlich Emotionen spüren oder uns an Dinge erinnern, die aus unserem Körper hinaus möchten. So könne es durchaus sein, dass wir anfangen zu Weinen während der Meditation.
Mir schießen die Gedanken durch den Kopf, doch einen roten Faden habe ich nicht.
ich probiere meinen Geist zum Schweigen zu bringen, in dem ich den im Yoga erlernten Ujjayi Atem anwende. Dabei verengt man die Stimmbänder und klingt in etwa wie Darth Wader oder ein schnarchender Opa. So kann man den Atem ganz langsam fließen lassen. Ich konzentriere mich: zuerst ganz tief in den Bauch einatmen, die Pause zwischen den Luftzügen spüren und dann von unten alles wieder nach oben hin ausatmen.
Für einen Moment ist mein Kopf ganz leer.
Dann fallen mir plötzlich Momente von meiner Reise ein, an die ich lang nicht mehr gedacht habe, wie z.B. ein Vormittag auf dem Tauchboot in Cairns, als ich mit meinem Laptop in der Sonne saß, auf das Wasser hinaus geschaut und Kings of Leon gehört habe. In diesem Moment habe ich zum ersten Mal das Gefühl von grenzenloser Freiheit gefühlt.
Ich glaube, teilweise, sind meine Gedanken beim Meditieren in Träume übergesprungen. Mir fällt es schwer zwischen wach, meditierend und halbschlafend zu unterscheiden.

Anne erzählt mir später, dass sie Beklemmungen bekommen hat. Sie hat einen Kloß in der Brust gespürt und Angst empfunden. Da ist irgendetwas, was raus muss. Ihre lange Reise wird den Kloß sicher lösen.

Morgen fallen die erste Yogaklasse und der Meditations-Kurs aus, wegen "DER Party" heute Abend, teilt uns die Lehrerin am Schluss mit. Anne und ich haben keine Ahnung aber wir sind neugierig. Wir überlegen, uns im Sanctaury Shop ein Blumengesteck für das Haar zu kaufen, um am Abend der Hippy Sekte beizutreten.

Erst Mal müssen wir die Energie unseres physischen Körpers wieder auffüllen und essen im Sanctaury Restaurant. Ich bestelle mir rohes Pad Thai. Das klingt interessant und so sieht es auch aus. Allerdings ist in gekochtem Pad Thai Ei verarbeitet und ich komme nicht von dem Gedanken los, dass hier evtl. ein rohes Ei untergemengt sein könnte. Anne probiert und sagt, das Glibberige komme sicher nur von der Kokosnuss. Ich versuche das zu glauben und kann nach 3 Gabeln trotzdem nicht weiter essen.

***

Anne hat einen Sehnsuchtsanfall. Ihr Freund Eike ist zu Hause geblieben und sie vermisst ihn natürlich.
Heute haben wir zum ersten Mal Internet und es ist keine Nachricht von ihm da. "Er hätte sich doch auch Mal so melden können" sagt sie und ihre Augen glänzen ganz plötzlich. Ich nehme sie in den Arm. Der Anfang der Reise ist sicher schwer.

Ping - da ist sie, die lang ersehnte Nachricht. Anne und Eike haben abgemacht, dass er sofort zurück schreiben muss, wenn sie sich meldet, da es ja sein kann, dass sie nur 2 Sekunden Internet hat. Alles ist gut.

Wir öffnen unsere Bungalowtür und hören plötzlich das laute Wummern der Bässe. Wow, das klingt gut! Der DJ könnte genauso gut letztes Wochenende bei einem illegalen Wilhelmsburger Open Air in Hamburg aufgelegt haben.
Wir sind schon sehr gespannt auf die Party, für die im Sanctuary am nächsten Tag die Yogaklassen ausfallen. Tagsüber haben wir von rechts und links öfters Mal ein Raunen "... the party..." in den Kreisen der Hippies gehört und erwarten eine Horde von Blumenmädchen und anderen Egozentrikern.
Weder Noch - müssen wir feststellen, als wir die Treppen zur Bar erklommen haben. Um 23.30 Uhr ist es noch total leer und an der Bar stehen Buckets statt Ginger-Lemon Bowle bereit.

"We need something strong, something to forget boyfriends at home" sagen wir zu dem Barkeeper der Guys Bar und setzen uns kurz darauf mit Sangsom Coke unter ein Bambusdach und begutachten die Lage.
Die Tanzfläche ist von kleinen Bambushütten mit Sitzkissen gesäumt. An einem Ende steht der DJ in seiner Bambushütte. Er mag den Berliner Marek Hemann und spielt Gemini.

Wir haben den perfekten Spekulierplatz und sehen, wie ab Mitternacht im Minutentakt kleinere Backpackergruppen eintrudeln.
Aber die sind doch alle viel zu jung, um im Hippie Village zu wohnen! Wo kommen die her?
Dem Outfit nach zu urteilen direkt von einer Full Moon Party. Ein Typ springt uns mit seinem Neonorangenen Tanktop direkt ins Auge "I m not perfect but I am LIMITED EDITION" steht auf dem Shirt. Das trifft auf jeden Fall zu. Er tanzt mit seinem massigen Körper als wäre er direkter Nachfolger von König Bumipol. Seine Haut ist dunkelbraun und unterscheidet sich kaum noch von der des Thaimädels, um die er ab und zu einen Arm legt. Sie küsst ihn und unterhält sich gleichzeitig angeregt mit seinen Kumpels. Als er zur Bar geht, sagt einer seiner Freunde: "He is so fuckin‘ German".

Ohje, unsere Nation blamiert sich mal wieder ungeniert. Ich hatte eigentlich auf Holland getippt.

Es dauert nicht lange, bis sich einer der Freunde zu uns setzt. Wir hatten ihn direkt in die Schublade des Sauf-Backpackers einsortiert und ich bin wenig begeistert über die Gesellschaft. Nach und nach stellen wir jedoch fest, dass Dan aus New York ein ganz feiner Kerl ist. Er reist erst seit 4 Wochen in Thailand und hat die erste Zeit im nordischen Hippiedorf Pai verbracht. Als wir ihm sagen, dass wir 27 und 28 Jahre alt sind, meint er: "Wow, how does it feel to be old?"
Der Witz kommt nicht so ganz bei uns an wir schauen geschockt. "Don't be offended!" sagt er. "Offended? Was heißt das?“ fragt Anne und ich überlege mir, dass es gut wäre, wenn Anne ein paar englische Sätze kennt, mit denen sie sich verteidigen kann, wenn jemand sie blöd anquatscht. "Das heißt sich angegriffen fühlen", erkläre ich ihr und sie schreit laut in die Menge "I am offended!" Mit ihren großen braunen Kulleraugen sieht sie allerdings eher aus, als hätte sie "Ich will einen Schokokeks!" gesagt.
Anne ist einfach zu niedlich für diese Welt!

Wir gehen Tanzen. Mittlerweile hat sich die Bar gut gefüllt und wir erfahren, dass die meisten Backpacker aus Haad Rin mit Booten gekommen sind, um auf dieser "Underground Elektro Party in einer einsamen Bucht" zu feiern.
Ein Muskelprotz von 1,65 cm kommt auf uns zu. "Are you looking at my tattoos?" fragt er. "Nooo" sagen wir irritiert. Er war uns gar nicht aufgefallen. Jetzt lässt er sich jedoch nicht davon abhalten, sie uns zu zeigen und holt mitten auf der Tanzfläche sein Handy als Taschenlampe raus.
Nachdem wir uns die Thaischriftzeichen auf seinem Rücken angeschaut haben, müssen wir auch noch das Tribal auf seinem Arm angucken. Besonders schön sind die nicht.

Meine Gefühle den Backpackern gegenüber sind gemischt. Auf der einen Seite freue ich mich, dass uns endlich ein paar jüngere Leute mit geschnittenem Haar und ohne ein Pfund Glöckchenarmreifen an jedem Handgelenk Gesellschaft leisten.

Auf der anderen Seite gehen mir die unter ihnen, deren einziges Ziel es (auch ohne Herzschmerz) ist, betrunken zu werden, ziemlich auf die Nerven. Ich habe das Gefühl, dass sie die Freiheit zu Reisen und die Kultur des Landes nicht richtig wertschätzen können.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich im Vergleich zu meinem letzten Aufenthalt 2 Jahre älter bin oder daran, dass ich das alles schon "durch" habe oder daran, dass ich bereits zu sehr im Arbeitsleben stecke, um mich sinnlos volllaufen zu lassen und anschließend irgendwo mit offenem Mund zu pennen. Genau das macht die „Limited Edition“ nämlich gerade.
Dan, Anne und ich entziehen uns der Menge und gehen runter zum Strand. Wir setzen uns in den Sand, lauschen den Wellen und schauen in die Sterne. Dan schlägt vor, ins Wasser zu springen, ich glaube, er hat sich in Annes große braune Augen verguckt.
Wir schauen uns das Sternbild Oreon an und ich könnte ein paar Kekse vertragen. Stattdessen machen wir uns über die Lachgummis her, als wir zurück in unserem Bambushäuschen sind.

Zum Schlafen zieht Anne ein weißes T-Shirt mit einem Foto von ihr und Eike an. Auf dem Bild verziehen Anne und Eike den Mund. "Furor nennen wir das" sagt sie, "weil Eikes Nase dann so breit wird wie die von dem Hund aus der unendlichen Geschichte.

Gute Nacht Furor!

07.09. Samstag, Koh Phangan -Haad Thien
„I Wish you have a lucky life!”

Um kurz nach 12 wache ich mit schlechtem Geschmack und klebrigen Augen auf. Aua und Ih..achja wir haben gestern gefeiert.
Mich juckt ein Mückenstich am Po und mein Magen knurrt.
Anne ist noch tief und fest am Schlafen. Ich versuche sie zum Aufstehen zu motivieren: "Wo wird man am besten braun? - Genau, in der Sonne am Strand!" aber gleichzeitig bin ich schon auf dem Weg in die Hängematte auf unserer schattigen Terrasse, da sich meine Motivation grad selbst verabschiedet hat.
Für den ersten Hunger greife ich mal wieder zur übrig gebliebenen Flugzeugkost. "Me & Myself" heißt die Marke der Cracker mit Sweet Chili Soße. Ich glaube, es gibt auf dieser Reise keinen besseren Ort als diese Hippy-Bucht, um die Ego-Cracker zu verzehren.

Zu 14 Uhr schaffen wir es in das Beams Restaurant zum Frühstücken und ich lerne heute, wie vielfältig ein Kellner die Bestellung "Papaya Salat" interpretieren kann. Ich habe es ihm auf Nachfragen sogar noch auf der Karte gezeigt.
Zuerst kommt eine Schale mit einer Art Milchbrei, in dem Reife orange Papayastücke schwimmen. "Nein, ich möchte Papaya Salat" sage ich... Und zeige ihm nochmal was ich meine auf der Karte.
Beim zweiten Mal bekomme ich dann einen Teller, nur mit Papaya drauf. Wahrscheinlich sind es die abgewaschenen Stücke aus dem Milchbrei.
Anne und ich müssen lachen. "Not good?" fragt der Kellner und schaut uns verzweifelt amüsiert an. Er sagt uns, dass der Koch mittlerweile auch schon ratlos sei.
Manchmal helfen Bilder mehr als Worte und so zeige ich ihm ein Foto vom Papaya Salat, den Anne und ich am Flughafen in Bangkok gegessen haben. "Ahhhh Som Tam, Som Tam" ruft er und lacht sich kaputt.."Ahhh no papaya fruit salad". Er läuft freudig in die Küche und teilt seinem Koch die Lösung des Problems mit. Alle guten Dinge sind drei!
Zu trinken gibt es eine Flasche Wasser und ein "glas icy" also ein Glas mit Eis dazu.

Anne hat ihr Müsli mit Früchten und Joghurt längst aufgegessen, als der Kellner mir strahlend den Mix aus grünen Papayastreifen, Karotten, Erdnüssen, Tomaten und Bohnen mit viel Chili, Knoblauch und Limette bringt.
Er selber mag das Gericht nicht so sehr, es sei ihm zu scharf.
Ich bin noch nicht ganz befriedigt und nehme mir ein Schokoladeneis aus der Truhe. Als ich das Papier abziehe, läuft mir das Eis entgegen. Scheinbar hat jemand den Stecker aus der Truhe gezogen oder die Einstellungen verändert. Der Kellner tut mir mittlerweile so leid, dass ich ihm die Unannehmlichkeit einer Reklamation erspare und heimlich die Schokosuppe schlürfe. Der Geschmack ist in jedem Fall der gleiche.

Im Sanctuary Ressort sitzt der Kern der Sekte um einen niedrigen Tisch in einer Bambushütte und zelebriert ihr Dasein.

Ein deutsches Mädel geht mit Ipod und weißen Kopfhörern ins Wasser. Sie tanzt ihren Freund an, als dieser ihr hinterher kommt.
"Die passt sowas von hier hin" meine ich und Anne stellt begeistert fest, dass sie nun eine neue Schublade in ihren Schrank stellen kann. Die Schublade "Haad Thien Menschen".

"Guck mal, eine Käsestange auf nem Floß" sagt sie und meint damit den Freund des modernen Kopfhörerhippies, der nicht sonderlich begeistert alleine zur Plattform in der Mitte der Bucht geschwommen ist.

Was ist der Unterschied zwischen Rückenschwimmen im Hamburger Stadtpark und Rückenschwimmen im Golf von Thailand?
Wenn man in Hamburg den Kopf ins Wasser hält, ist es ganz still. In Thailand hört man es knistern. Das sind Fische, die an den Korallen knabbern. Ich hatte das Geräusch total vergessen und freue mich, dass ich es wieder entdeckt habe.

Abends essen wir im Beams Restaurant und unterhalten uns mit Aun, dem Rezeptionisten. Er ist schon 40 und hat 3 Kinder. Wir hätten ihn auf 30 - 35 geschätzt. Das gute Thaiessen hält gesund und die Haut straff.
Eigentlich lebt er in Bangkok und arbeitet als Ingenieur auf der Ebene unter einem Bauleiter, aber ab und zu hilft er hier im Beams aus. Er geht nicht mehr gerne auf Parties, lieber liest er geschichtliche Bücher, sagt er uns.

Ich bestelle Rindfleisch mit Basilikum Blättern. Beides kommt zusammen mit ganz fein geschnittenen Karotten, Bohnen, Babymais und Milden Chilis und ungefähr einem Pfund Reis. Es ist ein Gedicht! Ich esse viel zu schnell und kann mich nach 2 Minuten schon nicht mehr bewegen.

Als wir uns vom Kellner verabschieden, gibt er uns mit einem scheuen Lächeln ein "I wish you have a lucky life" mit auf den Weg. Anne und mir schmilzt das Herz. Solche unerwarteten Glückskekse bekommt man nur in Thailand geschenkt.

08.09.2013 Sonntag, Koh Phangan, Ao Tong Nai Pan Yai, Central Cottage Resort
Hippie-Urin-Kur und ein Hammer-Harter-Mega-Backpacker

Es ist 4 Uhr nachts und langsam setzt die Dämmerung ein. Anne und ich schlafen beide unruhig in dieser Nacht. Wahrscheinlich hat das etwas mit dem Mond zu tun, der unsere Samen wachsen lässt.
Plötzlich hören wir ein Klicken an der Tür. Hinter der Gardine im Fenster unserer Tür zeichnet sich ein Schatten ab. Wir schrecken hoch. Jemand versucht in unseren Bungalow zu kommen! Wer könnte das sein und vor allem warum?
Anne springt total mutig zur Tür, ohne sich eine Waffe zu organisieren. Mist das Antibrumm steht draußen vor der Tür. Wenn man das jemandem ins Gesicht spritzt, wirkt das sicher wie Pfefferspray.
Wir ziehen vorsichtig die Gardine zurück und blicken in das Gesicht einer Hippyfrau, die mit ihrem Schlüssel versucht unseren Bungalow  aufzuschließen.
Ich glaube, sie ist betrunken und hat sich verirrt. Sie stammelt irgendwas von "my bungalow" und realisiert relativ langsam, dass sie hier falsch ist. Wie kann man denn die ganzen Handtücher, Sarongs und Bikinis, die auf unserer Terrasse hängen, mit den eigenen verwechseln?

Anne und ich atmen erleichtert auf. Zum Glück war es nur ein Missverständnis! Ich schlafe danach sofort tief und fest ein, bis mir der Wecker um 07.30 Uhr den nächsten Schrecken versetzt. Jaja, es ist Urlaub aber ich genieße die Freizeit die ich habe, indem ich sie nutze. So mache ich mich bergab durch den Regenwald auf in Richtung Strand, um beim Sanctuary Ressort erneut den Weg bergauf zur Buddha Hall zu nehmen. Leider stehe ich um fünf vor acht alleine vor dem Yogatempel. Mist, ich war schon gestern ungläubig, als mir der Kellner versichert hat, dass sonntags um 8 Uhr auf jeden Fall Yoga stattfindet.
Ich warte kurz, doch im Stehen kommen sofort die Moskitos angeflogen. Deshalb erkunde ich den Weg, der hinter die Buddha Hall führt. Mir kommt eine Frau barfuß mit hochgebundenen Locken und einer großen Tasche entgegen. "Are you here for the Yoga Class?" fragt sie. "Ja" sage ich, "aber ich glaube, die fällt heute aus. Jedenfalls ist außer mir noch niemand erschienen".
"Wenn noch 2 Leute kommen, dann mache ich die Klasse" sagt sie und mir wird klar, dass ich grad auf die Lehrerin getroffen bin. Sie erklärt mir, dass wahrscheinlich nicht viele kommen, weil gestern eine Party war. "Wirklich? Gestern?" frage ich "Die Party war doch am Freitag schon".
Sie erklärt mir, dass es zwei Parties gibt. Die am Freitag, sei früher richtig gut gewesen. Aber seitdem es Internet auf der Insel gibt und Reisende in Portalen wie Tripadvisor über ihre Erlebnisse berichten, haben die Partybackpacker die Guys Bar entdeckt und den Freitagabend in Beschlag genommen.
Früher sei es dort „magical“ gewesen. Einer der DJs sei übrigens Deutsch. Mir wird klar, warum wir am Freitag vergeblich auf die Hippies gewartet haben und warum mir die Musik so gut gefallen hat.
Die wahren Hippies gehen also lieber am Samstag feiern auf die Party in der Nachbarbucht. So ganz viel wollte sie mir nicht verraten. Die Hippies bewahren ihr Paradies eben so gut es geht.

In der Zwischenzeit sind zwei weitere Gäste gekommen. Stefan, der Deutsche, der am Donnerstagabend "Bye bye Miss American Pie" gesungen hat, und Petra, eine Spanierin Ende 40, die in lila-türkisem Schlabberlook gekleidet ist.
Die Lehrerin wechselt im Kurs zwischendurch auf Spanisch und erklärt Petra, was sie machen soll. Zum ersten Mal höre ich die Anweisungen auf Spanisch und freue mich, dass ich viel verstehe. Mit den kubanischen Brockenkenntnissen und dem Wissen, wie man die Positionen richtig ausführt könnte ich bestimmt eine Yogaklasse in Spanien besuchen.

Eineinhalb Stunden später schwebe ich voller Energie den Berg zu unserem Bungalow hoch und wecke Anne. Sie hat nicht grad gut geschlafen und ist knautschig. Wir packen unsere Sachen und frühstücken im Beams. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel und es gießt wie aus Kübeln. Aun und seine Kollegen lassen Seitenwände aus Plastik als Regenschutz an der Restauranthütte herunter.
"Maybe one hour" sagt Aun und fragt uns mit einem verschmitzten Lächeln, ob wir wirklich abreisen wollen.
Wir legen uns mit vollem Bauch in die gemütlichen Sitzkissen uns beobachten zwei Hippies. Der etwa 35jährige Mann trägt eine dunkelrote Leinenhose, die er am Bauch zugebunden hat. Darüber hängt eine ziemlich moderne schwarze Bauchtasche. Sein Oberkörper ist frei, genau wie seine Füße.
In einem Ohr hängt ein dicker Ring. Seine krausen langen Locken hat er im Nacken eng zusammen gebunden. Auf dem Tisch steht Kontaktlinsenflüssigkeit. Er hat eine  Kontaktlinse weit nach oben hinter das Auge geschoben und probiert sie raus zu pulen. Das Mädel verrät ihm einen "magic trick", sodass er sie sogleich wieder auf der Pupille hat. Das sind die eitlen Hippies von heute. In den 60ern hätte er wahrscheinlich eine runde Nickelbrille im John Lennon Style getragen.

Die zwei finden sich gegenseitig recht attraktiv und schwirren umeinander her wie zwei Vögel.
Er macht einen Handstand, um sie zu beeindrucken. Sie schnalzt mit der Zunge. Dann muss er plötzlich los. Sie bietet uns ihren Kaffee an, da sie die Regenpause nutzen will, um ins Sanctuary zu ihrem Laptop zu gehen und irgendwas zu erledigen und der Kaffee sicher nicht genug abkühlt, bevor es mit dem Regen wieder losgeht.

Wir verabschieden uns von Aun. Er gibt uns noch seinen Facebook Namen mit. Er traut sich allerdings nicht, ihn in mein Handy einzutippen und schreibt lieber auf Papier. "Not loose" sagt er und grinst. Wir fragen, ob wir ein Foto von ihm vor seiner Bambushütte machen dürfen. Er stimmt zögerlich zu und meint "I shy".

Sein Kellnerkumpel verabschiedet sich auch von uns und traut sich dabei nicht, uns in die Augen zu gucken. Anne wünscht ihm "have a good time" und er wiederholt nur schüchtern das Gesagte auf Thai "Ha goo time".

Auf dem Weg kommt uns Yoga Arielle entgegen und lächelt uns an. Ich schaue ihr hinterher. Ihre blonden polangen Locken wippen beim Gehen, als sie im Regenwald verschwindet.

Im Sanctuary geht der Hippie Wahnsinn weiter. Wir warten auf die Fähre nach Ao Tong Nai Pan Noi und trinken einen Rasberry Strawberry Pineallple Smoothie - "good for weight loss, controlling body sugar, cause resberries have lowest glycemic level of all fruits".

Dabei werden wir auf eine spanisch anmutende Hippiefrau aufmerksam. Sie hat langes glänzendes schwarzes Haar, trägt einen grün blauen kurzen Rock und ein schwarzes flatterndes T-Shirt. An ihrem Knöchel tanzt ein tätowierter Teufel. An ihrem Ohr hängt ein ganzes Huhn in Form eines Federohrrings, der bis zum Bauchnabel geht. Sie ist spindeldürr und wiegt bei einer Größe von 1,68 cm vielleicht 45 kg.

Aufgeregt erzählt sie einem Hippiemann, der mit einem Kopfhörer im Ohr vor seinem Mac Book sitzt, dass sie sich morgens Pipi an die Augen träufelt. Anne guckt mich fragend an: "Pipi?, heißt das das gleiche wie auf Deutsch?" "Jaarr" sage ich und wir spitzen die Ohren. Sie sagt, dass sie mit Pipi ihr Gesicht reinigt und erzählt dann, wie sie auf ihren Mann pinkelt und ihr Mann auf sie. Dabei macht sie die Bewegung nach, hält einen Luftpenis und wedelt von rechts nach links.
Der Typ weiß nicht recht, wie er reagieren soll. Aber das ist ihr eh egal. Schließlich kommt es ihr nur darauf an, über sich zu erzählen.

Es wird definitiv Zeit, dass wir gehen!

Eine kleine Fähre bringt uns für 250 Baht (5€) nach Ao Thong Nai Pan Noi. In Haad Sadet steigt ein deutscher Backpacker dazu. Er ist braun gebrannt und hat das Hemd bis zum Bauchnabel offen. Er reist seit 3 Wochen und macht grad Beach Hopping auf Koh Phangan. Er ist super enthusiastisch und erzählt uns von einem Strand, Haad Yao, an den keine Fähre fährt. Dort hat er mit zwei Schweizer Mädels, die nie ihr Geld zählen und einfach ausgeben, was das Zeug hält, eine Nacht geschlafen. Sie sind dort im Regenwald gewandert und dann fing es an zu regnen, sodass sie durch "einen reißenden Fluss" wandern mussten. Seine Augen strahlen beim Erzählen und ich freue mich für ihn.
Schließlich weiß ich ganz genau, dass der reißende Fluss max. 50 cm tief war und die Bucht jedes Taxiboot ansteuert, wenn man es nur fragt.
Jetzt muss er nach Ao Thong Nai Pan, weil dort der nächste Geldautomat ist.
Sein Zeh sei verbunden, weil er einen Rollerunfall auf Koh Samui hatte. Ich zeige ihm die Narben von meinem Unfall auf der gleichen Insel vor zwei Jahren. Er hält mir die Faust hin und sagt "Haha, Koh Samui Tattoo" und ich schlage ein.

Am Strand von Ao Thong Nai Pan Noi (TNP Noi) angekommen, springt ein dunkelhaariger ca. 15 jähriger Thai-Junge quasi direkt aus dem Boot ins Wasser und taucht ab. Eine Frau, evtl. seine Ma, die allerdings europäisch aussieht, steht daneben. Der hat es aber eilig!
Wir kramen wir den Lonely Planet raus, da wir noch keine Unterkunft gebucht haben. Er empfiehlt das Dolphins Resort. Die Ma hört uns beiläufig zu und mischt sich in das Gespräch ein. Das Dolphins sei nicht mehr, was es mal war, sie müsse unbedingt an Lonely Planet schreiben...
Sie fragt uns, wie viel wir in etwa ausgeben wollen und empfiehlt uns einen Bungalow Ressort etwas weiter in den Wald hinein. "Warum nicht Dolphins?" fragen wir. Sie meint, von dem alten steht nur noch die Fassade. Sie mussten es abreißen und woanders wieder aufbauen, da der Mietvertrag sich geändert hat. Ihr gehört das Ressort seitdem sie vor 17 Jahren aus Neuseeland hergekommen ist. Ihr Sohn Terrance, der noch im Wasser planscht, ist hier geboren und hat einen Thai Vater. Er führt uns zu der Unterkunft, die sie empfohlen hat.

Wir essen im "Nice Beach Restaurant", was so mittel-nice ist und suchen uns dann eine Strand-Bar. Anne will kurz mit ihrer Family skypen, ich gehe schon Mal rein. Ich lasse meinen Blick durch den Raum streifen und als ich realisiere, dass unser enthusiastischer Backpackerfreund von der Fährfahrt an der Bar sitzt, ist es schon zu spät, um vorbei zu gehen. "Neeeee Hanna!" Ruft er. "Ja, Hanneee" sage ich. "Mensch setz dich doch. Das ist Patrick und das ist Tom. Die kommen beider aus der Schweiz, oderrrr haha."
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass rheinländisches Blut in seinen Adern fließt. Patrick freut sich sichtlich über Ablösung und rückt einen Barhocker weiter zu Tom, sodass ich zwischen ihm und unserem Backpacker mit QVC Verkäuferpotenzial sitze. Er heißt übrigens Stefan, kommt aus Bielefeld, hat in Frankfurt gearbeitet und lebt jetzt in Berlin. Nach der Reise fängt er dort seinen Master in Architektur an.
Ah, da haben wir es, seine Schwester wohnt in Köln "Und rat Mal wo?! Jaaaa der Hammer, auf der Zülpicher Straße! Ey, wenn ich da bin, bin ich 24/7 blau!" sagt er und ploppt mit seinem Zeigefinger im Flaschenhals der Chang Bierflasche.

Oha, die ersten Wochen in Chaweng hat er auch nur durchgefeiert. Ich sage, dass ich keine Lust auf Partyurlaub hab und mein Geld lieber in Dinge investiere, an die ich mich später auch erinnern kann. Dazu gehören auch Yoga und Tauchen. "So n entspanntes Yoga bockt sich richtig!" sagt er darauf hin und ich stelle mir vor wie die Haad Tien Hipies ihm den Kopf waschen.

Auch wenn er kurz vorher das Gegenteil erzählt hat, stimmt er mir vollkommen zu wie ein kleiner Angry Bird Luftballon, der je nach Wind in eine andere Richtung treibt. Schmunzelnd bemerke ich die Zahnpastatube, die auf sein T-Shirt gedruckt ist, auf der "Copy Paste" steht.

Er berichtet uns von seiner Geldautomatensuche und meint: "Du schiebst hart, wenn die ersten zwei nicht funktionieren." Dabei gesteht er, dass er die Karte falsch reingesteckt hat. Schließlich hat ihm ein Ami gezeigt, wie es geht und er meinte: "Das war hart, als das Geld da raus kam hab ich erst mal die Scheine geküsst." Diese Geste macht er in der Luft nach. Generell fuchtelt er permanent mit den Armen herum, klopft sich aufs Bein, legt spontane Schunkeleinlagen ein und knufft auch uns ab und zu auf die Schulter.

Er hat 3 Bücher dabei und will die alle lesen, damit er sie zu Hause ins Regal stellen kann. The Show must go on.
Das einzige, was ihn sympathisch macht, ist, dass er genau wie wir unter dem Koh Phangan Schlafsyndrom leidet und auf der Stelle wie zu einem Fingerknipsen einschlafen kann, um dann sofort tief und fest und vor allem total real zu träumen.
Zum Glück läuft grad am Strand eine Feuer-Show und wir können uns kurz ablenken. Die Jungs sind echt fantastisch gut und werfen sich auf 30 m Entfernung die brennenden Leuchtkugeln zu.

Ich bin froh, als Anne wieder kommt und ich Minus-Kumpel-mäßig den Patrick-Moove einen Hocker zur Seite machen kann. Ich brauche eine Stefen-Pause!

****

Worüber unterhalten sich Omma (Anne) und Oppa (Hanne) eigentlich kurz vor dem Schlafen gehen?

Omma: "Ich liebe meinen pinken Lippenstift!"
Oppa: "Wie kommste da jetzt drauf?"
Omma: "Also ich war da letztens bei Douglas.."
Oppa: "Nein, wie du da JETZT drauf kommst?!"
Omma: "Schade, ich wollte dir grad ne SCHÖNE Geschichte erzählen!"
Oppa: "Ah ok. Erzähl"
Omma: "Du willst es doch eh nicht wissen"
Oppa: "Doch doch, erzähl aber fass dich kurz"
Omma: "Also, ich war bei Douglas und da stand ich an der Kasse und die Verkäuferin hatte so einen übelst schönen pinken Lippenstift im Gesicht und das war so schön das mag ich so wenn da nur ein Farbkleks im Gesicht ist und dann bin ich von der Kasse zurück gelaufen hab mir n pinken Lippenstift gesucht und dann hab ich mich so bunt und schön gefühlt da hab ich den gekauft und ja ganz ehrlich ich hab den auch schon ganz viel getragen in Köln"
Oppa: "Achso"
Omma: "Manno, das wollt ich dir erzählen, das war mir WICHTIG!"

Draußen erklingt ein Chor aus Kröten, Grillen und Zirkaden, die von leisem Regentropfengetrommel begleitet werden. Morgen früh kommen sicher noch Hähne, Singvögel und Geckos hinzu. Wisst ihr, wie Geckos klingen? Bevor ich gereist bin, wusste ich es nicht. Sie klingen so wie sie heißen, nämlich „Geck- koo" dabei verschlucken sie das G und es hört sich eher an wie "eck-koo".

Anne singt mit bayrischem Akzent "eine Insel mit zwei Bergen in nem tiefen tiefen Tal".

Ich lese Anne vor, was ich gerade geschrieben habe und sie meint, ich beobachte sie viel zu stark. Deshalb mach ich jetzt besser Schluss. Gute Nacht!



09.09. Montag, Koh Phangan, Ao Tong Nai Pan Yai, Longtail Beach Ressort

Warum Backpacker nicht mehr miteinander sprechen und man es als 200 kg schwere Texanerin in Thailand schwer hat

"I will you like it. Hope. To see u. Again" steht ganz unten auf dem Plakat, das die verschiedenen Massageoptionen der Hütte am Strand von Ao Tong Nai Pan Yai aufführt. Eine Massage ist auch bitter nötig. Schließlich war unser Tag so anstrengend! Zuerst sind wir vom Central Cottage 300 m weiter ins Longtail Beach Ressort gezogen, weil es dort einfach schöner ist. Dann haben wir Frühstück am Obststand neben dem Seven Eleven gekauft und sind auf einen als Schnorcheltour verkleideten Bootstrip gefahren.
An Board waren wieder mal nur Deutsche. Zuerst sind wir bei Ko Ma Island geschnorchelt und Anne und ich haben die verlassene, verkommene Bar auf der kleinen Insel erkundet, die mich vor 2 Jahren schon fasziniert hat. Anschließend haben wir am traumhaft schönen Bottle Beach Mittag gegessen und uns in Haad Sadet in den Sand gelegt.
Stress pur!
Daher braucht Anne nun eine einstündige Back and Neck und ich eine Neck and Head Massage.
Der Mann, der auf dem Plastikstuhl vor dem Openair Massagesalon kauert sagt nur "Woman come" und wir warten kurz, bis eine mit Plastiktüten bepackte Frau um die Ecke biegt. "Moment please" sagt sie und wir setzen uns auf die kleine runde Betonbank, die im Sand versinkt.
Da sie mit ihren 2 Hände schlecht zwei Nacken bedienen kann, lässt sie einen Kollegen aus einem Nachbarsalon rufen.
"Ohje, ein Taxiboot-Fahrer" denke ich mir, als er seinen wasserdichten gelben Beutel ablegt. Er grinst nur und deutet mir an, mich auf den Bauch zu legen.
Nach den ersten 15 Minuten, in denen er immer wieder die gleichen Handgriffe rund um meine Wirbelsäule angewandt hat, bin ich davon überzeugt, dass er Taxiboot-Fahrer ist.
Dann verwechselt er auch noch meinen Hintern mit meinem Kopf und ich bin kurz davor mich zu beschweren. Natürlich gehört der Hintern zu einer klassischen Thai Massage mit dazu, aber die habe ich nicht bestellt. Annes Back and Neck Massage dehnt sich auf ihre Arme und Beine aus und so langsam dämmert uns, dass sie hier nur "Traditional Thai Massage" können und ihr einfach 5 verschiedene Namen geben und dann je nach Benennung etwas mehr Aufmerksamkeit auf die eine Körperstelle richten.
Immerhin schlafe ich bei der Kopfmassage tief und fest ein. Allzu schlecht kann es also nicht gewesen sein.

Zurück im Longtail Restaurant erholen wir uns weiter bei einer frischen Kokosnuss. Mir fällt auf, dass im Vergleich zu vor 2 Jahren heute 70% der Backpacker ein Smartphone, Tablets oder PC in der Hand halten. "Damals" waren es höchstens 30 %. Statt der teuren Technik haben wir uns die günstigsten Plastikhandys mit lokaler Simkarte gekauft und den Hostel PC genutzt, um uns zu verständigen.
Ich finde diese Entwicklung echt erschreckend, da sie die Kommunikation unter den Reisenden, durch die man so viel erfahren kann, im Keim erstickt. Statt den Tischnachbarn nach einer guten Unterkunft auf der nächsten Insel zu fragen, werden lieber anonyme Rezensionen auf Tripadvisor gelesen.

***

Omma und Oppa freuen sich, denn heute sind Mutter und Vatter im Longtail Ressort angekommen. Sie sind genau wie wir nicht auf laute Backpackerparties aus, sondern stehen lieber um 5.20 Uhr auf, um sich den Sonnenaufgang anzuschauen.
Vatter hat schon viel von Oppa gelernt und hat auch ein Taschenmesser mit Gabel und Löffel dran auf die Reise mitgenommen. Vatter ist klug und überlegt. Für alle Fälle hat er auch Gaffa Tape dabei. Die Reiseplanung liegt natürlich in seinen Händen.
Mutter ist gestresst von der ganzen Planerei und will einfach mal Urlaub machen. Sie erzählt davon, wie schwierig es ist, den perfekten Kulturbeutel zu finden. Natürlich hat sie ihr Wimpernserum und den Wimpernwachs mit auf die Reise genommen. Dafür hat sie die Anleitung zu ihrer neuen Spiegelreflexkamera zu Hause gelassen und will die Funktionen lieber selbst kennen lernen.

Mutter ist übrigens Jenny und Vatter ist Kati. Ich kenne sie beide aus der Zeit in Köln und als wir erfahren haben, dass wir gleichzeitig in Thailand sind, haben wir direkt ein Treffen organisiert. Beim Schwelgen in Erinnerungen an die alte Zeit, erwähnt Vatter, dass es ihm ja damals leider nicht gelungen sei, mein Fahrrad zu reparieren... Das täte ihm heut noch leid. Darauf hin kommentiert Mutter, dass sie niemanden kenne, der so gerade und spähend auf dem Fahrrad sitzt wie Vatter. Dabei lächle er immer ein wenig und sehe aus wie Fabian, der kleine Fischfreund von Arielle der Meerjungfrau.
Wir erzählen ihnen von Yoga Arielle im Hippie Paradies und sie überlegen sich, ihr einen Besuch abzustatten.
Während wir aus kleinen hölzernen Longtailbooten unser Dinner essen, tischen Vatter und Mutter eine schreckliche Geschichte aus Bangkok auf.
Sie haben dort eine Nacht zusammen mit einer Texanerin das Hostelzimmer geteilt. Die gute Frau, namens Pandorra, brachte es mit 1,65 cm auf geschätzte 200 kg und hatte arge Probleme, sich an das feucht-heiße Klima in Thailand zu gewöhnen. Die Klimaanlage auf 17 Grad war ihr nicht kühl genug. Um Kälte durch den Fettspeicher bis zum glühend heißen Kern des Pandorraplaneten zu leiten, reicht sie nicht aus. Deshalb stellte sich die gewichtige Sternschnuppe alle zwei Stunden (auch nachts) mit einem langen Wollkleid und Crocks unter die kalte Dusche. Danach wanderte sie dann triefend ins Zimmer, um sich wie eine Qualle ins Bett zu legen.
Kati und Jenny hatten sich schon gewundert, warum es in dem Zimmer so muffig riecht und ihre Kleidung nicht trocknet.
Leider vertrug Pandorras texanischer Magen die spicy thai food nicht und ihr entwich ab und zu trompetenlaute Blasmusik zwischen den Pobacken, wofür sie sich anschließend laut entschuldigte.
Wir wissen nicht, in welcher Umlaufbahn Pndorra jetzt schwebt, wir wünschen ihr, dass sie von einem Hippie-Alien in die Detoxfarm The Sanctuary entführt wird.

10.09.2013 Dienstag, Koh Phangan, Ao Thong Nai Pan Noi
Local Food, Dschungel-Yoga, Thai Massage und mehr Hammer-Storries

"Mensch, datt is fast so schön, wie im Beach Club Köln Deutz" sage ich. "Nee, da isset noch schöner, von da seh ich nämlich minge schöne Dom!" sagt Kati.
Hach die Kölner Herzchen in Thailand. Datt is watt feines!

Wir liegen in Holzliegestühlen am Strand in der Nachmittagssonne und bräunen uns. Vom Wasser her weht ein leichter Wind und raschelt hinter uns in den Palmenblättern. Ein paar Vögel zwitschern in den Bäumen und ein knatterndes Longtailboot kommt in die Bucht gefahren. Weiße und schwarze Schmetterlinge fliegen aus dem Regenwald über den Sand aufs Wasser zu und gleich wieder zurück, als sie merken, dass sie dort nicht hingehören.
Das Wasser ist still. Nur ab und zu schlagen zarte Wellen an den Strand.
Unter der Sandoberfläche haben sich maiskorngroße, weiße Schneckenmuscheln eingegraben. Wenn man mit der Hand durch den Sand fährt und das Wasser den Sand zwischen den Fingern zurück spült, bleiben mindestens fünf in der Hand liegen. In einigen wohnen winzige gelbe, fast transparente Krebse, die mir frech in den Finger beißen, wenn ich sie nicht schnell genug in Ruhe lasse.
Am Strand selbst sind größere Löcher bzw. Bauten von Krebsen, die alle eine kleine Baskenmütze tragen, französisch sprechen und "Non, non merde!" fluchen, wenn ein Mensch ihre Eingangstür kaputt tritt.

Aus dem Regenwald der gegenüberliegenden Bucht Ao Thong Nai Pan Yai steigt Rauch auf. Sicher verbrennt ein Bauer wieder Mal Kokosnussschalen am Abhang hinter seinem Haus.
Tot durch eine fallende Kokosnuss ist übrigens eine der Haupttodesursachen in Südostasien. Daher liegen wir lieber in der Sonne als im Schatten.

Warum kann das Leben nicht öfters so sein? Wer sagt, dass es verkehrt ist, in einem Hostel an der Rezeption zu arbeiten und de Mittagspause bei einer Noodel Soup für 60 Baht (1,50€) zu verbringen?
"Die Leute, die es nicht verstehen" meint Anne. "Also die Eltern" meine ich.

Als ich mich wieder der Zivilisation, alias Facebook, widme, sehe ich, dass auch meine Kölner Freundin Jenny, die in London lebt, beschließt den Rucksack zu packen und 2014/15 die Seidenstraße von Europa über Russland und Asien nach China zu reisen.
Gute Idee!

***

Wir haben unseren paradiesischen Tag heute wieder Mal mit Yoga gestartet. Das Studio hier liegt abseits der Hauptstraße mitten im Dschungel. Der Unterricht findet in einem kleinen Häuschen statt, das leider offene Türen und Fenster hat. So kämpfe ich weniger mit den Yogapositionen sondern eher mit einem Schwarm Moskitos und merkwürdigen stechenden Schwirrmücken, die wie Gewittertierchen aussehen und mein Moskitospray getrost ignorieren.
Generell habe ich das Gefühl, dass ich in diesem Jahr besser mit den Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit zurechtkomme als beim letzten Asienbesuch. Dafür fliegen die Insekten dieses Mal stärker auf mich, als je zuvor.

In der Yogahütte haben jedenfalls neben unendlich vielen Viechern auch 10 Yogis Platz. 5 davon sind Schweizerinnen, von denen die eine morgen auf der Insel heiratet.
Die 2 Stunden verfliegen und anschließend stärken wir uns in einem local restaurant mit der besagten Nudelsuppe. Ich freue mich, endlich unter Thais und ohne Touristen am Nachbartisch zu sitzen. Ein gutes Thairestaurant erkennt man daran, dass nicht Heinz Ketchup und Sweet Chili Sauce sondern die Viererkombi aus Knoblauchessig, Chiliflocken, Fischsoße und Zucker auf dem Tisch stehen.
Eine Klopapierrolle wartet in einer runden Plastikhülle als Endlosserviette schon auf ihren Einsatz, falls man es mit der Schärfe etwas übertrieben hat. Es ist kurz nach 12 Uhr und viele Thais kommen zum Mittagessen hier her. Wir blonden Mädchen werden heimlich von rechts und links beobachtet. Leider trauen sich nicht viele Touristen an diese Art von Street Food.

Nachdem wir beim Hatha Yoga unsere Muskeln gedehnt haben, lassen wir sie am Abend gut durchkneten. Dieses Mal probieren wir einen anderen Salon und stellen schnell fest, dass sich der Wechsel gelohnt hat. Anne bekommt eine Fußreflexzonenmassage und ich entscheide mich für traditional Thai.
 
Am Abend schnabulieren wir mit Kati und Jenny im zweiten local restaurant im Ort. Auf dem Tisch landen Papaya Salad, Sticky Rice, Pad Thai, Massman Curry, fried Vegetable Pakora und Spring Rolls, begleitet von Chang und Leo Beer.
Anschließend gehen wir auf einen Absacker in die Bar, in der wir schon am Dienstag waren. Wir sind fast die einzigen Gäste. Ich entdecke Patrick, den Schweizer, und lade ihn zu uns an den Tisch ein. Nach und nach kommen mehr Besucher getreu dem Motto: Da sitzen schon welche, das muss gut sein.
Natürlich findet auch unser Lieblings-Backpacker Stefan irgendwann den Weg in die Bar. Wir haben den Mädels schon viel von ihm erzählt und freuen uns nun auf eine weitere Stephan Live Show. Wie zwei Tage zu vor trägt er das Copy Paste T-Shirt.

Er erzählt ihnen von seiner Unterkunft, in den ihn die kanadische Schlepperin gebracht hat:
"Die ist echt Der HAMMER! (schlägt sich aufs Knie) Es wohnen da nur Hippies und ich haha. Der Hammer! Ich hab n bissel mit dem gechillt und gebabbelt (abwägende Bewegung mit Arm auf Kinnhöhe) Dann haben wir uns n bissel Jim gegönnt, haha (holt mit Faust aus und schlägt sie in die Luft zur Seite). Mein Nachbar saß so in der Hängematte und auf einmal steht der auf haha und ist nackt (Arme in die Luft, Gesicht zum Himmel) hahaha krass nackt haha. Da krault der sich die ganze Zeit die Eier während wir quatschen und ich nur so: HEY (hebt die Arme wieder in die Luft).
Und dann kam so mein bester Kumpel von den Bungalows, dem ich gestern versprochen hab, mit ihm Gotchia zu spielen, und baut uns erst Mal ne Tüte und wir haben hart gechillt hahaha. Ich komm hier nicht weg, dieser Strand ist der Hammer, Alter, der macht mich fertig, ey, ich komm hier nicht weg" (schüttelt Kopf, schlägt beide Hände auf seine Knie). Endlich bin ich angekommen. Ich hab von Anfang an gesagt, wenn ich den Ort finde, an dem ich den gaaanzen (betont das indem er mit der einen Hand ein ok Zeichen macht und das vor dem Gesicht auf und ab führt) Bier trinken und in der Hängematte liegen kann, dann bin ich angekommen“ (klopft mit der Faust drei Mal auf den Holztisch).

Kati raucht Kette und Jenny gähnt.

Er erzählt weiter "Ich war echt eeeewig auf Samui, so 4-5 Tage. Und da hab ich echt nur Party gemacht in Chaweng Beach. Und ich bin echt viel rumgereist..." Er "travelled halt so n bisschen around".

Seine Schwester Stefanie (ja, richtig: Stefan und Stefanie) sei ja ganz bodenständig. Er glaubt, mit 37 Jahren war sie noch nie im Urlaub und Mann und Kinder hat sie auch nicht. Dafür wohnt sie in Köln auf der Zülpicher Straße, was natürlich generell schon Mal der Hammer ist, und sorgt an Karneval immer dafür, dass ihr kleiner Bruder, sich an keinen Rosenmontagsumzug erinnern kann, "bei dem er aktiv dabei war". Stattdessen stand er meist "hackedicht mit nem Regenschirm in der Menge und hat Schokolädche gefangen" während seine Schwester ihn noch angefeuert hat, "total unnötig!".
Spätestens jetzt würde ich beide am liebsten in eine Entzugsklinik schicken.

Auf dem Rückweg meint Jenny, dass sie Menschen nicht verstehen kann, bei denen alles immer toll ist und die weder eine Nulllinie noch ein schlechtes Erlebnis haben.
Wir wünschen Stefan eine Hammer Reise und dass er weiterhin auf Wolke Sieben mit seinem Leben schwebt.

11.09.2013, Mittwoch, Koh Tao, Mae Had Beach, Crystal Divers
Ankunft im Tauchmekka und ein lang ersehntes Wiedersehen mit einer Jackfruit

Endlich habe ich sie gefunden, die Jackfruit! Durch ihre äußerliche Ähnlichkeit zur Durian, der königlichen Stinkefrucht, wurde ich schon oft auf den zweiten Blick enttäuscht.
Auf dem Open Food Market in Thongsalla habe ich sie endlich an einem kleinen Stand entdeckt und direkt zwei von den vier vorhandenen Stücken für 40 Baht (1€) gekauft. Ich löse das dunkelgelbe, feste und zugleich glitschige Fruchtfleisch von den hellgelben Fäden, die sie an der grünen, pockigen Schale halten. Eine unzerteilte Jackfruit ist in etwa so groß wie eine Melone, nur länglich.
Das Fleisch schmeckt nach Honig und ist ziemlich süß.
Ich freue mich wie ein Kind und kann nicht aufhören an den Früchten zu naschen. Ein Thai, der sieht, welche Freude mir die Tropenfrucht bringt, schenkt uns spontan einen Zweig Rambutan dazu und ich freue mich noch mehr.
Anne hat auf dem Markt süße, hauchdünne gefaltete Hörnchen gekauft, die eine Frau gerade frisch auf einem Eisen zubereitet. Außerdem nehmen wir uns mit Karamell überzogenen Puffreis für die Fahrt von Koh Phangan nach Koh Tao mit.

***

Heute Morgen mussten wir uns nach dem Frühstück schon von Kati und Jenny verabschieden. Die zwei wollen sich die Half Moon Party anschauen. Im Sangthawo (shared Taxi) zum Pier kommen wir mit einem jungen Kölner Pärchen ins Gespräch. Das Mädel wohnt in Köln nur ca. 300 m von Anne entfernt. Bestimmt begegnen sie sich im Winter beim Einkaufen im Rewe am Chlodwigplatz.

Als uns das Taxi in Thongsalla raus lässt, sehen wir ein uns wohlbekanntes T-Shirt. Es ist schwarz und hat hinten eine weiße Zahl aufgestickt. Auf den Schultern sind Aufnäher von Jack Daniels und Ferrari. Drin steckt ein Thai. Wir schauen uns ungläubig an... Das ist doch Aun aus dem Beams Bungalow in Haad Tien! Wir laufen auf ihn zu und begrüßen ihn. "Surprise Surprise" sagt er und lächelt scheu.

Er hat das Beams verlassen und ist nun auf der Suche nach einem neuen Job. Im Beams sei fast das gesamte Personal aus Myanmar gewesen und er habe sich mit ihnen nicht so gut verstanden. Nun sitzt er mit seinem alten Samsung Handy vor dem free Travel Guide zu Koh Phangan und telefoniert die Guest Houses ab. Er tut mir leid!

Die Fährfahrt dauert fast 1,5 Stunden und Anne und ich schlummern ein bisschen, während uns der Fahrtwind vom Meer aus in die Haare weht.

Am Pier von Mae Haad warten unzähliger Schlepper mit Schildern auf die Neuankömmlinge. Sie wollen ihnen Unterkünfte und Tauchkurse direkt am Steg schmackhaft machen. Wir entdecken einen Mann im Crystal Divers T-Shirt. Diese Tauchschule wird im Lonely Planet empfohlen und Anne hat sie sich ausgesucht, um hier ihren Tauchschein zu machen.

***
Heut ist ein gemütlicher Abend! Wir liegen schon seit 21 Uhr im Bett im Bungalow D4 im Crystal Diving Resort. Eigentlich liegen wir hier schon seit 18 Uhr aber gegen 19.30 sind wir noch Mal aufgestanden, um etwas zu essen. Ich hatte die beste Tom Yum Seafood Suppe meines Lebens. Im Restaurant TV lief irgendein Spidermanfilm ohne Tobi Maguire. Wir haben es uns jedenfalls in den Sitzkissen gemütlich gemacht und berieseln lassen.

Im Crystal Resort können wir umsonst wohnen, weil Anne hier einen Open Water Kurs und ich einen Review und Fun Dives mache. Die Bungalows sind in Ordnung bzw. wären gut, wenn die Federkernmatratzen nicht so hart wären.

Super ist, dass wir als Crystalbewohner den Pool eines Hotels nebenan mitbenutzen dürfen. Der ist schön groß, sauber und die Wasserkante bildet eine Linie mit dem Meer.

Der Strand von Mae Haad ist nichts besonderes aber ich mag den Ort, weil hier trotz Low Season endlich Mal was los ist.
Ich mag die kleinen Stände, an denen es Fruit Shakes und Banana Pancakes gibt. Anne hat beim Bestellen auf einen Riesenbottich orange Magarine geschaut und meinte "Guck mal, lecker hier gibts Pancakes mit Mangocreme".

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12.09.2013, Donnerstag, Koh Tao, Mae Had Beach, Crystal Divers Resort
Zu viel Aufmerksamkeit beim Yoga und Besuch von Wiebke und Klaus aus Hamburg

Wenn ich jemals behaupten kann, von einem "Kikeriki" wach geworden zu sein, dann heute. Ich habe das Gefühl, auf einer Hühnerfarm zu wohnen und die Hähne machen grad einen Contest zum lautesten Krähen 2013.
Ich bin ja echt ein Tierfreund aber jetzt grad, würd ich gern einen oder besser 10 Hahnenkämpfe organisieren, um die Viecher zum Schweigen zu bringen. Schließlich ist es erst 07.56 Uhr morgens und ich würde gerne ausschlafen. Verdammt!
Vielleicht sollte ich rausgehen und selbst mitbrüllen. Meine Hahnenimitation ist nicht gerade schlecht.

Ich nutze die Gunst der frühen Stunde und laufe in den Nachbarort Sairee Beach. Nach ca. 20 Minuten biege ich rechts ins Landesinnere ab, auf der Suche nach dem Schambala Yoga Studio. Die Straße hört plötzlich auf und ich stehe mitten in einem abgebrannten Waldstück auf einer Baustelle. Wenigstens sind einige schattenspendende Palmen stehen geblieben. Seit 1979 gibt es Touristen auf Koh Tao. Mittlerweile sind es jährlich ca 350.000 und scheinbar sollen es noch mehr werden.
Drei Thais bohren grade einen Brunnen. Sie schauen mich genauso fragend an wie ich sie. Im Lonely Planet zeige ich ihnen auf der Karte von Sairee, das Yogastudio, das ich suche. Einer erklärt mir den Weg aber ich verstehe ihn nicht. So deutet er mir an, ihm zu folgen und führt mich auf eine betonierte Straße. Er meint ich solle wieder abwärts Richtung Sairee gehen. Ich habe das Gefühl, das Studio müsse bergauf liegen aber er bleibt so lang stehen, bis ich auch wirklich in die angezeigte Richtung gehe.
Mittlerweile ist es kurz nach 10 Uhr und gerade als ich überlege, umzukehren, da die Klasse schon begonnen hat, sehe ich ein kleines Holzschild, mit der Aufschrift "Yoga 500m", an einem Baum hängen.

Ich gehe, so schnell es meine Fake Hawaianics es zulassen, und entdecke nun an jedem vierten Baum ein Schild mit der weißen Schrift. Der Weg führt wieder in den Wald hinein und letztendlich lande ich nicht bei Schambala sondern bei Grounded Yoga, das gar nicht auf meiner Karte eingezeichnet war. Insgeheim bin ich froh, denn Grounded Spa war unter den Topempfehlungen zu Aktivitäten bei Tripadvisor.

Etwas weiter hinten im Garten sitzen zwei Yogis und die Lehrerin unter einem mit Ventilatoren bestückten Bambusdach. Der Boden ist mit losem Strandkiesel ausgelegt, auf dem große Rattanmatten liegen. Die braunen Yogamatten werden mittig auf diesen platziert. Insgesamt ist es hier sicher die schönste Dschungel-Yoga-Hütte, die ich bisher in Thailand gesehen habe.
"Hello! Sorry, I am late but can I still join the class?" frage ich. "Of course, we just started" bejaht die Lehrerin. Sie ist jung, vielleicht 21 und super schlank. Ihre Wespentaille fasst vielleicht 45 cm aber der gesamte Körper ist sehr trainiert, sodass sie nicht dürr aussieht. Ihr Akzent verrät, dass sie Holländerin ist, ihre blonden Haare und der Name "Kerstin" bestätigen das.

Neben mir sind nur zwei weitere Teilnehmer da. Die Frau holt mir aus der "Bürohütte" schnell eine Matte und ein Kissen während der Mann mir den Platz ganz links empfiehlt, da rechts der Deckenventilator kaputt sei.

Kerstin beginnt die Klasse noch einmal von neuem. Ich habe ein leicht schlechtes Gewissen. Sie unterrichtet ruhig und hat einen guten Flow in den Übungen. Fast bei jeder Position kommt sie zu mir und korrigiert mich. Klar habe ich lange kein Yoga gemacht und beim Power Yoga in Hamburg sind meist zu viele Yogis, um so viel Aufmerksamkeit zu bekommen, aber so schlecht kann ich im Vergleich zu den anderen Zweien doch nicht sein. Die werden von ihr nämlich komplett in Ruhe gelassen.

"Beim Yoga geht es nicht darum, wie gut oder schlecht du im Vergleich zu den anderen bist, sondern darum, dass du dich auf deinen eigen Körper konzentrierst und dich in deinem Rahmen und Tempo steigerst" sage ich mir und kann nach einiger Zeit das häufige Adjustieren endlich als ein Geschenk annehmen.

Nach den 90 Minuten bleiben die zwei anderen ziemlich entspannt sitzen. Ich stehe zögerlich auf und fange an, meine Matte zu säubern.
Kerstin vergisst beinah, mir die 250 Baht (5€) Kursgebühr abzunehmen und auf dem Weg zur Bürohütte erzählt sie mir, dass das ihre erste Yogastunde mit einem echten Kursteilnehmer war. Bislang habe sie immer nur mit ihren zwei Kollegen geübt.
Jetzt verstehe ich! Die anderen zwei sind auch Yogalehrer und ich hatte gerade quasi Einzelunterricht! Deshalb hat sie mit ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt und andauernd korrigiert. Für sie war es total aufregend, endlich mal einen richtigen Schüler zu haben.

Ich quatsche noch kurz mit den dreien und mache mich dann auf den Weg zurück nach Mae Had. Ich bummle gemütlich durch die Geschäfte, kaufe mir Ohrringe, Shorts und ein Top für insgesamt 600 Baht (15€).
Anschließend buche ich einen Intro-Kletterkurs bei Goodtime Adventures für Samstag für 2200 Baht (55 €).
Mittlerweile bin ich wirklich kein Urlauber mehr, der tagelang am Strand liegen kann. In meinem Buch habe ich bisher vielleicht insgesamt 30 Seiten gelesen. Vielmehr genieße ich es, Dinge zu tun, für die ich im Arbeitsalltag zu wenig Zeit finde.
Ich nehme mir vor, mir in HH für meine 41 qm eine Putzfrau nehmen, damit ich von der kostbaren Zeit am Wochenende 2 h mehr für Dinge reservieren kann, die mir Spaß machen.

Dass dieser Urlaub nicht günstig ist, haben Anne und ich gestern bei einem Kassensturz festgestellt. Dann überkam mich kurz ein Sparanfall und heute ist schon wieder alles YOLO (you only live once - für alle, die bisher vor Mc Fitti verschont blieben).

Außerdem ist hier ja nichts wirklich teuer. Für 55 Baht (1,30 €) hole ich mir an einem kleinen mobilen Stand einen BBQ Pork-Spieß und eine Portion Papaya Salat zum Mitnehmen. Damit setze ich mich an den Strand, lehne mich an einen Holzpfahl und schaue aufs Meer. Heute leistet mir nicht Anne sondern ein hungriger Straßenhund beim Mittagessen Gesellschaft. Anne hat heute den ersten Tag von ihrem Open Water Kurs und ich bin schon gespannt, was sie heut Abend zu berichtet.

Am Nachmittag überkommt mich so alleine am Strand die Langweile und ich schreibe Whats App Nachrichten an die in Deutschland gebliebenen. In Hamburg ist es kalt und regnet ständig, berichtet Seyda.
Sie meint, im Büro sei es so leer, weil Daniel, Johannes, Sophie, Katharina und ich Urlaub haben. Ich muss ernsthaft kurz überlegen, wer Sophie ist. Haben wir eine neue Mitarbeiterin, die in meiner Abwesenheit spontan eingestellt wurde? Sophie, Sophie... Ich lese den Namen mehrmals und dann fällt mir unsere gute "Soffi" wieder ein! Ich bin nach gut 1 Woche tatsächlich schon so tiefenentspannt, dass ich nicht nur meine Arbeit sondern auch meine Kollegen ausblende.

***

"Ist sie das?" höre ich eine weibliche Stimme fragen. "Ja, das ist sie!" erwidert eine männliche Stimme und gleichzeitig ploppt Klaus Gesicht vor meinem auf. Thailand ist voll von bekannten Menschen und dank Facebook weiß ich davon. Ich umarme Wiebke und Klaus, die ich vor mehr als einem Jahr in Hamburg über gemeinsame Freunde kennen gelernt habe. Auch wenn wir mittlerweile nur 600 m voneinander entfernt wohnen, schaffen wir es in Hamburg kaum, uns zu treffen. Dafür müssen wir schon tausende von Kilometern fliegen.
Wiebke hat gerade ihr Ökotrophologie Studium beendet und gönnt sich jetzt einen langen Urlaub. Klaus, der mit seinem Afro und der Schokohaut eher wie ein Bob, Luke oder Lee aussieht, hat sich Urlaub von seinem Ingenieursjob bei Airbus genommen und bereist zum zweiten Mal Thailand. Die zwei sind gerade von Koh Phangan gekommen und sind auf der Suche nach einer geeigneten Tauchschule.

Ich laufe ein Stück mit ihnen und schlürfe dabei meinen Lemonshake.
Dann lege ich mich in die schattige Hängematte im Crystal Resort und schaue aufs Wasser.
Anne kommt vom ersten Tag in der Tauchschule zurück und ist vom vielen Lernen geschafft. Ihre Gruppe sei mit zwei Medizinstudenten und einem schüchternen Jungen total langweilig. Außerdem muss sie auch noch Hausaufgaben machen.

Wir quatschen kurz und dann muss ich los zur Thai International Clinic. Ich möchte morgen einen Auffrischungskurs machen und muss mich kurz durchchecken lassen, weil ich vor 2 Jahren in Malaysia einen Tauchunfall mit anschließender dreiwöchiger Nasennebenhöhlenentzündung hatte. Die Ärztin schaut mir kurz in Nase und Ohren, stellt mir ein paar Fragen und attestiert meine Gesundheit.

Als ich Anne im Pranee Restaurant treffe, lässt sie den Kopf hängen. Von den kopierten Unterlagen fehlen die ersten Seiten, sodass sie nicht versteht, wie sie mit der Rechentabelle die Pressure Group und Zeit der Pflichtpause zwischen zwei Tauchgängen berechnen soll.
Da diese Übung bei mir fast 2 1/2 Jahre zurück liegt, kann ich ihr auch nicht helfen. Sie befürchtet, dass sie die Tauchtheorie nicht versteht. Ich versuche sie zu beruhigen indem ich sie daran erinnere, dass sie diesen Stoff morgen in der Tauchklasse noch zusammen durchgehen. Ich bin so mittelmäßig erfolgreich und freue mich, als Wiebke und Klaus zur Ablenkung erscheinen.

Wir gehen für einen Cocktail in die "Whitening Bar", in der (wie der Name schon sagt) alles in weiß gehalten ist. Gegen 22.30 Uhr brechen wir allerdings schon wieder auf, um am nächsten Morgen fit für den Unterricht zu sein.

13.09.2013, Freitag, Koh Tao, Mae Haad, Crystal Dive Resort
“small bubbles - no troubles, big bubbles -big troubles”


Rasta Baby!

Wir sitzen in einer Bar und ein Sammy Deluxe Double sitzt im VW Bus. Jack Sparrow 2 spielt das Didgeree Doo. Wir hätten nicht erwartet, dass sie für das Live Konzert die Musik aus den Boxen ausmachen aber tatsächlich steht jetzt die Band im Mittelpunkt.

Jack 2 ist definitiv Thai. Seine Augen sind mit Kajal umrandet, er trägt Glitzer auf den Wangen und seine bauchlangen, dicken Dreads werden von einem blauen Kopftuch zusammen gehalten. "Can not!!" sagt er, als wir ihn bitten, einen 500 Baht Schein zu wechseln. Dann überlegt er ein bisschen und klemmt den Schein zwischen die Zähne während er in seiner Geldbörse nach Wechselgeld kramt. Dabei spreizt er den kleinen Finger von der linken Hand ab.

Ich frage mich, ob es zuerst diese verrückten Thaihippies oder Johnny Depp als Jack Sparrow gab.

"And me and you and you and I me are partner. Tschadadadadaaadadaaa. Yai yo come far. Wooah ganja gun" oder so ähnlich singt die angetrunkene Live Band. Ein paar Backpacker Hippies tanzen barfuß auf den Treibholzdielen vor dem Schlagzeug.

Das Rasta Baby ist eine wirklich außergewöhnliche Bar. Sie besteht aus mehreren kleinen Holzplattformen, die in die Bäume hinein gebaut sind. Alles wirkt improvisiert, nichts konstruiert aber es funktioniert. Da wir in einer kleinen Baumhöhle relativ weit von der Bar entfernt sitzen, werden die anderen Gäste aufgefordert, uns nach und nach die fertig gemixten Cocktails zu bringen. Bei zwei Runden, kommt immer 1 Banana Daiquiry zu viel. Das Wasser und die Cola werden zuletzt geliefert und ich kann nur unterstellen, dass das die vom Barkeeper wahrgenommene Wertigkeit der Drinks wider spiegelt.

Mit uns sitzen Wiebke, Klaus, Annes Tauchgruppe und ein Freund von Annes Tauchbuddy in der Bar. Annes Buddy ist relativ ruhig und schüchtern. Sein Freund hingegen macht einen auf "Cooler Draufgängertyp". Das Medizinerpärchen redet vom Leichen aufschneiden und davon, wie lange sie auf den Studienplatz gewartet haben. Typisch Mediziner eben.

Irgendwie werde ich wehmütig. Wahrscheinlich, weil ich daran denke, wie ich mich vor 2 Jahren gefühlt habe und wie spannend und aufregend es war und nun kenne ich alles, kann zu alles Gesprächen sagen: "Ja, da war ich schon, da ist das und das gut."

Ich kenne fast alle Reggae Lieder, die die Liveband spielt, sogar die Thai Reggae Songs.
Und auch beim Tauchthema ist für mich nichts Neues dabei. Es ist schön, zu sehen, wie enthusiastisch die Open Water Studenten sind aber ich hab diese Euphorie nicht mehr.

Auch, wenn es um deutsche Themen geht wie das Fusion Festival, Beats auf der Bahn, den Ablauf eines Medizinstudiums etc. weiß ich Bescheid. Eigentlich könnte ich es genießen, dass ich zu allem eine Meinung haben und "wissend" bin aber irgendwie fühle ich mich gelangweilt.
Anne meint, es liegt sicher daran, dass ich Dinge tue, die für mich nicht neu sind und wir beschließen von unserem nächsten Ziel Chiang Mai weiter nach Pai zu fahren, um eine Adventure Komponente für mich in die Reise zu bringen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass der Tauchgang nicht ganz gehalten hat, was er versprach.

Nachdem ich am Morgen zusammen mit dem Engländer Matt und der Lehrerin Kristy beim Scuba Review 2 h lang im Pool die wichtigsten Tauchregeln und -übungen wiederholt habe, sind wir mit dem Boot raus in die Mango Bay gefahren.
Auf dem zweistöckigen alten Fischkutter waren sicher insgesamt 25 Schüler und 5 Lehrer. Zwei Open Water Kurse machen ihren letzten Tauchgang, bevor das Zertifikat ausgehändigt wird. Ein Advanced Schüler bekommt Einzelbetreuung, ein vielleicht 17-jähriger dürrer Engländer legt eine Prüfung als Dive Master Assistant ab und zu Matt und mir ist der Münchener Raphael für einen Fun Dive gestoßen.
Begleitet werden wir von der vielleicht 1,50 m kleinen, zierlichen Thailänderin Nicole.
Sie weiß schon von Kristy, dass ich vor zwei Jahren einen Sinus Squeze hatte und achtet darauf, dass ich ganz langsam ab- und auftauche.

Beim ersten Tauchgang höre ich die ganze Zeit ein Geräusch, so als ob eine Mücke um mein Ohr herum schwirren würde und frage mich, ob das an meinen Ohren liegt. Daher wiederhole ich den Druckausgleich öfter als normal notwendig, doch nichts verändert sich.
Eigentlich fühlen sich meine Ohren in Ordnung an und ich habe auch keinen Schmerz in der Stirnregion der Nasennebenhöhlen, aber ganz entspannt Tauchen kann ich nicht.
Zurück an der Wasseroberfläche erzähle ich den anderen von meinem Problem und Raphael meint, dass aus meiner Sauerstoffflasche kleine Bläschen entweichen. Unser Guide Nicole sagt dazu nur "small bubbles - no troubles, big bubbles -big troubles" und zuckt mit den Schultern.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu glauben und ich bin immerhin beruhigt, dass mit meinen Ohren alles in Ordnung ist.

Nach dem Wechsel der Sauerstoffflasche ist das Geräusch beim zweiten Tauchgang verschwunden und ich kann mich auf die Unterwasserwelt konzentrieren.
Wir sehen verschiedene Korallen, gelbe Christmas Tree Worms, die aus den Korallen heraus gucken und in ihrer Form an eine Tanne erinnern, einen weißen Nudibranch, Grouper, kleine Baracudas, Parrotfish, Long finn batfish und einen Einsiedlerkrebs, der unter einer dicken spitzen Muschel im Sand sitzt. Die Zeit vergeht wieder Mal im Flug und 45 Minuten kommen mir vor wie 25. Dennoch stelle ich fest, dass die Unterwasserwelt in der Mango Bay nicht so vielfältig ist, wie ich erwartet hatte und der whale shark scheint sich heute auch vor den Tauchern zu verstecken.
Ich empfehle jedem, den Tauchschein nicht am Great Barrier Reef zu machen, denn alles, was danach kommt, ist nicht in der Lage, einen so mitzureißen wie die Lion Fish, Stingrays, Turtles und Reefsharks, die ich damals dort gesehen habe.
Jaja, wie sagt man so schön: "Damals war alles besser".

14.09.2013, Samstag, Koh Tao, Mae Haad, Crystal Dive Ressort
Heute mal faul und ungesund, fast schon männlich

Der Wecker klingelt um 07.45 Uhr und ich bleibe liegen. Eigentlich habe ich ja eine Klettertour für heute gebucht und auch schon 500 Baht angezahlt aber nach dem Tauchtag gestern und mit der Aussicht auf den Tauchgang morgen ist mir das grad zu viel. Schließlich bin ich im Urlaub und will mich nicht von mir selbst hetzen lassen.
Da die Moral schon ziemlich tief hängt, beschließe ich einen ungesunden Gammeltag zu machen und kaufe mir beim Seven Eleven ein Schokoeis und Haribos zum Frühstück.
Da ist die Anne einmal nicht da, gehen schon die Seepferdchen mit mir durch.

Sie besteht wie ihr ganzes Team am Vormittag die theoretische Tauchprüfung mit 100%. Das ist ja allerdings auch nicht schwer, wenn der Lehrer am Ende die Buchstaben der richtigen Antworten zur Kontrolle vorliest.

Bevor sie um 12 Uhr mit dem Boot Richtung Mango Bay ablegen, gehen wir zusammen Mittag essen. In Hamburg finde ich 12 Uhr immer schon extrem früh aber 11.30 Uhr ist wirklich das höchste der Gefühle.

Dirk, der Tauchlehrer ist ein lustiger gemütlicher Typ, der im Neo sicher Ähnlichkeit mit einer molligen Seerobbe hat. Er hat lange in Köln gelebt und ist seit 4 Jahren in Thailand auf Koh Tao Tauchlehrer. Mit einer Kroatin, die in England lebt, hat er schon eine 13 Jährige Tochter, die er in ihrer pubertierenden Phase aus Thailand heraus kaum beschützen kann, was ihm natürlich gar nicht passt.
Hier ist er mit einer Thailänderin zusammen, mit der er ebenfalls ein Kind hat. Sie könnte sich vorstellen, mit ihm in die Schweiz zu gehen, um da einen Thai-Massagesalon zu eröffnen. Das Eis für einen frischen Pineapple Shake hätten sie dann direkt vor der Haustür.

Dirk bietet mir an, als blinder Passagier mit aufs Tauchboot zu kommen. Ich könne dort in der Sonne liegen oder Schnorcheln gehen. Als ich höre, dass es wieder in die Mango Bay geht, lehne ich dankend ab.

Außerdem möchte ich ja heute faul und ungesund sein.
Deshalb lege ich mich ohne Sonnenschutz auf eine Holzliege im Regalresort an den Strand und lese 50 Shades Darker. Das ist der dritte Teil der Erotikroman-Trilogie, über den sich die Geister streiten. Die wiederkehrenden Liebesszenen sind im ersten Buch noch aufregend, im zweiten wiederholt sich viel und im dritten überfliege ich sie meist nur noch. Dafür werden Christian und Anastasia Grey, die mittlerweile geheiratet haben, von Anas altem Boss verfolgt und bedroht. Die Krimi-Komponente sorgt also dafür, dass der dritte Teil spanend bleibt. Es ist das erste Mal, dass ich mich in diesem Urlaub in ein Buch vertiefe. Ich hatte ganz vergessen, wie schön das ist!
Außerdem muss ich die 578 Seiten gelesen haben, wenn wir in Bangkok ankommen, damit ich dann 500g mehr Platz für die Ausbeute der in Bangkok geplanten Shopping Tour habe.

Gegen 15 Uhr bestelle ich mir getreu meinem Tagesmotto einen Caipirovska an der Strandbar. Cachassa findet den langen Weg nach Thailand nicht, deshalb gibt es hier meist nur die Vodkavariante.
Die wird weiter abgewandelt, indem statt braunem Rohzucker, brauner Palmzucker die süße Komponente des Drinks bildet und meist kommt auch ein Schuss Mineralwasser ins Glas, als wäre es ein Mojito.
Der Barkellner ist hinter der Theke in Facebook vertieft und die schläfrige Barfrau mit Schürze berechnet mir 20 Baht zu wenig. Ich weise sie freundlich darauf hin, dass der Cocktail 160 Baht (4€) kostet, schließlich bin ich fast der einzige Gast heute und "faul und ungesund" reicht ja an negativem Karma für heute aus.

So gefräßig und verantwortungslos fühle ich mich fast ein bisschen männlich. Zurück im Bungalow stelle ich fest, dass ich mich ganz schön verbrannt habe und bin ein kleines bisschen stolz darauf. "Morgen ist das braun." würde mein Papa jetzt sagen.

Anne kommt erst gegen 18 Uhr vom Tauchkurs zurück. Sie hatte heute den ersten Tag im Meer getaucht. Genau wie ich, fande sie die Mango Bay relativ langweilig. Nun ist sie einfach k.o., unterkühlt und meckerig. Sie bekomme bestimmt eine Erkältung, eine Blasenentzündung und das Salz nie mehr aus den Haaren.
"Oh, wirklich?" Frage ich besorgt aufgrund der ersten zwei halbwegs realistischen Vermutungen. "Nein, aber ich will mich grad n bissel beschweren" antwortet sie. Na dann ist ja gut.

Zusammen mit der Tauchgruppe gehen wir den Berg hoch zu einem local restaurant, dass Dirk uns wärmstens empfiehlt. Wir nehmen in einer kleinen Bambushütte Platz, bestellen Mango- und Papayasalat, deep fried fish mit Knusperkruste und hauchdünn geschnittenes zartes Schweinefleisch mit scharfer Soße. Es ist köstlich!

Dirk kippt die großen (630 ml) Singha Bierflaschen mit einem unglaublichen Tempo in sich hinein. Er hat mittlerweile schon das vierte in der Hand, während ich noch beim ersten bin. Anne und ich glauben, dass er ein Alkoholproblem hat. Scheinbar ist sein Aussteigerleben nicht komplett sorgenfrei.
Der Alkohol lockert die Zunge und er erzählt, dass er mit seiner Thai Freundin einen dreijährigen Sohn hat. Zuerst hat er ihm Deutsch beigebracht, dann kam der Sohn zu den Großeltern ins Landesinnere, um dort auf einer Reisplantage behütet aufzuwachsen. Das sei nicht unüblich für Thais, doch mittlerweile habe der Kleine Deutsch verlernt und Dirk, der nur ein bisschen Thai spricht, kann sich schwer mit ihm verständigen.

Irgendwie kommen wir auf das Thema Prostitution. Ich meine, dass mir die Frauen leidtun. Er lacht gehässig und winkt ab. "Die wollen das doch so!" meint er. Er kenne viele Thaifrauen, die sich 4-5 europäische Lover halten, die natürlich alle nichts von ihren Mitstreitern wissen. Sie lassen sich Goldketten und ein Auto von ihnen schenken, bauen vielleicht sogar ein Haus mit ihnen und lassen sie dann nach ein paar Jahren mit einer emotional gescheiterten Auswanderexistenz sitzen.
Warum die Thailänderinnen nicht bei den Thai Männern bleiben, frage ich. "Thai Männer haben ein kaltes Herz" sagt er bitter und nimmt den letzten Schluck aus der Flasche.

Mittlerweile sind Wiebke und Klaus angekommen. Sie mussten dank Dirks Wegbeschreibung ziemlich suchen, bis sie das Restaurant gefunden hatten.
Bei ihrem ersten Tag im Tauchkurs hatte Wiebke heute Probleme mit dem Druckausgleich und nach dem Tauchen war ihr übel. Sie überlegt schon, den Schnorchel an den Nagel zu hängen.

Nach dem Essen gehen Anne, Philipp und Anke zurück. Anne will schon Mal packen, da wir morgen noch vor dem Morningdive auschecken müssen.
Wiebke, Klaus, David, Dirk und ich landen noch auf einen Absacker im Baby Raster und treffen dort die Tauchgruppe von dem "dünnen Dirk" einem weiteren deutschen Tauchlehrer.

***

"Das ist gemein! Wieso stapfst du hier rein und hast in 20 Minuten deinen Rucksack gepackt und liegst im Bett und ich lauf nur von rechts nach links und hab das Gefühl, ich schaffe gar nichts!?" fragt Anne halb lachend, halb ernst, als ich zurückkomme.
"Weil ich alles immer wieder sofort in meine Beutel packe und dann nur die Beutel in den Rucksack stopfen muss" antworte ich. "Aber das mach ich doch auch!" sagt sie und schüttelt den Kopf.

Wir sind ein bisschen wehmütig, dass wir Koh Tao morgen schon verlassen müssen. Das Tauchen macht echt Spaß, auch wenn die Unterwasserwelt nicht mit Australien mithalten kann. Wir haben uns in einer mittlerwiele doch ganz witzigen Backpackertruppe zusammengefunden und ein gemeinsamer Partyabend wäre eigentlich ein guter Abschluss.
Hätte, hätte Fahrradkette- hätten wir den Flug nach Chiang Mai nicht schon gebucht, dann würden wir länger bleiben.

15.09.2013, Sonntag, Koh Samui, Chaweng Beach, Friendship 2 Guesthouse
Seekrankheit und Unterwasserpyramiden

Warum tun wir uns das immer wieder an? Warum geißeln wir uns selbst im Urlaub?
Schon wieder klingelt der Wecker viel zu früh und wir grummeln schlaftrunken. Um 06.50 Uhr treffen wir uns an der Rezeption des Crystal Dive Ressorts für den Morning Dive. Vorher müssen wir noch packen, auschecken und beim Seven Eleven Frühstück kaufen.
Um kurz nach sieben am Morgen legt das Schiff ab. Der Wellengang ist heute extrem rau und das Boot schaukelt hin und her. Wir müssen uns in unseren Neoprenanzug zwängen, die Gewichtgurte mit Gewichten versehen, die Tauchwesten an die Tanks anschließen und lauter andere Aufgaben, die mich davon abhalten, meinen Gleichgewichtssinn durch den konstanten Blick auf den Horizont zu stabilisieren. Schon nach kurzer Zeit wird mir flau im Magen und ich bin ein paar Mal kurz davor, mich zu übergeben. Als wir mit den schweren Tauchflaschen auf dem Rücken in der Schlange zum Sprung ins Wasser warten, kann ich mich kaum noch unterhalten, so übel ist mir.

Im Wasser geht die Schaukelei weiter. Die Strömung ist extrem stark und wir müssen ordentlich mit den Flossen paddeln, um zusammen zu bleiben. Das Salzwasser schlägt mir ins Gesicht und ich nehme schnell die Atemmaske in den Mund.
Wir tauchen an einer Boje ab, die mit einem Seil am Grund befestigt ist. Sogar bis 5 Meter unter der Oberfläche ist die Strömung zu spüren und wir klammern uns ans Seil. Das Wasser ist aufgewühlt und Sandpartikel wirbeln umher, so dass die Sicht maximal 10 Meter beträgt.
Für Annes Open Water Kurs ist das der letzte Tauchgang vor der Zertifizierung. Sie müssen unter Wasser die Maske abnehmen, wieder aufsetzen und säubern. Ich schweb währenddessen ein bisschen in der Gegend rum. Wir tauchen gemütlich am White Rock. Die Unterwasserlandschaft ist hier ähnlich wie in der Mango Bay und somit nicht besonders außergewöhnlich.
Für den zweiten Tauchgang fährt das Boot weiter zu den Jasmine Gardens. Hier ist das Wasser zum Glück etwas ruhiger und dank der Ingwertablette, die mir Dirk schadenfroh zugesteckt hat, beruhigt sich mein Magen.
Die Unterwasserlandschaft hat hier tatsächlich etwas von einem Garten. Der Meeresgrund ist fast komplett mit Korallen bedeckt und in einer Seeanemone entdecke ich einen kleinen, bläulichen Clownfisch, der sich wie Nemo im Schutz der Koralle aufhält.
Für den Unterwasservideographen stellen wir uns pyramidenförmig auf dem Meeresgrund auf. Die drei Jungs stehen unten, Anne und das Medizinermädel in der Mitte und ich soll die Spitze bilden. Die Sauerstoffblasen, die sie ausatmen, treiben mich schneller als erwartet an die Wasseroberfläche und ich schaffe es erst beim zweiten Versuch, meine Flossen auf ihren Schultern zu platzieren.

Als wir mittags zurückkommen, machen Anne und ich es uns im Pranee Restaurant auf den Sitzkissen gemütlich. Noch bevor wir unseren Lemonshake ausgetrunken haben, schlafen wir erschöpft ein.

Den Nachmittag verbringen wir mit der Fährfahrt von Koh Tao nach Koh Samui und verlängern unser Nickerchen. Ich lege ich mich zum Schlafen auf den Boden und klemme mir meinen Rucksack als Kissen unter den Kopf. Ich höre das Klacken der großen Plastikwasserflasche, als ich mich auf die Seite drehe.

Um meine spitzen Knochen zu polstern, schiebe ich mir Annes und meine Flip Flops unter Hüfte, Knie und Ellenbogen. Dabei fällt mir auf, dass meine schwarzen Hawaianics aus Chiang Mai mit der Größe 45/46 bedruckt sind. Annes goldene Ausgabe, die sie in Bangkok geshoppt hat, soll angeblich Größe 38/39 haben. Merkwürdig nur, dass Annes Fake-Flops sogar größer sind als meine.

Nach 2 ½ Stunden taumeln wir von der Fähre und fassen spontan den Entschluss, uns direkt am Fähranleger eine Unterkunft zu suchen, statt auf die Chaweng Beach Road zu fahren.
Als wir mit unseren Backpacks suchend am Straßenrand laufen, hält ein Europäer auf seinem Motorbike neben uns. „seit ihr auf der Suche nach einem Guest House?“ fragt er. Und wir willigen ein, dass er uns nach einander auf dem Roller zu seiner Unterkunft namens „Friendship 2“ bringt. Er kommt aus Belgien und hat eine Thailänderin geheiratet.

Wir legen unsere Backpacks nieder, gehen für einen Nodle Soup bzw. Laab in ein local restaurant und tun dann, was wir fast den ganzen Tag getan haben: schlafen. 


16.09.2013, Montag, Pai, Baan Pai Village
Das Paradies ist am Flughafen Kosamui und die Liebe in Pai 
Kochen mit Pimpa und Verdauungsschlaf im Nachtbus

Und wieder einmal schafft es der Flughafen von Ko Samui, dass ich mich wie im Paradies fühle. Wir laufen über türkis-blaue Mosaikfliesen zu unserem Gate. Der Wartebereich dort sieht aus, als hätte Starbucks einen Beachclub konzipiert. Mit einem Cappuccino und einem Berry Smothie lasse ich mich in eine dick gepolsterte Rattan Couch fallen. Anne wählt die Strandliege.
Der komplette Flughafen ist offen bzw. nur überdacht, sodass von den Seiten eine warme Morgenbrise hereinströmt. Die Grünanlagen sind so gepflegt, sie könnten mit den besten englischen Gärten mithalten. Die Duty Free Shops, die am Morgen noch geschlossen haben, sehen wie der Rasen sehr edel aus. Aus dem Lautsprecher kommt ein Song, der von Mariha oder Whitney sein könnte.
Die Mitarbeiterin, die am Gate unser Boarding vorbereitet, wird von einem Kollegen frisiert. Zuerst kämmt er ihr die Haare zurück, legt sie sorgfältig in einen Pferdeschwanz, um sie dann mit Haarnadeln kunstvoll zu einer Banane hochzustecken. Sie tippt währenddessen unbeeindruckt, mit einem extrem geraden Rücken, Daten in den Computer.

Her gebracht haben uns übrigens unsere Guesthouse Besitzer. Der Belgier und seine Frau sind tatsächlich extra in der früh aufgestanden, um uns um 04.45 Uhr mit ihren Rollern zum Flughafen zu bringen. Dafür wollen sie nur 100 Baht (80 Cent) haben.
Im Flugzeug startet das Video mit den Sicherheitshinweisen mit einer Tanzperformance der Bangkok Airways Crew. Vier Stewardessen und zwei Stewards tanzen eine Choreo auf dem Flugplatz. Im Hintergrund steht ein Airbus. Sie lächeln in die Kamera und wippen mit dem Kopf von rechts nach links, sodass die kleinen Bändchen an ihren blauen Kappen wackeln. Die Musik könnte nicht kitschiger sein.
Wir fliegen von Samui nach Bangkok und nach einer Stunde Aufenthalt weiter nach Chiang Mai. Als wir dem Taxifahrer, der uns vom Flughafen zum Busterminal bringt, erzählen, dass wir nach Pai wollen, sagt er: "Ohhh, lainy!", nimmt dabei die linke Hand vom Steuer und wedelt einzeln mit den Fingern, um uns Regen zu symbolisieren.

Sollen wir wirklich nach Pai fahren oder vielleicht lieber in Chiang Mai bleiben? Der Himmel hier ist auch bewölkt und es nieselt leicht. So viel schlimmer kann es in Pai nicht sein, denken wir und laufen zum Ticket Schalter.
Dort staunen wir wieder einmal nicht schlecht über den technischen Fortschritt und die Organisation in Thailand. Die Frau im Kartenhäuschen zeigt uns auf dem Bildschirm die noch im Bus verfügbaren Sitzplätze. Wir entscheiden uns für 4a und 4b und sie zieht zwei Grafiken mit einem Frauenkopf in die Felder. So kann sich der nächste Buchende nicht nur entscheiden, ob er neben freien oder belegten Plätzen sitzen möchte, sondern auch, neben welchem Geschlecht.

An einem Kiosk sehe ich einen Snack aus frittierten, karamellisierten Kokosraspeln mit Erdnüssen und Limettenblättern. Daneben eine Tüte mit kleinen dreieckigen glitschigen Füllungen. Ich erinnere mich gleich daran, wie ich diese Süßigkeiten vor 2 Jahren entdeckt habe und schlage sofort zu.
Davor brauche ich allerdings noch etwas Sättigendes und esse an einem kleinen Stand einen Papayasalat für 25 Baht (50 Cent). Die Köchin hält mir fragend kleine Thaichilis hin. Ich hebe vorsichtshalber nur einen Finger.
Dass mich aus dem Salat kleine getrocknete Schrimps angucken, ist ein Zeichen dafür, dass wir im Norden Thailands sind. Das ist hier genauso typisch wie die extrem scharfe Würze der Gerichte, die  den Magen warm hält, wenn es hier tagelang grau ist und regnet.

Die vierstündige Fahrt nehmen wir im Minibus auf uns. Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, dass nur genauso viele Passagiere mitgenommen werden, wie es Sitzplätze gibt. Und auch die obligatorischen Hühnerkäfige und Motorroller werden dieses Mal nicht an die Gepäckklappe gebunden. Thailand entwickelt sich!

Mit uns fahren zwei asiatische Mädels, vermutlich auch Touristen, die ununterbrochen Sprachnachrichten mit ihren Smartphones versenden. Hinter uns sitzt ein braungebrannter Backpacker mit Chang Beer Shirt und einer orangegelb-verspiegelten Sonnenbrille.
Eine ältere Frau, die mit ihrer ledrigen Haut und dem bunten, dicken Stoffkleid sehr gut zu einem Bergvolk gehören könnte, nimmt den letzten Platz auf der Hinterbank neben dem Backpacker ein und beschwert sich lauthals. Jemand reicht ihr von vorn ein Trinkpäckchen mit einem Milchdrink. Ihr Gewand ist traditionell, doch die Spuren der westlichen Thai-Comicwelt sind nicht an ihr vorbei gegangen. Um die Taille trägt sie einen roten Plastikgürtel, den schwarze Totenköpfe zieren. Ihr schwarzes Haar überdeckt sie mit einer, für sie viel zu großen, grau-weißen Mickey Maus Pudelmütze.

Die restlichen Mitfahrer sind Thai und schlafen fast alle, als der Bus losfährt.
Auch Anne krümelt sich in ihrem Sitz zusammen, deckt sich mit ihrem Schal zu, schließt die Augen und fällt in den, für diesen Urlaub so typischen, Schockschlaf.

Ich genieße die satt dunkelgrünen Wälder, durch die uns die bergige Straße führt. Die Bäume tragen so viele Blätter, dass sie fast blickdicht sind und wie eine grüne Wand wirken. Die Flüsse und kleinen Seen sind prall mit bräunlich schimmerndem Regenwasser gefüllt.
Ab und zu fahren wir durch ein Dorf, in dem Händler an der Straße Lebensmittel verkaufen und Bauern, das Haupt unter Bambushüten geschützt, ihre Felder bestellen.

Der Bus windet sich über die kurvigen Straßen den Berg hoch und irgendwann sehe ich nur noch gesenkte Köpfe im Rhythmus der Serpentinen von rechts nach links wippen. Das Handy der technikaffinen Asiatin kündigt brummend eingehende Sprachnachrichten an, die sie jedoch nicht aus ihrem Schlaf wecken können. Auch mir fallen die Augen zu und die Bewegungen meines Körpers stimmen in den Takt der Straße ein.

Thailändische Raststätten sind einfach die besten! Als sich unser Minibus in die Schlange Seinesgleichen einreiht, warten die Verkäufer schon auf uns. "Fifteen Minutes, One Five" sagt der Busfahrer und zeigt 15 Finger, um die Länge der Pause zu verdeutlichen.

An einer Stange hängen riesige, gerupfte, blass gelbe Hühner. Kleine Fleischspieße brutzeln auf dem Grill, der Fond für Nudelsuppe simmert in seinem großen Behälter und fein geschnittenes Obst liegt aufgereiht in kleinen durchsichtigen Plastiktüten. An einem Stand entdecke ich frische Maden, die in mit Luft aufgeblasenen Plastiktüten zwischen Reis und Bohnen stehen.Daneben gibt es noch allerlei Ungesundes, Frittiertes und mit Zucker Überzogenes: Karamell-Kokos-Nuss-Gebäck, kandierte Früchte und abgefahrenes Zeugs in unbeschrifteten Flaschen und Gläsern, von dem wir lieber die Finger lassen.

Ich kann nicht behaupten, dass ich hungrig wäre, aber ich muss trotzdem zuschlagen. So lange habe ich schon auf eine grüne Mango gewartet. "You like ssapicy?!" fragt die Verkäuferin. Ich bejahe freudig und sie schüttet einen Löffel Salz-Zucker-Chili-Gemisch in die Tüte und übergibt sie mir für 10 Baht (25 Cent). Vor zwei Jahren, auf dem langen Südostasien-Trip, war dieser Snack immer mein Ersatz für einen knackigen grünen Apfel.

Sie Serpentinen sind mittlerweile so steil und die Fahrt so wackelig, dass aus dem Schlummer-Schaukeln ein Bauchnuskel-Annspann-Training geworden ist. Anne, die eigentlich gerne im sonnigen Süden geblieben wäre, freut sich beim Anblick der Natur mittlerweile auch über den Norden. "Guck mal, hier gibt‘s Zackenbäume und Riesenfarn und Lianen" sagt sie. "Wir nehmen uns eine Karte und dann gehen wir allein wandern, auch wenn‘s nieselt. Ich kann das gut, Wanderkarten lesen!" meint sie nickend.

Am Huai Nam Dang National Park steigt die Bergfrau mit Mickey Maus Mütze aus. Wahrscheinlich stellt sie sich gleich hinter einen Stand mit Naturschmuck aus Holz und Samen, den täglich Touristen auf einer Tour zu vermeintlich traditionell lebenden Bergvölkern besuchen. Hier im Norden leben die Karen, Hmong und Lisu, die mittlerweile auch vom Tourismus profitieren.

An einer Polizeikontrollstation steigt der Fahrer aus und läuft zu einem Häuschen, um vielleicht so etwas wie Maut zu zahlen. Auf dem Rückweg nimmt er im Gehen die Hände in Gebetsposition und nickt einer goldenen Buddhastatue unter einem Tempeldach zu.
Währenddessen öffnen zwei Männer in Militäruniform die Bustür. Sie sagen etwas auf Thai und der Mann neben mir, reicht seinen Pass zur Kontrolle. Die Kiefermuskeln des Polizisten treten angespannt nach außen. Als er merkt, dass ich ihn beobachte, versucht er etwas wie ein Lächeln.

In Pai angekommen, laufen wir von der Busstation zum Baan Pai Village, einem Bungalow Resort am Pai River, das wir uns anhand des Lonely Planets ausgeguckt haben. Die Anlage ist unglaublich schön und sehr gut gepflegt. Unser Bungalow ist relativ groß, hat eine kleine Garderobe, ein Nachttischchen, ein relativ großes Badezimmer mit Schampoo und Duschgel und die Front besteht aus bodentiefen Glasfenstern. Das ist definitiv die schönste Bleibe, die wir bisher hatten. Dafür bezahlen wir die üblichen 500 Baht (12€).

***

Pai ist wirklich ein kleines magisches Örtchen! Hier wohnen nur ca. 2500 Einwohner und die 3 Haupt- und 3 Nebenstraßen sind in einer Stunde erlaufen. Es gibt viele kleine Designlädchen mit Postkarten, bedruckten T-Shirts und Bildern. Der Shop, in dem wir Karten kaufen, hat sogar kleine Tische mit bunten Stiften und Stempeln aufgestellt, an denen man die Karten direkt schreiben kann. Überall steht etwas von "love Pai", "Pai in Love" oder "in love with Pai".
Besonders niedlich ist das Café gegenüber von unserer Unterkunft. Dort gibt es unzählige frische Teesorten, die Sitze bestehen teilweise aus an der Decke befestigten Schaukeln und der Duft von Patchouli liegt in der Luft.

Anne ist hungrig und isst für 30 Baht (80 Cent) eine Nudelsuppe in einem winzigen Restaurant. Der Plasma TV an der Wand ist genauso groß wie ein Tisch. Der Kellner/Koch/Besitzer schaut sich auf ihm gebannt ein Volleyballspiel zwischen der Thailändischen und Japanischen Nationalmannschaft an. Das Spiel ist echt spannend und der Unterschied zwischen den Teams liegt oft nur bei 1-2 Punkten.
Ganz unverhofft spaziert ein Mann mit einem Hahn auf dem Arm herein. Er streichelt dem Vieh über die Federn und setzt sich an einen freien Tisch, um das Spiel zu verfolgen. Wir lachen und er erklärt uns, dass er gerade von einem Training für einen Hahnenkampf kommt. Im Hintergrund sehe ich, wie ein anderer vorbeilaufender Mann einen Hahn in der Hand trägt, der seinen Kopf in der Jacke des Manns vergraben hat. Vielleicht hat er etwas abbekommen.

Wir laufen durch die Straßen und landen auf einem Lebensmittelmarkt. Ich freue mich riesig über die kleinen Stände mit den Köstlichkeiten. Ich probiere ein Stück Fisch im Bananenblatt. Es ist fein mit Chili und Kaffir Limettenblättern gewürzt und einfach nur köstlich!

Als ich an einem Obststand Atemoya (Custard Apple) sehe, geht mein Herz auf. Die habe ich so oft in Vietnam gegessen. Die sind einfach traumhaft. Ich schlage sofort zu.
So essen wir uns durch den Markt und greifen noch zu Maiskolben mit Butter und Salz, Klebreis mit Mango und gezuckerter Kondensmilch und einer Portion Mini Pancakes mit Nutella. Alles kostet maximal 40 Baht (1€). Da ist es wirklich schwer zu widerstehen. Wir können es nicht leugnen: heute ist ein Fresstag.

Den wollen wir mit einer Bartour krönen und suchen nach einem passablen Anfang. Leider ist um 18 Uhr noch nichts los und so sind wir die einzigen Gäste im Hi 5. Die zwei Kellner freuen sich über Kundschaft und rühren parallel jeweils unsere Cocktails um, die auf der Theke stehen. Dann widmen sie sich wieder einem kleinen Hundewelpen, der in ein Tuch gehüllt unter der hellen Lampe auf dem Billardtisch sitzt.
Der Rasta Hip Hop Kellner beugt sich über das Tierchen und holt mit der Pinzette Ungeziefer aus dem Fell, welches er anschließend in einer Kerze verbrennt. Sie haben den Welpen erst seit 2 Tagen und er sei ziemlich verwahrlost. Der kleine bleibt so ruhig, er scheint dankbar für die Behandlung zu sein.

Da wir uns die Regel "Maximal 1 Drink pro Bar" gesetzt haben, ziehen wir weiter ortsauswärts. Anne hat gelesen, dass sich die Backpacker Community im Beebob versammeln soll. Auf dem Weg dahin widerstehen wir weiteren Ständen mit gegrillten Fleischspießen hauptsächlich, weil zu viele Leute dort anstehen.
Das Beebop liegt in einer dunklen Kurve und ist noch total leer, als wir dort ankommen. "Sorry, wir machen erst um 20 Uhr auf" sagt der Kellner und wir watscheln traurig zu einem Restaurant, um hier die Zeit zu überbrücken. Die Atmosphäre und die Preise sind relativ gehoben, sodass der Kellner enttäuscht unseren Tisch verlässt, als wir nur Bier und Cola bestellen.
Gegen kurz nach 20 Uhr ist das Beebop immer noch total leer und wir beschließen, lieber eine Bar im Zentrum aufzusuchen. Das Warten hat sich also so richtig gelohnt. Ab jetzt überdenken wir jede Entscheidung auf ihre Sinnhaftigkeit.

Zurück auf der "Hauptstraße" von Pai stellen wir fest, dass sich noch mehr Fressstände aufgebaut haben. Sushi für 5 Baht (12 Cent) pro Stück, Tee aus Bambusrohren, Pilzspieße und gebratene Banane lachen uns an. Wir flüchten uns in die Jicko Bar und trinken einen Caipi. Dort ist es ganz gemütlich. Die Deko ist mit kaputten Barbies, alten Zigarettenschachteln und verstaubten, leeren Alkoholflaschen trashig und aus dem alten Boxen dröhnt zu laute Technomusik.
In der Bar und in Pai insgesamt sind viele asiatische Touristen, die alle aussehen, als stammen sie aus einer anderen Welt. Anne findet, sie wären bei uns in der Schule sicher "die Schlauen, die Mauerblümchen und die, die im Sport immer als letzte gewählt werden".
Das kann ich bejahen, jedoch kann ich schlecht zuordnen, in welchem Land sie die Turnbank drücken. Aufgrund ihrer hellen Hautfarbe tippe ich allerdings auch Chinesen oder Koreaner. Vielleicht ist dort Thailand grad hipp.

Nach fast 4 Stunden Barhopping (allerdings nur 3 Drinks und bereits gegen 22Uhr) ist bei mir die Luft raus. Anne protestiert, aber ich möcht so gern in unser gemütliches Bettchen und so gehen wir zurück und verkriechen uns unter einem riesigen Moskitonetz. Draußen wechselt sich der Frosch- mit dem Grillenchor ab. Der Dirigent ist heute ganz klar ein Frosch. Er gibt für alle den Ton an.

17.09.2013, Dienstag, Pai, Baan Pai Village
Mit dem linken Fuß aufgestanden

Wären wir heute doch besser im Bett geblieben!

Es gibt so Tage, an denen sich das komplette Universum gegen einen richtet. Heute ist definitiv so ein Tag.
Zuerst wache ich mitten in der Nacht mit Magenkrämpfen auf und stelle fest, dass ich das Essdurcheinander von gestern nicht vertragen habe.

Gegen 9 Uhr wecken mich Hämmer und Bohrmaschinen, da irgendwas irgendwo in unserer Unterkunft renoviert wird... der low season sei Dank.
Dann stelle ich fest, dass ein Besteck, mit dem ich gestern Gegessen habe, wohl nicht ganz sauber war. Auf meiner Unterlippe puckert ein Herpesbläschen.
Beim Frühstück in dem ach so netten Hippy-Tee-Café gegenüber entdecken wir Ameisen in Annes Müsli, mein Smoothie, bei dem ich experimentierfreudig „grass wheat“ hinzugefügt habe, riecht nicht nur nach Kuhwiese, sondern schmeckt auch danach.
Anne kann ihren Smoothie auch nicht trinken, da schwarze Dinge im Fruchtpüree schwimmen. Auch sie war experimentierfreudig und had „Trigana“ oder so ähnlich hinzufügen lassen. Durch das Ameisentrauma ist sie misstrauisch geworden.

Mein Beef mit Basil Leaves und Chili schmeckt total fade und fettig. Der Yoghurt von Annes umgetauschtem zweiten Frühstücksversuch "Fruit with Yoghurt" hat eine ganz komische klebrige Konsistenz und zieht Fäden. Sie pult nur die Früchte raus.

Nach dem unbefriedigenden Essen klappern wir die Reisebüros ab und überlegen, wie wir unsere Zeit in Pai gestalten können. Ich würde gerne eine zweitägige Trekkingtour machen, bei der man im Dschungel schläft. Anne ist das zu stressig, da wir dann am darauffolgenden Tag direkt auschecken, den Kochkurs machen und nach Bangkok fahren müssten.
Sie würde lieber den Wald rund um Pai mit einer Karte selbst erkunden und sich zwischendurch etwas mehr Zeit zum Relaxen gönnen. Ein Reiseführer lacht uns aus und erzählt von Amis, die im Dschungel von Laos verloren gegangen sind. Wir überlegen hin und her (Münze werfen eingeschlossen) und verplempern unglaublich viel Zeit mit "Nachdenken", wie wir einen Kompromiss finden können.

Als Anne kurze Zeit später Geld abheben möchte, stellt sie fest, dass ihre Kreditkarte nicht an ihrem Platz im Portemonnaie ist. Wir laufen panisch zurück und durchsuchen alle Taschen. Die Karte ist nirgendwo zu finden. Wir vermuten, dass sie die Karte auf Ko Samui im Geldautomaten vergessen hat.
Jetzt buchen wir schnell unser Alternativprogramm. Wir machen morgen einen Sightseeingausflug zu Tempeln, heißen Quellen, Wasserfällen und Co. Übermorgen dann eine eintägige Trekking-Tour und am Freitag die Kochschule, bevor es abends nach Bangkok geht.

Nun wollen wir endlich unseren am Morgen gefassten Tagesplan verwirklichen, uns an einen Pool legen und einfach nur relaxen, lesen und Tagebuch schreiben. Wir lassen uns von einem Motorbiketaxi, dass wir uns zu dritt, also mit dem Fahrer teilen, zu einem öffentlichen Pool bringen. Er hält an einem schmalen, schlammigen Bergpfad an und meint, wir müssen das letzte Stück laufen. Zwischen kleinen Hühnerstellen entdecken wir einen vermodderten Pool.
Die Anlage hat geschlossen und wie es aussieht, schon seit längerem.
Heute läuft es wirklich wie am Schnürchen!

Resigniert laufen wir die Straße hoch und entdecken ein kleines Resort mit Pool. Als wir grade die Poolbutzungsgebühr runtergehandelt und bezahlt haben, reißt sich Anne beim Zurechtrücken der Liege ihren großen Zeh auf. Ich kann mir die Wunde nicht anschauen, da mir beim Anblick sofort schlecht wird. Sie hatte sich so auf das Wasser gefreut, in das sie nun mit dem blutenden Zeh nicht springen kann. Die ganze Anspannung der letzten Stunden zusammen mit dem Schock und Schmerz der Verletzung lassen ein paar Krokodilstränen über ihre Wange kullern. "Das kann doch alles nicht wahr sein!" sagt sie und weiß nicht, ob sie Lachen oder Weinen soll.

Ich hatte eigentlich gar kein Bedürfnis, zu Schwimmen, springe jetzt aber doch in den Pool, damit sich diese Aktion irgendwie gelohnt hat. Anne beschließt, sich direkt ein Motortaxi zurück zu nehmen, um ihre Wunde zu verarzten. Ich bleibe am Pool liegen, da ich ihr dabei keine große Hilfe sein kann und nach den morgendlichen Magenbeschwerden nun eine weitere Übelkeit nicht vertragen würde.
Während ich hier in der vereinsamten Anlage auf der Liege liege, setzt sich ein Chinesischer Tourist mir gegenüber und lässt einen mörderlauten Furz los. Währenddessen ziehen dicke, graue Wolken vor die Sonne und Moskitos schwirren über meinem Kopf. Ich glaube, es ist nun auch für mich Zeit, zu gehen. In ca. 30 Minuten wird die Sonne eh untergehen.

Aber wie immer hätte es schlimmer kommen können und der Tag hat durchaus positive Seiten: die Magenschmerzen begrenzten sich auf die Nacht, ich hab Herpescreme dabei, mit Fischsauce konnte ich wenigstens etwas Geschmack an das Essen bekommen, Essen und Getränke sind günstig, das Geld ist quasi nur aus dem Erdgeschoss aus dem Fenster geworfen, Anne ist eine gute Freundin, wir finden einen Kompromiss und niemand ist sauer, der Automat hat Annes Karte eingezogen und es wurden keine Thailändischen Waschmaschinen gekauft. Wir haben Schokolade für die Nerven im Zimmer und außerdem hat sie einen Kontakt in Cairns, zu dem sie die Reservekreditkarte, die zu Hause in Köln liegt, schicken lassen kann. Ihr wird im Gegensatz zu mir nicht speiübel bei blutenden Wunden, sodass sie sich selbst verarzten kann und der Chinese sitzt zum Glück so weit von mir entfernt, sodass ich seinen Pups nur höre und nicht rieche.

Als ich gerade durch die Tür zurück in unseren Bungalow komme, fängt es passend zur Dämmerung heftig an zu regnen. Wir legen uns in unser gemütliches Bett, naschen die gestern gekauften Thaisüßigkeiten und beobachten durch die große Glasfront den Regen. "Pizza bestellen und Film gucken?!" fragt Anne grinsend. "Ohja das wäre herrlich!" sage ich und wir vermissen zum ersten Mal den deutschen Alltag.


18.09.2013, Mittwoch, Pai, Baan Pai Village
Vom fotoaffinen Jack Sparrow und der Suche nach Kampfkäfern

Total ausgeschlafen wache ich vor dem Wecker um kurz nach 8 Uhr auf. Ich habe riesigen Hunger und brauche auf jeden Fall einen kleinen Snack, bevor wir Frühstücken gehen. Anne schläft noch und 1 1/2 Stunden halte ich es mit diesem Loch im Bauch nicht mehr aus.

So geh ich über die morgendlichen Straßen in Pai und beobachte, wie das Dorf erwacht. Auf nur 200 m werde ich von 4 Joggern, darunter Thais und Backpacker überholt.
Ein junger Mann kürzt den Rasen vor einer Bar mit einer quietschgrünen Bastelscheere. Ich muss zwei Mal hin sehen, um mich davon zu überzeugen, dass ich nicht mehr träume.
Hunde liegen faul auf der Straße und sind noch zu müde, um Platz für die sporadisch auftauchenden Rollerfahrer zu machen. Um die Hühner, die in der Früh von ihren Wiesen ausbüchsen, aus ihrem Revier zu verweisen, reicht die Energie dann doch. Läuft eines an ihnen vorbei, heben sie grimmig den Kopf und fletschen die Zähne.

Die meisten Restaurants fegen noch den Staub vom Boden, während die ersten Frühstücksgäste Platz nehmen.

Ich bestelle einen Mango-Yoghurt-Smoothie mit Minze in der Kochschule, in der wir Freitag einen Kurs machen. Die Mitarbeiterin nickt nur müde, legt ihren Besen zur Seite und wischt ihre Hände an der Schürze ab, um in die Küche zu verschwinden.
Der Smoothie ist köstlich und gibt mir Energie für den Tag.

Wir sind die einzigen Teilnehmer der Sightseeing Tour rund um Pai für 600 Baht (15€) und werden persönlich vom Besitzer, Mr. Chai, umhergefahren.
Mr. Chai ist 37 Jahre alt und lebt schon seit 25 Jahren in Pai. Davor war er in Bangkok und geboren ist er in Chiang Rai, was ebenfalls im Norden liegt. Dort lebt auch sein Bruder auf einer Soja-Farm. Wenn er 60 ist, sagt Mr. Chai, geht er nach Chiang Rai zurück.
Aber eigentlich gefällt ihm Pai super, weil es so klein ist und jeder jeden kennt.

Zuerst fahren wir zum Pai Tempel auf dem Berg, der eigentlich ziemlich runtergerockt ist. Allerdings haben wir einen schönen Blick in das Tal und Mr. Chai erklärt uns, dass ein Teil des Tals als Übungsplatz für das Militär fungiert. Da sie dort 1 Mal im Monat Krieg spielen und der Boden teilweise mit verloren gegangenen Bomben versehen ist, darf ein normal Sterblicher das Gelände nicht betreten. Früher mussten 21-Jährige Thais für 2 Jahre zur Armee. Da die friedlichen Thais selten Lust darauf haben, ist es mittlerweile freiwillig und sie zahlen Soldaten 10.000 Baht (250€), was richtig viel sei.

Spannender ist die weiße Buddha Statue, die gerade, noch ein Stück höher auf dem Berg, errichtet wird. Wir laufen über einen kleinen Pfad hoch und Anne versucht mit ihrem verletzten großen Zeh nicht aufzutreten. Das ist ganz schön schwierig, denn, wenn ihr Mal drauf achtet, werdet ihr merken, dass der große Onkel beim Gehen ziemliches Gewicht trägt.
Der Buddha ist von wilden Konstruktionen aus Holzpfählen eingerahmt. Auf dieses "Gerüst" würde sich in Deutschland niemand hoch wagen. Die Statue hat 1 Millionen Baht (200.000€) gekostet und wird sicher ein neues Wahrzeichen von Pai.

Als wir bergab stolpern springt Mr. Chai plötzlich zur Seite ins Gebüsch. Er hat einen Käfer (vergleichbar mit einem Hirschkäfer) entdeckt und nimmt ihn auf die Hand. "For Fighting" sagt er und freut sich. Mit einem Stock piekst er den Käfer rechts und links am Schädel, um auszuprobieren, ob er die Balance hält und ein guter Kampfkäfer wäre.
Der Käfer stellt sein Geweih auf und klemmt sich mit den Beinen an Mr. Chais Finger. Das überzeugt unseren Guide, er wickelt seinen potenziellen Star in ein Tuch, das er im Auto in die Mittelkonsole stopft.

Wieder auf der Straße, hält Mr. Chai an einem kleinen Haus am Straßenrand an. Dort werkelt ein alter Mann gerade mit Mörtel und Zement an einer Terrasse für das Haus. Mr. Chai plaudert kurz mit ihm und erklärt uns dann, dass der Mann schon seit 4 Jahren an dem Haus baue. Er verdient Geld, baut dann ein bisschen, verdient wieder Geld und arbeitet weiter...so geht das schon seit 4 Jahren. Mr. Chai selbst baut schon seit 10 Jahren an seinem Haus.

Die nächste Station sind die heißen Thermalquellen im Regenwald. Das Wasser ist in verschiedene Becken aufgeteilt, die sich aneinander reihen. Das unterste Becken beginnt bei 34 Grad, wandert zu 35, 36,37 Grad und dann kommt ein kleiner Fluss, der mich schon an eine Badewanne erinnert, in die zu viel heißes Wasser gelassen wurde. Autsch, meine Füße schmerzen, als ich den Fluss hoch laufe. Ich hangele mich von Stein zu Stein und weiche irgendwann auf das Ufer aus. Oben angekommen, liegt weißer Dampf in der Luft. Das heißeste Becken hat 80-90 Grad und kleine Bläschen steigen bereits an die Wasseroberfläche.

Thailand wäre nicht Thailand, wenn man nicht irgendetwas Verrücktes mit der Quelle anstellen könnte. So haben sie kleine Bambuskörbchen an langen Stöckern befestigt und wer hungrig ist, kann sich ein Ei in der Thermalquelle kochen.
Uns reicht schon der schwefelige Geruch und nach 20 Minuten über dem Dampf merke ich, dass mir leicht schwindelig wird und wir spazieren zurück.

Nächste Station ist eine Brücke aus dem zweiten Weltkrieg. Ich bereite mich seelisch auf wuchtige Tafeln mit schwarz-weiß-Fotos und eine gedrückte Stimmung vor.
An der Brücke angekommen, sehen wir, dass dem Kriegsmahnmal wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die heimliche Attraktion an diesem Ort ist ein als Jack Sparrow verkleideter Thai. "The only real Thai Pai Jack Sparrow" meint Mr. Chai lachend, als wir ihm sagen, dass das mittlerweile die dritte Ausgabe von dem schrägen, karibischen Piraten ist, die wir in diesem Thailand Urlaub sehen.

Warum sich so viele Thais als Jack verkleiden? Na, weil der ein Held sei! meint Mr. Chai achselzuckend mit einem breiten Grinsen.
Jack ist jedenfalls gerade schwer damit beschäftigt, ein Chinesisches Brautpaar abzulichten, dass mit alten Piraten Pistolen und Säbeln auf der World War 2 Bridge posiert. Die Braut trägt ein aufwändiges Tüllkleid und dazu Gummi Crocs. Der Bräutigam hat ein blaues Shirt an und nimmt die Braut auf den Arm, während drei kleine Chinesen mit den Waffen hinter ihnen herlaufen. Bekloppter hätte es selbst Jack Sparrow himself nicht hinbekommen.

Für 40 Baht leiht uns Jack seine Waffen und wir dürfen mit ihm zusammen auf der Brücke posieren. Wir entscheiden uns für das Charlies Angels Motiv.
"Guck böse!" meint Anne noch, als der von Jack aktivierte Selbstauslöser runterzählt. "Wie geht das? Ich kann nicht böse gucken!" meine ich und muss lachen. "Denk einfach, dich würd n Idiot anmachen" sagt sie. Das funktioniert erstaunlich gut und raus kommt ein wundervolles Bild von zwei extrem finster drein schauenenden Jack's Angels und einem ziemlich verwundernd blickenden Thai Piraten mit hohem Kajal-Verbrauch.

Dann läuft Jack mit der Simkarte zu einer kleinen Hütte, in der er einen Minidrucker aufgebaut hat. Zuletzt wird das Bild persönlich von ihm signiert und er schenkt uns frische, gekochte Erdnüsse in der Schale zum Mitnehmen. So machen Denkmäler des zweiten Weltkriegs Spaß! In Deutschland hätte das schon längt jemand verboten.
Die Erdnüsse schmecken übrigens unglaublich gut. Wenn man die Schale entfernt, sind sie etwas glitschig und weicher als gewohnt. Sie erinnern beinah etwas an Kartoffeln.

Jetzt steht wieder Natur auf dem Programm. Wir klettern den Pai Canyon hoch und laufen über die schmalen Pfade über den orange roten Felsen. Mr. Chai zeigt uns ein Ameisennest, das die Insekten in ein riesiges Blatt gebaut haben. Dieses haben sie mit ihrer Spucke an den Rändern zusammen geklebt, sodass sie nun durch einen kleinen Eingang in ihre Blatthöhle klettern können.
Er entdeckt freudig einen weißen Pilz am Abgrund und fragt Anne, die uns mit ihrem kaputten Zeh humpelnd begleitet, schelmisch, ob sie den Pilz für ihn pflücken geht.

Nach dem Wandern ist es Zeit für ein Päuschen bei der "Pai in love"-Erdbeerfarm. Was hat es eigentlich mit dieser Love Story rund um Pai auf sich?, möchte ich von unserem Guide wissen. Er erklärt uns, dass es vor 2 Jahren einen gleichnamigen Film gegeben hat, der in Pai gedreht wurde. Dieser war nicht nur in Thailand, sondern auch in China sehr beliebt und hat unter anderem dazu geführt, dass mittlerweile so viele chinesische Touristen das Bergdorf besiedeln. Er bestätigt mein Gefühl, dass im Gegensatz zu vor 2 Jahren mittlerweile weniger Europäer und mehr Chinesen Nordthailand bereisen.
Da die Erdbeersaison gerade vorbei ist, kaufen wir eine Schale getrocknete Erdbeeren, die
intensiv wie Erdbeermarmelade schmecken.

Unser Appetit ist angeregt und wir brauchen eine Mittagspause. Dafür halten wir an einem local restaurant und setzen uns auf die typischen runden Steinbänke um einen runden Steintisch. Ich bestelle mir einen Papayasalat und freue mich auf die nordthailändische scharfe Version. Dazu gibt es eine Portion rohen Kohl und Morning Glory, auf dem man herum kauen kann, wenn es im Mund zu scharf wird. Neidisch schaue ich auf Mr. Chais Teller, der die Isaan-Version bekommen hat, bei dem ein zerkleinerter echter Krebs mit untergestampft wurde. Die Soße ist neben den üblichen Verdächtigen Palmzucker, Linette, Chili, Knoblauch und Fischsauce aus Tamarindenpaste und Fischsud, wodurch sie salziger und kräftiger schmeckt als im Süden.

Hoffentlich kann ich dieses Essen noch auftreiben, bevor wir Pai verlassen. Immerhin darf ich bei ihm probieren. Der Sticky Rice, den er sich in Bällchen Form dazu in den Mund stopft, ist eine gute, neutralisierende Beilage.
Anne hat sich für Noodle Soup mit Chicken entschieden, macht daraus allerdings eine vegetarische Variante, als sie sieht, dass das Fleisch in Form eines Hühnerbeins in der Suppe gelandet ist. Ich finde das eher spannend als erschreckend und knabber das nach Zimt schmeckende Fleisch vom den Knochen ab. Dass hier alles köstlich schmeckt, muss ich wohl nicht erwähnen. Die Krönung ist allerdings das Wasser, dass wir mit einer Kokosnusskeller aus einem großen Plastikbottich in Bleibecher gießen. Denn das Wasser schmeckt so, wie Thailand riecht.

Nach dem Essen fahren wir zu einem Wasserfall und beobachten, wie Thai Youngsters mit ihren abgeschnittenen Jeans über einen ca. 12 m hohen Felsen ins Wasser rutschen. Wir sind zu satt, um ein Bad zu nehmen und fahren weiter ins Chinese Village. Dieser Ort wirkt merkwürdig konstruiert. In einem Kreis sind kleine Hütten aufgebaut, in denen man Chinesischen Tee, Kräuter und eingelegte Früchte kaufen kann. Das Sortiment ist überall gleich. Auch hier wird unsere Aufmerksamkeit eher von einer Nebenattraktion erregt. Auf einer Wiese steht ein aus Holz gebautes Rad. Im Prinzp ist es wie ein großes Kreuz mit gleich langen Balken. An jedem Ende ist ein flexibler Sitz befestigt. Vier Thais haben in dem Rad Platz genommen und werden von zwei Guides angeschubst. „I fit balance, they work by itself“, meint Mr. Chai und erklärt uns, dass die zwei Personen, deren Sitze an einem Balken befestigt sind, das gleiche Gewicht haben müssen, damit sich das Rad von alleine dreht. Aktuell sitzen drei Leichtgewichte und ein Schwergewicht im Rad, weshalb die Guides Mühe haben, es am Laufen zu halten. „Loi loi loi“ rufen sie und kichern ununterbrochen.

Die Tour hat mir super gefallen. Und zwar nicht nur, weil wir viel von Pai gesehen haben, sondern auch, weil wir Mr. Chai mit Infos löchern konnten und er uns die Thai Kultur ein Stück näher gebracht hat.

Leider müssen wir die für morgen geplante Trekking Tour mit ihm absagen, da Annes Fuß noch nicht wandertauglich ist und die Spritkosten des Rücktransports für mich alleine zu hoch wären. Stattdessen buche ich mir ein anderes Abenteuer.

19.09.2013, Freitag, Pai, Baan Pai Village
White Water Rafting, Cliff Jumping und Friedenszeichen malende Israelis

Ich hatte noch nie so viel Angst, etwas zu tun, wie heute. Und trotzdem habe ich es getan. Ich bin von einem 8 m hohen Felsvorsprung in einen ziemlich schnell fließenden und breiten Fluss gesprungen.
Und das, obwohl ich wusste, dass ein potentieller Unfall nicht von der Krankenversicherung abgedeckt wird und mein Guide lieber im Boot bleibt, weil er sich bei einem Sprung den Rücken schlimm verletzt hat.

"No crazy no fun! Small blood, small fun, big blood - big fun" sagt der Guide, mit dem wir den Felsen hoch klettern. Die Strömung sieht von oben ziemlich schnell aus und als uns der Thai erklärt, wie wir springen müssen, höre ich nur den Teil zu "...otherwise you can fall on your face or on your back and hurt yourself". Ich merke, wie mein Herz schneller schlägt und meine Finger beginnen zu zittern. Die Israelin Or und die Spanierin Natalia sind auch mit auf den Felsen geklettert und meinen, dass sicher alles gut gehen wird. Ich weiß nicht, ob sie mich oder sich selbst beruhigen wollen.
Wir lassen die Jungs zuerst springen und gucken, ob sie überleben. Ein deutscher, 21-jähriger Fahrrad-Backpacker macht einen Backflip und taucht nach dem Sprung unversehrt aus dem Wasser auf, genau wie alle anderen.
Dann ist Or an der Reihe. Sie stellt sich an die Kante, schaut auf das vorbei fließende Wasser und geht direkt einen Schritt zurück. "I need a moment" meint sie und lässt mir den Vortritt. Meine Knie werden weich. Oh mein Gott, soll ich das wirklich tun? Eigentlich habe ich vor fast nichts Angst und nach meiner Adventure Week in Australien, in der ich eine Rafting Tour, Bungee Jumping und Fallschirmspringen überlebt habe, wusste ich nicht, was mich noch schocken kann. Jetzt habe ich die Antwort. Der Unterschied zu den bisherigen Abenteuern ist, dass ich zusammen mit Guide aus dem Flugzeug gesprungen bin, beim Bungeejumping wie am Fließband ungefähr 50 Leute vor mir gesprungen sind und das Rafting nicht wirklich gefährlich war.
Jetzt stehe ich hier ganz ohne Hilfe und trage allein die Verantwortung. Eigentlich kann es ja nicht so schwer sein, kerzengerade ins Wasser zu springen. Aber vielleicht springe ich unglücklich ab und komme dadurch in eine Schieflage.
"Don't think, just jump" versucht mir der Thai einzubläuen und Natalia ruft mir "Hanna, it is wunderful, you need to do it" aus dem Wasser zu.
Na gut, jetzt oder nie, denke ich mir, beuge die Knie und springe ab. Dann falle ich gefühlte 30 Sekunden. Als ich auftauche, nimmt der Adrenalinpegel langsam ab und Endorphine strömen aus. Ich schreie mir die Erleichterung von der Seele und treibe lachend den Fluss entlang. Das Gefühl nach dem Sprung ist einfach unbeschreiblich gut. Ich fühle mich auf einen Schlag von meiner Angst befreit und würde am liebsten direkt noch einmal springen. Ich blicke zurück, rufe Or zu, dass sie auf jeden Fall springen soll und schaue zu, wie sie und zuletzt der Thai Guide in das Wasser eintauchen. Anschließend sammeln sie uns mit dem Schlauchboot wieder ein.

Mein Alternativ-Abenteuer ist eine Rafting Tour auf dem Khong und Pai River. Mit insgesamt drei Booten sausen wir durch die Stromschnellen. Der Fluss ist zwar braun-schlammig aber die Landschaft ist malerisch. Rechts und Links lässt das tiefgrüne Dickicht uns nicht weiter als 2 Meter in sein Inneres schauen. Ab und zu entdecken wir eine Schildkröte, die sich auf einer Wurzel sonnt oder eine Schlange, die von einem Ast herunter baumelt.
Die ganze Zeit werden wir von Schmetterlingen begleitet. Sie fühlen sich von den leuchtenden Farben unserer Schwimmwesten und Helme angezogen und verweilen eine Zeit lang auf ihnen. So treiben sie mit uns den Fluss hinunter und verlassen das Wassertaxi, wenn sie genug Kraft gesammelt haben.
Das Schlauchboot teile ich mir mit der 32-jährigen Spanierin Natalia, die das erste Mal alleine reist. Marcos und Miriam kommen ebenfalls aus Spanien, Or und Asaf sind ein israelisches Pärchen, das extrem gut englisch spricht.
Unser Guide stammt von einem burmesischen Bergvolk ab, lebt aber schon lange in Thailand. Er summt vor sich hin und fängt an zu singen: „No Woman no cry, no money no honey, no bumbum no baby, no condom you die”.
Ich kann sagen, dass ich noch keinen Thai Guide kennen gelernt habe, der ansatzweise normal ist.
Ebenfalls aus der Reihe fallen vier lettische Jungs, die in einem Nachbar-Schlauchboot sitzen. Sie kamen schon morgens mit Bierdosen in der Hand zum Pick up. Die vier arbeiten als Guides in Pattaya, der Sextouristenhochburg, für lettische und russische Touristen und sind gerade auf einer einwöchigen Tour durch den Norden von Thailand. Schon auf der 15-stündigen Autofahrt nach Pai haben sie angefangen zu trinken, erzählt mir stolz der Fahrer. Seitdem könne er sich kaum an die Tage erinnern, aber das sein nicht schlimm, das gehöre schließlich zum Urlaub dazu. Zumindest einem der vier scheint der Dauerkonsum langsam zuzusetzen. Er fällt die ganze Zeit aus dem Boot raus und ist sichtlich erschöpft durch die ungeplanten Wasserattacken.
Dass die Typen keine Schönheit sind, könnt ihr euch denken und dass sie wie ein Chemiebaukasten riechen, wahrscheinlich auch. So recke ich auf der Rückfahrt ständig meinen Kopf gen Fenster, als mir der taumelnd schlafende Lette seine Fahne ins Gesicht pustet.
Wir hören Thai Pop auf 81.7 FM und düsen über Serpentinen zwei Stunden zurück nach Pai.

Anne erwartet mich schon freudig, als ich die Tür zu unserem Bungalow öffne. Sie hat heut auf der faulen Haut gelegen und geplant, wie sie ihre Zeit in Sydney verbringt.

Mein Handy verbindet sich mit dem Wlan und eine Whats App Nachricht von meinem Nachbarn Ivan erscheint auf dem Bildschirm: "Guten Morgen liebe Hanne, wir vermissen dich hier beide mit Claus und wundern uns wie es dir geht :-) Liebe Grüße aus der verregneten Amandastr."

Wie niedlich! Mein bulgarischer Nachbar von oben drüber, der Geschichte studiert und mit seinem alten blauen VW Bus zu Fensterputz-Nebenjobs tuckert, und mein meist alkoholisierter, aber doch sehr freundlicher, Rollator fahrender und Dachbodenschlüssel bewachender Nachbar Claus von gegenüber sorgen sich um mich. Da soll noch Mal einer sagen, in der Großstadt ist man immer anonym!

Abends gehen Anne und ich in den Edible Jazz Club, wo eine Frau richtig schöne Gitarrenmusik kommt. Or, Asaf und Natalia trudeln nach einer Zeit ebenfalls ein und gesellen sich zu uns. Das Glas meines Erdbeer Daiquiris hinterlässt runde Wasserabdrücke auf dem Holztisch. Or setzt ihren Finger in das Wasser und macht Peace-Zeichen aus dem Kreisen. Ich stelle erneut fest, dass ich Reisen so sehr schätze, da es Nationen verbindet.

20.09.2013, Freitag, Nachtbus zwischen Chiang Mai und Bangkok
Kochen mit Pimpa 

Nachdem wir uns 2 Wochen durch diverse Thailändische Köstlichkeiten gefuttert haben, wollen wir nun die Basics der Thaiküche lernen, damit es in Deutschland gleich so weiter gehen kann.
Als wir in den Hinterhof der Silom Kochschule geführt werden, sehen wir, dass nur zwei der 10 Kochstationen, die in U-Form unter einem Dach im Hinterhof stehen, mit Wok, Hackebeil, Schürze und Soßenvariation ausgestattet sind. Wir genießen wieder Mal Privatunterricht. Zuerst werden wir jedoch mit Obst, Toast und Kaffee als kleine Frühstücksstärkung versorgt.

Dann lernen wir Pimpa, unsere Kochlehrerin, kennen. Sie ist vielleicht Ende dreißig, trägt dunkle Kleidung, Turnschuhe und gute 30 kg zu viel auf den Rippen. Ihr Haar ist kurz und gegelt, ihr Gesicht ungeschminkt. Anne meint, so sähen Kampflesben in Sachsen aus. In diese braune Schublade lässt sich unsere Pimpa allerdings nicht so schnell stecken. Sie ist nämlich zuckersüß und wirkt eher knuffig als gefährlich.
In ihrem schwarzen Pickup, dessen Datumsanzeige auf dem 1. Januar 1997 steht, fahren wir drei Straßen weiter zum Markt. Sie erklärt uns die Zutaten, die wir heute nutzen. Ich kenne Vogelchilis, Eggplant, den winzigen Thaiknoblauch und holy basil bereits von meinem letzten Kochkurs in Chiang Mai vor 2 Jahren und frage sie stattdessen, zu den Namen und der Art der Verwendung der Lebensmittel, die ich noch nie gesehen habe. So erklärt sie uns kleine Soja-Oblaten, Bananenblüten und Jellys für süße Getränke.
Es gibt einen ganz eigenen Stand für Kohle, Tabak, Baumrinde und natürliche Grillanzünder. Sie zeigt uns eine Kombination aus Bitternüssen, Baumrinde, Holzkohle und einer pinken klebrigen Paste. Auf diesem schmerzlindernden Mix kauen die Bergvölker oft, einige macht es sogar abhängig. Mir fällt wieder das Bild von den Frauen der Karen im Dorf bei Chiang Mai ein, deren breites Grinsen blutrot gefärbt war und damals eine ziemlich abschreckende Wirkung auf mich hatte.

In einem kleinen Päckchen aus Bananenblättern stecken runde Rauchkegel und eine Schachtel Streichhölzer. Ob das ein Survival Paket für Raucher sei, fragen Anne und ich. Die Verkäuferin muss lachen. Wir haben gerade eine Tempel Opfergabe mit Zigarren verwechselt.
Als ihre weißen Zähne zwischen ihren pink bemalten Lippen blitzen, stellt sich ein ca. 4 cm langes Haar auf, das aus einem Muttermal aus ihrem Kinn wächst. Ich glaube, sie ist ziemlich stolz darauf.
Inmitten der Säcke mit Hölzchen und Kohlen entdecke ich eine weiße Dose mit orangenem Etikett, die mir bekannt vorkommt. Ich glaube, an dieser hat der Besitzer der Yoga Schule Grounded auf Koh Phangan zwischen den Positionen gerochen, um seine Atemwege zu befreien.
Und tatsächlich, Pimpa bestätigt mir, dass die Mischung aus Gewürzen, unter denen ich Nelken erkenne, gut gegen Erkältung hilft. Wenn man die Dose schüttelt, öffnet und schnell unter die Nase hält, ist es, als würde man Wick Vaporup inhalieren. Den drohenden deutschen Winter im Hinterkopf, nehme ich das Naturmedikament für 30 Baht (80 Cent) mit und freue mich schon auf die verwunderten Blicke meiner Kollegen, wenn ich im Büro meine Nase in die Dose mit den unlesbaren Schriftzeichen halte. Thai Hieroglyphen sind das jedenfalls nicht. Die Verkäuferin nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass ihre Waren auch an der tausenden von Kilometern entfernten Golfküste genutzt werden. Ich glaube, ihr Barthaar ist grad um 3 mm gewachsen.

Pimpa ist wunderbar geduldig und beantwortet nicht nur all meine Fragen, sondern lässt uns auch an allem schnuppern und fühlen. Dank ihr lüfte ich das Geheimnis um den mysteriöse Geruch Thailands. Unser Sightseeing-Tour-Guide, Mr. Chai, hatte den englischen Begriff für die Blätter, mit denen Thais Nachspeisen und auch ihr Trinkwasser würzen, nicht parat. Als ich sie danach frage, läuft sie direkt von Stand zu Stand, um Pendanus Blätter zu suchen. Auch, wenn sie keine findet, freue ich mich riesig, dass ich nun den Namen vom Duft Thailands kenne. Ich hoffe, ich finde in Bangkok einen local market, auf dem es Pendanus gibt. Der Geschmack ist einmalig, ich kann ihn nicht beschreiben.

Zurück in der Kochschule, muss Pimpa erst Mal zwei Hunde verscheuchen, die sich in der Zwischenzeit von der Straße unter das schattige Dach der Kochschule geschlichen haben. Der helle trinkt noch einen Schluck Regenwasser aus einem kleinen bewucherten Gartenbrunnen, bevor er an den kleinen dickbäuchigen Tonfiguren vorbei trottet und sich zurück auf die Straße in die Sonne legt.

Der andere bleibt noch ein bisschen. Er ist ein Dalmatiner namens Croissant. Der Möchtegern-Franzose kommt jeden Morgen, schläft, verdrückt eine Portion Hühnchen und verschwindet wieder. Er ist ein treuer Genosse, den Pimpa nicht ernsthaft ausschimpfen kann.

Ihre Assistentin stellt uns kleine Teller mit Zutaten für das erste Gericht bereit. Unter strenger und herzlicher Anleitung zaubert Anne in minutenschnelle Pad Thai. Für mich gibt es als ersten Gang Hühnchen mit Ingwer. Da es so köstlich schmeckt, essen wir uns direkt am ersten Gericht so ziemlich satt.
Anschließend lernt Anne, wie man Frühlingsrollen faltet und frittiert, ich bereite scharfen Glasnudelsalat mit Garnelen zu und lerne, dass der bisher für mich mysteriöse Geschmack der grünen Stängel von Chinesischem Sellerie stammt. Zum dritten Gang stellen wir aus Chili, Ingwer, Galgant, Schalotten, Korianderwurzel und der Schale von Kaffirlimetten mit einem kleinen Steinmörser Curry Pasten her. Pimpa verrät uns, dass Korianderwurzel das Geheimnis der thailändischen Küche ist. Sie schmeckt viel intensiver als die Blätter und liefere das gewisse Etwas für viele Suppen und Curries. Außerdem fügen wir einen Teelöffel reine Garnelenpaste zu dem intensiven Gemisch hinzu. Das sei eine weitere Thaibesonderheit, die meist nur in Speisen der local restaurants zum Einsatz komme, da der intensiv würzige Geschmack viele Touristen verschrecke.
Um aus meiner Paste ein Penang Curry zu machen, stampfe ich noch eine kleine Hand voll Erdnüsse unter die orange Masse. In Annes Mörser fügt Pimpa 1 Esslöffel indisches Currypulver, damit daraus ein authentisches gelbes Curry wird.
Nach dem Chili schneiden, ermahnt sie uns gewissenhaft, unsere Hände mit Salz und Seife zu säubern, damit wir nicht in Tränen ausbrechen, falls wir uns anschließend in die Augen fassen. Wir laufen brav nach jedem Gang die 30 Meter zum Toilettenhäuschen und tuen, was Frau Chefkoch befiehlt.

Der Duft, der aus dem Kochtopf in unsere Nase steigt, lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen. "Mhhhh, gut ne!?" sagt Anne, als sie probiert und Pimpa plappert ihr freudig nach: "Gut ne!? Gut ne!?"
Sie schlägt vor, eine große Portion frische Currypaste zu machen und diese dann in Eiswürfelförmchen im Gefrierfach aufzubewahren. So hätten wir immer direkt eine gute Portion, wenn wir sie brauchen.

Auch wenn wir eigentlich schon platzen, kochen wir noch klare Suppe mit Schweinefleisch und Tom Yum mit Seafood. Dabei lerne ich, dass die rote Farbe in der Meeresfrüchtesuppe von Thai Chili Paste stammt. Ich muss unbedingt direkt Montag, wenn ich wieder da bin, einen Großeinkauf im Asia Supermarkt machen.

Während Pimpa uns in die Geheimnisse der Thaiküche einweiht, kocht sie nebenbei einen riesen Topf Wantan Suppe. Sie zeigt uns freudig den dicken Schweineknochen, der am Grund des Topfes liegt. Die Teigtaschen füllt sie selbst mit einer Mischung aus gewürztem Schweinefleisch. Wäre ich nicht so satt, würde ich um eine Probierportion bitten.

***

Teilweise sind echt schräge Backpacker unterwegs, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie nicht anpassungsfähig genug für die normale Welt sind. Dazu gehört definitiv ein Isreali, dessen Namen wir leider nicht erfahren.
Er steigt als letzter in den Minibus ein, der uns von Pai nach Chiang Mai bringt und nimmt gezwungenermaßen vorn neben dem Fahrer Platz. Er hat dunkle Haare, Bart und eine lange Hakennase (ok, Klischee bestätigt), trägt eine Brille mit blauem Rahmen und ein gleichfarbiges Shirt (ok, alles noch normal), sein Beinkleid besteht aus einer hellgelb verwaschenen Sponge Bob Schlafanzughose (da haben wir‘s).
Er erzählt uns, dass er als Online-Zwischhenhändler arbeitet und quasi alles verkauft, was die Menschheit kaufen möchte. Dabei zeigt er uns auf seinem Tablet einen Screenshot von einer Tüte rosa Einhornfurz für 2,95$.
Zusammen mit seinem Kumpel war er 3 Monate lang in Thailand, einen davon in Pai. Was sie dort gemacht haben? Im Prinzip das gleiche wie man an zwei Tagen Pai macht: Wasserfälle angucken und Wandern. Einmal haben sie sich auch mit "Free Hugs" Schildern auf die Hauptstraße während der Hauptessenszeit zwischen die Fressbuden gestellt. Ja, jetzt erinnere ich mich: "Come on, you know, you want it!" hatte er vor drei Tagen gesagt, als ich ihn und sein blaues riesiges Plastik-Schild im Vorübergehen skeptisch angeschaut habe. Wir sind uns also schon näher gekommen und haben es beide wieder vergessen. War also nicht so spannend.
Die zwei Jungs haben jedenfalls gerade einen polnischen Pass beantragt, um damit Kambodscha und Vietnam bereisen zu können. Diese Möglichkeit eröffnet Polen Israelis scheinbar aus langjährigem schlechten Gewissen. Während der Fahrt hört er ein Lied, das ihm so gut gefällt, sodass er in der Luft Schlagzeug spielt und mit dem Bein auf den Gummibusboden klopft. Die Grenze zwischen Freiheit, Individualismus und Egoismus ist schmal.

Ein weiteres Exemplar antisozialisierter Backpacker sitzt neben Anne. Das chinesische Mädchen hat sich als Wegzehrung ein ganzes Toast mitgenommen und kaut die Scheiben nun laut schmatzend mit offenem Mund. Ihr Freund sitzt zwei Reihen weiter hinten, was sie dazu bewegt, über Annes Kopf hinweg laut zu ihm rüber zu schreien.
Ihre zwei Iphones mit pinken Gummihüllen inklusive Häschenohren lädt sie ungefragt in der Steckdose des Busfahrers auf.

Als wir in Chiang Mai unsere Backpacks aus dem Kofferraum nehmen, fallen die zwei "Free Hugs" Schilder der israelischen Jungs heraus. "This time you have to give me a kiss too”, meint Sponge Bob. Ich verdrehe die Augen und Anne und ich sehen zu, dass wir schnell zum aya-Reisebüro kommen, um unseren Anschluss nach Bangkok zu klären.

In der aya-Wartehalle geht die extrovertierte Ego-Show weiter. Ein kleiner kompakter Chinese beugt breitbeinig vor einem Aquarium die Knie und hält seine Arme ausgestreckt an die Scheibe, als wäre er Uri Geller und Neptun zugleich. Die neonorangenen Fische glotzen ihn unbeeindruckt an.

Ein weiterer schmaler Chinese macht mitten im Raum Yoga Übungen. Er geht in den high lunch und streckt, was die Muskeln hergeben.

Es könnte auch sein, dass nicht Backpacker sondern im speziellen chinesische Backpacker etwas ausgefallener sind.

Im Reisebüro herrscht generell eine aufgeregte Stimmung. Eine der drei Mitarbeiterinnen, die alle an chaotischen massiven Holzschreibtischen sitzen, hat rechts und links von den Augenbrauen dicke Pflaster mit Akkupunkturnadeln auf der Haut kleben. Scheinbar ist sie noch nicht schmerzbefreit und verzieht jedes Mal das Gesicht, wenn sie auf dem alten Schreibtischstuhl ihre Sitzposition ändert. Ihren Kollegen schaut sie nicht an, als der mit ihr redet. Die meisten Wartenden versuchen in das aya Wlan zu kommen und tippen immer wieder 052347447 in ihr Handy, doch es kann keine Verbindung hergestellt werden. Wahrscheinlich beeinflussen die negativen Schwingungen der akkupunktierten Frau die Netzqualität.

Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit und kaufen Busproviant im Seven Eleven. "Was braucht man denn so, für ne Nachtbusfahrt?" fragt Anne. "Nicht viel, eigentlich schläft man ja die ganze Zeit." antworte ich und greife gleichzeitig zu 5 Packungen Trolli Käsekuchen, einem super künstlichen und köstlichen Weingummi, das tatsächlich nach Käsekuchen schmeckt und eine "crispy base" hat. Anne muss lachen. "Davon sind auch welche als Mitbringsel für Seyda gedacht!" protestiere ich und weiß gleichzeitig, dass sie diese Nacht nicht überleben werden.

Anne braucht eine richtige Mahlzeit und wir gehen in ein Restaurant nebenan. Als ich die Karte sehe, bin ich kurz davor etwas zu bestellen, auch wenn ich kein Hunger verspüre. Denn die gebratenen Schlangenköpfe mit Gemüse hören sich echt aufregend an. Ich bleibe jedoch vorerst bei Trolli Käsekuchen.

Als der Kellner Annes gebratenen Reis mit Gemüse bringt, gibt er den Teller fast nicht aus der Hand, da er uns halb den Rücken zudreht und gebannt auf einen Fernseher schaut, auf dem das Finale der Asiatischen Volleyballmeisterschaft läuft. Heute Abend spielt China gegen Thailand und gefühlt springen 10 Mila Superstars über das Feld. Die Kellnercrew schaut gebannt zu, wie beide Teams fast konstant punktgleich um den Sieg kämpfen. Einige können sich nicht entscheiden, ob sie da Spiel oder uns, die wir ebenfalls essend das Match verfolgen, faszinierender finden und schauen lächelnd hin und her.

"Mist, hätten wir mal lieber den teureren Bus genommen!" denke ich, als wir das alte Modell mit grüner Sitzausstattung besteigen. Dieser Bus hat vielleicht in den 90ern zur VIP Flotte gehört. Heute wird das Quietschen und Wackeln der Karosserie von einem lauten Actionfilm mit Bruce Willis übertönt, der auf dem Bildschirm über der Fahrerkabine läuft. Zumindest die Filmauswahl ist in einem richtigen VIP Bus nicht anders.

Mir tut jetzt nach 4 h Minibus schon mein kompletter Nacken weh. „Wann schaffe ich es endlich, über meinen Schatten zu springen und mir eine hässliche, taubengraue Nackenrolle in Kurzfilzoptik zu kaufen?“ grüble ich auf dem Weg in den Schlaf.

21.09.2013, Samstag, Bangkok, Moms Guesthouse
Schmeiß die Fuffis auf die Kao San und schrei „yeaahh“

Um 6 Uhr morgens schmeißt uns der Bus an der Kao San Road raus. Die Kao San in Bangkok ist so etwas wie die Zülpicher Straßer in Köln, das Schulterblatt in Hamburg und die Hauptstraße in Ankum, nur 1000 x verrückter. Wer den Film Hangover 2 gesehen hat, dem muss ich das nicht erklären.
Auf der Suche nach einer Unterkunft begegnen uns einige Partyleichen, von der uns eine fragt, ob wir wissen, wo er wohnt. Hoffentlich nicht in unserer Unterkunft, denke ich mir.
Wir finden ein Zimmer für 250 Baht (6€) in Moms Guesthouse, in dem wir unsere Backpacks ablegen und noch ein Stündchen die Augen zu machen können.  

An unserem letzten Tag in Thailand wollen wir unsere letzten Baht verbraten und fahren ins MBK Shopping Center.  In der siebenstöckigen Mall gibt es alles, was du dir vorstellen kannst und das überall, hier und da, an jeder Ecke, doppelt und dreifach, im Original oder als Fälschung. Doch bevor wir uns in das undurchschaubare Shop-Chaos schmeißen, treffen wir Wiebke und Klaus zum Mittagessen.
Nach einem kurzen Snack durchkämmen wir die Etagen. Ich finde ein paar Ledergürtel, die ich recht günstig mitnehme. Aber generell nervt mich dieses Gewusel und der ganze Fake Plastikkram eher, sodass meine Kaufkraft rapide abnimmt. Anne shoppt quasi unter Zeitdruck, da schon in ein paar Stunden ihr Flieger nach Sydney geht.
Schließlich finden wir die perfekte Möglichkeit, unsere Baht zu investieren und gönnen uns eine Pediküre in einem Beauty Salon. Wiebke, Klaus und ich verabschieden Anne am frühen Abend und wünschen ihr alles gute auf der Reise. Für sie beginnt nun eine richtig spannende Zeit, ganz allein am anderen Ende der Welt. Im Moment freuen sich alle, außer ihr selbst. „Das wird ganz toll, Omma!“ ermutige ich sie und gebe ihr einen Schmatzer auf die Wange. Dann verschwindet sie mit ihrem riesigen Rucksack auf dem Rücken in Bangkoks Skytrainsystem.
Wiebke, Klaus und ich fahren zurück zur Kao San und kaufen T-Shirts, Buddha Statuen und andere typische Thai-Mitbringsel. Dann ist es auch für mich an der Zeit, meinen Backpack aus Mom‘s Guesthouse zu holen und den Rückweg anzutreten.

***

Ich verstehe diese Esskultur in Flugzeugen nicht. Klar ist es nett, wenn die Airline zu Beginn des Flugs eine Menuekarte serviert und man sich etwas wie in einem fliegenden Hotel fühlt, aber was soll der Frühstücksservice im 3 Uhr nachts?
"No thank you!" Grummel ich, als mich die Stewardess an der Schulter rüttelt, um mich zu fragen, ob ich lieber Garnelenomlette oder Nudelsuppe frühstücken würde. Welcher normale Mensch frühstückt bitte zu dieser Uhrzeit?! Dieser Service ist für mich realitätsfern.

22.09.2013, Sonntag, Hamburg, Home Sweet Home Guesthouse

Ich sitze bequem unter Palmen und ein feiner Duft liegt in der Luft. Nein, ich bin nicht auf halbem Weg umgekehrt (zumindest noch nicht), ich bin am Flughafen in Dubai und warte am Gate C 19. Hinter mir ist ein Duty Free Shop, in dessen Auslage weit mehr Parfumflakons als bei Douglas in der Mönckebergstraße stehen. Die Gates im C Bereich liegen in einer Allee aus Kunstpalmen. Das Vogelgezwitscher ist allerdings echt. Ich weiß nicht, wie die kleinen Singvögel hier Unterschlupf gefunden haben.

Bei der Ankunft wurde ich von einer Projektion eines arabischen Mannes in weißem Gewand begrüßt. Er hielt seine Hände gefaltet und hieß mich auf Arabisch willkommen, bevor er mich ermahnte, zum Gate weiter zugehen. Anschließend wechselte das Tonband auf Englisch. Ich tausche meine letzten Scheine mit König Bumipols scheuem Lächeln zurück in die architektonisch geprägten blauen Euroscheine und bekomme 4 arabische Münzen dazu, die gleich in die durchsichtige Spendenbox neben der Wechselstube wandern.

Am Nebengate ist ein Flug nach Accra / Abidjan für 07.30 Uhr ausgeschrieben. Ich habe keine Ahnung wo das liegt. Anhand der Menschen, die mit mir unter den Palmen warten, könnte es nach Afrika gehen. Google gibt mir Recht. Accra ist die größte Stadt Ghanas und Abidjan liegt an der Elfenbeinküste.

In Thailand ist es jetzt 09.00 Uhr morgens, in Dubai 6 Uhr und in Deutschland 5 Uhr. Meine Augen fühlen sich wie 4 Uhr Nachts. Auch wenn ich auf dem ersten Flug 5 Stunden geschlafen habe, fallen mir fast die Augen zu und ich kann mich nur wach halten, weil ich grad die letzten Seiten meines Buches lese und auf den Ausgang gespannt bin.
Mein Magen tickt allerdings nach Thailändischer Zeit und kündigt Frühstückshunger an. In einer Kaffeebar namens Toll House sehe ich eine riesige Schale frische, saftige Granatapfelkerne. Ich lasse mir den Preis in Euro umrechnen und zahle 6€ für die ca. 400g. Das ist eine Menge, aber wenn man die Arbeit der kleinen flinken Kernpulerhände und den Flughafenaufschlag berechnet, ist es schon wieder ok.

Auf dem Damenklo, dass fast das gleiche Türschild wie der muslimische Damengebetsraum hat, weiß meine Kabinennachbarin nicht, wie man mit dem guten alten "Poposchlauch" umgeht. Dieser hängt in südostasiatischen und arabischen Ländern in einer kleinen Plastikhalterung neben der Toilettenschüssel. Betätigt man den kleinen Sprühkopf, kommt ein kräftiger Wasserstrahl aus der "bum gun" geschossen, der international vermag, Körper zu reinigen. Grund für die Toilettenpapierabstinenz sind übrigens die schmalen Rohre der Kanalisation, die durch die Papierklumpen schlichtweg verstopfen würden.

Jedenfalls schießt die Gute neben mir leicht am Ziel vorbei und das Wasser sprüht vom Boden, unter der Trennwand an meine Füße. Da viele Westler die Sprühkanone nicht unter Kontrolle haben, gibt es an den meisten international besuchten stillen Örtchen zusätzlich die weiße meterlange Alternative aus Cellophan. Ich wünschte, sie hatte zum Spender der in Südostasien fast monopolartig verbreiteten Marke "Kimberly Clark" gegriffen.

Den zweiten Flug verbringe ich ganz unspektakulär im Schlaf und freu mich auf meine Familie, die mich schon in Hamburg erwartet.