Mittwoch, 23. November 2011
Laos - Deelay is never
LAOS
11.11.2011, Freitag– VIP Bus von der laotischen Grenze nach Luang Prabang
Bye Bye Thailand
Der „VIP-Bus” schlängelt sich im Dunkeln durch die kurvigen Straßen des Berglands von Nordlaos. Der Busfahrer pfeift zur volksmusikartigen Klängen, die mich an Kölner Dönerbudenmucke erinnert und in der Mitte des Gangs liegt ein Sack Reis.
Wir sind mitten auf einer 18 stündigen Reise von Chiang Mai nach Luang Prabang in Laos. Neben mir liegt Marije, die dank ihrer pink-gelben Ohropax trotz dieser wundervollen Musik schlafen kann. Auf der anderen Seite des Gangs liest Lara im Lonely Planet, damit wir wenigstens etwas Informationen über Laos haben. Steff schläft neben ihr mit offenem Mund.
Tessa sitzt zu dieser Zeit im Slow Boat, das nicht 18 sondern 48 h für die gleiche Strecke braucht. Die Fahrt über den Mekong soll malerisch sein, aber wir haben uns für die „Express-Variante“ entschieden und treffen Tess im Spicy Laos Hostel in Luang Prabang, von dem sich niemand die Adresse notiert hat, Immerhin haben wir eine Reservierung.
Ich habe heute mehr Stunden geschlafen als gewacht. Zuerst fuhren wir 6 Stunden im Minibus von Chiang Mai zur Laotischen Grenze. Zwischendurch stoppten wir in Chiang Rai am weißen Tempel, der beeindruckend in der Sonne glänzt. Am Eingang zum Tempel ragen Totenköpfe und Hände aus dem Boden, die wie ein Schutzgraben wirken, in den man sicher nicht hineinfallen möchte. Ich hab keine weiteren Infos über den Tempel und lief auch etwas verschlafen auf dem Gelände rum, da ich die anderen verloren hatte, als ich wegen eines Anrufs stehen blieb.
Als ich dann wieder runter vom Gelände wollte, ermahnte mich ein Mann, der mit Mikrophon unter einem Sonnenschirm saß „Wrong Way, Lady. Please turn again. This is a one way temple“.
Seit wann gibts denn so was? Tempel mit nur einem einspurigen Besichtigungssytem. SO musste ich zurück laufen und konnte noch gerade so in den Bus springen, der sofort los fuhr, als ich die Tür geschlossen hatte. An der Grenze angekommen, mussten wir thailändische Baht in US-Dollar umtauschen, was in Laos eine gängige Währung ist. Als Deutsche musste ich nur 30 $ statt 35 $ wie die Holländerinn und Engländerinnen für das Visum bezahlen. Warum ist das so?
Mit einem kleinen Longtailboot ging es vom Immigration Office über einen Fluß zu einem Shop, wo wir uns für den VIP Bus zusammen fanden. Zuerst mussten wir jedoch noch ein Taxi nehmen, das eher einem halbgeschlossenen Pickup glich, und uns in 10 Minuten ins Innere von Laos brachte, wo der Bus mit laufendem Motor wartete.
Um 18 Uhr ging das Licht aus und wir fielen wieder in den Schlafmodus. Nun um 21 Uhr nach ca. 2 Stunden Tagebuch schreiben bin ich wieder hundemüde und werd gleich die Augen schließen und hoffen, dass ich die Nacht durchschlafen kann. Ich verstehe nicht, wie einige Leute nicht im Bus schlafen können oder eine Valium Tablette nehmen müssen, um die Augen zu schließen. Ich kann im Gegenteil nicht nicht schlafen.
In diesem Sinne: Gute Nacht, bis morgen in Laos.
12.11.2011, Samstag– Luang Prabang, Laos
Erste Eindrücke
„Laos ist kalt, riecht verbrannt und hier leben zu viele Hühner“, dachte ich, als wir um 5 Uhr morgens aus dem Bus geworfen wurden und zu elft in einem Tuk Tuk saßen, von dem wir uns nicht sicher waren, ob jenes es mit dieser Beladung über den Berg schafft.
Überraschenderweise brachte uns der Fahrer trotz fehlender Englischkenntnisse zum richtigen Ort, dem Spicy Laos Hostel. Dort wartete ein gerade volljähriger Junge auf uns, der aussah, als befinde er sich noch immer in der Tiefschlafphase. Er führte uns in ein Zimmer, das mich an einen Hühnerstall erinnert. Der Boden ist mit alten knarrenden Dielen ausgelegt, die Wände bestehen aus Fachwerk, das Dach aus Reet, durch das es sicher tropfen wird, wenn es einen Schauer gibt.
Aber wenigstens ist die Gesellschaft gut und geteiltes Leid ist halbes Leid.
Marije, Lara, Steff und ich teilen uns ein Zimmer. Tessa kommt erst am Nachmittag an und muss daher in ein 10er-Dorm ziehen, das keine Tür, dafür einen Vorhang hat.
Nachdem wir ausgeschlafen hatten sind wir am ersten Tag durch die Straßen gelaufen auf der Suche nach Lunch. Wir fanden ein wirklich nettes Restaurant, das neben Pizza Baguette auch Beef Ragout servierte, welches auf meinem Teller landete.
In Luang Prabang findet man neben der typischen loatischen Küche dank der französischen Besetzung auch Baguette, Croissant und Coque au vin. Diese Mischung zieht einige Touristen an und ich behaupte, dass Luang Prabang die Stadt ist, in der ich bisher am meisten Europäer bzw. Westler gesehen habe.
Die Mischung aus schicken französischen Cafés auf der einen und einfachen laotischen Restaurants, die mit bunten Plastikmöbeln ausgestattet sind, auf der anderen Seite, ergibt ein interessantes Stadtbild. Generell ist das Essen in Laos ähnlich wie in Thailand. Mein geliebter Papayasalat wird mit Eggplants statt mit getrockneten Garnelen serviert und ist etwas schärfer.
Auf dem Rückweg vom Restaurant wurde gerade der Nachtmarkt aufgebaut und wir wanderten zwischen den Pavillons mit roten Stoffdächern umher. Die Frauen, die zwischen ihrer Ware saßen und zum größten Teil zu Abend aßen, waren in dicke Winterjacken eingemummelt. Tatsächlich wird es hier abends relativ kalt und ich muss meine trendy „Windbreaker-Jacke“ anziehen. Leider hab ich Mama und Papa gerade meine Sneaker mitgegeben und nun muss ich meine Joggingschuhe anziehen, da mir mit Flip Flops die Zehen abfrieren.
Naja was solls, die schönen Klamotten kann ich eben nur bei Sonnenschein und 28 Grad tragen.
Die Ware auf dem Markt unterschied sich sehr von der in Thailand. Es wird viel mehr Kleidung angeboten, darunter auch dicke Kapuzenpullis. Die Sarongs sind aus festem, glänzenden Stoff und viel hochwertiger als in Thailand oder Indonesien. Es gibt viele Hippie-Hosen und –Taschen. Die würden auf dem Reggae- und Summerjam sicher gut ankommen. Witzig sind kleine geflochtene Uhren aus buntem Stoff, die immer die immer die ausgesuchte Zeit anzeigen.
13.11.2011, Sonntag - Spicy Laos, Luang Prabang
Radeln und Pool
Reisen mit den Mädels ist etwas ungefährlicher als allein oder mit Jungs. Statt einem Motorbike haben wir uns heute Fahrräder ausgeliehen. Ich hatte einen kleinen pinken Flitzer, der zwar etwas zu niedrig eingestellt war und einen schiefen Sattel hatte, aber dennoch geschmeidig über die Straßen kurvte.
Wir hatten den Plan zum Tempel auf dem Berg zu fahren. Leider hatte keine von uns fünf eine richtige Karte und auf der schlechten schwarz-weiß Kopie vom Hostel konnte man nicht viel erkennen. So fuhren wir einfach drauf los und musten nach 15 Minuten feststellen, dass wir gerade wieder an der Straße zum Hostel vorbei gefahren sind. So war mehr der Weg das Ziel, was mich im Geringsten störte. Wir fuhren durch kleine Gassen, in denen Kinder spielten und dick eingemummelte Männer auf Baustellen arbeiteten. Obwohl das Zentrum von Luang Prabang sehr touristisch ist, scheint es so, als ob die Bewohner der äußeren Stadtteile nicht oft Europäer sehen. Sie grinsten uns an und wunken uns zu.
Wir stoppten am Phosy Market, einem chinesischen Markt, auf dem man bunte Plastikwecker, Schiffsturbinen, frisch abgezogene Kuhhaut und pinke Eier kaufen kann. Die Mädels waren ziemlich geschockt und angeekelt von den Gerüchen und den Dingen, die sie dort sahen. Ich war relativ entspannt, da das kein Vergleich zu dem Bazar Baru Market in Kuala Lumpur ist.
Nachdem wir den stinki Market verlassen hatten, machten wir uns mit den Rädern auf, um einen Swimmingpool zu suchen, der auf der schwarz-weiß kopierten Karte ganz in der Nähe vom Hostel eingezeichnet war. Auf eigene Faust konnten wir ihn nicht finden. Wir mussten fragen. So hielten wir an jedem Guest House auf dem Weg, ruderten mit den Armen in der Luft, als würden wir schwimmen und fragten „Pool? Pool?“. Die Antwort war merkwürdigerweise immer „Left and than right“, egal wo wir uns befanden. Irgendwann sahen wir dann ein Schild „La Pistoche – Bar and Pool“ So bogen wir in die Straße ein, die sich schnell in einen steinigen schmalen Felsweg verwandelte. Nach 200 Metern war ein großes Loch in der Straße, die gerade von Bauarbeitern aufgerissen wurde. Wir mussten trotzdem weiter geradeaus fahren und hoben die Räder über den Graben.
Die Strapaze hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Pool war erfrischend kühl und wir legten uns auf eine große Holzterasse, auf der bereits drei rothaarige Bier trinkende Engländer und ein paar Ami-Girls saßen, deren Ballongroße Brüste definitiv nicht zu den restlichen Proportionen ihres Körpers passten. Gibt es denn keine ehrlichen Schönheitschirourgen?
Der Nachmittag am Pool fühlte sich definitiv nach Urlaub und nicht nach Reisen an und war eine willkommene Abwechslung.
Abends gingen wir in ein laotisches Restaurant, in dem Johnny, ein Engländer aus unserem Hostel, den wir im Bus kennengelernt hatten, bereits zuvor gegessen hatte. Diesmal gefiel ihm sein Essen nicht und auch die anderen waren nicht sehr überzeugt. Mein Papaya Salat war super. Ich glaube bei diesem Gericht kann man einfach nicht viel falsch machen.
Danach gings für einen Drink in das Hive, eine Backpackerbar. Dort gesellte sich Francesco, ein Italiener zu uns. Er war den Tag über in einem Dorf gewesen, in das ihn ein Mönch mitgenommen hat, den er zuvor in einem Tempel kennengelernt hat. Seine Handgelenke waren nun mit unzähligen weißen Wollbändern verziert, die ihm bei der Segnung im Dorf umgelegt wurden.
Die Bars und Restaurant schließen hier unglaublich früh. Um kurz nach elf ging das Licht an und wir schafften es gerade mal unseren ersten Drink auszutrinken. Steff, Marije und ich waren an diesem Abend die Grandmas und gingen früh schlafen. Tessa und Lara zogen weiter und stolperten um halb 3 in der Nacht über Taschen und Schuhe ins Bett.
14.11.2011, Montag - Spicy Laos, Luang Prabang
Mekong River Cruise, Cave, Wasserfall
Wasserbüffel laufen am Ufer entlang. Reisbauern überprüfen ihre Saat und Frauen waschen Wäsche im braunen Wasser des Mekong. Bestimmt putzen sie auch ihre Zähne im Fluß. Leider bleibt uns dieser Anblick verwehrt. Wir sitzen in einem slow boat und tuckern den Mekong hinauf. Unser Fahrer, ein ca. 60 Jahre alter Laote sitzt auf einem alten verblichenen Kissen mit Comiczeichnung und der Aufschrift „Good Friends“. Er lenkt das Boot mit einem großen Steuerrad, das ursprünglich einmal weiß gewesen sein muss. Seine Abibas-Jacke flattert im Wind und er lächelt uns mit dem an, was von seinen Zähnen übrig geblieben ist. Ab und zu schaut er zurück, den Fluss hinunter. Schließlich haben slow boats keine Rückspiegel.
Es ist 9 Uhr morgens und noch ziemlich frisch auf dem Mekong. Lara ist in ihren Kapuzenpulli gemummt und versucht zu schlafen. Schließlich hatte ihre Nacht nur 3 kurze Stunden. Die Fahrt dauert länger als erwartet, wir schließen die Augen und werden nach 1 ½ h von unserem „Good Friend“ geweckt, als wir an den Pak Ou Caves ankommen. Wir klettern die Treppenstufen hinauf in die Tempelhöhle, in der über 4000 verschiedene Buddha Figuren stehen.
Das Treppensteigen fällt uns allen schwer. Wir hatten kein Frühstück. Schließlich hatte uns der Mann aus dem Reisebüro Bananen zum Frühstück versprochen. Allerdings war der Pick Up 45 Minuten zu spät, wir mussten uns beeilen und es gab nichts zu essen und nichts zu trinken. Und dabei steht auf der Visitenkarte der Reiseagentur doch „Deelay is never“.
Der nächste Stopp ist ein kleines laotisches Dorf, das den ganzen Tag lang auf Touristen wartet. Rechts werden Sarongs angeboten, links Schlangen- oder Skorpionwhiskey und geradeaus Armreifen und anderen Schmuck. Wir müssen lange laufen, bis wir eine Art Kiosk entdecken, in dem wir uns Chips zum Frühstück kaufen können, obwohl es mittlerweile bereits 12 Uhr ist.
Wir laufen an einem Tempel vorbei. Die Mönche stehen gelangweilt herum. Auffallend viele von ihnen sind tätowiert. Auf einem Platz vor einem Restaurant sind lauter Pavillons aufgebaut. Auf den Plastikstühlen unter ihnen sitzen Gruppen von Männern und Gruppen von Frauen, die Karten spielen. Ein alter bärtiger Mann mit grauem, jedoch vollem Haar zählt Geldscheine. Wir werden angestarrt.. Ich fühle mich wie im Zoo, nur dass mir diese Käfigbewohner etwas verkaufen wollen. Oder bin ich das Tier?
Nach einer halben Stunde können wir diese unkomfortable Szenerie verlassen und es geht flussabwärts zurück nach Luang Prabang. Der Tuk Tuk Fahrer hat den ganzen Vormittag auf uns gewartet und unterbricht den Plausch mit seinen Kollegen, um uns zurück zum Reisebüro zu fahren.
Dort stehen schon fünf Steroporbehälter mit Fried Rice mit Hühnchen für uns bereit. Außerdem können wir uns alle eine Suppe mit „Buffalo Bras“ teilen. Ich weiß nicht, was das ist, aber es sieht aus wie dunkelbrauner Eierstich und schmeckt nach Rind bzw., Büffel mit ganz viel Pfeffer. Ich bin allerdings die Einzige, die das probiert.
Zwanzig Minuten verbleiben, bis wir mit dem Minivan zum Wasserfall fahren. Ich muss zur Apotheke, um mir Nasenspray zu kaufen. Diese Nasenneben-höhlenentzündung meldet sich wieder zur Wort.
Der Mann vom Reisebüro gibt mir ein Fahrrad. Es ist pink, genau wie das, welches ich einen Tag zuvor geliehen hatte. Er sagt „It’s not so good, but it’s ok, ne”. Nachdem ich 2 Minuten den Berg hochgefahren bin und die Kette abspringt, weiß ich auch, was er mit „not so good“ gemeint hat. Ich rolle mit dem kaputten Bike den Berg runter zurück zum Reisebüro. Ich sehe ein paar Backpacker. Die kenn ich doch, denk ich mir und sie schauen auch so, als ob sie mich erkennen. Na klar, wir haben uns im Deejai in Chiang Mai gesehen. „Hello, Bristol-Boys“ rufe ich nur. Ich kann mir Orte immer besser merken, als Namen. „Hello, Deejai-Girl, how are you?“ ruft einer. Ich winke und fahre vorbei. Anhalten kann ich leider nicht. Dann müsste ich das Fahrrad ja zurück schieben.
„Careful Careful“, meint der Reisebüro-Mann nur, als ich ihm das Rad zurück gebe. Immerhin, er hat es gut gemeint und die Apotheke ist wahrscheinlich heute Abend auch noch auf.
Das slow boat wird gegen einen Minivan ausgetauscht. Die versprochenen Frühstückbananen bekommen wir nun als Nachtisch. Wir nehmen allerdings nur eine der zwei Stauden mit. Laos hat eindeutig ein Bananen-Überfluss. Davon können die Australier, die 5 € für das Kilo Chiquita bezahlen, nur träumen.
Wir fahren über eine kurvige Bergstraße hinauf und werden mit einem wunderschönen Wasserfall belohnt. Das Wasser ist türkis und milchig. Es sieht weich aus. Eine Holzbrücke führt über das Wasser. Das Ufer ist mit Bambuspflanzen gesäumt.
Wir wandern hoch bis zum großen Wasserfall, der aus 30 Metern Höhe herunter braust. Die Linsen unser Kameras werden nass, als wir im Wasser posen.
Tessa springt ins Wasser, obwohl es nur 20 Grad im Schatten sind, was meine Zehen schon blau anlaufen lässt, ohne dass ich ins kühle Nass springe.
Am frühen Abend kommen wir zurück im Hostel. Mat, der Kanadier, ist mittlerweile aus Chiang Mai angekommen. Wir gehen zusammen ins Utopia zum Dinner und lehnen uns mit einer mit Apfeltabak gefüllten Schischa zurück. Danach ziehen Tessa, Steff, Mat und ich weiter in die „Diskothek“, in der ein grauenhafter Pop-House-Mix gespielt wird. Es gibt keine richtige Tanzfläche. Überall stehen Barhocker und Fässer, die als Tische dienen. Zum Glück schließt der Laden eh um 12. So fahren wir mit dem Tuk Tuk weiter zur Bowling Bahn, dem einzigen Ort, der um diese Zeit noch offen ist. Wir mieten eine Bahn und es stellt sich heraus, dass Tessa ein verborgenes Bowling Genie ist. Mat ist dafür der Pumpenkönig und wirft jede Kugel daneben. Steff und ich teilen uns das Mittelfeld.
Um zwei schließt auch die Bowlingbahn und wir kurze Zeit später die Augen in unserem Hühnerstall-Dorm.
15.11.2011, Dienstag – Spicy Laos, Luang Prabang
Frühstück – Pool – Dinner
Bevor es zum Tubing nach Vang Vieng geht, gönnen wir uns noch einen ruhigen Tag. Das Frühstück wird im Daleija Restaurant serviert, wo wir an unserem ersten Tag gegessen haben. Den lilanen Klebreis bestelle ich gleich mit 3 Eggplant-Dips. Ich könnte im Prinzip auch nur den Dipp löffeln, so lecker schmeckt der.
Danach ließen wir uns am Pool die Sonne auf den Bauch scheinen bis wir wieder hungrig waren und zum Dinner (mal wieder) ins Utopia gingen. Ich bestellte Laap, eine laotische Spezialität, die neben Eggplantdipp und Papayasalat nun zu meinen Favoriten gehört. Es ist eine Art Salat aus gegartem Schweinehack mit Chilis, frischem Koriander, frischer Minze, Spinat und anderen Kräutern. Das hört sich total merkwürdig an, ist aber super köstlich und erfrischend!
Zurück im Hostel fanden wir Scott, der von Chiang Mai nach Vientiane gefahren war, um dort seine Patenonkel zu besuchen. Nachdem ihm in einem Jahr Hostelzeit nichts gestohlen wurde, sind tatsächlich alle seine elektronischen Gegenstände aus dem Haus seines Verwandten verschwunden. Wahrscheinlich hat jemand gesehen, wie der „weiße Fremde“ mit seinem Rucksack in das Haus kam und anschließend die gesamte Familie zum Essen ausging. Ein eingeschlagenes Fenster und eine Stunde später ist Scott um ein Handy, Laptop, eine Kamera und viele schöne Bilder ärmer. Seinen Kindl haben sie nicht gestohlen. Vermutlich wissen sie nichts mit E-Books anzufangen.
Gegen drei kamen heute Nacht ein paar betrunkene Franzosen zurück ins Spicy Laos und beschlossen das gesamte Hostel mit französischen Volksliedern aufzuheitern. Von diesen Klassikern gibt es leider einige. Das reichte für eine Stunde Unterhaltung. Heute Morgen klangen sie ganz anders und brachten nur „Shit Snake Whisky“ heraus.
Von einer Schlange gebissen wurde Ben, ein Ami, der mit Mat und Scott in Chiang Mai im Deejai Hostel war. Tatsächlich hat ihn das Biest am Billard Tisch im Hostel ins Bein gebissen. Der Doktor meint, es sie fast unmöglich, in Chiang Mai Schlangen zu finden…. Ben hat wohl ein gutes Gespür gehabt.
Er ist heute Nacht um 5 Uhr im Hostel angekommen. Die Wände / Fenster sind so dünn, dass ich ihn an der Rezeption nach Mat und Scott fragen gehört hab.
Die Jungs wollen nach Norden reisen, in einen Ort, den man auf keiner Karte finden kann und zu dem keine Straße führt. Ich bin gespannt, ob sie sich ein Boot chartern können und dieses Niemandsland finden und ob wir sie auf unserer Reise noch ein Mal wieder sehen. Schließlich haben wir alle mit Laos – Vietnam – Kambodscha das Gleiche vor.
16.11.2011, Mittwoch – im Minibus von Luang Prabang nach Vang Vieng
Blinde Passagiere mit schwachem Magen
Wir sitzen in unserem VIP Mini Bus und fahren 6 h lang von Luang Prabang nach Vang Vien, das im Prinzip nur 150 km entfernt ist Der Van schlängelt sich kurvige Straßen den Berg hinauf. Vor uns fährt ein Laster, der einen brennenden Ofen hinter sich herzieht. Etwas Holzkohle fällt aus dem Ofen, der Fahrer weicht der brennenden Glut aus.
Neben dem Fahrer sitzt eine Frau, die vermutlich seine Frau ist. Sie frühstückt gewürzten Reis aus einer Plastiktüte, mit ihren Händen. Ihre dunklen Haare hat sie mit einem grünen Gummiband zum Zopf gebunden. Der Van ist mit Teppich ausgelegt und aus dem Radio ertönt schriller Laos Pop.
Wir halten in einem Dorf, das aus einer staubigen Straßenkreuzung besteht. Hühner laufen zwischen spielenden Kindern umher. Auf dem Boden liegt ein Haufen Orangen, deren Saft zum Verkauf angeboten wird.
Der Fahrer steigt aus, ohne uns zu sagen, was nun passiert. Er spricht mit einigen Männern im Dorf und öffnet den Kofferraum. Unsere Rucksäcke werden nun aus dem sicheren Wageninneren hoch aufs Dach gehievt. So ist Platz auf einer weiteren Sitzbank und vier Männer mit staubigen Jeans und traurigen Gesichtern steigen ein. Sie quetschen sich zu viert auf die Rückbank, die für drei Personen ausgelegt ist. Ich glaube nicht, dass der Mann, der uns diesen VIP Minibus gebucht hat, davon weiß. Und ich bin mir sicher, dass sie nicht 105.000 Kip für den Trip bezahlen, so wie wir.
Gerade haben wir einen Mann auf einem Roller überholt. Er fuhr natürlich ohne Helm, auf seinem Schoß saß ein kleiner Boxer und unter einem Arm hielt er ein Gewehr.
Ich empfinde Laos generell als sehr viel ursprünglicher als Thailand. Die Menschen sind nicht so wohlhabend und der Großteil der Bevölkerung lebt von landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Statt Kokosnüsse und Ananas werden einem hier Bananen und Orangensaft quasi hinterher geschmissen. Sogar im Hostel hängen Bananenstauden von der Decke, von denen man sich bedienen kann.
Die Familien in Laos scheinen ziemlich groß zu sein. Überall sieht man Kinder in den Straßen und Hinterhöfen umherlaufen. Sobald man ein paar Kilometer aus dem Stadtzentrum von Luang Prabang hinaus fährt, hat man das Gefühl, dass die Bewohner selten westlich aussehende Menschen zu Gesicht bekommen. Vor allem die Kinder strahlen uns an und winken uns zu. Einige rufen „Sabadee farang“, was so viel wie „Hallo, Fremder“ bedeutet.
Die Autos, die durch die Straßen fahren, geben nicht besonders Acht auf die spielenden Kinder. Statt zu bremsen, hupen sie laut und vertrauen darauf, dass alles, was im Weg steht, zur Seite springt.
Die Verkehrsregeln hier sind generell viel lockerer als in Thailand. Nicht selten sehe ich Kinder auf Motorrollern fahren. Allein oder zu zweit. Dass sie keinen Helm tragen, muss ich ja nicht mehr erwähnen. Stattdessen halten sie oft einen Regenschirm in der Hand, um sich vor der Sonne zu schützen.
Die Menschen in Laos haben mehr Zeit als anderswo. So wird selten überholt, sondern geduldig abgewartet, bis das langsamere Fahrzeug die Straße verlässt.
„Delay is never“ ist mittlerweile zu unserem Standardspruch geworden, denn Delay is always. Die Uhr in Laos tickt anders und Pick Ups sind generell min. eine halbe Stunde später. So haben wir uns heute auch dafür entschieden 10 Minuten vor 9 noch zur Bäckerei zu laufen, um Frühstück zu holen. Als wir um 9.15 zurück am Hostel waren, hatten wir noch Zeit, in Ruhe zu essen. Der Fahrer war zwar schon da, aber er wartete einfach, bis wir aufgegessen hatten.
Ich habe eine Zimtschnecke gegessen, die so saftig war, dass der Zimt an meinen Fingern klebte. In der Schnecke waren Wallnusstückchen…mhhhh… danke Frankreich für die Kolonialisierung. Danke JOMA Bakery.
Die Häuser der Bewohner in den Bergdörfern sind aus geflochtenem Bambus, scheinen gelblich braun in der Sonne und sind meist auf Holzstelzen gesetzt. Das brennt bestimmt wie Zunder, wenn mal ein Kohlestück aus einem Ofen, der hinter einem Laster hängt, rausfällt und unter das Haus rollt.
Vor 10 Minuten haben wir gehalten und einer der vier Männer von der Rückbank hat sich nach vorne gesetzt. Er öffnete das Fenster, schaltete das Busradio mit dem Laos Pop aus und spuckte in die Wildnis. Gerade haben wir gehalten und er hat seinem Frühstück das Tageslicht gezeigt.
Er tut mir leid. Ich weiß noch genau, wie ich mich als Kind immer gefühlt habe, wenn mir auf langen Reisen schlecht geworden ist, Ich gebe ihm meine Flasche Wasser und eine Packung Taschentücher, die mit dem Tasmanischen Teufel von Warner Brothers bedruckt ist.
Gerade haben wir einen Reisebus überholt, der an der Straße hielt und von zwei Männern mit einem großen Fass Benzin befüllt wurde. Die Hälfte ist daneben gelaufen….hoffentlich fährt der Truck mit dem Ofenanhänger hier nicht vorbei.
Nach vier Stunden haben wir Pokeh erreicht, ein Dorf, das auf der Hälfte der Strecke liegt. Eigentlich sollte die Fahrt doch insgesamt nur 5 h dauern. Da wir auf dem Hinweg bestimmt vier Mal angehalten haben, weil sich einer der laotischen Insassen übergeben musste, dauert die Fahrt etwas länger.
Wir gehen in ein Restaurant, in dem eine Gruppe von laotischen Männern isst. Auf dem Tisch sind zwei riesen Schüsseln mit sticky rice, eine Suppe und zwei Schüsseln mit Fleisch und Gemüse. Ich hab keine Ahnung, was das ist, aber es sieht gut aus. Mit Hilfe eines Mannes, der etwas Englisch spricht, bestelle ich das gleiche.
Das Gemüse sind lange grüne Stiele mit einer gelben Blume am Ende. Sieht spinatich aus. Das Fleisch ist eine Mischung aus Schwein und Rind, glaube ich. Den Reis brauche ich nicht wirklich. Die Portion ist groß genug. Wir schossen Fotos von unserem Essen, während der Englisch sprechende Mann uns auf seiner Videokamera „für seine Familie“ aufzeichnet. Nun haben wir die Rolle der Zootiere.
Eigentlich haben wir für die Mittagspause nur 30 Minuten Zeit. Allerdings kommt zu dieser Zeit erst das Essen und wir sind schon so an die laotische Zeitrechnung gewöhnt, dass wir einfach sitzen bleiben, was weder für den Fahrer noch für unsere 5 blinden Passagiere ein Problem ist.
Als wir zurück zum Van kommen, sitzen die fünf im Schatten und grinsen uns an. Vor uns steht ein kleiner Junge mit dreckigem Gesicht. Seine Nase läuft, er schaut wie zehn Tage Regenwetter. In seinen Händen hält er ein Stück Plastikfolie, von dem er immer mal wieder ein Stück abreist und auf den Boden wirft. Marije gibt ihm einen Oreo Keks und plötzlich strahlt er über beide Backen, als hätte sie ihm das Glück vom Himmel geholt.
Wir fahren weiter. Eine Frau steht im Fluss am Straßenrand und wäscht sich. Sie ist nur mit einem Sarong und einem Kopftuch bekleidet.
Eine bucklige Greisin geht alleine beinah rechtwinklig mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Straßenrand.
Ein Junge von etwa 4 Jahren läuft nackt mit einem grünen Einkaufskorb in der Hand in einen Miniladen und wirft seine andere Hand in die Luft.
Der Flickenteppich, auf dem wir fahren ist voller Löcher, Sand und Felsbrocken. Ab und an hüpft der Van durch eine Kuhle und wir Mädels schreien „oohhh“. Der Fahrer lacht. Wahrscheinlich weiß er jeden Tag schon genau, wann das wo passiert.
Wir fahren an einem anderen Minibus vorbei, der im Staub hält. Die 10 Insassen, offensichtlich Backpacker, sitzen im Schatten einer Bambushütte während der Fahrer versucht, den platten Reifen zu wechseln. Brechende Mitfahrer sind mir lieber als kaputte Reifen.
Allerdings weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass ich nach Hanoi fliegen werde und unter keinen Umständen in den „Todesbus“ steige, der in 1 ½ Tagen von Vientiane nach Hanoi fährt.
17.11.2011, Donnerstag – Dork Phut Guesthouse, Vang Vieng
Tubing No. 1
Wir sind ausgestattet mit billigen Sonnenbrillen, die zum Verlieren geeignet sind. T-Shirts mit der Aufschrift „In the Tube – Vang Vieng“ schützen uns vor der Sonne. Pinke und lilane Plastikumhängetaschen bewahren unser Geld und andere Habseligkeiten vor dem Wasser.
Im Vang Vieng Village steigen wir in ein Tuk Tuk, auf dem bereits einige Reifen festgebunden sind und andere Tuber sitzen. Nach 15 Minuten staubiger Fahrt über eine felsige Straße werden wir abgeworfen. Bevor wir über die Brücke zur ersten Bar gehen, kommen wir an einem Kiosk vorbei, das mit der Aufschrift „Drink to help children“ dafür wirbt, dass ein Teil des Getränkeverkaufs für einen guten Zweck ist. Wer’s glaubt…
Wir entscheiden uns für den Tigerwhiskey for free, der uns vor der Brücke „aufgezwungen“ wird. Dieses Zeug ist übrigens furchtbar, schmeckt, als ob es 80 % Alkohol hat und sorgt für merkwürdige Träume.
20 Bars entlang des Flusses versorgen tausende von Backpackern mit Wodka-Redbull-Buckets. Für jeden Gratis Tiger Whiskey, den man trinkt, bekommt man ein buntes Stoffbändchen ums Handgelenk. Ich trage ein gelbes, ein orange-weißes und ein pink-oranges. Die Backpacker, die angefangen haben in einer der Bars zu arbeiten, haben Arme wie Wolfgang Petry und Augenringe wie Karl Dall.
Auf aufgeblasenen LKW-Reifen geht es Flussabwärts weiter zur nächsten Bar. Am Ufer stehen Männer, die an langen Leinen befestigte Plastikflaschen auf die im Fluss Treibenden werfen. An den Leinen ziehen sie die potenziellen Kunden ans Ufer, in die Bar.
Für einen Reifen / Tube muss man 100.000 Kip und 60.000 Kip Pfand bezahlen. Wir fünf Mädels beschließen die 14 € zu sparen bzw. anders zu investieren, da man die ersten 4 Bars bequem ohne Tube erreichen kann, indem man läuft, schwimmt oder sich an einen Tube eines Fremden dranhängt.
In der ersten Bar wird bereits Bier Pong gespielt. Ein Mitarbeiter der Q-Bar kommt auf uns zu, malt uns mit einem blauen Edding etwas auf die Haut, mit der wir am Abend ein gratis T-Shirt in der Q-Bar im Vang Vieng Village bekommen. Die Q-Bar ist der Ort, in dem alle Tuber enden oder wo man abends feiern geht, falls man einen Tag Tubing-Pause gemacht hat. Wenn die Q-Bar um 00.30 Uhr schließt, ziehen die, die noch können, weiter in die Sunset Bar. Bis dorthin haben wir es nie geschafft.
In der zweiten Bar gibt es BBQ for free. Das ist für einige auch bitternötig. Wir sitzen in der Sonne und halten unsere Beine ins Wasser. Wir treffen Johnny, einen 23 Jahre alten Engländer mit braunen wuscheligen Lockenhaaren und Schnauzbart. Johnny war mit uns im Spicy Laos Hostel in Luang Prabang und kam bereits einen Tag eher nach Vang Vieng und hatte somit einen Tag mehr Tubing Erfahrung.
Es schien so, als ob jeder Johnny kenne. Er wurde von einer Menge verschiedener Leute angesprochen. Leider konnte er sich kaum an jemanden erinnern und irgendwie waren sie alle sauer auf ihn. „I only made enemies yesterday. You are my only friends”. Stellte er bedrückt fest. Durch Nachfragen erfuhr er, dass er gestern eine Schlägerei angezettelt und ein Mädel als auch einen Typen geküsst hat. Da er die gleichen Klamotten wie am Vortag trug, erkannte ihn jeder. Nur er selbst erkannte sich nicht wieder. Nach einigen Entschuldigungen war das Kriegsbeil jedoch begraben und die Feinde wurden zu Freunden.
Irgendwie kamen wir in den Besitz von zwei Tubes und machten uns auf den Weg zur nächsten Bar, die am gegenüberliegenden Ufer auf uns wartete. Dort tanzten schon ein paar hundert Bikinis und Badehosen auf den Treppenstufen. Von einem Turm aus konnte man ca. 5 m tief in den Fluss springen. Wahrscheinlich tut Tessas Fuß deshalb am Abend weh.
In Bar Nr. 4 gibt es zwischen 2 und 3 pm Chili Fries umsonst. Ich glaube allerdings, dass es niemand so früh zu Bar Nr. 4 schafft. Jedenfalls war von den Pommes keine Spur mehr zu sehen, als wir dort angelangten. In dieser Bar gab es keinen Sprungturm. Dafür konnte man an einem Trapez ins Wasser schwingen. Ich beschloss mir diese Adrenalinschübe für Zeiten aufzubewahren, in denen meine Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit nicht durch Alkohol getrübt ist.
Ich glaube nicht, dass Lara das Trapez genommen hat, aber irgendwie ist sie im Wasser gelandet und schaffte es nicht schnell genug wieder ans Ufer. Steff und ich sahen sie von der Bar aus im Fluss treiben. Der Punkt, den wir als ihren Kopf erkannten, wurde immer kleiner. Wir sahen, wie sie mehrmals versuchte ans Ufer zu kommen, aber immer wieder von der Strömung mitgerissen wurde. Als wir sie nur noch als einen Stecknadelkopf wahrnehmen konnten, schaffte sie es zum Glück ans Ufer und wir stellten beruhigt fest, dass sie in Sicherheit war.
Ich hatte ehrlich gesagt ganz schön Angst, dass ihr etwas passiert und wir nur hilflos zusehen können. Alkohol und Wasser ist eine gefährliche Kombination. Ich habe gehört, dass beim Tubing jährlich 14 Menschen sterben. Ich finde das ist noch wenig, bei dem, was ich bislang gesehen habe, würde ich die Zahl sogar noch höher einschätzen.
Wir hatten nach dem Erlebnis auch genug und fuhren mit dem Tuk Tuk zurück zum Guest House. Im „The Otherside“ Restaurant, das sich direkt neben dem „The Riverside“ Restaurant befindet, machten wir uns über Pizza, Nachos und Papayasalat her. Wir schauten Friends, was neben Family Guy in jedem Restaurant gezeigt wird. Marije schlief auf den gemütlichen Sitzkissen ein. Irgendwann hatte Lara uns wiedergefunden. Sie war zum Glück unversehrt und hatte eine neue Uhr, wusste aber nicht mehr, woher.
Als auch mir die Augen zu vielen, beschloss ich zum Guest House zurück zu gehen. Um 20 Uhr lag ich im Bett. Ich fühlte mich etwas wie an Karneval, wo wir den ganzen Tag feiern und dann früher als üblich die Augen schließen. Der 11.11. ist ja gerade mal eine Woche her.
Die anderen Mädels beschlossen zu duschen und weiter in die Q-Bar zu ziehen. Ein paar wollten sich nur kurz für 5 Minuten hinlegen. Daraus wurden natürlich Stunden und so kam keine von uns am diesem Abend zu ihrem Gratis T-Shirt.
18.11.2011, Freitag – Dork Phut Guest House – Vang Vieng
Kräfte sammeln an der Blauen Lagune
Marije und ich wachten beide schon gegen 7 Uhr auf. Kein Wunder. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja bereits 11 h geschlafen. Als Marije am Vorabend irgendwann gegen 21 Uhr ins Zimmer kam und das Licht anmachte, begrüßte ich sie schlaf- und alkoholtrunken mit dem Song „Blinded by the lights“.
Nun einen morgen später amüsierten wir uns über den Tubing Tag und saßen schon um 8.30 Uhr in der „Vang Vieng Bakery“ zum Frühstück. Dank des Party-Tourismus gibt es hier auch Müsli mit Früchten und Joghurt. Neben uns saßen drei Italiener, die skeptisch den laotischen Latte Macchiato begutachteten und mit dem Zeigefinger prüfend auf ihren Baguettes rumdrückten. Wir waren froh, keinen Reis frühstücken zu müssen.
Gegen elf beschlossen wir zum „Markt“ zu gehen. Ich habe in Chiang Mai meine Bürste verloren und mir in den letzten Tagen mit Marijes Kamm mehr Haare raus gerupft, als gekämmt.
Zwei Kilometer lang gingen wir über eine Art Laos Highway. Diese Straße war zwar breit wie eine Autobahn, jedoch fuhren die Autos nicht auf Teer, sondern auf Schotter. Gelb-brauner Staub flog uns um die Ohren. Sogar die Pflanzen am Straßenrand waren nicht mehr grün sondern mit einer dicken braunen Staubschicht überzogen. Wir konnten gut verstehen, warum alle Rad- und Rollerfahrer auf dem Weg ihre Köpfe in Tücher gehüllt hatten oder einen Mundschutz trugen. Wir waren die einzigen, die es wagten an dieser Straße in der brütenden Mittagshitze entlang zu gehen.
Ich nutzte jedoch die Gelegenheit, um Fotos von Menschen auf Rädern und Bikes im Staub zu schießen. Und meine Kamera hat es überlebt.
Nach gut einer halben Stunde standen wir vor ein paar verstaubten Ständen. Das war der Markt. Irgendwie hatten wir uns beide eher etwas wie ein Shopping Center vorgestellt. Zumindest ein Gebäude, in das man hineingehen kann und vielleicht etwas Air Condition, damit wir runter kühlen können.
Weit gefehlt. Laos ist weit weniger verwestlicht als Thailand, Malaysia und Indonesien. Von Singapur muss ich gar nicht erst sprechen. Ich habe bisher noch keine einzige Tüte Haribos gefunden. Es gibt auch keine 7 Eleven Märkte oder Freshmart Ministores, in denen man auf ein gewohntes Sortiment zurück greifen kann. Ich glaube dank des Süßigkeitenmangels hier habe ich schon ein paar Pfund verloren. Da helfen auch die Oreo Keks nicht.
Jedenfalls suchten wir eine halbe Stunde nach einer Bürste. Schließlich hatten mir alle Ladenbesitzer im Vang Vieng Village gesagt, dass ich diese hier finden würde. Eine Tube Zahnpasta, eine Tube Geschtsreisinger und eine Packung Makeup – Pinsel später war ich immer noch Bürstenlos. Immerhin hatte ich Gesichtsreiniger gefunden, der keinen Whitening Effekt hat. Verrückter weise tun die Laoten und auch die Thais nämlich alles dafür, weiß zu sein. Sie fahren mit Regen- / Sonnenschirm Fahrrad und alle Gesichtspflegeprodukte enthalten Substanzen, die die Haut weißer machen. Am besten gefällt mir die „Blackhead Elimination Creme“ von Neutrogena.
Aber im Prinzip ist es schade, dass sie dem westlichen Schönheitsideal nacheifern, weiße Haut und große blaue Augen haben wollen. Zum Glück verschonen sie ihre Haare vor diesem Wahnsinn und lasen die Finger von Wasserstoffperoxid.
Wir suchten jedoch vergeblich und am Ende kaufte ich….einen Kamm! Es scheint tatsächlich so, als ob die laotischen Frauen keine Bürste kennen und ihre Haare weich und seidig genug für einen Kamm sind. Vielleicht habe ich in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, in die wir als nächstes fahren, mehr Glück.
Wir füllten unsere Lungen für weitere 30 Minuten mit Staub und trafen die anderen Mädels im Guest House.
Mit dem Tuk Tuk huckelten wir kurze Zeit später über eine noch schlechtere Straße zur Blue Lagoon. Wieder flog uns der Staub um die Ohren, mein blaues Kleid wurde grauer und grauer. Marije und ich fühlten uns, als hätten wir einen Tag in der Wüste verbracht.
Die blaue Lagune ist eher ein blau-türkis gefärbter Flussabschnitt, der mit Bäumen gesäumt ist. An den Ästen sind eine große Schaukel und mehre Seile befestigt. Über kleine in den Stamm genagelte Holzkeile kann man in die Baumkrone hinaufklettern und in den Fluss springen. Dies ist der perfekte Spielplatz für erwachsene Jungs.
Wir „arbeiten“ in der Sonne an unserem Teint. Schließlich haben wir gehört, dass es in Hanoi, Vietnam = unserem nächsten Reiseziel, relativ kalt sein soll. Ein Fischschwarm umzingelt unsere Beine, als wir über die Leiter in den Fluss steigen. Das Wasser ist erfrischend kühl.
Schwimmen macht hungrig. Wir bestellen in dem kleinen Restaurant an der Lagune etwas zu Essen. Ich greife mal wieder auf Papaya Salat zurück. Mein Magen knurrt und es dauert tatsächlich eine ganze Stunde, bis mein Essen kommt. In der Zwischenzeit waren verschiedene Kellner mehrmals an meinem Tisch und vergewisserten sich, dass ich den Salat noch nicht bekommen / aufgegessen habe.
Auf Essen zu warten ist für mich eine der schlimmsten Tätigkeiten. Ich war kurz davor selbst in die Küche zu gehen und den Salat zuzubereiten. Wie das geht hab ich ja in Chiang Mai in der Cooking Class gelernt. In Laos tickt die Uhr eben anders. Marije ruft mir vom anderen Flussufer „Delay is never“ zu, was mittlerweile zu unserem Lieblingsspruch geworden ist. L.P.D.R. = Lao People Don’t Rush, murmel ich immer wieder vor mich hin.
Zurück im Vang Vieng Village treffe ich den Finnen Aki, den ich auf Ko Phi Phi kennen gelernt habe. Er ist nach einem Zwischenstopp in Malaysia nun auch in Laos angekommen. Er erzählt mir von einigen weiteren durchzechten Nächten auf Ko Phi Phi, die er im Irish Pub verbracht hat. Lee, der Engländer, der beim Thai Boxen seinen Kopf riskierte, hatte nämlich angefangen im Pub zu arbeiten und das bescherte allen „The Rock“ Hostel Bewohnern günstige Drinks.
Am Abend aßen wir im Norkeo Restaurant, dass im Lonely Planet empfohlen wurde, sich aber nicht sonderlich von den anderen Lao / International Food-Klitschen mit Firends-Dauerschleife unterschied.
Wir gingen in die Q-Bar, wo einige Tubing Opfer bereits auf den Tischen tanzten. Einen Bucket später gesellten wir uns zu ihnen. Vang Vieng ist wirklich klein und überall sieht man die gleichen Gesichter, je nachdem ausgelassen, ausgeschlafen oder ausgepowert.
19.11.2011, Samstag – Dork Phut Guesthouse, Vang Vieng
Tubing, Klappe die zweite
Chicken- Ham, Cheese Sandwich mit Salat und ganz viel Soße ist ein wunderbares Katerfrühstück. Zum Glück gibt es das auch schon um 8 Uhr morgens an den Straßenständen zu kaufen. Das kommt mir sehr gelegen, da ich heute früh mit einem riesen Loch im Bauch aufgewacht bin und die anderen Mädels noch selig schlafen.
Im Prinzip sind wir nach der Nacht in der Q-Bar alle nicht so sehr zum Tubing motiviert. Aber andererseits sind wir ja deshalb nach Vang Vieng gekommen. Also steigen wir am Mittag in ein Tuk Tuk und lassen uns zum Fluss runter fahren. Ich habe 1 ½ Liter Wasser und eine Dose Cola im Gepäck. Trinken will ich heute nichts.
Das ist auch die beste Voraussetzung dafür, dass meine Kamera den Tag überlebt. Ich habe sie sorgfältig in die „wasserdichte“ pinke Plastikumhängetasche gebettet.
Den Gratis Tigerwhiskey in den Bars lehne ich dankend ab und mit Edding möchte ich heute auch nicht bemalt werden. Stattdessen relaxen wir in der Sonne, tanzen und schaffen es wie zuvor nur an die ersten 4 Bars.
Heute springt nur Aki vom Sprungturm. Keiner verletzt sich den Fuß und niemand ertrinkt beinah.
Ein Beer Lao landet dann doch in meiner Hand. Aber das bleibt heute auch das einzige. Das Tubing nüchtern zu sehen ist relativ ernüchternd. In der vierten Bar treffen wir eine Gruppe von 10 Engländern, die weder gerade gucken noch gerade laufen können. Sie schmeißen sich auf einen Tisch und verhalten sich beinah „wie die Tiere“. Jede(r) küsst jede(n). Zu viel nackte Haut macht anscheinend wahnsinnig. Ein Amy Winehouse Double und ein Glatzkopf verstehen sich besonders gut.
Wir sehen fassungslos zu wie einer der Engländer von der Holzterasse in den Graben stürzt und mit dem Kopf auf dem steinigen Untergrund aufkommt. Zum Glück fließt kein Blut. Seine „Freunde“ lachen sich kaputt. Steff läuft zu ihm und hilft ihn mit einer Ohrfeige zurück ins Bewusstsein. Dieser Kerl muss nach Hause, sind wir uns alle einig. Er kann weder sprechen noch alleine gehen. Seine „Freunde“ sehen das nicht so. Sie finden das ganz normal. Steff regt sich tierisch auf. „You r not in fuckin England. This is Laos. This is fuckin dangerous. If he drowns, no one will rescue him. There are no fuckin english cab drivers who pull u off the street.”
Ich halte mich da raus. Eine Diskussion mit betrunkenen Engländern erscheint mir nicht gerade erstrebenswert.
Egal, was seine „Freunde“ sagen, wir haken den volltrunkenen Vollidioten unter und schleppen ihn mit uns zum Tuk Tuk. Wir haben für heute genug gesehen und wollen nur noch zurück.
Heute wird die Laos Küche gegen Indische Kochkunst ausgetauscht. Wir essen im Nazim Restaurant, was definitiv die bisher beste Wahl in Vang Vieng ist. Anschließend lümmeln wir uns auf eine der Liegewiesen in den Loas-Restaurants und gucken Friends.
Vang Vieng hat Spaß gemacht. Aber nach 4 Tagen ist es definitiv Zeit, weiter zu reisen.
20.11.2011, Sonntag – Bakeo Guesthouse, Vientiane
Letzte Station in Laos
Nach dem Frühstück heißt es für Tessa, Marije und mich Abschied nehmen. Um 9 Uhr fährt unser Minibus in die laotische Hauptstadt Vientiane. Wir sagen Bye Bye zu Aki, der weiter durch Laos zieht und den wir vielleicht in Kambodscha wieder treffen. Steff und Lara bleiben noch ein paar Stunden länger in Vang Vieng. Sie haben sich dazu entschieden, den Schlafbus nach Hanoi in Vietnam zu nehmen. Dieser fährt 24 h Laos-Zeit, was sicherlich auf 30 h europäische Zeit hinaus laufen wird.
Nein Danke, da zahlen Tessa und ich lieber etwas mehr, fliegen 45 Minuten für die gleiche Strecke und verbringen dazu noch einen Tag mit Marije in Vientiane. Marije hat ihr Visum für Vietnam schon in Holland beantragt. Irgendwer hat ihr gesagt, dass sie nicht in der Lage ist, das in Asien zu tun. Dafür hat sie nun einiges mehr bezahlt, als sie es hier getan hätte und sie kann erst am 30.11. einreisen. Nun ist sie gezwungen 10 weitere Tage in Laos zu verbringen. Ich hoffe, wir treffen sie irgendwo in Vietnam wieder.
Da es in Vang Vieng so gut geklappt hat, haben wir für Vientiane kein Guest House im Voraus gebucht. Leider müssen wir nach 10 Minuten Dauermarsch mit Backpack auf dem Rücken feststellen, dass fast alles ausgebucht ist. Mein Rücken hat genug. Ich bleibe mit dem Gepäck auf der Straße sitzen, während Tessa und Marije sich unbepackt weiter auf die Suche machen.
Das Bokeo Guesthouse hat einen großen Raum mit drei Betten, TV, Kühlschrank und einer großen heißen Dusche. Wir zahlen 55.000 Kip (5€) pro Person. Das ist mehr als in Vang Vieng, aber voll in Ordnung.
Die Mädels erkunden die Stadt, während ich mich meinem Tagebuch und meinen Fotos von Laos widme. Ich habe unglaublich viele Bilder von den Menschen im Dorf, auf der Straße und auf ihren Motorbikes geschossen. Natürlich sind auch einige hundert Partypics dabei…
Abends steuern wir wieder ein indisches Restaurant an, nachdem es gestern so gut geschmeckt hat. Und diesmal ist es sogar noch besser. Ich esse Nan Brot mit einer Gurken-Tomaten Rahita und Tandori Chicken. Mhhh dieses Essen in Indien…äh Laos ist köstlich.
Dienstag, 22. November 2011
Thailand Pt.2: Familienurlaub in Hua Hin, Beach & Bucket on Ko Phi Phi, Kultur in Chiang Mai
Hua Hin
16.10.2011, Veranda Resort, Hua Hin
Goodbye Paradise Beach – Hello Mama and Papa
Wer kann einen am besten gesund pflegen, wenn man krank ist? Natürlich, die Mama! So entschlossen wir, uns zwei Tage eher als geplant in Hua Hin zu treffen.
Meine Eltern waren einen Tag zuvor in Bangkok angekommen. Die Straßen in der Innenstadt waren zwar noch nicht überflutet und um das Hotel war eine große Schutzmauer gebaut. Dennoch weckten die Bilder der Wassermassen in den weiter außerhalb gelegenen Stadtteilen Bangkoks nicht gerade viel Vertrauen und so beschlossen sie, dass „One night in Bangkok“ genug sei.
Mir kam ihre Entscheidung sehr gelegen. Ich war morgens über einen Trampelpfad an der Inselküste in den Hauptort Mae Haad gelaufen, um beim Arzt meine Verbände wechseln zu lassen. Alles heilt gut.
Doch ich merkte, dass meine Nasennebenhöhlenentzündung trotz des neuen Antibiotikums schlimmer wurde und der Schmerz zog mittlerweile schon auf die Zähne und ins Ohr. Da es in Ko Tao keine vernünftige Klinik gibt, die unseren europäischen Standards entspricht, kehrte ich meinem Traumstrand noch am gleichen Tag etwas wehmütig den Rücken zu und ließ mich vom Taxiboot, das nur die Hälfte vom Geländewagen-Taxi kostet, zum Haupt Pier in Mae Haad bringen.
Nach zwei Stunden legte die Speedboat Ferry am Pier von Chumporn an, von wo aus mich ein Bus vier Stunden später in Hua Hin absetzte. Mittlerweile war es schon 22.30 Uhr und ziemlich dunkel.
Papa hatte mir die Adresse des Hotels geschickt und ich fragte am Taxistand nach dem Preis. Hätte ich gewusst, dass ich noch mal 30 km fahren muss, wäre ich sicher nicht in dieses Tuk Tuk eingestiegen.
Doch im Moment meiner Ankunft wollte ich einfach nur im Hotel ankommen. Auch wenn mir der Fahrer, dessen Cap die Aufschrift „Police“ trug doch etwas merkwürdig roch. War das etwa eine Alkoholfahne? Dazu versicherte er mir noch, dass er ein lizensiertes Taxi sei, was mich noch etwas misstrauischer machte.
„Wird schon gut gehen“ dachte ich mir, wickelte einen Schal um meinen Kopf und das gelb-blaue Tuk-Tuk, was im Prinzip nicht viel mehr ist, als ein überdachter Roller auf zwei Hinterrädern, brauste durch die Dunkelheit.
Bei dem Fahrer hatte ich es so richtig gut getroffen. Er entpuppte sich nämlich weder als ortskundig noch konnte er Schilder lesen. Immer wieder hielt er bei den falschen Hotels an. Zum Glück sind die Schilder nicht nur auf Thai sondern auch auf Englisch, sodass ich um kurz nach 23.00 Uhr endlich ankam.
Mama und Papa warteten schon an der Rezeption und wir freuten uns alle über das Wiedersehen nach knapp 3 Monaten.
Das Hotel ist Luxus pur. Die Architektur ist offen und großzügig, der Service ist perfekt und die Zimmer richtig schön. Wegen der verfrühten Anreise müssen wir uns für die ersten zwei Nächte ein Zimmer teilen. Nach dreimonatiger Pause ist das natürlich ein großer Kontrast. Aber ich bin es ja gewohnt, nicht alleine zu schlafen und diese zwei Room Mates kenn ich ja schon ziemlich gut.
Wir saßen noch lange auf dem Balkon, ich zeigte Fotos von Malaysia, erzählte von meinen Erlebnissen und wir plünderten die Minibar.
17. – 18.10.2011, Veranda Resort, Hua Hin
Endlich mal wieder ein bisschen Luxus
So kann man es aushalten. Wir entspannen auf den weich gepolsterten Holzliegen am Pool. Über uns bilden Laubbäume ein schützendes Dach vor der heißen Sonne. Vor uns liegt der große, von Plamen gesäumte Pool und es macht den Anschein, als ob dieser bis ins Meer hinein ragt.
Beim Frühstück gibt es eine riesige Auswahl von Papaya über Entenbrust mit Orangensoße, chinesischer Reissuppe, Fischpastete bis zu Bananenpfannkuchen mit Ahornsirup. Das lässt jedes Backpacker Herz höher schlagen.
Die freundlichsten Hotelangestellten, die ich je in meinem Pauschaltouristen-Leben gesehen habe, begrüßen dich stets mit einem lächelnden „sàwàddee ká“. Wenn sie merken, dass du hinter ihnen gehst, dann halten sie an und bitten dich, vorzugehen. So viel Freundlichkeit ist schon fast unangenehm.
Abends gings dann mal zum Arzt, wegen dieser dämlichen Nasennebenhöhlen. Dort stand ich zum ersten Mal seit 3 Monaten wieder auf der Waage. Trotz des ganzen frittierten Krams in Malaysia und meiner Wiederentdeckung von Haribos auf Ko Samui habe ich 3 Kilo abgenommen. Hm, ich verstehe gar nicht wo. Ah ja, doch, mein kleiner Zeh ist etwas schmaler geworden…
Den Arzt verließ ich mit neuen Medikamenten und Material für eine Nasendusche. Igitt, das ist ja absolut widerlich! Aber gut, wenn‘s hilft, dann mach ich auch das mit.
Beim Vietnamesen gab’s super leckeres Sea Food. Ich bin einfach begeistert von den feinen Geschmacksnoten, die die Asiatische Küche mit Limettenblättern, Thai Basilikum, Ingwer, Chili usw. erzeugt.
Der nächste Tag unterschied sich nicht viel vom ersten. Wir lagen am Pool, haben uns zwischendurch mal bequemt für einen Blaubeer Smoothie / einen Limettensaft / ein Bier an die Poolbar zu gehen und abends gab es wieder Sea Food. Diesmal in einem direkt am Strand gelegenen Restaurant.
Ins Wasser sollte man im Moment übrigens nicht gehen. Wegen der Flut in Bangkok sind unzählige Süßwasserfische ins Meer gespült worden, die alle im Salzwasser erstickt sind. Diese haben leider den Weg in das ca. 200 km südliche Hua Hin gefunden und lagen mit aufgerissenem, nach Luft schnappendem Maul an unserem Strand, bis sie vom Hotelpersonal beerdigt wurden.
Ein weiterer Hotelskandal ist, dass gestern ein Minibus, in dem eine Reisegruppe aus dem Hotel saß, verunglückt ist. Dabei ist ein Mann ums Leben gekommen. Eine Frau trägt nun Halskrause und sitzt zusammen mit ihrer Tochter den ganzen Tag apathisch im Hotel. Die zwei, die ich bei meinem HNO-Arztbesuch im Krankenhaus auch gesehen hatte, wollen wohl nur noch nach Hause. Jetzt will Papa keine Ausflüge mehr machen.
19.10.2011, Mittwoch – Veranda Resort, Cha Am
Wiedermal was wagen: Heute gibt es zum Dinner Heuschrecken und Maden
Vormittags: wieder Pool. Am Nachmittag stärkten wir uns mit einer frischen Kokosnuss bei „Manfred & Lot“. Die noch grüne Nuss kann man trinken und dann mit dem Löffel aushöhlen.
Lot wuselt geschäftig umher, kocht unter freiem Himmel und hackt die Kokosnüsse mit einer Präzision, die meinen Holz hackenden Vater sehr beeindruckt.
Manfred ist angeblich ein Oldenburger, den ich auf 60 Jahre schätzen würde, dem aber der oldenburger Akzent fehlt. Er hat die Thailändische Lot geheiratet und nun betrieben die beiden ein kleines Restaurant am Strand. Ein goldenes Kettchen und ein goldener Ohrring glitzern auf seiner tief braunen Haut. Die Gläser seiner Brille könnte man auch als Lupe benutzen.
Er kümmert sich um das Mobiliar und nagelt im Schatten einer Palme eifrig eine geblümte Plastiktischdecke auf einen kleinen Holztisch, um ihn anschließend seiner Frau zu übergeben.
Der Unfall des Hotel-Tourbusses ist natürlich eine Schande, kommt ihm aber, glaube ich, gar nicht so ungelegen. Schließlich organisiert er auch Touren, die natürlich sicherer und dazu noch günstiger sind.
Am Strand laufen, wie schon auf Bali und Ko Samui, unzählige Verkäufer durch den Sand. Mama hat Mitleid mit den, in dicke Tücher eingewickelten Händlern (und mit dem Thailändischen Volk insgesamt, das grad gegen das Wasser kämpft sowieso) und kauft bei der Schmuckverkäuferin eine Kette.
Abends wurde es mal Zeit für etwas Abwechslung und wir fuhren auf den Night Market in Cha Am. Dort wimmelte es nur so von Thais, die sich an den Essens Ständen ihr Dinner holten. Neben den üblichen fried noodels, sea food Omelette, Sushi, frischen Obstsäften, Saté Spießen und kleinem feinem Gebäck gewann ein Stand mit gebratenen Insekten unsere Aufmerksamkeit.
Mama wollte von denen nichts wissen und übernahm die Aufgabe des Fotographen. Für Papa und mich war klar, dass wir etwas davon probieren müssen. Ich entscheid mich für die Heuschrecken. Papa wählte Maden.
Zuerst waren die Grashüpfer dran, die im Prinzip knusprig nach gar nichts schmeckten. Dann kamen die Maden. Uh, die sahen für mich etwas wie große Bed Bugs aus und das weckte keine guten Erinnerungen. Als ich rein biss, schmeckte ich nur einen fettigen, mehligen Brei. Bäh das war wirklich eine ekelige Konsistenz. Papa fand sie gar nicht so schlimm und durfte von mir aus gerne die restlichen Insekten aufessen.
So hab ich immerhin die Liste außergewöhnlicher Nahrungsmittel erweitert. Und jetzt wisst ihr auch alle, von wem ich das hab.
Meine Stimmung hellte sich schnell wieder auf, als ich den Stand mit Brillen sah. Schließlich hab ich mein Fielmann Modell ja auf dem Camping Platz von Fraser Island in Australien verloren. Bisher bin ich ganz gut mit Kontaktlinsen durch die Welt gekommen, aber eine kleine Entlastung für die Augen wäre ja im Prinzip nicht verkehrt. Nur für solche Anlässe, wenn ich nachts, verschlafen und eben ohne Linsen in den Augen, aus einem Bus steige und die U-Bahn Station oder das Hostel finden muss.
Mama, die ungefähr gleich kurzsichtig ist wie ich, probierte die Modelle durch, denn was auf den Gläsern drauf stand, stimmte nicht wirklich. Für 3 € erwarb ich ein Modell, das angeblich - 3.00 Dioptrien hat. Das passt theoretisch nicht so gut zu meinen -2,0 und -2,5 sehenden Augen mit Hornhautverkrümmung, aber als Notfallbrille für Reisezwecke ist dieser Schnapper gut geeignet.
22.10.2011, Samstag – Veranda Resort, Hua Hin
Art & Design Market – nicht der übliche Fake Kitsch
Ich hatte mit einem eher altmodischen Trödelmarkt gerechnet und freute mich, als ich Stände kleiner Designer sah, die ihre selbstgestalteten T-Shirts für 4 € verkauften. Neben Armreifen, Kleidchen, handgemalten Postkarten und Schweinespeck-Lollis am Stiel wurden auch kleine Stoff Colliers für Hunde verkauft. Mama und ich beschlossen allerdings unseren Jackrussel Nele davon zu verschonen.
Die kleinen Stände waren meist in weiß lackierten Holzhütten untergebracht, sodass der Markt im Vergleich zu den wuseligen Night markets der letzten Tage einen sehr gepflegten Eindruck machte. Auch das Publikum war anders. Jung, gewählt gekleidet und kaufkräftig. Breakdancer und Clowns lockerte die Atmosphäre auf.
Als Stärkung gab es Eis in einer halben Kokosnuss serviert, das man mit verschiedenen Toppings verfeinern konnte. Mama und ich entschieden uns allerdings für ein feines Gebäck, dass wir schon auf dem einen Tag zuvor besuchten Night Market in Hua Hin gegessen hatten. Und zwar wird ein Pfannkuchenteig hauchdünn, in der Größe und Form eines Eis auf die Bratfläche gegeben. Darauf kommt eine Schicht aus Baiser Schaum, die mit orange und gelb gefärbten süß-salzigen Kokosraspeln bedeckt wird. Der knusprige Teig rollt sich fast wie ein Pringle-Chip auf und schmeckt einfach köstlich! Das könnte locker die neue Attraktion auf deutschen Weihnachtsmärkten werden.
Der Rückweg war etwas stressig, da der Hotel-Shuttle-Bus tatsächlich 10 Minuten vor der verabredeten Zeit gefahren ist und wir nur noch die Rücklichter sahen. So mussten wir uns ein Taxi nehmen, was natürlich teurer war. Nach einer kleinen Beschwerde beim Hotel Manager haben wir nun jeweils einen kostenlosen Drink an der Bar. Dafür hat sich das Taxi fahren gelohnt.
23.10.2011, Sonntag - Veranda Resort, Hua Hin
Elefantenreiten – die asiatische Version von Ponnyreiten im Kreis auf dem Jahrmarkt
Ich glaube ich bin gegen Elefanten allergisch.
Jedenfalls hab ich nach unserem heutigen Ausritt rote Pusteln an den Füßen, Händen und Armen bekommen. Mama gibt mir Tiger Balm, die in Thailand neu entdeckte Wunderwaffe, die Fenestil Gel alt aussehen lässt. Und das hilft tatsächlich.
Den Ausflug hätten wir uns auch in anderer Hinsicht sparen können. Ich wusste doch gleich, dass dieser Manfred ein Schwätzer ist. Der hatte uns einen Fahrer vermittelt, der uns für 800 Baht zu einer Tempelanlage und anschließend zum Elefantenreiten gebracht hat. Wegen den Elefanten hatte Manfred uns noch gefragt, ob wir denn eher die wollen, die Fußball spielen und malen können oder doch die etwas weniger domestizierten, die auf einer kleinen Farm einer Familie leben…wahrscheinlich Verwandte von seiner Thailändischen Frau.
Wir entschieden uns natürlich für die etwas „natürlicheren“ Dickhäuter. Doch schon als wir auf das Gelände fuhren, sahen wir die ersten Auswirkungen dieser „ursprünglichen“ Haltung. Unter einem Abdach stand ein Tier und schwenkte seinen Schädel unaufhörlich von rechts nach links. Der Rüssel wedelte etwas unkontrolliert mit. Dazu schabte der Arme abwechselnd mit Vorder- und Hinterfüßen auf dem Betonboden.
Eigentlich hätte uns da schon klar sein müssen, was auf uns zu kommt. Der 50-minütige Ritt auf dem Rücken der grauen Riesen führte durch ein Gelände, das man mehr oder weniger als mit kleinen Tempeln und Buddhas gespickte Müllhalde bezeichnen kann. Die ganze Umgebung war verwahrlost. Überall liefen streunende Hunde umher und hinter einem Gatter, das viel zu eng war für die große Anzahl an Kühen, die es beherbergte, lagen riesige Berge von Plastikflaschen.
Der kurze Abschnitt, der durch Büsche und Bäume führte, war ein kleines Trostpflaster und die 30 m, die die Elefanten durch einen mit Seerosen bedeckten Teich gingen, waren so lange witzig, bis wir den toten Fisch entdeckten, der mit der Bauchseite nach oben im Wasser trieb.
Die Bank, auf der wir saßen, war nicht nur unter dem Bauch des Tiers festgezurrt. Ein weiteres Seil war unter dem Schweif befestigt und rieb auf dem Elefanten Po mit jedem Schritt die am Seil klebenden Exkremente hin und her.
Das Beste war, als die Elefantenführer zwischendurch stoppten und eine Schatulle mit Schmuck in Form von Stoßzähnen rausholte. Nein Danke, lass uns das lieber schnell hinter uns bringen.
Für die Pflege der Tiere wird sicherlich nicht viel Geld aufgewandt und nun hab ich Ausschlag. Barfuß auf nem Elefantenrücken zu sitzen ist also keine gute Idee.
Tiere, denen ich heute gerne zugeschaut habe, sind die gewitzten Makaken Affen, die eine Tempelanlage nahe Hua Hin belagern. Ein Affe hatte sich eine Tüte mit Lebensmitteln von der Ladefläche eines Pickups stibitzt und flitze mit seiner Beute, die fast dieselbe Größe wie sein Körper hatte, auf das Gewirr von Stromleitungen. Er griff sich eine Packung Instantnudeln und biss in das farblose Nudelgeflecht. Essen und Tüte halten gleichzeitig geht schlecht und es dauerte nicht lange, bis die Tüte auf das mit Stacheldraht belegte Wellblechdach eines Souvenirladens fiel. Darauf hatte die Affenhorde nur gewartet und sprang auf das Dach. Den Stacheldraht umhüpften sie natürlich unversehrt.
Die Instantnudeln waren bei den Affen sehr beliebt. Dichtgefolgt von kleinen Tütchen mit Nescafe Pulver Kaffee.
Es dauerte nicht lange, bis die Ladenbesitzer rauskamen und mit Bambusrohren gegen das Dach schlugen. Die Affen aßen relativ unbeeindruckt weiter und ich freute mich, Zeuge dieses Spektakels zu werden.
Der Tempel, den man nach ein paar hundert Treppenstufen erreichte, war ganz nett. Im Prinzip war es aber die unbeeindruckenste Anlage, die ich bisher in Asien gesehen habe. Trotzdem gab ich dem Mönch eine Spende in die Dose meines Sternzeichens und wir machten ein paar Bilder fürs Familienalbum.
Manfred tat ganz überrascht, als wir ihm bei unserer Rückkehr von dem Ausflug auf dem traurigen Elefantenrücken über die Müllhalde erzählten. „Ach ja, mensch was machen die da denn?“ und dann gab er zu, dass er das neulich schon mal von zwei Gästen gehört habe…
Wir waren froh, als wir unseren westlichen Touri-Po wieder weich auf die Liegen am Pool betten konnten. Dort sah ich allerdings auch etwas, das ich mir gerne gespart hätte. Und zwar kann ich euch jetzt die Frage beantworten, wie ein Bauchnabel von einem stark übergewichtigen ca. 65 Jahre alten Mann aussieht. Er stülpt sich nach außen!! Fast wie der Ansatz eines Elefantenrüssels, der kurz nach Beginn abgeschnitten wurde. Das war alles andere als schön.
Der Abend verlief zum Glück besser. In unserem Stammrestaurant am Strand teilten Mama und ich uns einen gegrillten Fisch, der unglaublich lecker gewürzt war. Anschließend lösten wir unseren Free Drink an der Bar ein. Mein Grape Mojito war der leckerste Cocktail, den ich seit langem getrunken hab.
25. – 26.10.2011, Veranda Resort Cha Am
Nationalpark, Königstempel in Höhle
Heute haben wir einen richtig schönen Ausflug gemacht. Den haben wir nun über das Hotel und nicht über diesen dubiosen Manfred gebucht.
Früh morgens wartete unser Reiseführer „Gang“ auf uns in der Hotellobby. Gang steht ganz aufrecht, trägt ein sehr Körperbetontes Ed Hardy Shirt, halblange Jeans und Vans Slipper mit Totenköpfen drauf. Ein bunt gemustertes Kopftuch schützt seinen sonst wohl kahlen Kopf vor der Sonne und ist natürlich zudem ein nettes Accessoire. Am besten gefällt mir allerdings seine Krokodilleder-Handtasche in hellem braun. Die hat er sich extra in Bangkok anfertigen lassen. „War teuer, ne“ fügt er noch hinzu.
Gang ist wirklich total niedlich. Zuerst dachte ich, dass er abends vielleicht noch einen zweiten Job hat, aber mittlerweile glaube ich, dass er sich für sowas zu schade ist.
Sein Lieblingssatz ist „Lass mal sehn“. Den sagt er gerne, wenn er über das Programm spricht: „Wenn die Flut hoch ist gleich, dann können wir nicht das Boot nehmen, ne. Dann müssen wir laufen, über den Berg. Aber lass mal sehn…“
Zusammen mit zwei deutschen Pärchen aus anderen Hotels halten wir zuerst an einer Ananas Plantage. Die Früchte sind hier unglaublich günstig und werden für 2-5 Baht pro Kilo vom Bauern verkauft. Das sind 5-7 Cent pro Kilo!! Und in Deutschland ist die günstigste Ananas für 1,49 € zu haben und schmeckt nicht ansatzweise so gut.
Wir fahren weiter in den Nationalpark und kommen an einem Strand an. Wir werden in ein kleines Longtailboot geladen, mit dem wir einen Cruise in die nächste Bucht machen. Dort sieht es sehr idyllisch aus. Der Strand ist hell, das Wasser relativ klar und wo der Strand aufhört, beginnt sofort ein Wald aus Seekiefern.
Wir haben eine ansehnliche Wanderung vor uns. Es geht 300 m hoch, 130 m runter und dann wieder zurück. Um den Weg zu erklimmen und weil es wohl auch quasi dazu gehört, leihen wir uns bei der Oma im Tal einen Wanderstock für 20 Baht. „Oma ist arm. Oma kriegt keine Rente und gleich kommen Kinder und wollen das Geld von Oma haben“ erklärt uns Gang und spricht mit der Greisin auf Thai. Wir bekommen 3 Stöcker für 50 Baht. Die Oma schimpft, sie fühlt sich um 10 Baht betrogen. Aber Gang sagt „Ach komm Oma, lass Oma gut sein, ne“.
Der Aufstieg ist wirklich nicht zu unterschätzen. Zwar gibt es im Vergleich zur Wanderung zur Monkey Bay in Malaysia richtige Stufen, eine Tafel mit Erklärungen und eine Art Rehling an steilen Stellen, aber ins Schwitzen kommen wir hier auch sehr gut. Auf der Hälfte des Wegs macht eine Frau aus dem Ruhrpott mit praktischer Kurzhaarfrisur schlapp und beschließt auf uns zu warten. „Du hast ja das Handy. Du kannst dann ja in Deutschland anrufen, wenn’s nich mehr geht“, rät ihr Mann.
Wir steigen weiter hinauf und kommen letztendlich zu einer Höhle. Die Felsformationen sind hell und durch viele Öffnungen fällt Sonnenlicht. Der Boden ist trocken, lehmig und sehr weich. Ein paar Büsche wachsen auf dem Boden. Insgesamt ergibt das eine wunderschöne Kulisse.
Mitten auf einer „Lichtung“ steht ein kleiner Königspalast, der rot-golden in den Sonnenstrahlen glänzt. Gang zeigt uns die Unterschriften, die König Rama der 5. und König Rama der 7. bei ihren Besuchen an den Höhlenwänden hinterlassen haben.
Nach dem Abstieg erwartet uns ein reichhaltiges Mittagessen im Restaurant des Nationalparks und es bleibt noch etwas Zeit ins Meer zu springen, bevor wir mit dem Longtailboot zurück zur Bucht gebracht werden, in der unser Bus schon auf uns wartet.
Mama und Papa freuten sich total, ins Meer zu springen, da das Wasser an unserem Hotel nicht sehr einladend ist. Ich verspüre mittlerweile nicht mehr den Drang bei jeder Gelegenheit ins Wasser zu springen. Das hab ich ja schon so oft gemacht und kann ich noch 2 Monate lang tun. Da zog ich es lieber vor, trocken in den Bus zu steigen.
Auf dem Rückweg hielten wir auf einer Brücke in einem Fischerdorf. Auf dem Fluss lagen viele türkis-rot gestrichene Bötchen und in den Häusern wurde der Fisch verarbeitet.
In einem Land wie Thailand, dessen Kultur so fremd ist, lohnt es sich auf jeden Fall eine geführte Tour zu machen. Gang konnte uns sehr viel über die Thailändische Lebensweise erzählen, über die Vegetation im Nationalpark und über die Monarchie und dessen Achtung.
Leider mussten wir auch erfahren, dass er der Touristenführer war, der mit seinem Tourbus vor einer Woche verunglückt ist. Ich hatte ihn nämlich bei meinem HNO-Arzt-Besuch im Krankenhaus zusammen mit der Mutter in Halskrause und ihrer Tochter gesehen. Er erläuterte uns die Umstände des Unfalls und erzählte, wie der Tourbus im Graben lag und er im Matsch stand. Er kann sich leider zu gut an alle Details erinnern und wenn er nicht arbeitet, muss er „Pillen schlucken“, da seine Gedanken nur um den Unfall kreisen. Es muss schlimm sein, wenn auf der eigenen Tour eine Person stirbt. Auch wenn er nichts dafür kann, so fühlt er sich sicherlich auf eine Art und Weise für das Unglück verantwortlich.
Gang glaubt an Geister, wie es im Buddhismus üblich ist. Der Tag an dem sich der Unfall ereignete war ein Samstag. Und genau an diesem Samstag vor 10 Jahren ist sein erster Tourgast gestorben. Es war ebenfalls ein Deutscher, der wie wir den Berg im Nationalpark hochgestiegen ist. Er war schwer übergewichtig, hatte Bluthochdruck und vor Tourbeginn schon einige Bier getrunken. So erlitt er durch das anstrengende Wandern in dem feucht-heißen Klima einen Herzinfarkt. Es dauerte zu lange, bis der Arzt den Weg in die Höhle gefunden hatte und so starb der Mann.
„Jetzt muss ich in den Tempel gehen und Opfergaben machen, damit Geist verschwindet“ sagte Gang voller Überzeugung.
27.10.2011, Veranda Resort, Cha Am
Ausflug zu den schwimmenden Märkten, Longtail-Bootfahrt und lauter Touriläden, Tempel
Menschen stehen im Fluss und putzen sich im dreckigen Wasser die Zähne. Andere waschen ihre Wäsche oder säubern Geschirr und Töpfe. Wir fahren mit einem Longtailboot auf einem Fluss zwischen Hua Hin und Bangkok. Das Ufer ist dicht bebaut. Die meisten Häuser sind aus Holz oder Bambus gebaut und stehen auf hohen Stelzen im Wasser. Einige der Bewohner winken uns im Vorbeifahren aus ihren Wohnzimmern zu. Sie müssen diese Art von Tourigruppen jeden Tag unzählige Male sehen.
Einige der Hütten sind Homestays, in denen Backpacker für eine Nacht bei den Familien unterkommen können. Das ist sicher eine gute Methode, um die thailändische Kultur kennen zu lernen.
Nach einer Stunde kommen wir bei den schwimmenden Märkten an. Der Fluss ist nun von Händlerbooten überschwemmt, die Nudelsuppe, Früchte oder Souvenirs anbieten. Wir gehen rechts und links vom Fluss entlang bzw. drängeln uns durch die Touristenhorden, die den Markt besichtigen. In der Mittagshitze ist uns diese Enge schnell genug und wir flüchten in die angenehme Kälte eines Iced Cappuccinos.
Zum Lunch werden wir auf ein Restaurantboot gebracht, an dessen Wänden mindestens 100 Bilder von König Bumipol hängen.
Wie üblich gehören noch zwei kurze “Verkaufsstopps“ zur Tour dazu. So wird unser Portemonnaie in einer Karamellfabrik und Holzschnitzerei in Versuchung geführt. Wie üblich – ohne Erfolg.
28.20.2011, Veranda Resort, Cha Am
Anruf aus einer anderen Welt und unser letzter gemeinsamer Tag
Meine letzte Vorlesung besuchte ich im März 2010. Mein letzter Arbeitstag war der 29.November 2010. Das ist nun schon viel zu lange her, um mich an die Details zu erinnern. Außerdem ist mein Kopf nach 4 Monaten Reise total im Urlaubsmodus und garantiert nicht bei aktuellen Themen des Personalmanagements.
Beim Blick auf die Vorlesungen, die ich laut meinem Masterzeugnis besucht habe, fiel es mir schwer mich an die konkreten Inhalte zu erinnern. Teilweise hatte ich nicht ein Mal mehr ein Bild von den Dozenten im Kopf. Gruselig, wie schnell mein Gehirn Informationen löscht. Das kann ich jetzt wohl auch nicht mehr auf das „straffe Bachelor-Master-System“ schieben.
Auch die einzelnen Stichpunkte auf meinen Arbeitszeugnissen erschienen mir teilweise rätselhaft. Falls mich der Mitarbeiter der Personalberatung im Telefoninterview gleich danach fragen sollte, muss ich eben improvisieren.
Ja, so langsam muss ich mich um mein Leben nach der Reise, sprich um einen Beruf, kümmern. Köln oder Berlin wären gut. Der hohe Kölner Norden, der den merkwürdigen Namen „Düsseldorf“ trägt, wäre auch noch akzeptabel, genau wie Hamburg oder Frankfurt. Ein Direkteinstieg als Personalreferent mit Schwerpunkt Recruiting und Personalentwicklung wär optimal. Oder eine Stelle in einer Management- / Personalberatung. Ein Trainee im Human Ressource Management wär auch noch ok. Bitte in einem international tätigen Unternehmen, das am besten ein Büro in Melbourne hat, in dem ich dann auch mal ein zwei Jahre arbeiten kann. Gut bezahlt sollte die Stelle in jedem Fall sein. Viel Reisen - ist in Ordnung. Besser als jeden Tag im gleichen Büro zu versauern. Entwicklungschancen – natürlich gern gesehen. Leistungsbezogene Vergütung – ja bitte, ich leiste gerne mehr. Und ein I-Phone als Berufshandy wär ein guter Anreiz, dann müsst ich mir das teure Ding nicht selber kaufen. Ok, ich glaube, um ein Unternehmen zu finden, das diesen Ansprüchen genügt, ist unmöglich.
Der Mitarbeiter der Personalberatung (die übrigens ein Büro in Melbourne hat) beginnt das Telefoninterview mit dem üblichen Geplänkel. Angeblich ist er auch schon mal in Hua Hin gewesen, aber nur zum Durchfahren, ist ja nicht so schön da. Er fragt mich nach meinem Lebenslauf und den Berufserfahrungen der letzten zwei Jahre und ich merke, dass meine Selbstpräsentationsfähigkeiten etwas eingerostet sind. Wir werden sehen.
Mama und Papa freuen sich natürlich, dass sich ihr Töchterchen schon um die berufliche Zukunft sorgt. Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag. Da gehen wir zum Dinner wieder in unser Stammrestaurant, die Blue Sea Bar mit der freundlichen Köchin und ihrem Mann, der neben Taxi fahren auch Gemüse schnippeln und Kellnern kann. Wir bestellen zwei Mal Fisch. Das ist der beste Fisch, den ich bisher gegessen habe. Ich weiß nicht, wie sie die Haut so knusprig hinbekommt. Sie schmeckt vorzüglich und normalerweise finde ich die Haut immer ekelig.
Zum Abschied schenkt uns die Köchin noch zwei Muschelmobilés mit Visitenkarte und drei Flaschen Wasser. Die haben schon eine gute Marketingstrategie, für so ein kleines Strandlokal.
An der Hotelpoolbar gibt es noch einen letzten Cocktail und wir lassen den Urlaub revue passieren. Meine Eltern brauchten ein paar Tage, um sich an die thailändische Kultur zu gewöhnen. Das Klima mit der hohen Luftfeuchtigkeit ist für einen europäischen Körper, der auf Herbst eingestellt ist, ungewöhnlich. Und die vielen Gerüche und das Menschengewirr auf den Nachtmärkten kann Nase und Augen erst überfordern. Aber mittlerweile sind sie begeistert von dem thailändischen Essen, dessen Vielfalt die deutsche Küche um ein mehrfaches übertrifft. Auch die thailändische Freundlichkeit und Gelassenheit erzeugt ein Wohlgefühl. Papa plant schon direkt den nächsten Thailandtrip. Im Februar hat er wieder Urlaub.
29.10.2011, Süd-Bushaltestelle, Hua Hin
Auf nach Ko Phi Phi
Jetzt habe ich den Laptop angestellt, in der Hoffnung, dass nun gleich der Bus nach Phuket kommt. Der hat nämlich mittlerweile schon eine Stunde Verspätung. Und ich versuche ihn jetzt nach dem Prinzip „Wenn ich einen Schirm mitnehme, fängt es nicht an zu regnen“ oder „Genau, wenn ich mir eine Zigarette anzünde, kommt der Bus um die Ecke“ mental herbeizurufen.
Da kommt auch schon eine Ansage durch den Lautsprecher. Aber leider in Thai. Ich muss erst drei verschiedene Thais fragen, bis ich eine finde, die mir in ein paar Brocken sagt „Bus delay, after the bus come“….Ich sag „So, we have to wait?“. Sie sagt: „Yes“…
Das Busfahren ist hier nicht wie in Australien, wo sich Backpacker aus aller Welt auf Greyhoundbusse aufteilen. Hier sind fast nur Thais. Die kann ich schlecht nach Hostel Empfehlungen für Ko Phi Phi fragen.
Immerhin stehen hier jetzt schon mehr Leute mit Gepäck rum und sehen abfahrtsbereit aus. Die Frau vom Ticketcounter meinte nach meinem zweiten Nachfragen, dass sie mir Bescheid gibt, damit ich ihn nicht verpasse. Wirklich freundlich, diese Thais!
Aber ein unfreundlicher pünktlicher Busfahrer wäre mir grade lieber. Schließlich muss ich noch die nächsten 10 Stunden rumsitzen, in denen mich der „VIP Bus“ dann nach Phuket bringt. In diesem Ort, der für Sex-Tourismus verschrien ist, will ich natürlich nicht bleiben. Ich nehme direkt die erste Fähre nach Ko Phi Phi um 8 Uhr morgens, falls der Bus nicht 3 Stunden Verspätung hat, sollte das kein Problem sein. Die Fahrt ist nämlich mit 10 Stunden angesetzt. Dafür zahlt man hier übrigens 589 Baht. Das sind ca. 15 €. Da könnte sich Nieporte mal ne Scheibe von abschneiden.
Ein Taxi vom Stadtzentrum zu unserem 25 km entfernten Hotel in Cha Am und zurück kostet übrigens das gleiche. Das sind eben die Touri-Abzock-Preise.
Jetzt wird’s grad ganz schön windig und die Glocken von einem kleinen Tempelhäuschen bimmeln. Das hört sich an, als ob einer zum Einsteigen bimmelt. Aber da hab ich mich leider vertan.
Hier läuft ein kleines Mädchen mit vielleicht 2 Jahren rum, das ein Kopftuch trägt...die ist wohl neidisch auf ihre Mama, so wie kleine Mädchen manchmal den Nagellack ihrer Mutter haben wollen.
Wieder eine Durchsage…hm ich hab nur Ko Lanta verstanden und meine englisch sprechende Freundin macht sich nicht die Mühe, mir irgendwas zu sagen. Dann wird’s wohl nicht um den Phuket-Bus gehen.
Mit mir warten auch 6 Soldaten. Die haben neben ihrer Tarnuniform noch eine Tarnkappe auf und schwarze Springer Stiefel an den Füßen. Im Prinzip unterscheiden sie sich nicht besonders von deutschen Soldaten. Aber sie sind alle ziemlich dünn und fit. Keine Bierbäuche, wie man das doch manchmal bei den deutschen sieht.
Gut, dass mein Laptop noch fast 4 Stunden Akku hat. Jetzt kam grad die Frau vom Counter zusammen mit einem Mann in Uniform (kein Soldat), der hier anscheinend was zu organisieren hat. Der Bus hatte einen Unfall und wird nun um 21.30 Uhr erwartet. Das ist dann eine Verspätung von 2 ½ Stunden. Oh man, da ist bestimmt wieder ein Rollerfahrer unter den Bus gekommen. Das hab ich hier nun schon öfter gesehen.
Ich weiß nicht wie hoch die Unfallstatistik ist, aber ich glaube mit Bestimmtheit sagen zu können, dass sie sehr sehr hoch ist! Ich würde sagen bei 30 % aller Fahrten, die wir in den letzten 12 Tagen unternommen haben, wurden wir Zeuge eines Verkehrsunfalls. Meistens sind Rollerfahrer beteiligt und ich will mir nicht ausmalen, in welchem Zustand die sind, wenn sie mit Flip Flops und schlecht sitzendem Helm (wenn sie denn einen tragen) auf dem Asphalt oder in einer Frontscheibe landen. Ich kann es mir ja ungefähr vorstellen, nachdem ich auf Ko Samui gestürzt bin. Meine Wunden sind jetzt nach knapp 14 Tagen ganz gut verheilt. Nur am Ellenbogen hab ich noch ein kleines Loch.
Mama hat letztens gesehen, wie eine erwachsene Frau mit 4 Kindern auf einem Roller gefahren ist. Das ist eindeutig ein neuer Rekord.
Eine neue Durchsage und die Armee-Männer machen sich auf den Weg. Jetzt ist es 20.30 Uhr. Wahrscheinlich ist der Bus da, der planmäßig um 21 Uhr nach Phuket fährt. Das bringt mir leider herzlich wenig, da ich ja ein Ticket für den „früheren“ Bus um 19 Uhr gebucht habe. Hauptsache, ich komme heute noch irgendwann los!
30.10.2011, Fährableger, Phuket
Jetzt aber: auf nach Ko Phi Phi
Ich habs tatsächlich pünktlich geschafft. Mein Fährticket hab ich schon in der Tasche und jetzt muss ich noch 1 ½ Stunden warten, bis es losgeht nach Ko Phi Phi.
Als der Bus dann pünktlich mit Verspätung um 21.30 Uhr ankam, saß schon jemand auf meinem Sitz D10. Erst stand er auf, doch dann kam die Platzanweiserin und sagte er soll sitzenbleiben. Stattdessen wies sie mir den Platz in der Mitte hinten in der allerletzten Reihe zu. Richtig, das ist der Platz, bei dem man 30 Meter an allen Sitzreihen vorbei und dann genau durch die Frontscheibe fliegt, falls der Fahrer eine Vollbremsung machen sollte. Die Asiaten um mich herum lächelten mich aufmunternd an. Die Klimaanlage pustete die kalte Luft direkt auf meinen Kopf und meinem Blick sah man offenbar die Begeisterung an. Zum Glück musste ich dort nur 10 Minuten sitzen. Dann fragte die Platzanweiserin, ob ich mich umsetzen will und ich landete glücklicher weise auf einem normalen Zweierplatz am Gang im vorderen Teil des Busses, der nicht auf 15 Grad runter gekühlt wird.
Und dann gabs sogar richtig Service im Bus! Jeder bekam eine Flasche Wasser, Cracker und ein Stück Gebäck. Ne Decke zum kuschligen Schlafen wurde auch gereicht. Wow, das war besser als bei Ryanair oder German Wings.
Ich war tatsächlich die einzige Europäerin im Bus! Das hab ich bisher noch nicht erlebt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Hua Hin kein Backpackerziel ist und alle anderen Touristen mit den Hotelbussen herum kutschiert werden.
Doch ich hatte Glück. Neben mir saß ein Nepalese, der verhältnismäßig gutes Englisch sprach. Ich schätze ihn auf Mitte 40. Er machte zusammen mit seinen 10 Kollegen aus der Solarzellen-Branche eine Geschäftsreise durch Thailand. In diesem Bus?
So nutzte ich meine Chance und fragte ihn etwas über Nepal aus. Folgendes hab ich erfahren: In Nepal leben 2,6 Millionen Menschen. Der Großteil von Ihnen arbeitet in der Landwirtschaft und baut Reis an oder züchtet Ziegen. Ziege ist das Haupt-Fleisch, das sie verzehren. Kühe dürfen sie nicht essen, schließlich sind Kühe im Hinduismus heilig und 60 % der Nepalesen sind Hindus.
Könnt ihr euch vorstellen statt Rind Ziege zu essen? Ich nicht. Hühnchen geht in Nepal auch noch klar. Ich glaub Hühnchen sind nirgendwo heilig und werden überall in Massen gegessen. KFC ist in Asien auch viel populärer als in Europa.
Um kurz vor Zwölf hielten wir an einer Art Raststätte an. Mit meiner neuen 3 € Brille vom Nachtmarkt in Hua Hin konnte ich beobachten, wie die Fahrgäste ihr Busticket an einem Tisch vorzeigten. Die Thais hinter dem Tisch rissen ein Stück davon ab und dafür bekam man dann eine Tüte mit Joghurt, Yakult und einem Küchlein. Ich zeigte einfach mein Ticket vor und wortlos wurde auf die Tüten gedeutet, von der ich mir eine aussuchen konnte. Das muss man auch erst Mal wissen.
31.10.2011 – 02.11.2011 The Rock Hostel, Ko Phi Phi
Was ist schlimmer? Goon oder Buckets?!
Niemand hat mir gesagt, dass es auf Ko Phi Phi auch Buckets gibt. Wie auf Ko Phangan zur Fullmoonparty bekommt man hier für 280 Baht (4,50 €) einen Eimer Wodka Redbull oder Whisky Cola etc.
Zum Glück konnte ich die für heute geplante Schnorcheltour auf morgen verschieben. Als ich heute Morgen um 9 Uhr aufgewacht bin war ich nämlich schon seekrank, ohne je ein Boot betreten zu haben.
Ich bin hier in nem totalen Partyhostel gelandet. Es gibt 2 Dorms mit jeweils 16 Betten. Für mich war nur noch ein Einzelzimmer frei, das 100 Baht mehr kostet. Aber im Prinzip bin ich ganz froh darüber, dass ich nicht mit den Chaoten in einem Zimmer schlafen muss.
Tagsüber und vor allem abends sitzen alle auf Bänken vor dem einen Dorm und aus den kleinen Shops auf der Straße wird Bier oder eben ein Bucket geholt. Die Atmosphäre ist sehr relaxt. Vor allem ein Rasta aus Argentinien, ein Brasilianer und ein Afro aus der Dominikanischen Republik chillen den ganzen Tag. Ein paar Schweden sind kräftig am Trinken. Vor allem Johann, der erst 21 ist und sein Knie vorgestern bei einem Backflip aufgeschlagen hat, sagt, dass er sein ganzen Leben Party machen will. Bis er 40 ist. Es gibt für ihn nichts Schlimmeres als Langeweile. Ich weiß nicht, was bei ihm schief gelaufen ist, aber irgendein Ereignis versucht er glaub ich auf dieser Reise durch Alkohol aus seinem Gedächtnis zu eliminieren.
…
Ja und so ging es dann auf Phi Phi weiter: Am ersten Abend bin ich mit den Schweden Johann und Andres, dem Australier James und dem Engländer Lee losgezogen. Nach ein paar Drinks im Hostel landeten wir erst in einer Cocktailbar und dann in der „Reggae Bar“. Dort bekommt man 2 Buckets umsonst, wenn man freiwillig in den Ring steigt und beim Thai Boxen mitmacht. Es dauerte nicht lange bis Lee und Johann im Ring standen und die Fäuste flogen. Wie viele Buckets die Amateurboxer schon intus haben interessiert übrigens niemanden. In ihrem Stadium hatten sie auf jeden Fall keine koordinativen Fähigkeiten mehr und der schmächtige Johann lag schnell am Boden.
Am nächsten Morgen half nur ein fettiges Stück Pizza und ein frisch gemixter Ananassaft gegen den üblen Kater. Als ich hörte, dass der Typ aus der Dominikanischen Republik in der Nacht von seinem Hochbett runter gebrochen hat, beschloss ich in der Einsamkeit bzw. in den schützenden 4 Wänden meines Einzelzimmers zu bleiben.
Am zweiten Abend ging es dann mit wiedergewonnenen Kräften direkt in die Stones Bar am Strand. Das Bier schmeckte zwar noch überhaupt nicht. Aber der Wodka-Redbull-Sprite-Bucket war in Ordnung. Um 22 Uhr startet dort die abendliche Feuershow und 7 Thais sowie ein Italiener jonglieren brennende Feuerbälle. Diese war auf jeden Fall die beste Feuershow, die ich in meinem Leben gesehen habe. Die Thais waren wie in Trance und das Ganze wurde von einem DJ mit feinen Elektroklängen begleitet.
Danach zogen wir weiter in die Sleeky Bar, was angeblich der beste Club auf Ko Phi Phi (zumindest im Hauptort) sein soll. Als mich dort Lady Gaga erwartete war ich schwer enttäuscht. Tanzen am Strand unter Sternenhimmel ist schön, aber nicht zu der Musik. Das fand auch Aki, ein Finne, der an diesem Tag neu angekommen war. So suchten wir den Strand nach besserer Musik ab und landeten letztendlich erneut in der Stones Bar.
Dort tauchte auch Lee irgendwann wieder auf, der sich an diesem Halloween Abend in ein Kleid einer weißblonden Polin gezwängt hatte, die neu im Hostel eingecheckt war. Lee war schon jenseits von gut und böse und torkelte nur so am Strand entlang. Wir fragten ihn, ob wir ihn nach Hause bringen sollen, aber das kam für ihn auf keinen Fall in Frage. Stattdessen fummelte er an seinem Kleid herum und –zack- zeigte er uns, dass unter dem Kleid keine Frau sondern ein Mann steckt. Das ist leider auch typisch englisch, dass sie volltrunken gerne ihre Männlichkeit präsentieren.
Ich war mir sicher, dass Lee am nächsten Morgen definitiv nicht zum Schnorcheln mitkommt und es wie ich am Morgen zuvor verschiebt. Zu meiner Überraschung war es er, der am nächsten Morgen an meine Tür klopfte und mit krächzender Stimme „GERMANYYYYYY SNORKELING“ rief. Sein Namensgedächtnis ist anscheinend zu vielen Eimern zum Opfer gefallen.
So machten Lee, Aki und ich uns auf zu einer Bootstour rund um Ko Phi Phi Don und die kleinere Insel Ko Phi Phi Lee. Wir stoppten am Shark Point und in der Monkey Bay zum Schnorcheln. Das Wasser war badewannenwarm und die Sicht im klaren Wasser wirklich einmalig. Als wir am Strand von Bamboo Island ankamen, verschlug es mir fast die Sprache. So einen schönen Strand habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und ich kann ihn auch eigentlich nicht mit Worten beschreiben. Es war einfach nur perfekt.
Die Maya Bay, in der The Beach mit Leonardo Di Caprio gedreht wurde, ist kleiner, als sie im Film erscheint, aber das ist ja kein Wunder. Die Bucht, die von Limestone Felsen umgeben ist, bietet trotzdem eine malerische Kulisse.
Auch die Viking Cave und Pirate Bay waren zwei super Schnorchelstationen.
Abends aßen wir im Papaya, einem Restaurant mit authentischem Thai Food und passend zum Restaurantnamen aß ich Spicy Papaya Salad. Nach dem Essen ließen wir den Abend am Strand bei der Feuershow ausklingen.
03.11.2011, Mittwoch – Spicy Thai Backpackers, Chiang Mai
„Are you english?“
Und wieder einmal habe ich festgestellt, dass es keinen Sinn macht, Flüge im Voraus zu buchen. So gerne wäre ich noch auf dieser wunderschönen Insel geblieben und hätte noch mehr Zeit mit diesen bescheuerten Knallköpfen im The Rock Hostel verbracht. Leider kann man bei Air Asia Flüge nur 48 h vor Abflugzeit verschieben. So nahm ich nach einem reichhaltigen Müslifrühstück mit Aki die Fähre am Mittag nach Phuket. Von dort aus fuhr mich der Taxifahrer eine Stunde zum Flughafen und nach knapp 2 Stunden Flugzeit kam ich um 22 Uhr in Chiang Mai an.
Ich hatte einfach irgendein Hostel mit einer guten Bewertung beim Hostelbookers.com gewählt. Leider war das Spicy Thai etwas zu weit außerhalb vom Stadtzentrum entfernt. Das fand auch Marije, eine Holländerin, die gerade aus Düsseldorf angekommen ist. Wir hatten beide vom Deejai Hostel gehört und am nächsten Morgen packten wir früh unsere Taschen, nahmen Marijes erstes Tuk Tuk und zogen um.
Das Deejai Hostel ist ein absolut wunderbarer Ort. Das Gebäude gehört „Mama“, einer kleinen molligen Thaifrau, die sich alle Mühe machte, die Flecken von meinem Motorbike Crash aus meinem weißen Kleid zu entfernen. Leider erfolglos. Sie schlug mir vor, es mit Batik Technik zu färben. Das ist nicht gerade mein Style, also schenkte ich es ihr und sie wird es für ihre Schwester färben.
Gon, Mamas Sohn, hat das Hostel gegründet und sitzt mit seiner Freundin an der Rezeption, wenn dort nicht gerade Toohey mit ihren super blauen oder lilanen Kontaktlinsen die Gäste anstrahlt.
Wenn das ganze Hostel ausgeht, wie am Freitag in die Reggae Bar, dann passen die Gon und Co. auf, dass wir alle zusammen in einem Songthawo zurück fahren und keiner verschollen geht. Leider braucht die Bangkok Police, was ich als eine Bande korrupter Freaks verstanden habe, zurzeit Geld. So schließen sie jeden Club um 12 Uhr und wenn man dann nicht seinen Pass dabei hat, muss man Strafe zahlen.
Erschrocken hat mich auch ein kleiner Junge, der uns vor dem Club Rosen zum Verkauf angeboten hat. Sein Gesicht war so ernst und erwachsen. Er sah eher aus wie 45 als wie 10 Jahre. Als wir „Nein“ zu den Rosen sagten, zeigte er uns den Schlagring an seiner Hand. Und als Mat, ein Kanadier, ihn fragte „Mama or Mafia“ änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig und seine Augen waren voller Trauer. Die Mitarbeiter der Mafia werden auch immer jünger.
Tagsüber sind Marije und ich durch die Stadt gelaufen und haben uns einen Tempel nach dem anderen angeguckt. Mein Fazit: sie sind wirklich schön und die farbenfrohe Religion des Buddhismus mit all den Blumen, Räucherstäbchen und goldenen Verzierungen erzeugt gleich eine unglaublich angenehme Atmosphäre aber mehr als 50 Buddhas am Tag kann ich mir nicht angucken.
Als wir vor einem der Tempel stehend unseren Stadtplan von links nach rechts drehten, kam ein hellblondes Mädchen auf uns zu und begrüßte uns mit den Worten „Are you english?“. „Nein, aber du kannst trotzdem mit uns auf Sightseeing Tour gehen….“ war unsere Antwort. Stephanie aus Leeds war gerade von Ko Tao in Chiang Mai angekommen und hatte in ihrem Guest House zwar einen Pool aber dafür kaum Gesellschaft.
„Misses Cup of Tea“, wie wir sie mittlerweile auch gerne nennen, hat einen der stärksten englischen Akzente, den ich seit langem gehört habe, verschluckt oft Silben und Marije und ich verstehen erst mit Nachfragen, was sie meint.
Steff hat Musik studiert, kennt jede Band und ihr Freund ist der Drummer bei „Allen and the Escapades“. Wir können uns wunderbar über Musik austauschen, wenn ich denn den Bandnamen verstehe, so wie sie ihn ausspricht.
Abends kam Steff in unser Hostel, wo wir beim Free BBQ in den Bamboo Hütte saßen und uns unter die Hostel Bewohner gemischt haben. Es scheint so, als würden in Chiang Mai oder speziell im Deejai Hostel viele kleben bleiben oder wiederkommen, nachdem sie in Pai, Chiang Rai oder sogar Laos waren.
04.11.2011, Donnerstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Cooking Class
Ich bin im vierten Monat schwanger. Zumindest fühle ich mich so, nachdem wir heute in der Thai Cooking Class sechs verschiedene Gerichte gekocht haben und ich neben meinen eigenen auch noch Marijes probiert habe.
Es gab sechs verschiedene Gänge und pro Gang konnte man aus drei Gerichten wählen. Zuerst wurden jedoch die Zutaten auf dem Markt eingekauft. Die intensiven Gerüche von fermentiertem Fisch, Chicken soup, reifen Bananen Motorrollerabgasen waren nach der Nacht in der Bamboo Hütte des Hostels beinah zu intensiv für meinen Magen. Mit einem frischen Melonen Smoothie mit viel Eis war es etwas erträglicher. Ich hatte zwar „Lemon“ bestellt aber das Leben ist ja keine Englisch Master Class.
Mein erster Gang war Pad Thai: frittierte Nudeln, mit Tofu, Gemüse und Ei. Danach machten wir selber Currypaste und verarbeiteten die in Penang Curry: rotes Curry mit Hühnchen und kleinen Egg Plants drin sowie Hühnchen mit Thai Basilikum. Danach war schon kaum mehr Platz für Som Tam: Papaya Salat, der mit Erdnüssen und ganz viel Chili zubereitet wird. Zum Abschluss musste dann irgendwie noch Sticky Rice mit Mango und Black Rice Pudding probiert werden. Mmhh, war das lecker.
Wenn ich kann, dann mache ich jetzt in jedem Land einen Kochkurs. Es ist gut, um ein Gespür für Gewürze und Garzeiten zu bekommen.
Am Abend ging fast das ganze Hostel zusammen ins Taku’s, eine Bar, die vom Engländer Rob geführt wird, der hier ab und zu im Hostel an der Rezeption sitzt oder andere Dinge tut wie essen und mit den Backpackern quatschen.
Über dem Taku’s ist eine Galerie, die einem Thai gehört, der mit seinen Dreads und dunklen Augen wie „Jack Sparrow“ aussieht. Das Taku’s hat normalerweise auch Gin Tonic. Aber manchmal geht das Tonic aus. Dann heißt es „moment please“ und ein Mitarbeiter wird losgeschickt, um etwas Tonic im nächsten Minimarket zu kaufen.
Als Misses Cup of Tea neulich einen Cocktail bestellte, hieß es: „Der steht zwar auf der Karte aber den haben wir nicht., wir sind schließlich eine Bar“….hm ok, wir reagieren einfach wie die Thais: drüber hinweg lächeln.
Dann noch schnell 20 Baht an die Frau spenden, die die ganzen Hunde in Chiang Mai fett füttert und weiter in die Reggae Bar zur Live Musik, bis sie dann von der Bangkok Police geschlossen wird.
05.11. 2011, Samstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Dancing Shrimps am See und Doi Suthep Tempel
Dancing Shrimps sind lebendige Süßwassershrimps, die in Chilisoße in einem kleinen Porzellantopf serviert werden. Wir konnten uns nichts darunter vorstellen, als wir sie am Huany Thung Thao See serviert bekamen. Als wir den Deckel vom Topf abnahmen und uns die ersten Schrimps um die Nase tanzten, wussten wir was mit dem Namen gemeint ist und Mat, der uns die Thai Food bestellt hatte, lachte sich über unsere Reaktion kaputt.
Natürlich hab ich die probiert und sie sind wirklich lecker. Man muss nur schnell drauf beißen, sonst fühlt sich’s komisch im Mund an.
Zum See waren wir mit einem Songthawo gefahren, einem Art Taxi, dass man sich mit mehreren Leuten teilt. Marije, Steff, der Kanadier Mat, der Neuseeländer Matt und ich hatten uns das Taxi für den Nachmittag gemietet und lagen nun entspannt in unserer Bamboo Hütte am See. Der See erinnerte mich an die Tümpel bei uns im Wald oder an Tütings Teich. Das ist natürlich kein Vergleich mit dem strahlenden Strand von Ko Phi Phi und so konnte mich keine überzeugen, dort ins Wasser zu gehen.
Nach der kleinen eiweißreichen Tanzeinlage ging es in die Berge, über grüne bewaldete Serpentinen hoch zum Doi Suthep Tempel, einer der Touristenattraktionen hier in Chiang Mai. Es wimmelte nur von weißheutigen, mit Kameras bewaffneten Schnappschussjägern und auch wir schossen Bilder von Mönchen, goldenen Schlangen und kleinen Mädels in traditioneller Bergdorfkleidung.
Allerdings gefiel mir gar nicht, wie trainiert die Mädchen waren. Sie wussten genau, welche Pose bei den Touris gut ankommt, waren geschminkt und wirkten fast wie dressierte Zirkustiere. Eine Gruppe führte einen traditionellen Tanz auf und das unechte Lächeln ließ erahnen, wie gerne sie das taten.
Wir kamen gerade pünktlich um 6 Uhr abends zum Hostel zurück, sodass der neuseeländische Matt seinen Bus nach Laos erwischte. Nach einem kurzen Schläfchen wanderten wir über den Night Market, der sich nicht im Geringsten von dem Markt in Hua Hin unterschied. Ich kaufte mir neue Flip Flops, da ich meine Bali-Flops irgendwo auf Ko Phi Phi stehen gelassen habe.
In einem langweiligen Touri Restaurant bestellten wir Pad Thai, das mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Tiefkühltruhe kam und nicht frisch zubereitet war. Ich zog deshalb meine Kokosnuss vor und war froh, als wir später wieder im Hostel ankamen und in der Bamboo Hütte auf der Matratze lagen und quatschten.
Irgendwann nahm ich das Kabel aus dem I-Pod, der gerade Musik spielte und übernahm mit meinem Handy die Rolle des DJs.
Als ich etwas Paul Kalkbrenner spielte, fing Edita, eine Polin, an mit dem Kopf zu nicken, hob ihren Arm, grinste mich an und sagte „yes, berlin“. So kam es, dass Edita und ich uns stundenlang über Electromusik aus Berlin unterhielten. Letztendlich blieben nur noch wir zwei, Mat und ein Ire, Chris, der keinen Plan von Musik hatte, aber auch keine Abneigung gegen unsere fanatischen Musikunterhaltung und sich bereitwillig an der Diskussion beteiligte, ob es leichter ist, sich in Personen oder in Musik zu verlieben.
Um vier Uhr war der Handyakku leer und ich entschied mich, ins Bett zu gehen, damit ich wenigstens mit vier Stunden Schlaf zum Trekking am nächsten Tag aufbrechen konnte.
06.11.2011, Sonntag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Trekking, Elephant Rinding No. 2, Bamboo Rafting, Ziplining
Na, der sieht aber noch schlimmer aus als ich, dachte ich mir, als ich Peter auf einer Bank in seinem Guest House sitzen sah.
Er blickte zum Reisebus auf und sein Gesichtsausdruck sagte alles: „Oh mein Gott, warum habe ich gestern nur diese Tour gebucht? Warum muss ich jetzt mit dem Kater meines Lebens und drei Mädels, die wie Hühner auf der Stange schnattern, einen Tag lang Dinge tun, für die ich eigentlich keine Kraft habe?“
Steff, Marije und ich saßen in der ersten Busreihe und hielten Peter mit unserem Gebrabbel vom Schlafen ab. Hinten im Bus reihten sich Pauschal-Pärchen-Touristen auf, die sich eh nicht in unsere Backpackergruppe integrieren wollten.
Beim ersten Stopp, einer Orchideen- und Schmetterlingsfarm offenbarte Pete uns, dass er am Abend zuvor kräftig die Partyszene von Chiang Mai aufgemischt hat.
Es passte uns glaub ich allen ganz gut, dass wir nach den Schmetterlingen nicht sofort lostrekkten, sondern erst mal auf dem grauen behaarten Rücken eines Elefanten schaukeln durften.
Ich war etwas skeptisch nach meiner Elefanten-Erfahrung in Hua Hin, die mich ja eher an die asiatische Version von Kirmes-Ponys erinnert hat. Aber als ich sah, dass die Tier in einem gepflegten Zustand sind, nicht apathisch mit dem Kopf von Seite zur Seite wedeln und die Pfleger sogar teilweise bei den Tieren schlafen, stieg ich in den Sattel.
Wesentlich mehr Adrenalin floss beim Ziplining, was man auf Deutsch wohl am Ehesten mit Kletterwald übersetzen kann. Wir schwangen von Plattform zu Plattform und an ein paar Stationen ging es im freien Fall (natürlich an der Leine gesichert) in die Tiefe.
Dabei fehlte mir nur Claudi, meine Reise- und Adrenalinpartnerin aus Cairns in Australien, mit der ich Sky Diving, Bungee Jumping und White Water Rafting überlebt habe.
Die Mischung war gelungen. So folgte auf Action wieder Entspannung und wir glitten auf einem Bambusfloß den Fluß hinunter.
Nach dem Thai-Lunch hatten wir dann sogar die Gelegenheit ins Wasser zu springen. Wir waren an einem Wasserfall und warteten durch die Strömung.
Obligatorisch bei diesen Touren durch die Berge von Chiang Mai ist wohl der Besuch eines Bergdorfs. Allerdings war unsere Variante nur ein Touristen-Nap. Auf einer Straße stand eine Reihe von Ständen und die „Dorfbewohner“ versuchten uns Armbänder und anderen Kram anzudrehen. Ihre Zähne glänzten braun-blutrot. Ich hab bisher noch nicht herausgefunden, was dahinter steckt. Kautabak allein kann das nicht anrichten.
Steff und Peter stiegen nach der Tour bei unserem Hostel aus und buchten ein Zimmer für die nächsten Nächte. Marije und Ich sollten mittlerweile langsam mal Provision dafür bekommen, dass wir alle Backpacker, die wir treffen zum Umzug ins Deejai überreden.
07.11.2011, Dienstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Ich will noch nicht gehen…
Chiang Mai ist gut. Die Leute um mich herum sind gut. Das Hostel ist gut und in zwei Tagen beginnt hier das Laternen Festival, das neben dem Geburtstag des Königs und dem chinesischen Neujahr im April eins der größten Festivals in Thailand ist.
So ging ich heute Morgen zum Immigration Office und beantragte eine Visa Verlängerung für sieben Tage. Die Leute vom Hostel sagten mir schon, dass ich am besten eine Stunde vor der Öffnung dort sein sollte. Mit so einem Andrang hatte ich allerdings nicht gerechnet. Als ich um 9 Uhr (pünktlich zur Öffnung) am auf den Parkplatz fuhr, sah ich bereits ca. 200 Leute auf dem Gelände rumlaufen. Alles wirkte relativ unorganisiert und chaotisch. Glücklicherweise hatten die Gebäude Beschilderungen. So ging ich auf das Häuschen mit der Aufschrift „ Visa Extension“ zu. Drinnen war es ebenfalls total überlaufen. Jeder Sitz- und Stehplatz war besetzt. Ich zog die Nummer 20 und zeigte sie der Mitarbeiterin, die mich angrinste und sagte „You are next“. Wie kann ich denn als nächstes dran kommen, wenn hier ungefähr 200 Leute warten? Und außerdem muss ich doch noch zwei Stapel Dokumente ausfüllen und die Schlange vor dem Kopierer bezwingen, um meinen Reisepass zu kopieren.
Alles kein Problem. In Südostasien funktioniert das schon irgendwie. Auch wenn man am Anfang nicht dran glaubt. Und tatsächlich zeigte die Anzeigetafel gerade die Nummer 21 an, als ich nach einer halben Stunde vom Kopierer zurück kam. Beeindruckendes Tempo.
Der ca. 60 jährige grauhaarige Beamte, der meine Dokumente entgegennahm, laß meinen Namen, schaute mich an, lächelte und sagte „ Mmmmhhh, aaaahhhh Hanniiiiiiii“. Ja das ist mein Name „Mmmmhhh aaahhhh Germaniiiiii“. Ja da komm ich her.
Ich hatte irgendwo vergessen den Namen der Stadt einzutragen, in der wir uns befinden und so schrieb er „Chiang MaIIIII“ und zog das letzte I hoch bis an den Rand des Papiers. Beamten haben nicht nur in Deutschland Langeweile…
Zum Lunch traf ich mich mit den Mädels, Marije, Steff und Tessa, einer weiteren Holländerin. Wir waren auf der Suche nach Peters Guest House. Dort traf er sich um 12 mit einem Freund, der in Chiang Mai geboren ist und mit ihm in London im Restaurant arbeitet. Peter ist nämlich Chefkoch und hat außerdem eine Bratpfanne auf die Innenseite seines Arms Tätowiert. Da sollen bald noch Essstäbchen, Messer und Gabel dazu kommen.
Jedenfalls liefen wir planlos durch die Straßen, die irgendwie alle gleich aussehen, fanden das Guesthouse nicht, gaben um halb eins auf und setzten uns einfach in irgendein Restaurant.
Danach fuhr ich zum Future Shop, um meine Kamera abzuholen, die ja leider auf Ko Phi Phi in meiner Handtasche ertrunken ist. Ab jetzt werde ich nie wieder Flüssigkeiten in meiner Handtasche transportieren. Ich schwöre! Sie konnte leider nicht repariert werden und gerade zwei Wochen zuvor hatte ich Mama und Papa die Garantie mitgegeben, sodass ich nun auf die Schnelle auch keinen Ersatz bekomme, außer ich flieg nach Kuala Lumpur und geh in den Shop, wo ich sie gekauft habe.
Papa hat mir übrigens die freudige Nachricht übermittelt, dass auf der guten Lumix Kamera, die auf Bali in Bier ertrunken und auf Christophs Laptop, der ganz ohne Flüssigkeit kaputt gegangen ist 5 bzw. 4 Jahre Garantie ist. Glück gehabt.
Nützt mir jedoch im Moment alles nichts. Ich brauche eine Kamera, um die letzten Wochen Reisezeit zu dokumentieren. Also fuhr ich in das Airport Plaza Shopping Center und ließ mir verschiedene Modell zeigen. Ich schaute mir Kameras für 5000 -6000 Baht an und der gewiefte Verkäufer zeigte mir dann natürlich ein Modell, das nur 1000 Baht teurer und dafür natürlich „viel besser“ war.
Als er mir den Punk- den Fisheye-, den Pop-Art, Sparkeling- Gezeichnet- und Soft Focus Modus zeigte, war es um mich geschehen und ich war vollends in diese Kamera verliebt. Arg wieder 160 € unnütz ausgegeben. Wenn ich nach Hause komme, bin ich dann im Besitz von 3 Kameras, von denen ich hoffentlich min, eine gewinnbringend bei Ebay verkaufen kann.
Nachmittags zogen Steff und Pete in das Deejai Hostel ein. Nun haben wir alle zusammen. Abends genossen wir bei Gin Tonic und Thai-Reggae in der Bamboo Hütte im Garten die entspannte Chiang Mai Atmosphäre.
08.11.2011, Mittwoch – Deejai Hostel, Chiang Mai
Massage Lesson
Zen, Ommm und Aua. Heute habe ich im Thai Massage Kurs gelernt, wie man sich auf die Füße einer auf dem Bauch liegenden Person setzt und diese an den Schultern hochzieht, ohne ihr dabei die Wirbelsäule zu brechen. Und dabei genoss ich noch luxuriöse Lernbedingungen. Zwei Lehrerinnern konzentrierten sich voll und ganz auf mich, da sonst niemand den Kurs für heute gebucht hatte. Das waren gut investierte 900 Baht (20 €), für eine Leistung, die sonst 2000 kostet.
So wurde ich von Fuß bis Kopf in die Techniken der Thai Massage eingeführt und dabei selber auch gut durchgeknetet, In der Mittagspause schlief ich nach den Nudelsuppe dann auch tiefenentspannt im Schaukelstuhl ein. Als eine der Lehrerinnen und ich nach der Stunde Pause zurück in den Trainingsraum kamen, lag die andere Lehrerin noch schlafend auf der Matte. Sie hatte heute irgendwie Kopfschmerzen. Kein Problem, dann wird eben die Schwester angerufen und muss spontan für ein paar Stunden Demonstrationsobjekt spielen.
Die ganzen Griffe und Kniffe bekam ich am Ende auch schwarz auf weiß in einem Buch mit nach Hause. Nun muss ich bald mal ein Paket schicken mit diesem, dem Kochbucht und der kaputten Kamera samt Kabelage, die ja nur Platz in meinem Backpack wegnehmen.
Auf dem Rückweg vom Kurs traf ich Lara, eine der Holländerinnen aus dem Hostel, die gerade auf dem Weg zum Shoppen war. Ich begleitete sie ein Stück und bin nun um ein schwarz-graues Sommerkleidchen reicher und 5 € ärmer.
Zurück im Hostel schmiss ich mich allerdings in die Schale eines roten Kleids. Mat hatte mich darum gebeten. Er fand, das sei das richtige Outfit, um ein paar Fotos zu schießen. Mat hat in Paris Fotojournalismus studiert und arbeitet für Reuters in Kambodscha, wenn er nicht in Toronto ist, wo er mit 3 Freunden eine Bar betreibt. Die Bilder, die er von seinen Freunden geschossen hat und auf seinem I Phone transportiert, sehen super kunstvoll aus und wann bekommt man sonst schon mal die Gelegenheit für ein kostenloses Shooting von einem quasi Profi-Fotographen. Also stimmte ich zu, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet.
Wir gingen zum Thai Peh Gate, wo unzählige Lampingnons in verschiedenen Farben aufleuchteten. Mat hatte sich schon genau überlegt, wo er Bilder machen wollte und sagte mir genau, wie ich mich hinsetzen bzw. hinstellen soll. Die Kommandos wie „Kinn hoch“, „Kopf senken“, „Mach deine Augen weiter auf“ waren etwas gewöhnungsbedürftig und so bekam ich zwischendurch auch ein „Jetzt entspann mal dein Gesicht wieder“ zu hören.
Ein paar der Touristen dachten wohl, dass es sich um ein professionelles Shooting handelt und schossen Bilder von mir. Haha, versteckte Kamera.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Fotos. Die ich leider erst im März zu sehen bekomme, da Mat sie erst entwickeln kann, wenn er wieder ein Mal nach Bangkok kommt. Bangkok ist anscheinend der einzige Ort in Südostasien, an dem es das passend ausgerüstete Fotolabor gibt.
Abends aßen wir in meinem Lieblingsrestaurant, das nur 10 Gerichte hat, wovon die Hälfte Papaya- Gurken- oder Mangosalat-Variationen sind und endeten mal wieder mit allen zusammen in der Bamboo Hütte im Garten.
09.11.2011, Donnerstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Laternenfestival
Heute Nachmittag blieb ich im Hostel, um mein Tagebuch zu schreiben, das ich in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt habe, während die Mädels auf Shopping Tour durch Chiang Mai zogen.
Mat gesellte sich zu mir und machte eine Kollage aus dem Stadtplan von Chiang Mai und Visitenkarten des Hostels. Die so entstandene Orchidee wollte er als Postkarte an seine Großmutter schicken.
Zwischendurch fragte ich ihn „Sag mal, wie heißt noch Mal der Besitzer von der Taku’s Bar, der hier manchmal im Hostel arbeitet? Rob oder?“ Er antwortete „Yes“ und ich widmete mich wieder dem Schreiben zu bis er sagte „Do you wanna ask me this question in english too, Hanne?“ Das Tagebuchschreiben hatte mich anscheinend wieder so in den Deutsch-Modus versetzt, dass ich ihn tatsächlich auf Deutsch angesprochen hatte.
Abends war es dann so weit. Endlich fand der Auftakt des Laternenfestivals „Loi Khratong“ statt. Einige der Hostelbewohner hatten sich im Garten zusammen gesetzt und kleine Bambuskörbchen gebastelt, die mit Blumenschmuck verziert wurden. Gegen acht Uhr brachen wir dann mit ca. 30 Leuten auf und fuhren zum Fluß. Dort wurden die Kerzen auf den Körbchen angezündet und die kleinen Bötchen dann zu Wasser gelassen. Nach dem Glauben der Buddhisten enthalten sie alle schlechten Energien und in dem man sie auf dem Fluss wegschickt, wird man auch sein Bad Luck los.
Leider fing es an zu regnen und die Schiffchen sanken schneller als ein Priester die Beichte abnehmen kann.
So schnappten wir uns zwei drei Sangthaows und fuhren zum Rasta Café, in dem es Live Musik geben sollte. Die erste Band hörte sich 1 ½ Stunden so an, als wurde sie sich immer noch beim Sound check befinden. Die zweite Band, in der der Cocktailmixer mit den Schlagstöcken unter anderem auf Kuhglocken rührte, war richtig gut und ich schmiss beim Tanzen meine Flip Flops zur Seite.
Mich beeindruckt es echt immer wieder wie die Mitarbeiter im Deejai Hostel es schaffen, eine Gruppe von 30 Leuten zum gemeinsamen feiern zu motivieren und sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg alle zusammen zu halten. Das Deejai ist auf jeden Fall das familiärste Hostel, in dem ich bislang gewohnt habe.
16.10.2011, Veranda Resort, Hua Hin
Goodbye Paradise Beach – Hello Mama and Papa
Wer kann einen am besten gesund pflegen, wenn man krank ist? Natürlich, die Mama! So entschlossen wir, uns zwei Tage eher als geplant in Hua Hin zu treffen.
Meine Eltern waren einen Tag zuvor in Bangkok angekommen. Die Straßen in der Innenstadt waren zwar noch nicht überflutet und um das Hotel war eine große Schutzmauer gebaut. Dennoch weckten die Bilder der Wassermassen in den weiter außerhalb gelegenen Stadtteilen Bangkoks nicht gerade viel Vertrauen und so beschlossen sie, dass „One night in Bangkok“ genug sei.
Mir kam ihre Entscheidung sehr gelegen. Ich war morgens über einen Trampelpfad an der Inselküste in den Hauptort Mae Haad gelaufen, um beim Arzt meine Verbände wechseln zu lassen. Alles heilt gut.
Doch ich merkte, dass meine Nasennebenhöhlenentzündung trotz des neuen Antibiotikums schlimmer wurde und der Schmerz zog mittlerweile schon auf die Zähne und ins Ohr. Da es in Ko Tao keine vernünftige Klinik gibt, die unseren europäischen Standards entspricht, kehrte ich meinem Traumstrand noch am gleichen Tag etwas wehmütig den Rücken zu und ließ mich vom Taxiboot, das nur die Hälfte vom Geländewagen-Taxi kostet, zum Haupt Pier in Mae Haad bringen.
Nach zwei Stunden legte die Speedboat Ferry am Pier von Chumporn an, von wo aus mich ein Bus vier Stunden später in Hua Hin absetzte. Mittlerweile war es schon 22.30 Uhr und ziemlich dunkel.
Papa hatte mir die Adresse des Hotels geschickt und ich fragte am Taxistand nach dem Preis. Hätte ich gewusst, dass ich noch mal 30 km fahren muss, wäre ich sicher nicht in dieses Tuk Tuk eingestiegen.
Doch im Moment meiner Ankunft wollte ich einfach nur im Hotel ankommen. Auch wenn mir der Fahrer, dessen Cap die Aufschrift „Police“ trug doch etwas merkwürdig roch. War das etwa eine Alkoholfahne? Dazu versicherte er mir noch, dass er ein lizensiertes Taxi sei, was mich noch etwas misstrauischer machte.
„Wird schon gut gehen“ dachte ich mir, wickelte einen Schal um meinen Kopf und das gelb-blaue Tuk-Tuk, was im Prinzip nicht viel mehr ist, als ein überdachter Roller auf zwei Hinterrädern, brauste durch die Dunkelheit.
Bei dem Fahrer hatte ich es so richtig gut getroffen. Er entpuppte sich nämlich weder als ortskundig noch konnte er Schilder lesen. Immer wieder hielt er bei den falschen Hotels an. Zum Glück sind die Schilder nicht nur auf Thai sondern auch auf Englisch, sodass ich um kurz nach 23.00 Uhr endlich ankam.
Mama und Papa warteten schon an der Rezeption und wir freuten uns alle über das Wiedersehen nach knapp 3 Monaten.
Das Hotel ist Luxus pur. Die Architektur ist offen und großzügig, der Service ist perfekt und die Zimmer richtig schön. Wegen der verfrühten Anreise müssen wir uns für die ersten zwei Nächte ein Zimmer teilen. Nach dreimonatiger Pause ist das natürlich ein großer Kontrast. Aber ich bin es ja gewohnt, nicht alleine zu schlafen und diese zwei Room Mates kenn ich ja schon ziemlich gut.
Wir saßen noch lange auf dem Balkon, ich zeigte Fotos von Malaysia, erzählte von meinen Erlebnissen und wir plünderten die Minibar.
17. – 18.10.2011, Veranda Resort, Hua Hin
Endlich mal wieder ein bisschen Luxus
So kann man es aushalten. Wir entspannen auf den weich gepolsterten Holzliegen am Pool. Über uns bilden Laubbäume ein schützendes Dach vor der heißen Sonne. Vor uns liegt der große, von Plamen gesäumte Pool und es macht den Anschein, als ob dieser bis ins Meer hinein ragt.
Beim Frühstück gibt es eine riesige Auswahl von Papaya über Entenbrust mit Orangensoße, chinesischer Reissuppe, Fischpastete bis zu Bananenpfannkuchen mit Ahornsirup. Das lässt jedes Backpacker Herz höher schlagen.
Die freundlichsten Hotelangestellten, die ich je in meinem Pauschaltouristen-Leben gesehen habe, begrüßen dich stets mit einem lächelnden „sàwàddee ká“. Wenn sie merken, dass du hinter ihnen gehst, dann halten sie an und bitten dich, vorzugehen. So viel Freundlichkeit ist schon fast unangenehm.
Abends gings dann mal zum Arzt, wegen dieser dämlichen Nasennebenhöhlen. Dort stand ich zum ersten Mal seit 3 Monaten wieder auf der Waage. Trotz des ganzen frittierten Krams in Malaysia und meiner Wiederentdeckung von Haribos auf Ko Samui habe ich 3 Kilo abgenommen. Hm, ich verstehe gar nicht wo. Ah ja, doch, mein kleiner Zeh ist etwas schmaler geworden…
Den Arzt verließ ich mit neuen Medikamenten und Material für eine Nasendusche. Igitt, das ist ja absolut widerlich! Aber gut, wenn‘s hilft, dann mach ich auch das mit.
Beim Vietnamesen gab’s super leckeres Sea Food. Ich bin einfach begeistert von den feinen Geschmacksnoten, die die Asiatische Küche mit Limettenblättern, Thai Basilikum, Ingwer, Chili usw. erzeugt.
Der nächste Tag unterschied sich nicht viel vom ersten. Wir lagen am Pool, haben uns zwischendurch mal bequemt für einen Blaubeer Smoothie / einen Limettensaft / ein Bier an die Poolbar zu gehen und abends gab es wieder Sea Food. Diesmal in einem direkt am Strand gelegenen Restaurant.
Ins Wasser sollte man im Moment übrigens nicht gehen. Wegen der Flut in Bangkok sind unzählige Süßwasserfische ins Meer gespült worden, die alle im Salzwasser erstickt sind. Diese haben leider den Weg in das ca. 200 km südliche Hua Hin gefunden und lagen mit aufgerissenem, nach Luft schnappendem Maul an unserem Strand, bis sie vom Hotelpersonal beerdigt wurden.
Ein weiterer Hotelskandal ist, dass gestern ein Minibus, in dem eine Reisegruppe aus dem Hotel saß, verunglückt ist. Dabei ist ein Mann ums Leben gekommen. Eine Frau trägt nun Halskrause und sitzt zusammen mit ihrer Tochter den ganzen Tag apathisch im Hotel. Die zwei, die ich bei meinem HNO-Arztbesuch im Krankenhaus auch gesehen hatte, wollen wohl nur noch nach Hause. Jetzt will Papa keine Ausflüge mehr machen.
19.10.2011, Mittwoch – Veranda Resort, Cha Am
Wiedermal was wagen: Heute gibt es zum Dinner Heuschrecken und Maden
Vormittags: wieder Pool. Am Nachmittag stärkten wir uns mit einer frischen Kokosnuss bei „Manfred & Lot“. Die noch grüne Nuss kann man trinken und dann mit dem Löffel aushöhlen.
Lot wuselt geschäftig umher, kocht unter freiem Himmel und hackt die Kokosnüsse mit einer Präzision, die meinen Holz hackenden Vater sehr beeindruckt.
Manfred ist angeblich ein Oldenburger, den ich auf 60 Jahre schätzen würde, dem aber der oldenburger Akzent fehlt. Er hat die Thailändische Lot geheiratet und nun betrieben die beiden ein kleines Restaurant am Strand. Ein goldenes Kettchen und ein goldener Ohrring glitzern auf seiner tief braunen Haut. Die Gläser seiner Brille könnte man auch als Lupe benutzen.
Er kümmert sich um das Mobiliar und nagelt im Schatten einer Palme eifrig eine geblümte Plastiktischdecke auf einen kleinen Holztisch, um ihn anschließend seiner Frau zu übergeben.
Der Unfall des Hotel-Tourbusses ist natürlich eine Schande, kommt ihm aber, glaube ich, gar nicht so ungelegen. Schließlich organisiert er auch Touren, die natürlich sicherer und dazu noch günstiger sind.
Am Strand laufen, wie schon auf Bali und Ko Samui, unzählige Verkäufer durch den Sand. Mama hat Mitleid mit den, in dicke Tücher eingewickelten Händlern (und mit dem Thailändischen Volk insgesamt, das grad gegen das Wasser kämpft sowieso) und kauft bei der Schmuckverkäuferin eine Kette.
Abends wurde es mal Zeit für etwas Abwechslung und wir fuhren auf den Night Market in Cha Am. Dort wimmelte es nur so von Thais, die sich an den Essens Ständen ihr Dinner holten. Neben den üblichen fried noodels, sea food Omelette, Sushi, frischen Obstsäften, Saté Spießen und kleinem feinem Gebäck gewann ein Stand mit gebratenen Insekten unsere Aufmerksamkeit.
Mama wollte von denen nichts wissen und übernahm die Aufgabe des Fotographen. Für Papa und mich war klar, dass wir etwas davon probieren müssen. Ich entscheid mich für die Heuschrecken. Papa wählte Maden.
Zuerst waren die Grashüpfer dran, die im Prinzip knusprig nach gar nichts schmeckten. Dann kamen die Maden. Uh, die sahen für mich etwas wie große Bed Bugs aus und das weckte keine guten Erinnerungen. Als ich rein biss, schmeckte ich nur einen fettigen, mehligen Brei. Bäh das war wirklich eine ekelige Konsistenz. Papa fand sie gar nicht so schlimm und durfte von mir aus gerne die restlichen Insekten aufessen.
So hab ich immerhin die Liste außergewöhnlicher Nahrungsmittel erweitert. Und jetzt wisst ihr auch alle, von wem ich das hab.
Meine Stimmung hellte sich schnell wieder auf, als ich den Stand mit Brillen sah. Schließlich hab ich mein Fielmann Modell ja auf dem Camping Platz von Fraser Island in Australien verloren. Bisher bin ich ganz gut mit Kontaktlinsen durch die Welt gekommen, aber eine kleine Entlastung für die Augen wäre ja im Prinzip nicht verkehrt. Nur für solche Anlässe, wenn ich nachts, verschlafen und eben ohne Linsen in den Augen, aus einem Bus steige und die U-Bahn Station oder das Hostel finden muss.
Mama, die ungefähr gleich kurzsichtig ist wie ich, probierte die Modelle durch, denn was auf den Gläsern drauf stand, stimmte nicht wirklich. Für 3 € erwarb ich ein Modell, das angeblich - 3.00 Dioptrien hat. Das passt theoretisch nicht so gut zu meinen -2,0 und -2,5 sehenden Augen mit Hornhautverkrümmung, aber als Notfallbrille für Reisezwecke ist dieser Schnapper gut geeignet.
22.10.2011, Samstag – Veranda Resort, Hua Hin
Art & Design Market – nicht der übliche Fake Kitsch
Ich hatte mit einem eher altmodischen Trödelmarkt gerechnet und freute mich, als ich Stände kleiner Designer sah, die ihre selbstgestalteten T-Shirts für 4 € verkauften. Neben Armreifen, Kleidchen, handgemalten Postkarten und Schweinespeck-Lollis am Stiel wurden auch kleine Stoff Colliers für Hunde verkauft. Mama und ich beschlossen allerdings unseren Jackrussel Nele davon zu verschonen.
Die kleinen Stände waren meist in weiß lackierten Holzhütten untergebracht, sodass der Markt im Vergleich zu den wuseligen Night markets der letzten Tage einen sehr gepflegten Eindruck machte. Auch das Publikum war anders. Jung, gewählt gekleidet und kaufkräftig. Breakdancer und Clowns lockerte die Atmosphäre auf.
Als Stärkung gab es Eis in einer halben Kokosnuss serviert, das man mit verschiedenen Toppings verfeinern konnte. Mama und ich entschieden uns allerdings für ein feines Gebäck, dass wir schon auf dem einen Tag zuvor besuchten Night Market in Hua Hin gegessen hatten. Und zwar wird ein Pfannkuchenteig hauchdünn, in der Größe und Form eines Eis auf die Bratfläche gegeben. Darauf kommt eine Schicht aus Baiser Schaum, die mit orange und gelb gefärbten süß-salzigen Kokosraspeln bedeckt wird. Der knusprige Teig rollt sich fast wie ein Pringle-Chip auf und schmeckt einfach köstlich! Das könnte locker die neue Attraktion auf deutschen Weihnachtsmärkten werden.
Der Rückweg war etwas stressig, da der Hotel-Shuttle-Bus tatsächlich 10 Minuten vor der verabredeten Zeit gefahren ist und wir nur noch die Rücklichter sahen. So mussten wir uns ein Taxi nehmen, was natürlich teurer war. Nach einer kleinen Beschwerde beim Hotel Manager haben wir nun jeweils einen kostenlosen Drink an der Bar. Dafür hat sich das Taxi fahren gelohnt.
23.10.2011, Sonntag - Veranda Resort, Hua Hin
Elefantenreiten – die asiatische Version von Ponnyreiten im Kreis auf dem Jahrmarkt
Ich glaube ich bin gegen Elefanten allergisch.
Jedenfalls hab ich nach unserem heutigen Ausritt rote Pusteln an den Füßen, Händen und Armen bekommen. Mama gibt mir Tiger Balm, die in Thailand neu entdeckte Wunderwaffe, die Fenestil Gel alt aussehen lässt. Und das hilft tatsächlich.
Den Ausflug hätten wir uns auch in anderer Hinsicht sparen können. Ich wusste doch gleich, dass dieser Manfred ein Schwätzer ist. Der hatte uns einen Fahrer vermittelt, der uns für 800 Baht zu einer Tempelanlage und anschließend zum Elefantenreiten gebracht hat. Wegen den Elefanten hatte Manfred uns noch gefragt, ob wir denn eher die wollen, die Fußball spielen und malen können oder doch die etwas weniger domestizierten, die auf einer kleinen Farm einer Familie leben…wahrscheinlich Verwandte von seiner Thailändischen Frau.
Wir entschieden uns natürlich für die etwas „natürlicheren“ Dickhäuter. Doch schon als wir auf das Gelände fuhren, sahen wir die ersten Auswirkungen dieser „ursprünglichen“ Haltung. Unter einem Abdach stand ein Tier und schwenkte seinen Schädel unaufhörlich von rechts nach links. Der Rüssel wedelte etwas unkontrolliert mit. Dazu schabte der Arme abwechselnd mit Vorder- und Hinterfüßen auf dem Betonboden.
Eigentlich hätte uns da schon klar sein müssen, was auf uns zu kommt. Der 50-minütige Ritt auf dem Rücken der grauen Riesen führte durch ein Gelände, das man mehr oder weniger als mit kleinen Tempeln und Buddhas gespickte Müllhalde bezeichnen kann. Die ganze Umgebung war verwahrlost. Überall liefen streunende Hunde umher und hinter einem Gatter, das viel zu eng war für die große Anzahl an Kühen, die es beherbergte, lagen riesige Berge von Plastikflaschen.
Der kurze Abschnitt, der durch Büsche und Bäume führte, war ein kleines Trostpflaster und die 30 m, die die Elefanten durch einen mit Seerosen bedeckten Teich gingen, waren so lange witzig, bis wir den toten Fisch entdeckten, der mit der Bauchseite nach oben im Wasser trieb.
Die Bank, auf der wir saßen, war nicht nur unter dem Bauch des Tiers festgezurrt. Ein weiteres Seil war unter dem Schweif befestigt und rieb auf dem Elefanten Po mit jedem Schritt die am Seil klebenden Exkremente hin und her.
Das Beste war, als die Elefantenführer zwischendurch stoppten und eine Schatulle mit Schmuck in Form von Stoßzähnen rausholte. Nein Danke, lass uns das lieber schnell hinter uns bringen.
Für die Pflege der Tiere wird sicherlich nicht viel Geld aufgewandt und nun hab ich Ausschlag. Barfuß auf nem Elefantenrücken zu sitzen ist also keine gute Idee.
Tiere, denen ich heute gerne zugeschaut habe, sind die gewitzten Makaken Affen, die eine Tempelanlage nahe Hua Hin belagern. Ein Affe hatte sich eine Tüte mit Lebensmitteln von der Ladefläche eines Pickups stibitzt und flitze mit seiner Beute, die fast dieselbe Größe wie sein Körper hatte, auf das Gewirr von Stromleitungen. Er griff sich eine Packung Instantnudeln und biss in das farblose Nudelgeflecht. Essen und Tüte halten gleichzeitig geht schlecht und es dauerte nicht lange, bis die Tüte auf das mit Stacheldraht belegte Wellblechdach eines Souvenirladens fiel. Darauf hatte die Affenhorde nur gewartet und sprang auf das Dach. Den Stacheldraht umhüpften sie natürlich unversehrt.
Die Instantnudeln waren bei den Affen sehr beliebt. Dichtgefolgt von kleinen Tütchen mit Nescafe Pulver Kaffee.
Es dauerte nicht lange, bis die Ladenbesitzer rauskamen und mit Bambusrohren gegen das Dach schlugen. Die Affen aßen relativ unbeeindruckt weiter und ich freute mich, Zeuge dieses Spektakels zu werden.
Der Tempel, den man nach ein paar hundert Treppenstufen erreichte, war ganz nett. Im Prinzip war es aber die unbeeindruckenste Anlage, die ich bisher in Asien gesehen habe. Trotzdem gab ich dem Mönch eine Spende in die Dose meines Sternzeichens und wir machten ein paar Bilder fürs Familienalbum.
Manfred tat ganz überrascht, als wir ihm bei unserer Rückkehr von dem Ausflug auf dem traurigen Elefantenrücken über die Müllhalde erzählten. „Ach ja, mensch was machen die da denn?“ und dann gab er zu, dass er das neulich schon mal von zwei Gästen gehört habe…
Wir waren froh, als wir unseren westlichen Touri-Po wieder weich auf die Liegen am Pool betten konnten. Dort sah ich allerdings auch etwas, das ich mir gerne gespart hätte. Und zwar kann ich euch jetzt die Frage beantworten, wie ein Bauchnabel von einem stark übergewichtigen ca. 65 Jahre alten Mann aussieht. Er stülpt sich nach außen!! Fast wie der Ansatz eines Elefantenrüssels, der kurz nach Beginn abgeschnitten wurde. Das war alles andere als schön.
Der Abend verlief zum Glück besser. In unserem Stammrestaurant am Strand teilten Mama und ich uns einen gegrillten Fisch, der unglaublich lecker gewürzt war. Anschließend lösten wir unseren Free Drink an der Bar ein. Mein Grape Mojito war der leckerste Cocktail, den ich seit langem getrunken hab.
25. – 26.10.2011, Veranda Resort Cha Am
Nationalpark, Königstempel in Höhle
Heute haben wir einen richtig schönen Ausflug gemacht. Den haben wir nun über das Hotel und nicht über diesen dubiosen Manfred gebucht.
Früh morgens wartete unser Reiseführer „Gang“ auf uns in der Hotellobby. Gang steht ganz aufrecht, trägt ein sehr Körperbetontes Ed Hardy Shirt, halblange Jeans und Vans Slipper mit Totenköpfen drauf. Ein bunt gemustertes Kopftuch schützt seinen sonst wohl kahlen Kopf vor der Sonne und ist natürlich zudem ein nettes Accessoire. Am besten gefällt mir allerdings seine Krokodilleder-Handtasche in hellem braun. Die hat er sich extra in Bangkok anfertigen lassen. „War teuer, ne“ fügt er noch hinzu.
Gang ist wirklich total niedlich. Zuerst dachte ich, dass er abends vielleicht noch einen zweiten Job hat, aber mittlerweile glaube ich, dass er sich für sowas zu schade ist.
Sein Lieblingssatz ist „Lass mal sehn“. Den sagt er gerne, wenn er über das Programm spricht: „Wenn die Flut hoch ist gleich, dann können wir nicht das Boot nehmen, ne. Dann müssen wir laufen, über den Berg. Aber lass mal sehn…“
Zusammen mit zwei deutschen Pärchen aus anderen Hotels halten wir zuerst an einer Ananas Plantage. Die Früchte sind hier unglaublich günstig und werden für 2-5 Baht pro Kilo vom Bauern verkauft. Das sind 5-7 Cent pro Kilo!! Und in Deutschland ist die günstigste Ananas für 1,49 € zu haben und schmeckt nicht ansatzweise so gut.
Wir fahren weiter in den Nationalpark und kommen an einem Strand an. Wir werden in ein kleines Longtailboot geladen, mit dem wir einen Cruise in die nächste Bucht machen. Dort sieht es sehr idyllisch aus. Der Strand ist hell, das Wasser relativ klar und wo der Strand aufhört, beginnt sofort ein Wald aus Seekiefern.
Wir haben eine ansehnliche Wanderung vor uns. Es geht 300 m hoch, 130 m runter und dann wieder zurück. Um den Weg zu erklimmen und weil es wohl auch quasi dazu gehört, leihen wir uns bei der Oma im Tal einen Wanderstock für 20 Baht. „Oma ist arm. Oma kriegt keine Rente und gleich kommen Kinder und wollen das Geld von Oma haben“ erklärt uns Gang und spricht mit der Greisin auf Thai. Wir bekommen 3 Stöcker für 50 Baht. Die Oma schimpft, sie fühlt sich um 10 Baht betrogen. Aber Gang sagt „Ach komm Oma, lass Oma gut sein, ne“.
Der Aufstieg ist wirklich nicht zu unterschätzen. Zwar gibt es im Vergleich zur Wanderung zur Monkey Bay in Malaysia richtige Stufen, eine Tafel mit Erklärungen und eine Art Rehling an steilen Stellen, aber ins Schwitzen kommen wir hier auch sehr gut. Auf der Hälfte des Wegs macht eine Frau aus dem Ruhrpott mit praktischer Kurzhaarfrisur schlapp und beschließt auf uns zu warten. „Du hast ja das Handy. Du kannst dann ja in Deutschland anrufen, wenn’s nich mehr geht“, rät ihr Mann.
Wir steigen weiter hinauf und kommen letztendlich zu einer Höhle. Die Felsformationen sind hell und durch viele Öffnungen fällt Sonnenlicht. Der Boden ist trocken, lehmig und sehr weich. Ein paar Büsche wachsen auf dem Boden. Insgesamt ergibt das eine wunderschöne Kulisse.
Mitten auf einer „Lichtung“ steht ein kleiner Königspalast, der rot-golden in den Sonnenstrahlen glänzt. Gang zeigt uns die Unterschriften, die König Rama der 5. und König Rama der 7. bei ihren Besuchen an den Höhlenwänden hinterlassen haben.
Nach dem Abstieg erwartet uns ein reichhaltiges Mittagessen im Restaurant des Nationalparks und es bleibt noch etwas Zeit ins Meer zu springen, bevor wir mit dem Longtailboot zurück zur Bucht gebracht werden, in der unser Bus schon auf uns wartet.
Mama und Papa freuten sich total, ins Meer zu springen, da das Wasser an unserem Hotel nicht sehr einladend ist. Ich verspüre mittlerweile nicht mehr den Drang bei jeder Gelegenheit ins Wasser zu springen. Das hab ich ja schon so oft gemacht und kann ich noch 2 Monate lang tun. Da zog ich es lieber vor, trocken in den Bus zu steigen.
Auf dem Rückweg hielten wir auf einer Brücke in einem Fischerdorf. Auf dem Fluss lagen viele türkis-rot gestrichene Bötchen und in den Häusern wurde der Fisch verarbeitet.
In einem Land wie Thailand, dessen Kultur so fremd ist, lohnt es sich auf jeden Fall eine geführte Tour zu machen. Gang konnte uns sehr viel über die Thailändische Lebensweise erzählen, über die Vegetation im Nationalpark und über die Monarchie und dessen Achtung.
Leider mussten wir auch erfahren, dass er der Touristenführer war, der mit seinem Tourbus vor einer Woche verunglückt ist. Ich hatte ihn nämlich bei meinem HNO-Arzt-Besuch im Krankenhaus zusammen mit der Mutter in Halskrause und ihrer Tochter gesehen. Er erläuterte uns die Umstände des Unfalls und erzählte, wie der Tourbus im Graben lag und er im Matsch stand. Er kann sich leider zu gut an alle Details erinnern und wenn er nicht arbeitet, muss er „Pillen schlucken“, da seine Gedanken nur um den Unfall kreisen. Es muss schlimm sein, wenn auf der eigenen Tour eine Person stirbt. Auch wenn er nichts dafür kann, so fühlt er sich sicherlich auf eine Art und Weise für das Unglück verantwortlich.
Gang glaubt an Geister, wie es im Buddhismus üblich ist. Der Tag an dem sich der Unfall ereignete war ein Samstag. Und genau an diesem Samstag vor 10 Jahren ist sein erster Tourgast gestorben. Es war ebenfalls ein Deutscher, der wie wir den Berg im Nationalpark hochgestiegen ist. Er war schwer übergewichtig, hatte Bluthochdruck und vor Tourbeginn schon einige Bier getrunken. So erlitt er durch das anstrengende Wandern in dem feucht-heißen Klima einen Herzinfarkt. Es dauerte zu lange, bis der Arzt den Weg in die Höhle gefunden hatte und so starb der Mann.
„Jetzt muss ich in den Tempel gehen und Opfergaben machen, damit Geist verschwindet“ sagte Gang voller Überzeugung.
27.10.2011, Veranda Resort, Cha Am
Ausflug zu den schwimmenden Märkten, Longtail-Bootfahrt und lauter Touriläden, Tempel
Menschen stehen im Fluss und putzen sich im dreckigen Wasser die Zähne. Andere waschen ihre Wäsche oder säubern Geschirr und Töpfe. Wir fahren mit einem Longtailboot auf einem Fluss zwischen Hua Hin und Bangkok. Das Ufer ist dicht bebaut. Die meisten Häuser sind aus Holz oder Bambus gebaut und stehen auf hohen Stelzen im Wasser. Einige der Bewohner winken uns im Vorbeifahren aus ihren Wohnzimmern zu. Sie müssen diese Art von Tourigruppen jeden Tag unzählige Male sehen.
Einige der Hütten sind Homestays, in denen Backpacker für eine Nacht bei den Familien unterkommen können. Das ist sicher eine gute Methode, um die thailändische Kultur kennen zu lernen.
Nach einer Stunde kommen wir bei den schwimmenden Märkten an. Der Fluss ist nun von Händlerbooten überschwemmt, die Nudelsuppe, Früchte oder Souvenirs anbieten. Wir gehen rechts und links vom Fluss entlang bzw. drängeln uns durch die Touristenhorden, die den Markt besichtigen. In der Mittagshitze ist uns diese Enge schnell genug und wir flüchten in die angenehme Kälte eines Iced Cappuccinos.
Zum Lunch werden wir auf ein Restaurantboot gebracht, an dessen Wänden mindestens 100 Bilder von König Bumipol hängen.
Wie üblich gehören noch zwei kurze “Verkaufsstopps“ zur Tour dazu. So wird unser Portemonnaie in einer Karamellfabrik und Holzschnitzerei in Versuchung geführt. Wie üblich – ohne Erfolg.
28.20.2011, Veranda Resort, Cha Am
Anruf aus einer anderen Welt und unser letzter gemeinsamer Tag
Meine letzte Vorlesung besuchte ich im März 2010. Mein letzter Arbeitstag war der 29.November 2010. Das ist nun schon viel zu lange her, um mich an die Details zu erinnern. Außerdem ist mein Kopf nach 4 Monaten Reise total im Urlaubsmodus und garantiert nicht bei aktuellen Themen des Personalmanagements.
Beim Blick auf die Vorlesungen, die ich laut meinem Masterzeugnis besucht habe, fiel es mir schwer mich an die konkreten Inhalte zu erinnern. Teilweise hatte ich nicht ein Mal mehr ein Bild von den Dozenten im Kopf. Gruselig, wie schnell mein Gehirn Informationen löscht. Das kann ich jetzt wohl auch nicht mehr auf das „straffe Bachelor-Master-System“ schieben.
Auch die einzelnen Stichpunkte auf meinen Arbeitszeugnissen erschienen mir teilweise rätselhaft. Falls mich der Mitarbeiter der Personalberatung im Telefoninterview gleich danach fragen sollte, muss ich eben improvisieren.
Ja, so langsam muss ich mich um mein Leben nach der Reise, sprich um einen Beruf, kümmern. Köln oder Berlin wären gut. Der hohe Kölner Norden, der den merkwürdigen Namen „Düsseldorf“ trägt, wäre auch noch akzeptabel, genau wie Hamburg oder Frankfurt. Ein Direkteinstieg als Personalreferent mit Schwerpunkt Recruiting und Personalentwicklung wär optimal. Oder eine Stelle in einer Management- / Personalberatung. Ein Trainee im Human Ressource Management wär auch noch ok. Bitte in einem international tätigen Unternehmen, das am besten ein Büro in Melbourne hat, in dem ich dann auch mal ein zwei Jahre arbeiten kann. Gut bezahlt sollte die Stelle in jedem Fall sein. Viel Reisen - ist in Ordnung. Besser als jeden Tag im gleichen Büro zu versauern. Entwicklungschancen – natürlich gern gesehen. Leistungsbezogene Vergütung – ja bitte, ich leiste gerne mehr. Und ein I-Phone als Berufshandy wär ein guter Anreiz, dann müsst ich mir das teure Ding nicht selber kaufen. Ok, ich glaube, um ein Unternehmen zu finden, das diesen Ansprüchen genügt, ist unmöglich.
Der Mitarbeiter der Personalberatung (die übrigens ein Büro in Melbourne hat) beginnt das Telefoninterview mit dem üblichen Geplänkel. Angeblich ist er auch schon mal in Hua Hin gewesen, aber nur zum Durchfahren, ist ja nicht so schön da. Er fragt mich nach meinem Lebenslauf und den Berufserfahrungen der letzten zwei Jahre und ich merke, dass meine Selbstpräsentationsfähigkeiten etwas eingerostet sind. Wir werden sehen.
Mama und Papa freuen sich natürlich, dass sich ihr Töchterchen schon um die berufliche Zukunft sorgt. Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag. Da gehen wir zum Dinner wieder in unser Stammrestaurant, die Blue Sea Bar mit der freundlichen Köchin und ihrem Mann, der neben Taxi fahren auch Gemüse schnippeln und Kellnern kann. Wir bestellen zwei Mal Fisch. Das ist der beste Fisch, den ich bisher gegessen habe. Ich weiß nicht, wie sie die Haut so knusprig hinbekommt. Sie schmeckt vorzüglich und normalerweise finde ich die Haut immer ekelig.
Zum Abschied schenkt uns die Köchin noch zwei Muschelmobilés mit Visitenkarte und drei Flaschen Wasser. Die haben schon eine gute Marketingstrategie, für so ein kleines Strandlokal.
An der Hotelpoolbar gibt es noch einen letzten Cocktail und wir lassen den Urlaub revue passieren. Meine Eltern brauchten ein paar Tage, um sich an die thailändische Kultur zu gewöhnen. Das Klima mit der hohen Luftfeuchtigkeit ist für einen europäischen Körper, der auf Herbst eingestellt ist, ungewöhnlich. Und die vielen Gerüche und das Menschengewirr auf den Nachtmärkten kann Nase und Augen erst überfordern. Aber mittlerweile sind sie begeistert von dem thailändischen Essen, dessen Vielfalt die deutsche Küche um ein mehrfaches übertrifft. Auch die thailändische Freundlichkeit und Gelassenheit erzeugt ein Wohlgefühl. Papa plant schon direkt den nächsten Thailandtrip. Im Februar hat er wieder Urlaub.
29.10.2011, Süd-Bushaltestelle, Hua Hin
Auf nach Ko Phi Phi
Jetzt habe ich den Laptop angestellt, in der Hoffnung, dass nun gleich der Bus nach Phuket kommt. Der hat nämlich mittlerweile schon eine Stunde Verspätung. Und ich versuche ihn jetzt nach dem Prinzip „Wenn ich einen Schirm mitnehme, fängt es nicht an zu regnen“ oder „Genau, wenn ich mir eine Zigarette anzünde, kommt der Bus um die Ecke“ mental herbeizurufen.
Da kommt auch schon eine Ansage durch den Lautsprecher. Aber leider in Thai. Ich muss erst drei verschiedene Thais fragen, bis ich eine finde, die mir in ein paar Brocken sagt „Bus delay, after the bus come“….Ich sag „So, we have to wait?“. Sie sagt: „Yes“…
Das Busfahren ist hier nicht wie in Australien, wo sich Backpacker aus aller Welt auf Greyhoundbusse aufteilen. Hier sind fast nur Thais. Die kann ich schlecht nach Hostel Empfehlungen für Ko Phi Phi fragen.
Immerhin stehen hier jetzt schon mehr Leute mit Gepäck rum und sehen abfahrtsbereit aus. Die Frau vom Ticketcounter meinte nach meinem zweiten Nachfragen, dass sie mir Bescheid gibt, damit ich ihn nicht verpasse. Wirklich freundlich, diese Thais!
Aber ein unfreundlicher pünktlicher Busfahrer wäre mir grade lieber. Schließlich muss ich noch die nächsten 10 Stunden rumsitzen, in denen mich der „VIP Bus“ dann nach Phuket bringt. In diesem Ort, der für Sex-Tourismus verschrien ist, will ich natürlich nicht bleiben. Ich nehme direkt die erste Fähre nach Ko Phi Phi um 8 Uhr morgens, falls der Bus nicht 3 Stunden Verspätung hat, sollte das kein Problem sein. Die Fahrt ist nämlich mit 10 Stunden angesetzt. Dafür zahlt man hier übrigens 589 Baht. Das sind ca. 15 €. Da könnte sich Nieporte mal ne Scheibe von abschneiden.
Ein Taxi vom Stadtzentrum zu unserem 25 km entfernten Hotel in Cha Am und zurück kostet übrigens das gleiche. Das sind eben die Touri-Abzock-Preise.
Jetzt wird’s grad ganz schön windig und die Glocken von einem kleinen Tempelhäuschen bimmeln. Das hört sich an, als ob einer zum Einsteigen bimmelt. Aber da hab ich mich leider vertan.
Hier läuft ein kleines Mädchen mit vielleicht 2 Jahren rum, das ein Kopftuch trägt...die ist wohl neidisch auf ihre Mama, so wie kleine Mädchen manchmal den Nagellack ihrer Mutter haben wollen.
Wieder eine Durchsage…hm ich hab nur Ko Lanta verstanden und meine englisch sprechende Freundin macht sich nicht die Mühe, mir irgendwas zu sagen. Dann wird’s wohl nicht um den Phuket-Bus gehen.
Mit mir warten auch 6 Soldaten. Die haben neben ihrer Tarnuniform noch eine Tarnkappe auf und schwarze Springer Stiefel an den Füßen. Im Prinzip unterscheiden sie sich nicht besonders von deutschen Soldaten. Aber sie sind alle ziemlich dünn und fit. Keine Bierbäuche, wie man das doch manchmal bei den deutschen sieht.
Gut, dass mein Laptop noch fast 4 Stunden Akku hat. Jetzt kam grad die Frau vom Counter zusammen mit einem Mann in Uniform (kein Soldat), der hier anscheinend was zu organisieren hat. Der Bus hatte einen Unfall und wird nun um 21.30 Uhr erwartet. Das ist dann eine Verspätung von 2 ½ Stunden. Oh man, da ist bestimmt wieder ein Rollerfahrer unter den Bus gekommen. Das hab ich hier nun schon öfter gesehen.
Ich weiß nicht wie hoch die Unfallstatistik ist, aber ich glaube mit Bestimmtheit sagen zu können, dass sie sehr sehr hoch ist! Ich würde sagen bei 30 % aller Fahrten, die wir in den letzten 12 Tagen unternommen haben, wurden wir Zeuge eines Verkehrsunfalls. Meistens sind Rollerfahrer beteiligt und ich will mir nicht ausmalen, in welchem Zustand die sind, wenn sie mit Flip Flops und schlecht sitzendem Helm (wenn sie denn einen tragen) auf dem Asphalt oder in einer Frontscheibe landen. Ich kann es mir ja ungefähr vorstellen, nachdem ich auf Ko Samui gestürzt bin. Meine Wunden sind jetzt nach knapp 14 Tagen ganz gut verheilt. Nur am Ellenbogen hab ich noch ein kleines Loch.
Mama hat letztens gesehen, wie eine erwachsene Frau mit 4 Kindern auf einem Roller gefahren ist. Das ist eindeutig ein neuer Rekord.
Eine neue Durchsage und die Armee-Männer machen sich auf den Weg. Jetzt ist es 20.30 Uhr. Wahrscheinlich ist der Bus da, der planmäßig um 21 Uhr nach Phuket fährt. Das bringt mir leider herzlich wenig, da ich ja ein Ticket für den „früheren“ Bus um 19 Uhr gebucht habe. Hauptsache, ich komme heute noch irgendwann los!
30.10.2011, Fährableger, Phuket
Jetzt aber: auf nach Ko Phi Phi
Ich habs tatsächlich pünktlich geschafft. Mein Fährticket hab ich schon in der Tasche und jetzt muss ich noch 1 ½ Stunden warten, bis es losgeht nach Ko Phi Phi.
Als der Bus dann pünktlich mit Verspätung um 21.30 Uhr ankam, saß schon jemand auf meinem Sitz D10. Erst stand er auf, doch dann kam die Platzanweiserin und sagte er soll sitzenbleiben. Stattdessen wies sie mir den Platz in der Mitte hinten in der allerletzten Reihe zu. Richtig, das ist der Platz, bei dem man 30 Meter an allen Sitzreihen vorbei und dann genau durch die Frontscheibe fliegt, falls der Fahrer eine Vollbremsung machen sollte. Die Asiaten um mich herum lächelten mich aufmunternd an. Die Klimaanlage pustete die kalte Luft direkt auf meinen Kopf und meinem Blick sah man offenbar die Begeisterung an. Zum Glück musste ich dort nur 10 Minuten sitzen. Dann fragte die Platzanweiserin, ob ich mich umsetzen will und ich landete glücklicher weise auf einem normalen Zweierplatz am Gang im vorderen Teil des Busses, der nicht auf 15 Grad runter gekühlt wird.
Und dann gabs sogar richtig Service im Bus! Jeder bekam eine Flasche Wasser, Cracker und ein Stück Gebäck. Ne Decke zum kuschligen Schlafen wurde auch gereicht. Wow, das war besser als bei Ryanair oder German Wings.
Ich war tatsächlich die einzige Europäerin im Bus! Das hab ich bisher noch nicht erlebt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Hua Hin kein Backpackerziel ist und alle anderen Touristen mit den Hotelbussen herum kutschiert werden.
Doch ich hatte Glück. Neben mir saß ein Nepalese, der verhältnismäßig gutes Englisch sprach. Ich schätze ihn auf Mitte 40. Er machte zusammen mit seinen 10 Kollegen aus der Solarzellen-Branche eine Geschäftsreise durch Thailand. In diesem Bus?
So nutzte ich meine Chance und fragte ihn etwas über Nepal aus. Folgendes hab ich erfahren: In Nepal leben 2,6 Millionen Menschen. Der Großteil von Ihnen arbeitet in der Landwirtschaft und baut Reis an oder züchtet Ziegen. Ziege ist das Haupt-Fleisch, das sie verzehren. Kühe dürfen sie nicht essen, schließlich sind Kühe im Hinduismus heilig und 60 % der Nepalesen sind Hindus.
Könnt ihr euch vorstellen statt Rind Ziege zu essen? Ich nicht. Hühnchen geht in Nepal auch noch klar. Ich glaub Hühnchen sind nirgendwo heilig und werden überall in Massen gegessen. KFC ist in Asien auch viel populärer als in Europa.
Um kurz vor Zwölf hielten wir an einer Art Raststätte an. Mit meiner neuen 3 € Brille vom Nachtmarkt in Hua Hin konnte ich beobachten, wie die Fahrgäste ihr Busticket an einem Tisch vorzeigten. Die Thais hinter dem Tisch rissen ein Stück davon ab und dafür bekam man dann eine Tüte mit Joghurt, Yakult und einem Küchlein. Ich zeigte einfach mein Ticket vor und wortlos wurde auf die Tüten gedeutet, von der ich mir eine aussuchen konnte. Das muss man auch erst Mal wissen.
31.10.2011 – 02.11.2011 The Rock Hostel, Ko Phi Phi
Was ist schlimmer? Goon oder Buckets?!
Niemand hat mir gesagt, dass es auf Ko Phi Phi auch Buckets gibt. Wie auf Ko Phangan zur Fullmoonparty bekommt man hier für 280 Baht (4,50 €) einen Eimer Wodka Redbull oder Whisky Cola etc.
Zum Glück konnte ich die für heute geplante Schnorcheltour auf morgen verschieben. Als ich heute Morgen um 9 Uhr aufgewacht bin war ich nämlich schon seekrank, ohne je ein Boot betreten zu haben.
Ich bin hier in nem totalen Partyhostel gelandet. Es gibt 2 Dorms mit jeweils 16 Betten. Für mich war nur noch ein Einzelzimmer frei, das 100 Baht mehr kostet. Aber im Prinzip bin ich ganz froh darüber, dass ich nicht mit den Chaoten in einem Zimmer schlafen muss.
Tagsüber und vor allem abends sitzen alle auf Bänken vor dem einen Dorm und aus den kleinen Shops auf der Straße wird Bier oder eben ein Bucket geholt. Die Atmosphäre ist sehr relaxt. Vor allem ein Rasta aus Argentinien, ein Brasilianer und ein Afro aus der Dominikanischen Republik chillen den ganzen Tag. Ein paar Schweden sind kräftig am Trinken. Vor allem Johann, der erst 21 ist und sein Knie vorgestern bei einem Backflip aufgeschlagen hat, sagt, dass er sein ganzen Leben Party machen will. Bis er 40 ist. Es gibt für ihn nichts Schlimmeres als Langeweile. Ich weiß nicht, was bei ihm schief gelaufen ist, aber irgendein Ereignis versucht er glaub ich auf dieser Reise durch Alkohol aus seinem Gedächtnis zu eliminieren.
…
Ja und so ging es dann auf Phi Phi weiter: Am ersten Abend bin ich mit den Schweden Johann und Andres, dem Australier James und dem Engländer Lee losgezogen. Nach ein paar Drinks im Hostel landeten wir erst in einer Cocktailbar und dann in der „Reggae Bar“. Dort bekommt man 2 Buckets umsonst, wenn man freiwillig in den Ring steigt und beim Thai Boxen mitmacht. Es dauerte nicht lange bis Lee und Johann im Ring standen und die Fäuste flogen. Wie viele Buckets die Amateurboxer schon intus haben interessiert übrigens niemanden. In ihrem Stadium hatten sie auf jeden Fall keine koordinativen Fähigkeiten mehr und der schmächtige Johann lag schnell am Boden.
Am nächsten Morgen half nur ein fettiges Stück Pizza und ein frisch gemixter Ananassaft gegen den üblen Kater. Als ich hörte, dass der Typ aus der Dominikanischen Republik in der Nacht von seinem Hochbett runter gebrochen hat, beschloss ich in der Einsamkeit bzw. in den schützenden 4 Wänden meines Einzelzimmers zu bleiben.
Am zweiten Abend ging es dann mit wiedergewonnenen Kräften direkt in die Stones Bar am Strand. Das Bier schmeckte zwar noch überhaupt nicht. Aber der Wodka-Redbull-Sprite-Bucket war in Ordnung. Um 22 Uhr startet dort die abendliche Feuershow und 7 Thais sowie ein Italiener jonglieren brennende Feuerbälle. Diese war auf jeden Fall die beste Feuershow, die ich in meinem Leben gesehen habe. Die Thais waren wie in Trance und das Ganze wurde von einem DJ mit feinen Elektroklängen begleitet.
Danach zogen wir weiter in die Sleeky Bar, was angeblich der beste Club auf Ko Phi Phi (zumindest im Hauptort) sein soll. Als mich dort Lady Gaga erwartete war ich schwer enttäuscht. Tanzen am Strand unter Sternenhimmel ist schön, aber nicht zu der Musik. Das fand auch Aki, ein Finne, der an diesem Tag neu angekommen war. So suchten wir den Strand nach besserer Musik ab und landeten letztendlich erneut in der Stones Bar.
Dort tauchte auch Lee irgendwann wieder auf, der sich an diesem Halloween Abend in ein Kleid einer weißblonden Polin gezwängt hatte, die neu im Hostel eingecheckt war. Lee war schon jenseits von gut und böse und torkelte nur so am Strand entlang. Wir fragten ihn, ob wir ihn nach Hause bringen sollen, aber das kam für ihn auf keinen Fall in Frage. Stattdessen fummelte er an seinem Kleid herum und –zack- zeigte er uns, dass unter dem Kleid keine Frau sondern ein Mann steckt. Das ist leider auch typisch englisch, dass sie volltrunken gerne ihre Männlichkeit präsentieren.
Ich war mir sicher, dass Lee am nächsten Morgen definitiv nicht zum Schnorcheln mitkommt und es wie ich am Morgen zuvor verschiebt. Zu meiner Überraschung war es er, der am nächsten Morgen an meine Tür klopfte und mit krächzender Stimme „GERMANYYYYYY SNORKELING“ rief. Sein Namensgedächtnis ist anscheinend zu vielen Eimern zum Opfer gefallen.
So machten Lee, Aki und ich uns auf zu einer Bootstour rund um Ko Phi Phi Don und die kleinere Insel Ko Phi Phi Lee. Wir stoppten am Shark Point und in der Monkey Bay zum Schnorcheln. Das Wasser war badewannenwarm und die Sicht im klaren Wasser wirklich einmalig. Als wir am Strand von Bamboo Island ankamen, verschlug es mir fast die Sprache. So einen schönen Strand habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen und ich kann ihn auch eigentlich nicht mit Worten beschreiben. Es war einfach nur perfekt.
Die Maya Bay, in der The Beach mit Leonardo Di Caprio gedreht wurde, ist kleiner, als sie im Film erscheint, aber das ist ja kein Wunder. Die Bucht, die von Limestone Felsen umgeben ist, bietet trotzdem eine malerische Kulisse.
Auch die Viking Cave und Pirate Bay waren zwei super Schnorchelstationen.
Abends aßen wir im Papaya, einem Restaurant mit authentischem Thai Food und passend zum Restaurantnamen aß ich Spicy Papaya Salad. Nach dem Essen ließen wir den Abend am Strand bei der Feuershow ausklingen.
03.11.2011, Mittwoch – Spicy Thai Backpackers, Chiang Mai
„Are you english?“
Und wieder einmal habe ich festgestellt, dass es keinen Sinn macht, Flüge im Voraus zu buchen. So gerne wäre ich noch auf dieser wunderschönen Insel geblieben und hätte noch mehr Zeit mit diesen bescheuerten Knallköpfen im The Rock Hostel verbracht. Leider kann man bei Air Asia Flüge nur 48 h vor Abflugzeit verschieben. So nahm ich nach einem reichhaltigen Müslifrühstück mit Aki die Fähre am Mittag nach Phuket. Von dort aus fuhr mich der Taxifahrer eine Stunde zum Flughafen und nach knapp 2 Stunden Flugzeit kam ich um 22 Uhr in Chiang Mai an.
Ich hatte einfach irgendein Hostel mit einer guten Bewertung beim Hostelbookers.com gewählt. Leider war das Spicy Thai etwas zu weit außerhalb vom Stadtzentrum entfernt. Das fand auch Marije, eine Holländerin, die gerade aus Düsseldorf angekommen ist. Wir hatten beide vom Deejai Hostel gehört und am nächsten Morgen packten wir früh unsere Taschen, nahmen Marijes erstes Tuk Tuk und zogen um.
Das Deejai Hostel ist ein absolut wunderbarer Ort. Das Gebäude gehört „Mama“, einer kleinen molligen Thaifrau, die sich alle Mühe machte, die Flecken von meinem Motorbike Crash aus meinem weißen Kleid zu entfernen. Leider erfolglos. Sie schlug mir vor, es mit Batik Technik zu färben. Das ist nicht gerade mein Style, also schenkte ich es ihr und sie wird es für ihre Schwester färben.
Gon, Mamas Sohn, hat das Hostel gegründet und sitzt mit seiner Freundin an der Rezeption, wenn dort nicht gerade Toohey mit ihren super blauen oder lilanen Kontaktlinsen die Gäste anstrahlt.
Wenn das ganze Hostel ausgeht, wie am Freitag in die Reggae Bar, dann passen die Gon und Co. auf, dass wir alle zusammen in einem Songthawo zurück fahren und keiner verschollen geht. Leider braucht die Bangkok Police, was ich als eine Bande korrupter Freaks verstanden habe, zurzeit Geld. So schließen sie jeden Club um 12 Uhr und wenn man dann nicht seinen Pass dabei hat, muss man Strafe zahlen.
Erschrocken hat mich auch ein kleiner Junge, der uns vor dem Club Rosen zum Verkauf angeboten hat. Sein Gesicht war so ernst und erwachsen. Er sah eher aus wie 45 als wie 10 Jahre. Als wir „Nein“ zu den Rosen sagten, zeigte er uns den Schlagring an seiner Hand. Und als Mat, ein Kanadier, ihn fragte „Mama or Mafia“ änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig und seine Augen waren voller Trauer. Die Mitarbeiter der Mafia werden auch immer jünger.
Tagsüber sind Marije und ich durch die Stadt gelaufen und haben uns einen Tempel nach dem anderen angeguckt. Mein Fazit: sie sind wirklich schön und die farbenfrohe Religion des Buddhismus mit all den Blumen, Räucherstäbchen und goldenen Verzierungen erzeugt gleich eine unglaublich angenehme Atmosphäre aber mehr als 50 Buddhas am Tag kann ich mir nicht angucken.
Als wir vor einem der Tempel stehend unseren Stadtplan von links nach rechts drehten, kam ein hellblondes Mädchen auf uns zu und begrüßte uns mit den Worten „Are you english?“. „Nein, aber du kannst trotzdem mit uns auf Sightseeing Tour gehen….“ war unsere Antwort. Stephanie aus Leeds war gerade von Ko Tao in Chiang Mai angekommen und hatte in ihrem Guest House zwar einen Pool aber dafür kaum Gesellschaft.
„Misses Cup of Tea“, wie wir sie mittlerweile auch gerne nennen, hat einen der stärksten englischen Akzente, den ich seit langem gehört habe, verschluckt oft Silben und Marije und ich verstehen erst mit Nachfragen, was sie meint.
Steff hat Musik studiert, kennt jede Band und ihr Freund ist der Drummer bei „Allen and the Escapades“. Wir können uns wunderbar über Musik austauschen, wenn ich denn den Bandnamen verstehe, so wie sie ihn ausspricht.
Abends kam Steff in unser Hostel, wo wir beim Free BBQ in den Bamboo Hütte saßen und uns unter die Hostel Bewohner gemischt haben. Es scheint so, als würden in Chiang Mai oder speziell im Deejai Hostel viele kleben bleiben oder wiederkommen, nachdem sie in Pai, Chiang Rai oder sogar Laos waren.
04.11.2011, Donnerstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Cooking Class
Ich bin im vierten Monat schwanger. Zumindest fühle ich mich so, nachdem wir heute in der Thai Cooking Class sechs verschiedene Gerichte gekocht haben und ich neben meinen eigenen auch noch Marijes probiert habe.
Es gab sechs verschiedene Gänge und pro Gang konnte man aus drei Gerichten wählen. Zuerst wurden jedoch die Zutaten auf dem Markt eingekauft. Die intensiven Gerüche von fermentiertem Fisch, Chicken soup, reifen Bananen Motorrollerabgasen waren nach der Nacht in der Bamboo Hütte des Hostels beinah zu intensiv für meinen Magen. Mit einem frischen Melonen Smoothie mit viel Eis war es etwas erträglicher. Ich hatte zwar „Lemon“ bestellt aber das Leben ist ja keine Englisch Master Class.
Mein erster Gang war Pad Thai: frittierte Nudeln, mit Tofu, Gemüse und Ei. Danach machten wir selber Currypaste und verarbeiteten die in Penang Curry: rotes Curry mit Hühnchen und kleinen Egg Plants drin sowie Hühnchen mit Thai Basilikum. Danach war schon kaum mehr Platz für Som Tam: Papaya Salat, der mit Erdnüssen und ganz viel Chili zubereitet wird. Zum Abschluss musste dann irgendwie noch Sticky Rice mit Mango und Black Rice Pudding probiert werden. Mmhh, war das lecker.
Wenn ich kann, dann mache ich jetzt in jedem Land einen Kochkurs. Es ist gut, um ein Gespür für Gewürze und Garzeiten zu bekommen.
Am Abend ging fast das ganze Hostel zusammen ins Taku’s, eine Bar, die vom Engländer Rob geführt wird, der hier ab und zu im Hostel an der Rezeption sitzt oder andere Dinge tut wie essen und mit den Backpackern quatschen.
Über dem Taku’s ist eine Galerie, die einem Thai gehört, der mit seinen Dreads und dunklen Augen wie „Jack Sparrow“ aussieht. Das Taku’s hat normalerweise auch Gin Tonic. Aber manchmal geht das Tonic aus. Dann heißt es „moment please“ und ein Mitarbeiter wird losgeschickt, um etwas Tonic im nächsten Minimarket zu kaufen.
Als Misses Cup of Tea neulich einen Cocktail bestellte, hieß es: „Der steht zwar auf der Karte aber den haben wir nicht., wir sind schließlich eine Bar“….hm ok, wir reagieren einfach wie die Thais: drüber hinweg lächeln.
Dann noch schnell 20 Baht an die Frau spenden, die die ganzen Hunde in Chiang Mai fett füttert und weiter in die Reggae Bar zur Live Musik, bis sie dann von der Bangkok Police geschlossen wird.
05.11. 2011, Samstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Dancing Shrimps am See und Doi Suthep Tempel
Dancing Shrimps sind lebendige Süßwassershrimps, die in Chilisoße in einem kleinen Porzellantopf serviert werden. Wir konnten uns nichts darunter vorstellen, als wir sie am Huany Thung Thao See serviert bekamen. Als wir den Deckel vom Topf abnahmen und uns die ersten Schrimps um die Nase tanzten, wussten wir was mit dem Namen gemeint ist und Mat, der uns die Thai Food bestellt hatte, lachte sich über unsere Reaktion kaputt.
Natürlich hab ich die probiert und sie sind wirklich lecker. Man muss nur schnell drauf beißen, sonst fühlt sich’s komisch im Mund an.
Zum See waren wir mit einem Songthawo gefahren, einem Art Taxi, dass man sich mit mehreren Leuten teilt. Marije, Steff, der Kanadier Mat, der Neuseeländer Matt und ich hatten uns das Taxi für den Nachmittag gemietet und lagen nun entspannt in unserer Bamboo Hütte am See. Der See erinnerte mich an die Tümpel bei uns im Wald oder an Tütings Teich. Das ist natürlich kein Vergleich mit dem strahlenden Strand von Ko Phi Phi und so konnte mich keine überzeugen, dort ins Wasser zu gehen.
Nach der kleinen eiweißreichen Tanzeinlage ging es in die Berge, über grüne bewaldete Serpentinen hoch zum Doi Suthep Tempel, einer der Touristenattraktionen hier in Chiang Mai. Es wimmelte nur von weißheutigen, mit Kameras bewaffneten Schnappschussjägern und auch wir schossen Bilder von Mönchen, goldenen Schlangen und kleinen Mädels in traditioneller Bergdorfkleidung.
Allerdings gefiel mir gar nicht, wie trainiert die Mädchen waren. Sie wussten genau, welche Pose bei den Touris gut ankommt, waren geschminkt und wirkten fast wie dressierte Zirkustiere. Eine Gruppe führte einen traditionellen Tanz auf und das unechte Lächeln ließ erahnen, wie gerne sie das taten.
Wir kamen gerade pünktlich um 6 Uhr abends zum Hostel zurück, sodass der neuseeländische Matt seinen Bus nach Laos erwischte. Nach einem kurzen Schläfchen wanderten wir über den Night Market, der sich nicht im Geringsten von dem Markt in Hua Hin unterschied. Ich kaufte mir neue Flip Flops, da ich meine Bali-Flops irgendwo auf Ko Phi Phi stehen gelassen habe.
In einem langweiligen Touri Restaurant bestellten wir Pad Thai, das mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Tiefkühltruhe kam und nicht frisch zubereitet war. Ich zog deshalb meine Kokosnuss vor und war froh, als wir später wieder im Hostel ankamen und in der Bamboo Hütte auf der Matratze lagen und quatschten.
Irgendwann nahm ich das Kabel aus dem I-Pod, der gerade Musik spielte und übernahm mit meinem Handy die Rolle des DJs.
Als ich etwas Paul Kalkbrenner spielte, fing Edita, eine Polin, an mit dem Kopf zu nicken, hob ihren Arm, grinste mich an und sagte „yes, berlin“. So kam es, dass Edita und ich uns stundenlang über Electromusik aus Berlin unterhielten. Letztendlich blieben nur noch wir zwei, Mat und ein Ire, Chris, der keinen Plan von Musik hatte, aber auch keine Abneigung gegen unsere fanatischen Musikunterhaltung und sich bereitwillig an der Diskussion beteiligte, ob es leichter ist, sich in Personen oder in Musik zu verlieben.
Um vier Uhr war der Handyakku leer und ich entschied mich, ins Bett zu gehen, damit ich wenigstens mit vier Stunden Schlaf zum Trekking am nächsten Tag aufbrechen konnte.
06.11.2011, Sonntag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Trekking, Elephant Rinding No. 2, Bamboo Rafting, Ziplining
Na, der sieht aber noch schlimmer aus als ich, dachte ich mir, als ich Peter auf einer Bank in seinem Guest House sitzen sah.
Er blickte zum Reisebus auf und sein Gesichtsausdruck sagte alles: „Oh mein Gott, warum habe ich gestern nur diese Tour gebucht? Warum muss ich jetzt mit dem Kater meines Lebens und drei Mädels, die wie Hühner auf der Stange schnattern, einen Tag lang Dinge tun, für die ich eigentlich keine Kraft habe?“
Steff, Marije und ich saßen in der ersten Busreihe und hielten Peter mit unserem Gebrabbel vom Schlafen ab. Hinten im Bus reihten sich Pauschal-Pärchen-Touristen auf, die sich eh nicht in unsere Backpackergruppe integrieren wollten.
Beim ersten Stopp, einer Orchideen- und Schmetterlingsfarm offenbarte Pete uns, dass er am Abend zuvor kräftig die Partyszene von Chiang Mai aufgemischt hat.
Es passte uns glaub ich allen ganz gut, dass wir nach den Schmetterlingen nicht sofort lostrekkten, sondern erst mal auf dem grauen behaarten Rücken eines Elefanten schaukeln durften.
Ich war etwas skeptisch nach meiner Elefanten-Erfahrung in Hua Hin, die mich ja eher an die asiatische Version von Kirmes-Ponys erinnert hat. Aber als ich sah, dass die Tier in einem gepflegten Zustand sind, nicht apathisch mit dem Kopf von Seite zur Seite wedeln und die Pfleger sogar teilweise bei den Tieren schlafen, stieg ich in den Sattel.
Wesentlich mehr Adrenalin floss beim Ziplining, was man auf Deutsch wohl am Ehesten mit Kletterwald übersetzen kann. Wir schwangen von Plattform zu Plattform und an ein paar Stationen ging es im freien Fall (natürlich an der Leine gesichert) in die Tiefe.
Dabei fehlte mir nur Claudi, meine Reise- und Adrenalinpartnerin aus Cairns in Australien, mit der ich Sky Diving, Bungee Jumping und White Water Rafting überlebt habe.
Die Mischung war gelungen. So folgte auf Action wieder Entspannung und wir glitten auf einem Bambusfloß den Fluß hinunter.
Nach dem Thai-Lunch hatten wir dann sogar die Gelegenheit ins Wasser zu springen. Wir waren an einem Wasserfall und warteten durch die Strömung.
Obligatorisch bei diesen Touren durch die Berge von Chiang Mai ist wohl der Besuch eines Bergdorfs. Allerdings war unsere Variante nur ein Touristen-Nap. Auf einer Straße stand eine Reihe von Ständen und die „Dorfbewohner“ versuchten uns Armbänder und anderen Kram anzudrehen. Ihre Zähne glänzten braun-blutrot. Ich hab bisher noch nicht herausgefunden, was dahinter steckt. Kautabak allein kann das nicht anrichten.
Steff und Peter stiegen nach der Tour bei unserem Hostel aus und buchten ein Zimmer für die nächsten Nächte. Marije und Ich sollten mittlerweile langsam mal Provision dafür bekommen, dass wir alle Backpacker, die wir treffen zum Umzug ins Deejai überreden.
07.11.2011, Dienstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Ich will noch nicht gehen…
Chiang Mai ist gut. Die Leute um mich herum sind gut. Das Hostel ist gut und in zwei Tagen beginnt hier das Laternen Festival, das neben dem Geburtstag des Königs und dem chinesischen Neujahr im April eins der größten Festivals in Thailand ist.
So ging ich heute Morgen zum Immigration Office und beantragte eine Visa Verlängerung für sieben Tage. Die Leute vom Hostel sagten mir schon, dass ich am besten eine Stunde vor der Öffnung dort sein sollte. Mit so einem Andrang hatte ich allerdings nicht gerechnet. Als ich um 9 Uhr (pünktlich zur Öffnung) am auf den Parkplatz fuhr, sah ich bereits ca. 200 Leute auf dem Gelände rumlaufen. Alles wirkte relativ unorganisiert und chaotisch. Glücklicherweise hatten die Gebäude Beschilderungen. So ging ich auf das Häuschen mit der Aufschrift „ Visa Extension“ zu. Drinnen war es ebenfalls total überlaufen. Jeder Sitz- und Stehplatz war besetzt. Ich zog die Nummer 20 und zeigte sie der Mitarbeiterin, die mich angrinste und sagte „You are next“. Wie kann ich denn als nächstes dran kommen, wenn hier ungefähr 200 Leute warten? Und außerdem muss ich doch noch zwei Stapel Dokumente ausfüllen und die Schlange vor dem Kopierer bezwingen, um meinen Reisepass zu kopieren.
Alles kein Problem. In Südostasien funktioniert das schon irgendwie. Auch wenn man am Anfang nicht dran glaubt. Und tatsächlich zeigte die Anzeigetafel gerade die Nummer 21 an, als ich nach einer halben Stunde vom Kopierer zurück kam. Beeindruckendes Tempo.
Der ca. 60 jährige grauhaarige Beamte, der meine Dokumente entgegennahm, laß meinen Namen, schaute mich an, lächelte und sagte „ Mmmmhhh, aaaahhhh Hanniiiiiiii“. Ja das ist mein Name „Mmmmhhh aaahhhh Germaniiiiii“. Ja da komm ich her.
Ich hatte irgendwo vergessen den Namen der Stadt einzutragen, in der wir uns befinden und so schrieb er „Chiang MaIIIII“ und zog das letzte I hoch bis an den Rand des Papiers. Beamten haben nicht nur in Deutschland Langeweile…
Zum Lunch traf ich mich mit den Mädels, Marije, Steff und Tessa, einer weiteren Holländerin. Wir waren auf der Suche nach Peters Guest House. Dort traf er sich um 12 mit einem Freund, der in Chiang Mai geboren ist und mit ihm in London im Restaurant arbeitet. Peter ist nämlich Chefkoch und hat außerdem eine Bratpfanne auf die Innenseite seines Arms Tätowiert. Da sollen bald noch Essstäbchen, Messer und Gabel dazu kommen.
Jedenfalls liefen wir planlos durch die Straßen, die irgendwie alle gleich aussehen, fanden das Guesthouse nicht, gaben um halb eins auf und setzten uns einfach in irgendein Restaurant.
Danach fuhr ich zum Future Shop, um meine Kamera abzuholen, die ja leider auf Ko Phi Phi in meiner Handtasche ertrunken ist. Ab jetzt werde ich nie wieder Flüssigkeiten in meiner Handtasche transportieren. Ich schwöre! Sie konnte leider nicht repariert werden und gerade zwei Wochen zuvor hatte ich Mama und Papa die Garantie mitgegeben, sodass ich nun auf die Schnelle auch keinen Ersatz bekomme, außer ich flieg nach Kuala Lumpur und geh in den Shop, wo ich sie gekauft habe.
Papa hat mir übrigens die freudige Nachricht übermittelt, dass auf der guten Lumix Kamera, die auf Bali in Bier ertrunken und auf Christophs Laptop, der ganz ohne Flüssigkeit kaputt gegangen ist 5 bzw. 4 Jahre Garantie ist. Glück gehabt.
Nützt mir jedoch im Moment alles nichts. Ich brauche eine Kamera, um die letzten Wochen Reisezeit zu dokumentieren. Also fuhr ich in das Airport Plaza Shopping Center und ließ mir verschiedene Modell zeigen. Ich schaute mir Kameras für 5000 -6000 Baht an und der gewiefte Verkäufer zeigte mir dann natürlich ein Modell, das nur 1000 Baht teurer und dafür natürlich „viel besser“ war.
Als er mir den Punk- den Fisheye-, den Pop-Art, Sparkeling- Gezeichnet- und Soft Focus Modus zeigte, war es um mich geschehen und ich war vollends in diese Kamera verliebt. Arg wieder 160 € unnütz ausgegeben. Wenn ich nach Hause komme, bin ich dann im Besitz von 3 Kameras, von denen ich hoffentlich min, eine gewinnbringend bei Ebay verkaufen kann.
Nachmittags zogen Steff und Pete in das Deejai Hostel ein. Nun haben wir alle zusammen. Abends genossen wir bei Gin Tonic und Thai-Reggae in der Bamboo Hütte im Garten die entspannte Chiang Mai Atmosphäre.
08.11.2011, Mittwoch – Deejai Hostel, Chiang Mai
Massage Lesson
Zen, Ommm und Aua. Heute habe ich im Thai Massage Kurs gelernt, wie man sich auf die Füße einer auf dem Bauch liegenden Person setzt und diese an den Schultern hochzieht, ohne ihr dabei die Wirbelsäule zu brechen. Und dabei genoss ich noch luxuriöse Lernbedingungen. Zwei Lehrerinnern konzentrierten sich voll und ganz auf mich, da sonst niemand den Kurs für heute gebucht hatte. Das waren gut investierte 900 Baht (20 €), für eine Leistung, die sonst 2000 kostet.
So wurde ich von Fuß bis Kopf in die Techniken der Thai Massage eingeführt und dabei selber auch gut durchgeknetet, In der Mittagspause schlief ich nach den Nudelsuppe dann auch tiefenentspannt im Schaukelstuhl ein. Als eine der Lehrerinnen und ich nach der Stunde Pause zurück in den Trainingsraum kamen, lag die andere Lehrerin noch schlafend auf der Matte. Sie hatte heute irgendwie Kopfschmerzen. Kein Problem, dann wird eben die Schwester angerufen und muss spontan für ein paar Stunden Demonstrationsobjekt spielen.
Die ganzen Griffe und Kniffe bekam ich am Ende auch schwarz auf weiß in einem Buch mit nach Hause. Nun muss ich bald mal ein Paket schicken mit diesem, dem Kochbucht und der kaputten Kamera samt Kabelage, die ja nur Platz in meinem Backpack wegnehmen.
Auf dem Rückweg vom Kurs traf ich Lara, eine der Holländerinnen aus dem Hostel, die gerade auf dem Weg zum Shoppen war. Ich begleitete sie ein Stück und bin nun um ein schwarz-graues Sommerkleidchen reicher und 5 € ärmer.
Zurück im Hostel schmiss ich mich allerdings in die Schale eines roten Kleids. Mat hatte mich darum gebeten. Er fand, das sei das richtige Outfit, um ein paar Fotos zu schießen. Mat hat in Paris Fotojournalismus studiert und arbeitet für Reuters in Kambodscha, wenn er nicht in Toronto ist, wo er mit 3 Freunden eine Bar betreibt. Die Bilder, die er von seinen Freunden geschossen hat und auf seinem I Phone transportiert, sehen super kunstvoll aus und wann bekommt man sonst schon mal die Gelegenheit für ein kostenloses Shooting von einem quasi Profi-Fotographen. Also stimmte ich zu, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet.
Wir gingen zum Thai Peh Gate, wo unzählige Lampingnons in verschiedenen Farben aufleuchteten. Mat hatte sich schon genau überlegt, wo er Bilder machen wollte und sagte mir genau, wie ich mich hinsetzen bzw. hinstellen soll. Die Kommandos wie „Kinn hoch“, „Kopf senken“, „Mach deine Augen weiter auf“ waren etwas gewöhnungsbedürftig und so bekam ich zwischendurch auch ein „Jetzt entspann mal dein Gesicht wieder“ zu hören.
Ein paar der Touristen dachten wohl, dass es sich um ein professionelles Shooting handelt und schossen Bilder von mir. Haha, versteckte Kamera.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Fotos. Die ich leider erst im März zu sehen bekomme, da Mat sie erst entwickeln kann, wenn er wieder ein Mal nach Bangkok kommt. Bangkok ist anscheinend der einzige Ort in Südostasien, an dem es das passend ausgerüstete Fotolabor gibt.
Abends aßen wir in meinem Lieblingsrestaurant, das nur 10 Gerichte hat, wovon die Hälfte Papaya- Gurken- oder Mangosalat-Variationen sind und endeten mal wieder mit allen zusammen in der Bamboo Hütte im Garten.
09.11.2011, Donnerstag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Laternenfestival
Heute Nachmittag blieb ich im Hostel, um mein Tagebuch zu schreiben, das ich in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt habe, während die Mädels auf Shopping Tour durch Chiang Mai zogen.
Mat gesellte sich zu mir und machte eine Kollage aus dem Stadtplan von Chiang Mai und Visitenkarten des Hostels. Die so entstandene Orchidee wollte er als Postkarte an seine Großmutter schicken.
Zwischendurch fragte ich ihn „Sag mal, wie heißt noch Mal der Besitzer von der Taku’s Bar, der hier manchmal im Hostel arbeitet? Rob oder?“ Er antwortete „Yes“ und ich widmete mich wieder dem Schreiben zu bis er sagte „Do you wanna ask me this question in english too, Hanne?“ Das Tagebuchschreiben hatte mich anscheinend wieder so in den Deutsch-Modus versetzt, dass ich ihn tatsächlich auf Deutsch angesprochen hatte.
Abends war es dann so weit. Endlich fand der Auftakt des Laternenfestivals „Loi Khratong“ statt. Einige der Hostelbewohner hatten sich im Garten zusammen gesetzt und kleine Bambuskörbchen gebastelt, die mit Blumenschmuck verziert wurden. Gegen acht Uhr brachen wir dann mit ca. 30 Leuten auf und fuhren zum Fluß. Dort wurden die Kerzen auf den Körbchen angezündet und die kleinen Bötchen dann zu Wasser gelassen. Nach dem Glauben der Buddhisten enthalten sie alle schlechten Energien und in dem man sie auf dem Fluss wegschickt, wird man auch sein Bad Luck los.
Leider fing es an zu regnen und die Schiffchen sanken schneller als ein Priester die Beichte abnehmen kann.
So schnappten wir uns zwei drei Sangthaows und fuhren zum Rasta Café, in dem es Live Musik geben sollte. Die erste Band hörte sich 1 ½ Stunden so an, als wurde sie sich immer noch beim Sound check befinden. Die zweite Band, in der der Cocktailmixer mit den Schlagstöcken unter anderem auf Kuhglocken rührte, war richtig gut und ich schmiss beim Tanzen meine Flip Flops zur Seite.
Mich beeindruckt es echt immer wieder wie die Mitarbeiter im Deejai Hostel es schaffen, eine Gruppe von 30 Leuten zum gemeinsamen feiern zu motivieren und sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg alle zusammen zu halten. Das Deejai ist auf jeden Fall das familiärste Hostel, in dem ich bislang gewohnt habe.
10.11.2011, Freitag – Deejai Hostel, Chiang Mai
Laternenfest again
Als alle ausgeschlafen hatten machten wir uns mit ca. 15 Leuten in Songthaows und auf Rollern zum See auf. Wir saßen in den Bambushütten, aßen, quatschten und ließen uns von den Strahlen der Sonne wärmen. Ich merkte mein Schlafdefizit der letzten Tage und gähnte so vor mich hin.
Im Hostel blieb nur noch knapp eine halbe Stunde Zeit, bis alle aufbrechen wollten. Ich war so gar nicht mehr in Feierlaune nach den letzten durchzechten Nächten und blieb noch etwas länger in meinem Bett liegen, um zu skypen und mich auszuruhen. Eine kleinere Gruppe mit der Holländerin Lara, Mat, der Brasilianerin Kate, den Amis Scott und Ben und der Australierin Naomi, die mit einem der Thais im Hostel verheiratet ist, war noch länger im Hostel geblieben und nach drei Überredungsversuchen gab ich auf, zog mir ein Kleidchen an, putzte Zähne und wir fuhren in die Stadt.
Heute sollte der Hauptpart des Festivals stattfinden. Unzählige Laternen würden am Fluß hochsteigen, auf dem die ganzen „Bad-Luck“-Bötchen schwammen.
Das Sangthawho hatte uns allerdings an der Straßenkreuzung raus gelassen, an der die kleine süße „Ben’s Cocktailbar“ steht, die im Prinzip nur aus einem Motorroller mit Tisch und Flaschen drauf besteht. Hier hatten wir schon auf dem Sunday Night Market nicht vorbei gehen können.
Ben gefiel „seine neue Bar“ natürlich besonders gut und so mussten wir erst mal ein paar Fotos schießen, auf denen er mit der „Mitarbeiterin des Monats“, einer ca. 40 jährigen Thaifrau unter dem Schild mit dem Barnamen steht.
Wir orderten Caipirinha to go, der allerdings keinen Cachassa sondern Wodka und keinen braunen sondern Palmzucker enthielt. Thaipirinha to go schmeckt allerdings so gut, dass die ersten das Glas schon leer hatten, als die letzen ihren ersten Becher in der Hand hielten. So bestellten wir eine zweite Runde und als wir die in den Händen hielten und uns zum Fluss auf machten, kamen uns schon die ersten Loi Khratong Besucher entgegen. Scheint so, als seien wir zu spät. Das Festival war schon vorbei. Naja, immerhin hatten wir die leuchtenden Lampignons am Himmel gesehen. Und das Feuerwerk um uns herum war auch schon bunt genug.
Jeder, egal ob jung oder alt, lief mit Böllern und Raketen durch die Stadt, die ab und zu auch auf Passanten zuflogen. Taxis und Autos fuhren so gut es ging, um die Feuerwerkskörper herum, im Gegensatz zu den unzähligen Hunden, die sich auf die bunten knallenden Röhrchen stürzten.
Wir liefen zum Thai Peh Gate und ließen ebenfalls Lampignons in die Luft steigen. Mittlerweile dürfte mein Bad Luck nun für die nächsten 100 Jahre ausradiert sein. Gestärkt mit frittierten Nudeln und Schweinefleisch gings zurück ins Hostel und zurück in die Bambushütte, so wie immer.
Eine Woche Chiang Mai ist wirklich schnell vorbei gegangen. Ich kann einen Aufenthalt hier sehr empfehlen. Zwar gibt es keinen Strand und kein Meer, dafür leckeres Essen, super freundliche Thais und unzählige Freizeitangebote, die sich vor allem aufs Treckking und Naturevents konzentrieren.
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