Mittwoch, 23. November 2011

Laos - Deelay is never













LAOS

11.11.2011, Freitag– VIP Bus von der laotischen Grenze nach Luang Prabang
Bye Bye Thailand


Der „VIP-Bus” schlängelt sich im Dunkeln durch die kurvigen Straßen des Berglands von Nordlaos. Der Busfahrer pfeift zur volksmusikartigen Klängen, die mich an Kölner Dönerbudenmucke erinnert und in der Mitte des Gangs liegt ein Sack Reis.

Wir sind mitten auf einer 18 stündigen Reise von Chiang Mai nach Luang Prabang in Laos. Neben mir liegt Marije, die dank ihrer pink-gelben Ohropax trotz dieser wundervollen Musik schlafen kann. Auf der anderen Seite des Gangs liest Lara im Lonely Planet, damit wir wenigstens etwas Informationen über Laos haben. Steff schläft neben ihr mit offenem Mund.

Tessa sitzt zu dieser Zeit im Slow Boat, das nicht 18 sondern 48 h für die gleiche Strecke braucht. Die Fahrt über den Mekong soll malerisch sein, aber wir haben uns für die „Express-Variante“ entschieden und treffen Tess im Spicy Laos Hostel in Luang Prabang, von dem sich niemand die Adresse notiert hat, Immerhin haben wir eine Reservierung.

Ich habe heute mehr Stunden geschlafen als gewacht. Zuerst fuhren wir 6 Stunden im Minibus von Chiang Mai zur Laotischen Grenze. Zwischendurch stoppten wir in Chiang Rai am weißen Tempel, der beeindruckend in der Sonne glänzt. Am Eingang zum Tempel ragen Totenköpfe und Hände aus dem Boden, die wie ein Schutzgraben wirken, in den man sicher nicht hineinfallen möchte. Ich hab keine weiteren Infos über den Tempel und lief auch etwas verschlafen auf dem Gelände rum, da ich die anderen verloren hatte, als ich wegen eines Anrufs stehen blieb.

Als ich dann wieder runter vom Gelände wollte, ermahnte mich ein Mann, der mit Mikrophon unter einem Sonnenschirm saß „Wrong Way, Lady. Please turn again. This is a one way temple“.

Seit wann gibts denn so was? Tempel mit nur einem einspurigen Besichtigungssytem. SO musste ich zurück laufen und konnte noch gerade so in den Bus springen, der sofort los fuhr, als ich die Tür geschlossen hatte. An der Grenze angekommen, mussten wir thailändische Baht in US-Dollar umtauschen, was in Laos eine gängige Währung ist. Als Deutsche musste ich nur 30 $ statt 35 $ wie die Holländerinn und Engländerinnen für das Visum bezahlen. Warum ist das so?

Mit einem kleinen Longtailboot ging es vom Immigration Office über einen Fluß zu einem Shop, wo wir uns für den VIP Bus zusammen fanden. Zuerst mussten wir jedoch noch ein Taxi nehmen, das eher einem halbgeschlossenen Pickup glich, und uns in 10 Minuten ins Innere von Laos brachte, wo der Bus mit laufendem Motor wartete.

Um 18 Uhr ging das Licht aus und wir fielen wieder in den Schlafmodus. Nun um 21 Uhr nach ca. 2 Stunden Tagebuch schreiben bin ich wieder hundemüde und werd gleich die Augen schließen und hoffen, dass ich die Nacht durchschlafen kann. Ich verstehe nicht, wie einige Leute nicht im Bus schlafen können oder eine Valium Tablette nehmen müssen, um die Augen zu schließen. Ich kann im Gegenteil nicht nicht schlafen.

In diesem Sinne: Gute Nacht, bis morgen in Laos.


12.11.2011, Samstag– Luang Prabang, Laos
Erste Eindrücke



„Laos ist kalt, riecht verbrannt und hier leben zu viele Hühner“, dachte ich, als wir um 5 Uhr morgens aus dem Bus geworfen wurden und zu elft in einem Tuk Tuk saßen, von dem wir uns nicht sicher waren, ob jenes es mit dieser Beladung über den Berg schafft.

Überraschenderweise brachte uns der Fahrer trotz fehlender Englischkenntnisse zum richtigen Ort, dem Spicy Laos Hostel. Dort wartete ein gerade volljähriger Junge auf uns, der aussah, als befinde er sich noch immer in der Tiefschlafphase. Er führte uns in ein Zimmer, das mich an einen Hühnerstall erinnert. Der Boden ist mit alten knarrenden Dielen ausgelegt, die Wände bestehen aus Fachwerk, das Dach aus Reet, durch das es sicher tropfen wird, wenn es einen Schauer gibt.

Aber wenigstens ist die Gesellschaft gut und geteiltes Leid ist halbes Leid.


Marije, Lara, Steff und ich teilen uns ein Zimmer. Tessa kommt erst am Nachmittag an und muss daher in ein 10er-Dorm ziehen, das keine Tür, dafür einen Vorhang hat.

Nachdem wir ausgeschlafen hatten sind wir am ersten Tag durch die Straßen gelaufen auf der Suche nach Lunch. Wir fanden ein wirklich nettes Restaurant, das neben Pizza Baguette auch Beef Ragout servierte, welches auf meinem Teller landete.

In Luang Prabang findet man neben der typischen loatischen Küche dank der französischen Besetzung auch Baguette, Croissant und Coque au vin. Diese Mischung zieht einige Touristen an und ich behaupte, dass Luang Prabang die Stadt ist, in der ich bisher am meisten Europäer bzw. Westler gesehen habe.

Die Mischung aus schicken französischen Cafés auf der einen und einfachen laotischen Restaurants, die mit bunten Plastikmöbeln ausgestattet sind, auf der anderen Seite, ergibt ein interessantes Stadtbild. Generell ist das Essen in Laos ähnlich wie in Thailand. Mein geliebter Papayasalat wird mit Eggplants statt mit getrockneten Garnelen serviert und ist etwas schärfer.

Auf dem Rückweg vom Restaurant wurde gerade der Nachtmarkt aufgebaut und wir wanderten zwischen den Pavillons mit roten Stoffdächern umher. Die Frauen, die zwischen ihrer Ware saßen und zum größten Teil zu Abend aßen, waren in dicke Winterjacken eingemummelt. Tatsächlich wird es hier abends relativ kalt und ich muss meine trendy „Windbreaker-Jacke“ anziehen. Leider hab ich Mama und Papa gerade meine Sneaker mitgegeben und nun muss ich meine Joggingschuhe anziehen, da mir mit Flip Flops die Zehen abfrieren.

Naja was solls, die schönen Klamotten kann ich eben nur bei Sonnenschein und 28 Grad tragen.

Die Ware auf dem Markt unterschied sich sehr von der in Thailand. Es wird viel mehr Kleidung angeboten, darunter auch dicke Kapuzenpullis. Die Sarongs sind aus festem, glänzenden Stoff und viel hochwertiger als in Thailand oder Indonesien. Es gibt viele Hippie-Hosen und –Taschen. Die würden auf dem Reggae- und Summerjam sicher gut ankommen. Witzig sind kleine geflochtene Uhren aus buntem Stoff, die immer die immer die ausgesuchte Zeit anzeigen.


13.11.2011, Sonntag - Spicy Laos, Luang Prabang
Radeln und Pool


Reisen mit den Mädels ist etwas ungefährlicher als allein oder mit Jungs. Statt einem Motorbike haben wir uns heute Fahrräder ausgeliehen. Ich hatte einen kleinen pinken Flitzer, der zwar etwas zu niedrig eingestellt war und einen schiefen Sattel hatte, aber dennoch geschmeidig über die Straßen kurvte.

Wir hatten den Plan zum Tempel auf dem Berg zu fahren. Leider hatte keine von uns fünf eine richtige Karte und auf der schlechten schwarz-weiß Kopie vom Hostel konnte man nicht viel erkennen. So fuhren wir einfach drauf los und musten nach 15 Minuten feststellen, dass wir gerade wieder an der Straße zum Hostel vorbei gefahren sind. So war mehr der Weg das Ziel, was mich im Geringsten störte. Wir fuhren durch kleine Gassen, in denen Kinder spielten und dick eingemummelte Männer auf Baustellen arbeiteten. Obwohl das Zentrum von Luang Prabang sehr touristisch ist, scheint es so, als ob die Bewohner der äußeren Stadtteile nicht oft Europäer sehen. Sie grinsten uns an und wunken uns zu.

Wir stoppten am Phosy Market, einem chinesischen Markt, auf dem man bunte Plastikwecker, Schiffsturbinen, frisch abgezogene Kuhhaut und pinke Eier kaufen kann. Die Mädels waren ziemlich geschockt und angeekelt von den Gerüchen und den Dingen, die sie dort sahen. Ich war relativ entspannt, da das kein Vergleich zu dem Bazar Baru Market in Kuala Lumpur ist.

Nachdem wir den stinki Market verlassen hatten, machten wir uns mit den Rädern auf, um einen Swimmingpool zu suchen, der auf der schwarz-weiß kopierten Karte ganz in der Nähe vom Hostel eingezeichnet war. Auf eigene Faust konnten wir ihn nicht finden. Wir mussten fragen. So hielten wir an jedem Guest House auf dem Weg, ruderten mit den Armen in der Luft, als würden wir schwimmen und fragten „Pool? Pool?“. Die Antwort war merkwürdigerweise immer „Left and than right“, egal wo wir uns befanden. Irgendwann sahen wir dann ein Schild „La Pistoche – Bar and Pool“ So bogen wir in die Straße ein, die sich schnell in einen steinigen schmalen Felsweg verwandelte. Nach 200 Metern war ein großes Loch in der Straße, die gerade von Bauarbeitern aufgerissen wurde. Wir mussten trotzdem weiter geradeaus fahren und hoben die Räder über den Graben.

Die Strapaze hat sich auf jeden Fall gelohnt. Der Pool war erfrischend kühl und wir legten uns auf eine große Holzterasse, auf der bereits drei rothaarige Bier trinkende Engländer und ein paar Ami-Girls saßen, deren Ballongroße Brüste definitiv nicht zu den restlichen Proportionen ihres Körpers passten. Gibt es denn keine ehrlichen Schönheitschirourgen?

Der Nachmittag am Pool fühlte sich definitiv nach Urlaub und nicht nach Reisen an und war eine willkommene Abwechslung.

Abends gingen wir in ein laotisches Restaurant, in dem Johnny, ein Engländer aus unserem Hostel, den wir im Bus kennengelernt hatten, bereits zuvor gegessen hatte. Diesmal gefiel ihm sein Essen nicht und auch die anderen waren nicht sehr überzeugt. Mein Papaya Salat war super. Ich glaube bei diesem Gericht kann man einfach nicht viel falsch machen.

Danach gings für einen Drink in das Hive, eine Backpackerbar. Dort gesellte sich Francesco, ein Italiener zu uns. Er war den Tag über in einem Dorf gewesen, in das ihn ein Mönch mitgenommen hat, den er zuvor in einem Tempel kennengelernt hat. Seine Handgelenke waren nun mit unzähligen weißen Wollbändern verziert, die ihm bei der Segnung im Dorf umgelegt wurden.

Die Bars und Restaurant schließen hier unglaublich früh. Um kurz nach elf ging das Licht an und wir schafften es gerade mal unseren ersten Drink auszutrinken. Steff, Marije und ich waren an diesem Abend die Grandmas und gingen früh schlafen. Tessa und Lara zogen weiter und stolperten um halb 3 in der Nacht über Taschen und Schuhe ins Bett.


14.11.2011, Montag - Spicy Laos, Luang Prabang
Mekong River Cruise, Cave, Wasserfall



Wasserbüffel laufen am Ufer entlang. Reisbauern überprüfen ihre Saat und Frauen waschen Wäsche im braunen Wasser des Mekong. Bestimmt putzen sie auch ihre Zähne im Fluß. Leider bleibt uns dieser Anblick verwehrt. Wir sitzen in einem slow boat und tuckern den Mekong hinauf. Unser Fahrer, ein ca. 60 Jahre alter Laote sitzt auf einem alten verblichenen Kissen mit Comiczeichnung und der Aufschrift „Good Friends“. Er lenkt das Boot mit einem großen Steuerrad, das ursprünglich einmal weiß gewesen sein muss. Seine Abibas-Jacke flattert im Wind und er lächelt uns mit dem an, was von seinen Zähnen übrig geblieben ist. Ab und zu schaut er zurück, den Fluss hinunter. Schließlich haben slow boats keine Rückspiegel.

Es ist 9 Uhr morgens und noch ziemlich frisch auf dem Mekong. Lara ist in ihren Kapuzenpulli gemummt und versucht zu schlafen. Schließlich hatte ihre Nacht nur 3 kurze Stunden. Die Fahrt dauert länger als erwartet, wir schließen die Augen und werden nach 1 ½ h von unserem „Good Friend“ geweckt, als wir an den Pak Ou Caves ankommen. Wir klettern die Treppenstufen hinauf in die Tempelhöhle, in der über 4000 verschiedene Buddha Figuren stehen.

Das Treppensteigen fällt uns allen schwer. Wir hatten kein Frühstück. Schließlich hatte uns der Mann aus dem Reisebüro Bananen zum Frühstück versprochen. Allerdings war der Pick Up 45 Minuten zu spät, wir mussten uns beeilen und es gab nichts zu essen und nichts zu trinken. Und dabei steht auf der Visitenkarte der Reiseagentur doch „Deelay is never“.

Der nächste Stopp ist ein kleines laotisches Dorf, das den ganzen Tag lang auf Touristen wartet. Rechts werden Sarongs angeboten, links Schlangen- oder Skorpionwhiskey und geradeaus Armreifen und anderen Schmuck. Wir müssen lange laufen, bis wir eine Art Kiosk entdecken, in dem wir uns Chips zum Frühstück kaufen können, obwohl es mittlerweile bereits 12 Uhr ist.

Wir laufen an einem Tempel vorbei. Die Mönche stehen gelangweilt herum. Auffallend viele von ihnen sind tätowiert. Auf einem Platz vor einem Restaurant sind lauter Pavillons aufgebaut. Auf den Plastikstühlen unter ihnen sitzen Gruppen von Männern und Gruppen von Frauen, die Karten spielen. Ein alter bärtiger Mann mit grauem, jedoch vollem Haar zählt Geldscheine. Wir werden angestarrt.. Ich fühle mich wie im Zoo, nur dass mir diese Käfigbewohner etwas verkaufen wollen. Oder bin ich das Tier?

Nach einer halben Stunde können wir diese unkomfortable Szenerie verlassen und es geht flussabwärts zurück nach Luang Prabang. Der Tuk Tuk Fahrer hat den ganzen Vormittag auf uns gewartet und unterbricht den Plausch mit seinen Kollegen, um uns zurück zum Reisebüro zu fahren.

Dort stehen schon fünf Steroporbehälter mit Fried Rice mit Hühnchen für uns bereit. Außerdem können wir uns alle eine Suppe mit „Buffalo Bras“ teilen. Ich weiß nicht, was das ist, aber es sieht aus wie dunkelbrauner Eierstich und schmeckt nach Rind bzw., Büffel mit ganz viel Pfeffer. Ich bin allerdings die Einzige, die das probiert.

Zwanzig Minuten verbleiben, bis wir mit dem Minivan zum Wasserfall fahren. Ich muss zur Apotheke, um mir Nasenspray zu kaufen. Diese Nasenneben-höhlenentzündung meldet sich wieder zur Wort.

Der Mann vom Reisebüro gibt mir ein Fahrrad. Es ist pink, genau wie das, welches ich einen Tag zuvor geliehen hatte. Er sagt „It’s not so good, but it’s ok, ne”. Nachdem ich 2 Minuten den Berg hochgefahren bin und die Kette abspringt, weiß ich auch, was er mit „not so good“ gemeint hat. Ich rolle mit dem kaputten Bike den Berg runter zurück zum Reisebüro. Ich sehe ein paar Backpacker. Die kenn ich doch, denk ich mir und sie schauen auch so, als ob sie mich erkennen. Na klar, wir haben uns im Deejai in Chiang Mai gesehen. „Hello, Bristol-Boys“ rufe ich nur. Ich kann mir Orte immer besser merken, als Namen. „Hello, Deejai-Girl, how are you?“ ruft einer. Ich winke und fahre vorbei. Anhalten kann ich leider nicht. Dann müsste ich das Fahrrad ja zurück schieben.
 
„Careful Careful“, meint der Reisebüro-Mann nur, als ich ihm das Rad zurück gebe. Immerhin, er hat es gut gemeint und die Apotheke ist wahrscheinlich heute Abend auch noch auf.

Das slow boat wird gegen einen Minivan ausgetauscht. Die versprochenen Frühstückbananen bekommen wir nun als Nachtisch. Wir nehmen allerdings nur eine der zwei Stauden mit. Laos hat eindeutig ein Bananen-Überfluss. Davon können die Australier, die 5 € für das Kilo Chiquita bezahlen, nur träumen.

Wir fahren über eine kurvige Bergstraße hinauf und werden mit einem wunderschönen Wasserfall belohnt. Das Wasser ist türkis und milchig. Es sieht weich aus. Eine Holzbrücke führt über das Wasser. Das Ufer ist mit Bambuspflanzen gesäumt.

Wir wandern hoch bis zum großen Wasserfall, der aus 30 Metern Höhe herunter braust. Die Linsen unser Kameras werden nass, als wir im Wasser posen.

Tessa springt ins Wasser, obwohl es nur 20 Grad im Schatten sind, was meine Zehen schon blau anlaufen lässt, ohne dass ich ins kühle Nass springe.

Am frühen Abend kommen wir zurück im Hostel. Mat, der Kanadier, ist mittlerweile aus Chiang Mai angekommen. Wir gehen zusammen ins Utopia zum Dinner und lehnen uns mit einer mit Apfeltabak gefüllten Schischa zurück. Danach ziehen Tessa, Steff, Mat und ich weiter in die „Diskothek“, in der ein grauenhafter Pop-House-Mix gespielt wird. Es gibt keine richtige Tanzfläche. Überall stehen Barhocker und Fässer, die als Tische dienen. Zum Glück schließt der Laden eh um 12. So fahren wir mit dem Tuk Tuk weiter zur Bowling Bahn, dem einzigen Ort, der um diese Zeit noch offen ist. Wir mieten eine Bahn und es stellt sich heraus, dass Tessa ein verborgenes Bowling Genie ist. Mat ist dafür der Pumpenkönig und wirft jede Kugel daneben. Steff und ich teilen uns das Mittelfeld.

Um zwei schließt auch die Bowlingbahn und wir kurze Zeit später die Augen in unserem Hühnerstall-Dorm.


15.11.2011, Dienstag – Spicy Laos, Luang Prabang
Frühstück – Pool – Dinner


Bevor es zum Tubing nach Vang Vieng geht, gönnen wir uns noch einen ruhigen Tag. Das Frühstück wird im Daleija Restaurant serviert, wo wir an unserem ersten Tag gegessen haben. Den lilanen Klebreis bestelle ich gleich mit 3 Eggplant-Dips. Ich könnte im Prinzip auch nur den Dipp löffeln, so lecker schmeckt der.

Danach ließen wir uns am Pool die Sonne auf den Bauch scheinen bis wir wieder hungrig waren und zum Dinner (mal wieder) ins Utopia gingen. Ich bestellte Laap, eine laotische Spezialität, die neben Eggplantdipp und Papayasalat nun zu meinen Favoriten gehört. Es ist eine Art Salat aus gegartem Schweinehack mit Chilis, frischem Koriander, frischer Minze, Spinat und anderen Kräutern. Das hört sich total merkwürdig an, ist aber super köstlich und erfrischend!

Zurück im Hostel fanden wir Scott, der von Chiang Mai nach Vientiane gefahren war, um dort seine Patenonkel zu besuchen. Nachdem ihm in einem Jahr Hostelzeit nichts gestohlen wurde, sind tatsächlich alle seine elektronischen Gegenstände aus dem Haus seines Verwandten verschwunden. Wahrscheinlich hat jemand gesehen, wie der „weiße Fremde“ mit seinem Rucksack in das Haus kam und anschließend die gesamte Familie zum Essen ausging. Ein eingeschlagenes Fenster und eine Stunde später ist Scott um ein Handy, Laptop, eine Kamera und viele schöne Bilder ärmer. Seinen Kindl haben sie nicht gestohlen. Vermutlich wissen sie nichts mit E-Books anzufangen.

Gegen drei kamen heute Nacht ein paar betrunkene Franzosen zurück ins Spicy Laos und beschlossen das gesamte Hostel mit französischen Volksliedern aufzuheitern. Von diesen Klassikern gibt es leider einige. Das reichte für eine Stunde Unterhaltung. Heute Morgen klangen sie ganz anders und brachten nur „Shit Snake Whisky“ heraus.

Von einer Schlange gebissen wurde Ben, ein Ami, der mit Mat und Scott in Chiang Mai im Deejai Hostel war. Tatsächlich hat ihn das Biest am Billard Tisch im Hostel ins Bein gebissen. Der Doktor meint, es sie fast unmöglich, in Chiang Mai Schlangen zu finden…. Ben hat wohl ein gutes Gespür gehabt.

Er ist heute Nacht um 5 Uhr im Hostel angekommen. Die Wände / Fenster sind so dünn, dass ich ihn an der Rezeption nach Mat und Scott fragen gehört hab.

Die Jungs wollen nach Norden reisen, in einen Ort, den man auf keiner Karte finden kann und zu dem keine Straße führt. Ich bin gespannt, ob sie sich ein Boot chartern können und dieses Niemandsland finden und ob wir sie auf unserer Reise noch ein Mal wieder sehen. Schließlich haben wir alle mit Laos – Vietnam – Kambodscha das Gleiche vor.


16.11.2011, Mittwoch – im Minibus von Luang Prabang nach Vang Vieng
Blinde Passagiere mit schwachem Magen


Wir sitzen in unserem VIP Mini Bus und fahren 6 h lang von Luang Prabang nach Vang Vien, das im Prinzip nur 150 km entfernt ist Der Van schlängelt sich kurvige Straßen den Berg hinauf. Vor uns fährt ein Laster, der einen brennenden Ofen hinter sich herzieht. Etwas Holzkohle fällt aus dem Ofen, der Fahrer weicht der brennenden Glut aus.

Neben dem Fahrer sitzt eine Frau, die vermutlich seine Frau ist. Sie frühstückt gewürzten Reis aus einer Plastiktüte, mit ihren Händen. Ihre dunklen Haare hat sie mit einem grünen Gummiband zum Zopf gebunden. Der Van ist mit Teppich ausgelegt und aus dem Radio ertönt schriller Laos Pop.

Wir halten in einem Dorf, das aus einer staubigen Straßenkreuzung besteht. Hühner laufen zwischen spielenden Kindern umher. Auf dem Boden liegt ein Haufen Orangen, deren Saft zum Verkauf angeboten wird.

Der Fahrer steigt aus, ohne uns zu sagen, was nun passiert. Er spricht mit einigen Männern im Dorf und öffnet den Kofferraum. Unsere Rucksäcke werden nun aus dem sicheren Wageninneren hoch aufs Dach gehievt. So ist Platz auf einer weiteren Sitzbank und vier Männer mit staubigen Jeans und traurigen Gesichtern steigen ein. Sie quetschen sich zu viert auf die Rückbank, die für drei Personen ausgelegt ist. Ich glaube nicht, dass der Mann, der uns diesen VIP Minibus gebucht hat, davon weiß. Und ich bin mir sicher, dass sie nicht 105.000 Kip für den Trip bezahlen, so wie wir.

Gerade haben wir einen Mann auf einem Roller überholt. Er fuhr natürlich ohne Helm, auf seinem Schoß saß ein kleiner Boxer und unter einem Arm hielt er ein Gewehr.

Ich empfinde Laos generell als sehr viel ursprünglicher als Thailand. Die Menschen sind nicht so wohlhabend und der Großteil der Bevölkerung lebt von landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Statt Kokosnüsse und Ananas werden einem hier Bananen und Orangensaft quasi hinterher geschmissen. Sogar im Hostel hängen Bananenstauden von der Decke, von denen man sich bedienen kann.

Die Familien in Laos scheinen ziemlich groß zu sein. Überall sieht man Kinder in den Straßen und Hinterhöfen umherlaufen. Sobald man ein paar Kilometer aus dem Stadtzentrum von Luang Prabang hinaus fährt, hat man das Gefühl, dass die Bewohner selten westlich aussehende Menschen zu Gesicht bekommen. Vor allem die Kinder strahlen uns an und winken uns zu. Einige rufen „Sabadee farang“, was so viel wie „Hallo, Fremder“ bedeutet.

Die Autos, die durch die Straßen fahren, geben nicht besonders Acht auf die spielenden Kinder. Statt zu bremsen, hupen sie laut und vertrauen darauf, dass alles, was im Weg steht, zur Seite springt.

Die Verkehrsregeln hier sind generell viel lockerer als in Thailand. Nicht selten sehe ich Kinder auf Motorrollern fahren. Allein oder zu zweit. Dass sie keinen Helm tragen, muss ich ja nicht mehr erwähnen. Stattdessen halten sie oft einen Regenschirm in der Hand, um sich vor der Sonne zu schützen.

Die Menschen in Laos haben mehr Zeit als anderswo. So wird selten überholt, sondern geduldig abgewartet, bis das langsamere Fahrzeug die Straße verlässt.

„Delay is never“ ist mittlerweile zu unserem Standardspruch geworden, denn Delay is always. Die Uhr in Laos tickt anders und Pick Ups sind generell min. eine halbe Stunde später. So haben wir uns heute auch dafür entschieden 10 Minuten vor 9 noch zur Bäckerei zu laufen, um Frühstück zu holen. Als wir um 9.15 zurück am Hostel waren, hatten wir noch Zeit, in Ruhe zu essen. Der Fahrer war zwar schon da, aber er wartete einfach, bis wir aufgegessen hatten.

Ich habe eine Zimtschnecke gegessen, die so saftig war, dass der Zimt an meinen Fingern klebte. In der Schnecke waren Wallnusstückchen…mhhhh… danke Frankreich für die Kolonialisierung. Danke JOMA Bakery.

Die Häuser der Bewohner in den Bergdörfern sind aus geflochtenem Bambus, scheinen gelblich braun in der Sonne und sind meist auf Holzstelzen gesetzt. Das brennt bestimmt wie Zunder, wenn mal ein Kohlestück aus einem Ofen, der hinter einem Laster hängt, rausfällt und unter das Haus rollt.

Vor 10 Minuten haben wir gehalten und einer der vier Männer von der Rückbank hat sich nach vorne gesetzt. Er öffnete das Fenster, schaltete das Busradio mit dem Laos Pop aus und spuckte in die Wildnis. Gerade haben wir gehalten und er hat seinem Frühstück das Tageslicht gezeigt.

Er tut mir leid. Ich weiß noch genau, wie ich mich als Kind immer gefühlt habe, wenn mir auf langen Reisen schlecht geworden ist, Ich gebe ihm meine Flasche Wasser und eine Packung Taschentücher, die mit dem Tasmanischen Teufel von Warner Brothers bedruckt ist.

Gerade haben wir einen Reisebus überholt, der an der Straße hielt und von zwei Männern mit einem großen Fass Benzin befüllt wurde. Die Hälfte ist daneben gelaufen….hoffentlich fährt der Truck mit dem Ofenanhänger hier nicht vorbei.

Nach vier Stunden haben wir Pokeh erreicht, ein Dorf, das auf der Hälfte der Strecke liegt. Eigentlich sollte die Fahrt doch insgesamt nur 5 h dauern. Da wir auf dem Hinweg bestimmt vier Mal angehalten haben, weil sich einer der laotischen Insassen übergeben musste, dauert die Fahrt etwas länger.

Wir gehen in ein Restaurant, in dem eine Gruppe von laotischen Männern isst. Auf dem Tisch sind zwei riesen Schüsseln mit sticky rice, eine Suppe und zwei Schüsseln mit Fleisch und Gemüse. Ich hab keine Ahnung, was das ist, aber es sieht gut aus. Mit Hilfe eines Mannes, der etwas Englisch spricht, bestelle ich das gleiche.

Das Gemüse sind lange grüne Stiele mit einer gelben Blume am Ende. Sieht spinatich aus. Das Fleisch ist eine Mischung aus Schwein und Rind, glaube ich. Den Reis brauche ich nicht wirklich. Die Portion ist groß genug. Wir schossen Fotos von unserem Essen, während der Englisch sprechende Mann uns auf seiner Videokamera „für seine Familie“ aufzeichnet. Nun haben wir die Rolle der Zootiere.

Eigentlich haben wir für die Mittagspause nur 30 Minuten Zeit. Allerdings kommt zu dieser Zeit erst das Essen und wir sind schon so an die laotische Zeitrechnung gewöhnt, dass wir einfach sitzen bleiben, was weder für den Fahrer noch für unsere 5 blinden Passagiere ein Problem ist.

Als wir zurück zum Van kommen, sitzen die fünf im Schatten und grinsen uns an. Vor uns steht ein kleiner Junge mit dreckigem Gesicht. Seine Nase läuft, er schaut wie zehn Tage Regenwetter. In seinen Händen hält er ein Stück Plastikfolie,  von dem er immer mal wieder ein Stück abreist und auf den Boden wirft. Marije gibt ihm einen Oreo Keks und plötzlich strahlt er über beide Backen, als hätte sie ihm das Glück vom Himmel geholt.

Wir fahren weiter. Eine Frau steht im Fluss am Straßenrand und wäscht sich. Sie ist nur mit einem Sarong und einem Kopftuch bekleidet.

Eine bucklige Greisin geht alleine beinah rechtwinklig mit hinter dem Rücken verschränkten Armen am Straßenrand.

Ein Junge von etwa 4 Jahren läuft nackt mit einem grünen Einkaufskorb in der Hand in einen Miniladen und wirft seine andere Hand in die Luft.

Der Flickenteppich, auf dem wir fahren ist voller Löcher, Sand und Felsbrocken. Ab und an hüpft der Van durch eine Kuhle und wir Mädels schreien „oohhh“. Der Fahrer lacht. Wahrscheinlich weiß er jeden Tag schon genau, wann das wo passiert.

Wir fahren an einem anderen Minibus vorbei, der im Staub hält. Die 10 Insassen, offensichtlich Backpacker, sitzen im Schatten einer Bambushütte während der Fahrer versucht, den platten Reifen zu wechseln. Brechende Mitfahrer sind mir lieber als kaputte Reifen.

Allerdings weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass ich nach Hanoi fliegen werde und unter keinen Umständen in den „Todesbus“ steige, der in 1 ½ Tagen von Vientiane nach Hanoi fährt.


17.11.2011, Donnerstag – Dork Phut Guesthouse, Vang Vieng
Tubing No. 1


Wir sind ausgestattet mit billigen Sonnenbrillen, die zum Verlieren geeignet sind. T-Shirts mit der Aufschrift „In the Tube – Vang Vieng“ schützen uns vor der Sonne. Pinke und lilane Plastikumhängetaschen bewahren unser Geld und andere Habseligkeiten vor dem Wasser.

Im Vang Vieng Village steigen wir in ein Tuk Tuk, auf dem bereits einige Reifen festgebunden sind und andere Tuber sitzen. Nach 15 Minuten staubiger Fahrt über eine felsige Straße werden wir abgeworfen. Bevor wir über die Brücke zur ersten Bar gehen, kommen wir an einem Kiosk vorbei, das mit der Aufschrift  „Drink to help children“ dafür wirbt, dass ein Teil des Getränkeverkaufs für einen guten Zweck ist. Wer’s glaubt…

Wir entscheiden uns für den Tigerwhiskey for free, der uns vor der Brücke „aufgezwungen“ wird. Dieses Zeug ist übrigens furchtbar, schmeckt, als ob es 80 % Alkohol hat und sorgt für merkwürdige Träume.

20 Bars entlang des Flusses versorgen tausende von Backpackern mit Wodka-Redbull-Buckets. Für jeden Gratis Tiger Whiskey, den man trinkt, bekommt man ein buntes Stoffbändchen ums Handgelenk. Ich trage ein gelbes, ein orange-weißes und ein pink-oranges. Die Backpacker, die angefangen haben in einer der Bars zu arbeiten, haben Arme wie Wolfgang Petry und Augenringe wie Karl Dall.

Auf aufgeblasenen LKW-Reifen geht es Flussabwärts weiter zur nächsten Bar. Am Ufer stehen Männer, die an langen Leinen befestigte Plastikflaschen auf die im Fluss Treibenden werfen. An den Leinen ziehen sie die potenziellen Kunden ans Ufer, in die Bar.

Für einen Reifen / Tube muss man 100.000 Kip und 60.000 Kip Pfand bezahlen. Wir fünf Mädels beschließen die 14 € zu sparen bzw. anders zu investieren, da man die ersten 4 Bars bequem ohne Tube erreichen kann, indem man läuft, schwimmt oder sich an einen Tube eines Fremden dranhängt. 

In der ersten Bar wird bereits Bier Pong gespielt. Ein Mitarbeiter der Q-Bar kommt auf uns zu, malt uns mit einem blauen Edding etwas auf die Haut, mit der wir am Abend ein gratis T-Shirt in der Q-Bar im Vang Vieng Village bekommen. Die Q-Bar ist der Ort, in dem alle Tuber enden oder wo man abends feiern geht, falls man einen Tag Tubing-Pause gemacht hat. Wenn die Q-Bar um 00.30 Uhr schließt, ziehen die, die noch können, weiter in die Sunset Bar. Bis dorthin haben wir es nie geschafft.

In der zweiten Bar gibt es BBQ for free. Das ist für einige auch bitternötig. Wir sitzen in der Sonne und halten unsere Beine ins Wasser. Wir treffen Johnny, einen 23 Jahre alten Engländer mit braunen wuscheligen Lockenhaaren und Schnauzbart. Johnny war mit uns im Spicy Laos Hostel in Luang Prabang und kam bereits einen Tag eher nach Vang Vieng und hatte somit einen Tag mehr Tubing Erfahrung.

Es schien so, als ob jeder Johnny kenne. Er wurde von einer Menge verschiedener Leute angesprochen. Leider konnte er sich kaum an jemanden erinnern und irgendwie waren sie alle sauer auf ihn. „I only made enemies yesterday. You are my only friends”. Stellte er bedrückt fest. Durch Nachfragen erfuhr er, dass er gestern eine Schlägerei angezettelt und ein Mädel als auch einen Typen geküsst hat. Da er die gleichen Klamotten wie am Vortag trug, erkannte ihn jeder. Nur er selbst erkannte sich nicht wieder. Nach einigen Entschuldigungen war das Kriegsbeil jedoch begraben und die Feinde wurden zu Freunden.

Irgendwie kamen wir in den Besitz von zwei Tubes und machten uns auf den Weg zur nächsten Bar, die am gegenüberliegenden Ufer auf uns wartete. Dort tanzten schon ein paar hundert Bikinis und Badehosen auf den Treppenstufen. Von einem Turm aus konnte man ca. 5 m tief in den Fluss springen. Wahrscheinlich tut Tessas Fuß deshalb am Abend weh.

In Bar Nr. 4 gibt es zwischen 2 und 3 pm Chili Fries umsonst. Ich glaube allerdings, dass es niemand so früh zu Bar Nr. 4 schafft. Jedenfalls war von den Pommes keine Spur mehr zu sehen, als wir dort angelangten. In dieser Bar gab es keinen Sprungturm. Dafür konnte man an einem Trapez ins Wasser schwingen. Ich beschloss mir diese Adrenalinschübe für Zeiten aufzubewahren, in denen meine Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit nicht durch Alkohol getrübt ist.

Ich glaube nicht, dass Lara das Trapez genommen hat, aber irgendwie ist sie im Wasser gelandet und schaffte es nicht schnell genug wieder ans Ufer. Steff und ich sahen sie von der Bar aus im Fluss treiben. Der Punkt, den wir als ihren Kopf erkannten, wurde immer kleiner. Wir sahen, wie sie mehrmals versuchte ans Ufer zu kommen, aber immer wieder von der Strömung mitgerissen wurde. Als wir sie nur noch als einen Stecknadelkopf wahrnehmen konnten, schaffte sie es zum Glück ans Ufer und wir stellten beruhigt fest, dass sie in Sicherheit war.

Ich hatte ehrlich gesagt ganz schön Angst, dass ihr etwas passiert und wir nur hilflos zusehen können. Alkohol und Wasser ist eine gefährliche Kombination. Ich habe gehört, dass beim Tubing jährlich 14 Menschen sterben. Ich finde das ist noch wenig, bei dem, was ich bislang gesehen habe, würde ich die Zahl sogar noch höher einschätzen.

Wir hatten nach dem Erlebnis auch genug und fuhren mit dem Tuk Tuk zurück zum Guest House. Im „The Otherside“ Restaurant, das sich direkt neben dem „The Riverside“ Restaurant befindet, machten wir uns über Pizza, Nachos und Papayasalat her. Wir schauten Friends, was neben Family Guy in jedem Restaurant gezeigt wird. Marije schlief auf den gemütlichen Sitzkissen ein. Irgendwann hatte Lara uns wiedergefunden. Sie war zum Glück unversehrt und hatte eine neue Uhr, wusste aber nicht mehr, woher.

Als auch mir die Augen zu vielen, beschloss ich zum Guest House zurück zu gehen. Um 20 Uhr lag ich im Bett. Ich fühlte mich etwas wie an Karneval, wo wir den ganzen Tag feiern und dann früher als üblich die Augen schließen. Der 11.11. ist ja gerade mal eine Woche her.

Die anderen Mädels beschlossen zu duschen und weiter in die Q-Bar zu ziehen. Ein paar wollten sich nur kurz für 5 Minuten hinlegen. Daraus wurden natürlich Stunden und so kam keine von uns am diesem Abend zu ihrem Gratis T-Shirt.


18.11.2011, Freitag – Dork Phut Guest House – Vang Vieng
Kräfte sammeln an der Blauen Lagune


Marije und ich wachten beide schon gegen 7 Uhr auf. Kein Wunder. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt ja bereits 11 h geschlafen. Als Marije am Vorabend irgendwann gegen 21 Uhr ins Zimmer kam und das Licht anmachte, begrüßte ich sie schlaf- und alkoholtrunken mit dem Song „Blinded by the lights“.

Nun einen morgen später amüsierten wir uns über den Tubing Tag und saßen schon um 8.30 Uhr in der „Vang Vieng Bakery“ zum Frühstück. Dank des Party-Tourismus gibt es hier auch Müsli mit Früchten und Joghurt. Neben uns saßen drei Italiener, die skeptisch den laotischen Latte Macchiato begutachteten und mit dem Zeigefinger prüfend auf ihren Baguettes rumdrückten. Wir waren froh, keinen Reis frühstücken zu müssen.

Gegen elf beschlossen wir zum „Markt“ zu gehen. Ich habe in Chiang Mai meine Bürste verloren und mir in den letzten Tagen mit Marijes Kamm mehr Haare raus gerupft, als gekämmt.

Zwei Kilometer lang gingen wir über eine Art Laos Highway. Diese Straße war zwar breit wie eine Autobahn, jedoch fuhren die Autos nicht auf Teer, sondern auf Schotter. Gelb-brauner Staub flog uns um die Ohren. Sogar die Pflanzen am Straßenrand waren nicht mehr grün sondern mit einer dicken braunen Staubschicht überzogen. Wir konnten gut verstehen, warum alle Rad- und Rollerfahrer auf dem Weg ihre Köpfe in Tücher gehüllt hatten oder einen Mundschutz trugen. Wir waren die einzigen, die es wagten an dieser Straße in der brütenden Mittagshitze entlang zu gehen.

Ich nutzte jedoch die Gelegenheit, um Fotos von Menschen auf Rädern und Bikes im Staub zu schießen. Und meine Kamera hat es überlebt.

Nach gut einer halben Stunde standen wir vor ein paar verstaubten Ständen. Das war der Markt. Irgendwie hatten wir uns beide eher etwas wie ein Shopping Center vorgestellt. Zumindest ein Gebäude, in das man hineingehen kann und vielleicht etwas Air Condition, damit wir runter kühlen können.

Weit gefehlt. Laos ist weit weniger verwestlicht als Thailand, Malaysia und Indonesien. Von Singapur muss ich gar nicht erst sprechen. Ich habe bisher noch keine einzige Tüte Haribos gefunden. Es gibt auch keine 7 Eleven Märkte oder Freshmart Ministores, in denen man auf ein gewohntes Sortiment zurück greifen kann. Ich glaube dank des Süßigkeitenmangels hier habe ich schon ein paar Pfund verloren. Da helfen auch die Oreo Keks nicht.

Jedenfalls suchten wir eine halbe Stunde nach einer Bürste. Schließlich hatten mir alle Ladenbesitzer im Vang Vieng Village gesagt, dass ich diese hier finden würde. Eine Tube Zahnpasta, eine Tube Geschtsreisinger und eine Packung Makeup – Pinsel später war ich immer noch Bürstenlos. Immerhin hatte ich Gesichtsreiniger gefunden, der keinen Whitening Effekt hat. Verrückter weise tun die Laoten und auch die Thais nämlich alles dafür, weiß zu sein. Sie fahren mit Regen- / Sonnenschirm Fahrrad und alle Gesichtspflegeprodukte enthalten Substanzen, die die Haut weißer machen. Am besten gefällt mir die „Blackhead Elimination Creme“ von Neutrogena.

Aber im Prinzip ist es schade, dass sie dem westlichen Schönheitsideal  nacheifern, weiße Haut und große blaue Augen haben wollen. Zum Glück verschonen sie ihre Haare vor diesem Wahnsinn und lasen die Finger von Wasserstoffperoxid.

Wir suchten jedoch vergeblich und am Ende kaufte ich….einen Kamm! Es scheint tatsächlich so, als ob die laotischen Frauen keine Bürste kennen und ihre Haare weich und seidig genug für einen Kamm sind. Vielleicht habe ich in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, in die wir als nächstes fahren, mehr Glück.

Wir  füllten unsere Lungen für weitere 30 Minuten mit Staub und trafen die anderen Mädels im Guest House.

Mit dem Tuk Tuk huckelten wir kurze Zeit später über eine noch schlechtere Straße zur Blue Lagoon. Wieder flog uns der Staub um die Ohren, mein blaues Kleid wurde grauer und grauer. Marije und ich fühlten uns, als hätten wir einen Tag in der Wüste verbracht.

Die blaue Lagune ist eher ein blau-türkis gefärbter Flussabschnitt, der mit Bäumen gesäumt ist. An den Ästen sind eine große Schaukel und mehre Seile befestigt. Über kleine in den Stamm genagelte Holzkeile kann man in die Baumkrone hinaufklettern und in den Fluss springen. Dies ist der perfekte Spielplatz für erwachsene Jungs.

Wir „arbeiten“ in der Sonne an unserem Teint. Schließlich haben wir gehört, dass es in Hanoi, Vietnam = unserem nächsten Reiseziel, relativ kalt sein soll. Ein Fischschwarm umzingelt unsere Beine, als wir über die Leiter in den Fluss steigen. Das Wasser ist erfrischend kühl.

Schwimmen macht hungrig. Wir bestellen in dem kleinen Restaurant an der Lagune etwas zu Essen. Ich greife mal wieder auf Papaya Salat zurück. Mein Magen knurrt und es dauert tatsächlich eine ganze Stunde, bis mein Essen kommt. In der Zwischenzeit waren verschiedene Kellner mehrmals an meinem Tisch und vergewisserten sich, dass ich den Salat noch nicht bekommen / aufgegessen habe.

Auf Essen zu warten ist für mich eine der schlimmsten Tätigkeiten. Ich war kurz davor selbst in die Küche zu gehen und den Salat zuzubereiten. Wie das geht hab ich ja in Chiang Mai in der Cooking Class gelernt. In Laos tickt die Uhr eben anders. Marije ruft mir vom anderen Flussufer „Delay is never“ zu, was mittlerweile zu unserem Lieblingsspruch geworden ist. L.P.D.R. = Lao People Don’t Rush, murmel ich immer wieder vor mich hin.

Zurück im Vang Vieng Village treffe ich den Finnen Aki, den ich auf Ko Phi Phi kennen gelernt habe. Er ist nach einem Zwischenstopp in Malaysia nun auch in Laos angekommen. Er erzählt mir von einigen weiteren durchzechten Nächten auf Ko Phi Phi, die er im Irish Pub verbracht hat. Lee, der Engländer, der beim Thai Boxen seinen Kopf riskierte, hatte nämlich angefangen im Pub zu arbeiten und das bescherte allen „The Rock“ Hostel Bewohnern günstige Drinks.

Am Abend aßen wir im Norkeo Restaurant, dass im Lonely Planet empfohlen wurde, sich aber nicht sonderlich von den anderen Lao / International Food-Klitschen mit Firends-Dauerschleife unterschied.

Wir gingen in die Q-Bar, wo einige Tubing Opfer bereits auf den Tischen tanzten. Einen Bucket später gesellten wir uns zu ihnen. Vang Vieng ist wirklich klein und überall sieht man die gleichen Gesichter, je nachdem ausgelassen, ausgeschlafen oder ausgepowert.


19.11.2011, Samstag – Dork Phut Guesthouse, Vang Vieng
Tubing, Klappe die zweite


Chicken- Ham, Cheese Sandwich mit Salat und ganz viel Soße ist ein wunderbares Katerfrühstück. Zum Glück gibt es das auch schon um 8 Uhr morgens an den Straßenständen zu kaufen. Das kommt mir sehr gelegen, da ich heute früh mit einem riesen Loch im Bauch aufgewacht bin und die anderen Mädels noch selig schlafen.

Im Prinzip sind wir nach der Nacht in der Q-Bar alle nicht so sehr zum Tubing motiviert. Aber andererseits sind wir ja deshalb nach Vang Vieng gekommen. Also steigen wir am Mittag in ein Tuk Tuk und lassen uns zum Fluss runter fahren. Ich habe 1 ½ Liter Wasser und eine Dose Cola im Gepäck. Trinken will ich heute nichts.

Das ist auch die beste Voraussetzung dafür, dass meine Kamera den Tag überlebt. Ich habe sie sorgfältig in die „wasserdichte“ pinke Plastikumhängetasche gebettet.

Den Gratis Tigerwhiskey in den Bars lehne ich dankend ab und mit Edding möchte ich heute auch nicht bemalt werden. Stattdessen relaxen wir in der Sonne, tanzen und schaffen es wie zuvor nur an die ersten 4 Bars.

Heute springt nur Aki vom Sprungturm. Keiner verletzt sich den Fuß und niemand ertrinkt beinah.

Ein Beer Lao landet dann doch in meiner Hand. Aber das bleibt heute auch das einzige. Das Tubing nüchtern zu sehen ist relativ ernüchternd. In der vierten Bar treffen wir eine Gruppe von 10 Engländern, die weder gerade gucken noch gerade laufen können. Sie schmeißen sich auf einen Tisch und verhalten sich beinah „wie die Tiere“. Jede(r) küsst jede(n). Zu viel nackte Haut macht anscheinend wahnsinnig. Ein Amy Winehouse Double und ein Glatzkopf verstehen sich besonders gut.

Wir sehen fassungslos zu wie einer der Engländer von der Holzterasse in den Graben stürzt und mit dem Kopf auf dem steinigen Untergrund aufkommt. Zum Glück fließt kein Blut. Seine „Freunde“ lachen sich kaputt. Steff läuft zu ihm und hilft ihn mit einer Ohrfeige zurück ins Bewusstsein. Dieser Kerl muss nach Hause, sind wir uns alle einig. Er kann weder sprechen noch alleine gehen. Seine „Freunde“ sehen das nicht so. Sie finden das ganz normal. Steff regt sich tierisch auf. „You r not in fuckin England. This is Laos. This is fuckin dangerous. If he drowns, no one will rescue him. There are no fuckin english cab drivers who pull u off the street.”

Ich halte mich da raus. Eine Diskussion mit betrunkenen Engländern erscheint mir nicht gerade erstrebenswert.

Egal, was seine „Freunde“ sagen, wir haken den volltrunkenen Vollidioten unter und schleppen ihn mit uns zum Tuk Tuk. Wir haben für heute genug gesehen und wollen nur noch zurück.

Heute wird die Laos Küche gegen Indische Kochkunst ausgetauscht. Wir essen im Nazim Restaurant, was definitiv die bisher beste Wahl in Vang Vieng ist. Anschließend lümmeln wir uns auf eine der Liegewiesen in den Loas-Restaurants und gucken Friends.

Vang Vieng hat Spaß gemacht. Aber nach 4 Tagen ist es definitiv Zeit, weiter zu reisen.


20.11.2011, Sonntag – Bakeo Guesthouse, Vientiane
Letzte Station in Laos


Nach dem Frühstück heißt es für Tessa, Marije und mich Abschied nehmen. Um 9 Uhr fährt unser Minibus in die laotische Hauptstadt Vientiane. Wir sagen Bye Bye zu Aki, der weiter durch Laos zieht und den wir vielleicht in Kambodscha wieder treffen. Steff und Lara bleiben noch ein paar Stunden länger in Vang Vieng. Sie haben sich dazu entschieden, den Schlafbus nach Hanoi in Vietnam zu nehmen. Dieser fährt 24 h Laos-Zeit, was sicherlich auf 30 h europäische Zeit hinaus laufen wird.

Nein Danke, da zahlen Tessa und ich lieber etwas mehr, fliegen 45 Minuten für die gleiche Strecke und verbringen dazu noch einen Tag mit Marije in Vientiane. Marije hat ihr Visum für Vietnam schon in Holland beantragt. Irgendwer hat ihr gesagt, dass sie nicht in der Lage ist, das in Asien zu tun. Dafür hat sie nun einiges mehr bezahlt, als sie es hier getan hätte und sie kann erst am 30.11. einreisen. Nun ist sie gezwungen 10 weitere Tage in Laos zu verbringen. Ich hoffe, wir treffen sie irgendwo in Vietnam wieder.

Da es in Vang Vieng so gut geklappt hat, haben wir für Vientiane kein Guest House im Voraus gebucht. Leider müssen wir nach 10 Minuten Dauermarsch mit Backpack auf dem Rücken feststellen, dass fast alles ausgebucht ist. Mein Rücken hat genug. Ich bleibe mit dem Gepäck auf der Straße sitzen, während Tessa und Marije sich unbepackt weiter auf die Suche machen.

Das Bokeo Guesthouse hat einen großen Raum mit drei Betten, TV, Kühlschrank und einer großen heißen Dusche. Wir zahlen 55.000 Kip (5€) pro Person. Das ist mehr als in Vang Vieng, aber voll in Ordnung.

Die Mädels erkunden die Stadt, während ich mich meinem Tagebuch und meinen Fotos von Laos widme. Ich habe unglaublich viele Bilder von den Menschen im Dorf, auf der Straße und auf ihren Motorbikes geschossen. Natürlich sind auch einige hundert Partypics dabei…

Abends steuern wir wieder ein indisches Restaurant an, nachdem es gestern so gut geschmeckt hat. Und diesmal ist es sogar noch besser. Ich esse Nan Brot mit einer Gurken-Tomaten Rahita und Tandori Chicken. Mhhh dieses Essen in Indien…äh Laos ist köstlich.


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