Zurück im Camp haben wir nach dem Essen zusammen gesessen und den meisten war anzusehen, dass dies der zweite Abend war. Niemand hatte wirklich Lust Alkohol zu trinken und die Runde war relativ ruhig.
Im Gegensatz zu den sechs Franzosen, die neben uns saßen, eine Pyramide aus Bierdosen bauten und stolz auf drei geleerte Flaschen Whisky blickten. Bei ihrem Trinkspiel unterhielten sie sich nicht. Nein, sie schreien sich schon an, stiegen auf die Bänke und waren kurz davor sich die Kleider vom Leib zu reißen. Einer der Jungs hat mir, als ich ihm den Rücken zudrehte, meine Mütze vom Kopf gerissen. Ich war ganz und gar nicht in der Stimmung dafür, guckte ihn empört an und beschwerte mich bei ihm. Er sagte, es sei eine Wette gewesen, entschuldigte sich und gab sie mir zurück.
In Ordnung. Keine zehn Minuten später zog er mir ein zweites Mal die Mütze vom Kopf. Diesmal konnte ich mich nicht mehr beherrschen, sprang auf und schrie ihn an, was das bitte soll, dass er sich verpissen kann und uns gefälligst aus seinem dämlichen Spiel herauslassen soll.
Mit der Reaktion hatte er nicht gerechnet und nun waren es die Franzosen, die empört guckten. Er sagte wieder, dass es doch nur eine Wette sei und er nun 5 $ bekommen würde. Dann soll er mir davon gefälligst 2,50 $ abgeben, erwiederte ich. Das tat sein Wettpartner auch und bot mir direkt die nächste Wette an. „Wenn du meinem Kumpel (dem Mützenklauer) eine haust, dann bekommst du 20 $ von mir“ sagte er. Ich brauchte grad eh ein Ventil für meine Aggressionen und stimme zu. So stellte ich mich also auf die Bank, was der Mützenklauer mir nachempfand. Ich holte aus und gab ihm mit Schmackes einen Klaps auf den Arsch. „Nein nein, nicht auf den Arsch! Ins Gesicht sollst du ihn schlagen“, sagte sein Kumpel.
Mit Vergnügen hielt mir das Wettopfer seine Wange hin und ich gab ihm eine für mein Empfinden noch ganz zärtliche Backpfeife.
Die Franzosen hatten ihren Spaß, ich war erleichtert und die Mädels aus meiner Gruppe hatten immer noch nicht ganz verstanden, was da gerade vor sich gegangen war. Als mir mein Wettpartner die 20 $ zusteckte, tat er das mit der Bitte, das Geld sofort in die Tasche zu stecken, da es seiner Freundin gehöre. Als er grad nach unseren Namen fragte und wir uns vorstellen, kam sie auch schon herbeigeeilt und zog ihn am Ellenbogen von uns weg herüber zur Küche. Leider konnten wir nur erkennen, dass sie ihn wild gestikulierend anschrie. Was genau sie ihm an den Kopf warf, konnten wir nicht verstehen.
Mit wohlverdienten 23 § ging ich ins Bett und hoffte auf eine ruhige Nacht. Leider war die Hoffnung vergebens. Zwar waren es die Franzosen, die nachts Krawall machten, als sie in ihr Zelt gingen, jedoch regte ich mich mehr über Ingrid auf, die die Jungs mit einem freundlichen „Shut up, you fuckin‘ dickheads“ anschrie. Damit weckte sie auch alle anderen auf (die bis dahin noch nicht wach waren). Die Franzosen waren wenig von ihr beeindruckt und so schrie Ingrid 10 Minuten rum, bis sich jemand über Ingrid beschwerte und letztendlich jeder schwieg.
Nach dieser erholsamen Nacht ging es am nächsten Morgen einen weiten Weg am Strand entlang zum Lake Mc Kenzie, einem See, dessen Sand so weiß ist, wie am White Haven Beach auf den Whitsundays. Eigentlich war mir das Wasser zu kalt, aber da wir auf unserem Campingplatz nicht wirklich (nur kalt) duschen konnten, sprang ich direkt ins Wasser und ließ mich anschließend von der Sonne trocknen.
Angeblich soll man mit dem feinkörnigen Sand Silberschmuck reinigen, die Haut peelen und seine Zähne polieren können. Besonders das Haut peelen, nahm sich Astrid, die Klischee-Erzieherin mit Latzhose sehr zu Herzen. Bevor sie damit anfing beauftragte sie noch Lotta, ein blondes Mädchen, das grad Abi gemacht hatte und eine Zahnspange trug, mitzumachen und fragte Franzi, Lottas Freundin, ob sie davon Fotos machen könne. Marion und ich vermuten, dass Astrid eine der Reisenden ist, die sich immer andere mit auf ihr Foto zwingt und die Personen dann später ihrer Familie als ihre „Reisefreunde“ vorstellt. Sie hat auch unzählige Fotos von uns gemacht, wir haben keins von ihr.
Als wir uns am weißen Sand und dem türkisblauen Wasser satt gesehen hatten, fuhren wir mit dem Jeep zu einem Platz mit ein paar Restaurants, wo wir die Reste unseres Proviants verputzten. Da wir mittlerweile Hochwasser hatten, konnten wir nicht mehr am Strand langfahren, sondern mussten die Straße durch die Inselmitte nehmen. Die Einfahrt in die Straße war mit butterweichem Sand gepudert und sowohl Jake, unserer Guide als auch die anderen drei Jeepfahrer aus unserer Gruppe schaffte es nicht beim ersten Mal durch den Sand zu fahren. So hatten wir noch ein nettes Work out, indem wir die Jeeps durch den Sand schoben.
Zurück in Rainbow Beach fuhren wir zum Base Camp, reinigten die Jeeps, wuschen die Töpfe und das Geschirr bevor wir zurück zum Hostel gebracht wurden.
Im Vergleich zu anderen Touren, hat mir sehr gefallen, dass wir an allen Orten genug Zeit hatten, um die Natur auf uns wirken zu lassen oder ein Nickerchen im Sand zu machen.
Im Dingos Hostel trafen wir Catherine wieder und feierten zusammen Hannahs letzten Abend in Australia, die traurig darüber war, zurück nach England zu fliegen. Laura, Frede und Steve, die im Nachbarhostel waren, konnten wir später auch noch überzeugen, zu uns zu kommen. Der Abend endete in „Ugly Face and Double Chin Contests“…
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