19.08.2011, Freitag
Room 13, Jackaroo Hostel, Sydney
Holla die Waldfee. Nun wohne ich im Rotlichtmilieu von Sydney und meine Roommate Donna arbeitet als eine „Tänzerin“ in einem Käfig in einem Nachtclub hier. Immerhin verdient sie damit 600 $ in einer Samstagnacht und kann auf die Kosten der Clubbesucher Champagner trinken. Dafür hat sie die Knie voll blauer Flecken, was vom „auf den Knien tanzen“ kommt und ich finde sie merkwürdig. „Jedem das Seine“ denke ich mir, während sie ihrem Exfreund auf Facebook schreibt.
Bis auf den zwielichtigen Beruf meiner Roommate gefällt mir das Jackaroo Hostel in der Darlinghurst Road recht gut. Jeden Abend gibt es eine social activity, wie free pizza oder einen Billard Wettbewerb. Das Book Exchange Regal ist prall gefüllt, die Sofas sind gemütlich und die Atmosphäre ist recht entspannt. Um die 4 $ für den Trockner zu sparen, schlug mir der Hostelbesitzer Dan vor, mir Kleiderbügel für 2$ im Coles zu kaufen und die Sachen im Staff-Room zu trocknen…
Laura und Frederick sind ein paar Stunden später als ich auch in Sydney angekommen. Am Donnerstagmittag holte ich sie in ihrem Hostel, dem Woodduck, ab und wir gingen zusammen ins Zentrum.
Ich werde mittlerweile noch zum Sushi Reformator. Nach Marion und dem Engländer Tom konnte ich nun auch Laura und Frederick von Sushi überzeugen. Und das funktionierte, wie bei den anderen über den Einstieg mit einer mit frittiertem Hühnchen gefüllten Rolle. Im Prinzip ist das kein richtiges Sushi, aber so verloren sie zumindest den Ekel vor dem Algenblatt, in den das Sushi gewickelt ist und probierten auch die Lachsrolle.
Am Town Hall warteten wir auf Justine, die jeden Tag eine dreistündige freie Stadtführung durch Sydney anbietet. Ihr folgten heute Nachmittag ca. 20 Backpacker, Rentner, Asiaten und andere typische Touris auf ihrem Weg. Wir gingen durch das imposante Queen Victoria Building, in dem die teuersten Shops untergebracht sind, sahen den Sydney Tower, zwar nur von unten, liefen durch den Hyde Park, das Aktstadtviertel „The Rocks“, in dem die Besiedlung von Australien begann und endeten im Hafen mit wunderschönem Blick auf die Harbour Bridge sowie das Opera House.
Wenn Justine, die ihren Job wirklich gut gemacht hat, von jedem Touri im Schnitt 5 $ Trinkgeld bekommen hat, dann verdient sie bei den zwei Mal täglich stattfinden Touren 200 $ am Tag. Damit ist die fertig studierte Architektin glücklicher als mit einem, meist unterbezahlten, Job in ihrer Branche.
Nach den ganzen Informationen gönnten wir uns am Abend ein Tässchen Goon auf der Dachterrasse im Woodduck Hostel und spielten Karten.
Frida, 19.08.2011,
Mein Hochbett im Jacklaroo Hostel, Sydney
Nach sieben Wochen Sonnenschein erlebte ich heute, dass der australische Winter auch unangenehm kalt, windig und vor allem regnerisch sein kann.
Bevor ich mit Laura und Frede an meinem Hostel traf, kaufte ich mir im 2$-Laden einen Regenschirm, der durch seine hohe Qualität überzeugte, indem er in der ersten Minute direkt auseinanderbrach. Das war das Zeichen – in Australien soll ich mir keinen Regenschirm kaufen. Dafür freue ich mich über die Wolleinlagen für meine Keds, die mit dem Regenschirm in meinen Besitz aufgenommen habe.
Unseren Plan, den „Surfern, Möchtegernmodels und Ex-Knackis“ (so steht es im Lonely Planet) am Bondi Beach zuzusehen, warfen wir aufgrund des strandunfreundlichen Wetters über Board. Stattdessen gingen wir ins Surrey Valley und liefen durch die Shops auf der Oxforrd und Crown Street. Das Valley und die angrenzenden Stadtteile Paddington und Darlinghurst erinnern mich sehr an Köln Ehrenfeld und das Belgische Viertel. Nur dass die Straßen etwas gepflegter sind. Bei Mad Pizza konnten wir im Lunch Special günstige Pizza essen und uns das Warten verkürzen, indem wir mit Wachsmalkreide auf die Malpapier-Tischdecken malten.
Ein Kaffee bei Star Bucks vertrieb die restliche Kälte aus unserem Körper und damit war der Nachmittag auch schon vorbei.
Abends verschlug es mich letztendlich doch noch nach Bondi Beach. Aber nicht, weil das Wetter besser geworden ist. Im Gegenteil. Der peitschende Regen und die orkanartigen Böen wehten mich fast vom Bürgersteig. Stefan, den ich das letzte Mal auf Magnetic Island gesehen hatte, meinte, dass ich mir den schlechtesten aller Wintertage ausgesucht habe, um nach Bondi zu kommen. So zogen wir die Kapuzen unserer Hoodies höher und flüchteten in seine Wohnung. Eine Studentenbude mit Blick auf Bondi Beach ist was feines, auch wenn ich mir die Sonnenstrahlen schwer vorstellen konnte.
In guter Magnetic – Tradition tranken wir Bundaberg Coke und Toohey’s Beer. Dabei verging uns der große Hunger, sodass wir anschließend statt beim Thailänder bei Oporto, einem Fast-Food-Chicken-Laden einkehrten. Irgendwie war ich überrascht, als ein „Quarter Chicken“ tatsächlich ein Viertel Hühnchen war…auf dem Foto so es eher nach Chicken Wings aus. Geschmeckt hat es allerdings erwartungsweise gut.
Etwas „more fancy“ ging es danach in eine Cocktailbar, in der wir auf der Ledercouch Platz nahmen, dem stylisch wirkend wollenden Afro-DJ zusahen, wie er gelangweilt auf seine Playlist im Mac Book starrte und von der Barkeeperin mit Sekretärinnen Brille einen Melon-Lichy-Cocktail gebracht bekamen.
Ich war froh (wieder ein Mal) Zeit mit jemandem zu verbringen, den ich schon kenne und habe mich gefreut, endlich mal wieder in einer Wohnung bei jemandem zu Hause zu sitzen. Nach fast zwei Monaten habe ich gerade einen kleinen Backpacker Kollar und bin etwas antisozial bzw. anti-kennenlern-mäßig unterwegs. Gut, dass ich auf der bisherigen Reise einige Sydneysider kennengelernt habe, mit denen ich nun Zeit verbringen kann.
20.08.2011, Saturday
Jackaroo Hostel, Sydney
Juhu Wochenende. Juhu Marktzeit!! Auf meiner „Free Map“ sind sechs verschiedene Märkte eingezeichnet. Und die im Innenstadtbereich, die heute geöffnet sind, habe ich auch alle geschafft.
Zuerst bin ich über die Oxford Street nach Paddington gelaufen. Allein auf dem Weg bin ich in unzähligen kleinen Designerläden gelandet. Darunter war ein altes Kino, in dem verschiedene Designer Mode und Schmuck aus den 50er Jahren vorstellten. Ein kleiner Indoor-Markt sozusagen.
Den Paddington Market habe ich mir etwas größer und interessanter vorgestellt. Nichts desto trotz schaute ich mir gerne die verschiedenen Mode-, Schmuck- und Kramsstände an, die vorwiegend von jungen Familien abgegrast waren.
Der Akzent eines Verkäufers kam mir schwer bekannt vor und es ergab sich folgender Dialog:
ICH: „Auch deutsch?“
ER: „Ja genau. Du auch, ne. Das habe ich mir schon gedacht.“
ICH: „Ach ja, wieso denn?“
ER: „Ja, hm, die Deutschen sehen immer so gesund aus“.
ICH: „?!?“
ER „Ja…ach Mensch…jetzt weiß ich auch nicht, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme…“
ICH: „…“
Und bin weitergegangen… ohne etwas zu kaufen. „Gesund“ - das war aber ein merkwürdiges Kompliment, falls es eins sein sollte. Das erinnert mich auch leicht an Reden über die „gesunde deutsche arische Rasse“. Marktverkäufer haben eben auch in Australien immer leicht einen an der Waffel.
Zweites Etappenziel war der Paddy’s Market in Chinatown. Chinatown in Sydney unterschied sich bis auf die Größe nicht von Chinatown in Brisbane. Alles Shops haben leuchtende Tafeln in gelb-rot und Massen von Chinesen wuseln umher, um sich in den unzähligen Restaurants ihre zierlichen Bäuche mit den heimatlichen Lieblingsspeisen zu füllen. Gut, dass ich einen halben Kopf größer als die meisten Chinesen bin. So kann ich in dem ganzen Durcheinander leicht den Überblick behalten. Hm, ob kleinere Menschen wohl weniger in Städten reisen, weil sie sich schlechter zurechtfinden können?
Der Paddy’s Market bietet auf der unteren Ebene unzählige kleine Stände mit Chai Phones, Plastikpuppen, Schlüsselanhängern, supergünstigem Marken Make up und anderen bunten Glitzer-Dingen, auf die die Welt nicht verzichten kann.
Auf der ersten Etage sind die sogenannten Fashion Outlets und die bekannten australischen Shops wie Cotton On, Factorie und Sportsgirl.
Ganz Oben ist der Food Court, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Leider habe ich hier das schlechteste Sushi meines Lebens gegessen. Es schmeckte fast so, als hätte der Koch Milch- statt Sushireis benutzt. Nun bin ich erst ein Mal kuriert von meinem Sushi Trip.
Die Light Railway, die einzige Tram Linie in Sydney brachte mich von China Town zurück zur Central Station und von dort aus erreichte ich das Etappenziel drei: Den The Rocks Market.
Nun musste ich Laura und Frederick leider wirklich zum letzten Mal verabschieden. Die beiden fliegen nach einem eintägigen Zwischenstopp in Melbourne zurück nach Deutschland. Wir saßen noch ein Stündchen in deren Hostelküche und als sie ihre Backpacks zur Airport Pickup Haltestelle gebracht haben hieß es Goodbye Australia.
Gut, dass mein Tauchbuddy Daniel an diesem Abend Geburtstag gefeiert hat. So hatte ich nicht allzu viel Zeit, traurig zu sein. Ich schlug mich durch die katastrophalen Pläne des öffentlichen Verkehrsnetz von Sydney bis ich irgendwann den vermutlich richtigen Bus rausgefunden hatte. Glücklicherweise hielt der auch am Campus und ein kleiner Spaziergang brachte mich zu Daniels Wohnung. An der Haustür hing ein Zettel, auf dem all seine fünf Mitbewohner per Unterschrift bekundeten, dass sie mit der Party einverstanden sind. Außerdem musste Daniel eine Person eintragen, die an dem Abend nüchtern bleibt. Dafür fälschte er die Unterschrift seiner besten kolumbianischen Freundin, die nichts davon wusste. Ob alles in Ordnung ist, wurde auch ca. alle 2 Stunden von einem grimmigen dunkelheutigen Pittbull kontrolliert, der unangekündigt in die Wohnung kam und kontrollierte, ob im Wohnzimmer geraucht wird. Um 12 Uhr kündigte er dann das Ende der Veranstaltung an. Schlafenszeit auf dem Campus!
Das passte so gar nicht zu dem sonst so entspannten Australien. Es waren jedoch auch keine Australier unter den Gästen. Die international students bleiben anscheinend unter sich. Ich fand es sehr angenehm unter Finnen, Franzosen, Kolumbianern und natürlich Deutschen zu sein, die nicht in Hostels wohnen, keinen Backpack mit sich tragen und keinen Goon trinken.
Leider beging Daniel den größten Fehler, den man bei einer Partyplanung machen kann. Er sagte nur, dass er gerne im Anschluss feiern gehen möchte, aber er sagte nicht wohin. So gab es eine Menge Vorschläge aber keine Einigung. Ca. 20 Leute fuhren ins Kings Cross und kamen alle in anderen Taxen zu anderen Zeiten an. So blieb es nicht aus, dass wir uns alle verloren und wie beim Kölner Karneval durch die überfüllten Straßen liefen, ständig am Telefon, um abzusprechen, wohin es geht, aber ohne im Endeffekt wirklich irgendwo hinzugehen. Als wir an meinem Hostel vorbei liefen, ergriff ich die Chance und verabschiedete mich von den drei Deutschen, mit denen ich mir ein Taxi geteilt hab.
Einen Tag später erfuhr ich, dass die drei alleine in einen Club gegangen sind, während Daniel mit ein paar Leuten in einem Strip Club gelandet ist.
21.08.2011, Sonntag
Jackaroo Hostel, Sydney
Man ist nicht wirklich in Sydney gewesen, wenn man das Opera House nicht gesehen hat. So lief ich das Pier entlang und schaute mir das architektonische Wahrzeichen von außen an. Rein ging ich nicht. Nicht aus Mangel an Interesse. Ich habe einfach nicht den Eingang gefunden…
Außerdem hatte ich noch ein paar Museen auf meiner Touri-To-Do-Liste übrig. So startete ich im The Rocks Discovery Museum, das die Geschichte der Besiedlung des Hafens von Sydney und die Entstehung der Stadt erzählt.
Mit dem Bus gings in das Studentenviertel New Town, in dem ich durch die Second Hand Shops auf der King Street lief. Bei den unzähligen Thai Restaurants fiel es mir nicht leicht mich zu entscheiden. Am Ende überzeugte mich Reis mit Meeresfrüchten in einer Chili-Basilikum Soße für 10 $. Das war wirklich köstlich und frisch. Da würde ich öfter hingehen, wäre ich ein Student in Sydney.
Nach dem Lunch lief ich durch die Stadt zum Botanischen Garten und ging in die New South Wales Art Gallery, in der neben Picasso und Pizarro auch einige moderne Werke und Installationen von mir unbekannten Künstlern zu finden waren.
In der Dämmerung ging ich zurück ins Kings Cross und fand einen Wegweiser, auf dem die Entfernung nach Singapur, London und auch Frankfurt aufgeführt war. Ich bin gerade einige Tausend KM von „zu hause“ entfernt. Zurück im Hostel verbrachte ich den Abend auf meinem Zimmer mit Sofie und Donna, die auch in absoluter Sonntagsstimmung in ihren Betten lagen und nichts taten.
22.08.2011, Montag
Blue Water Cafe, Manley (Sydney)
Gerade habe ich ein Gefühl von Heimat verspürt. Ich habe meinen ersten australischen Aldi entdeckt und bin natürlich sofort durch die Regale gestreift. Die gelben Preisschildern an den Regalen haben sogar die gleiche Schrift wie in Deutschland und – tätääää – es gibt Haribo Goldbären zu kaufen, allerdings für umgerechnete 2 € pro Tüte! Da habe ich mir lieber eine Tüte Jelly Beans gekauft, für die ich hier nur halb so viel zahle wie in Deutschland. Mit diesen bin ich dann den Strand von Manley, einem auf einer Halbinsel gelegenen Vorort von Sidney gelaufen und habe den Surfern zugeschaut, dies die heute relativ raue See bezwingen.
Die Fährfahrt vom Circular Quay bis in den Hafen von Manley sind 30 Minuten pure Entspannung kombiniert mit einem wunderschönen Ausblick.
Passend zu der Seefahrt habe ich heute Mittag auf dem Fischmarkt einen ganzen frittierten Krebs gegessen. Die Konsistenz des Krebsfleisch war etwas gewöhnungsbedürftig, aber insgesamt hat mir mein Sternzeichenpatron gut geschmeckt. Gesellschaft beim Essen leisteten mir ca. 1000 Asiaten, die sich durch die Seafood Stände drängelten und sich des Öfteren für die rohe Fischvariante Sashimi entschieden. Einige Familien machten sich über riesige Seafood Platten her und ich bewunderte die Kleinkinder, die in ihrem Alter schon Austern essen und keine Angst vor den dunklen Augen und Klauen eines Hummers haben.
Ganz im Zeichen der Seefahrt stattete ich dem National Maritime Museum am Vormittag einen Besuch ab. Der Eintritt war, wie in allen Museen, die ich bisher angeschaut habe, umsonst. Und so machte es mir auch nichts aus, nach schon 15 Minuten das von Schulklassen überfüllte Gebäude zu verlassen und stattdessen die Bötchen im Darling Harbour anzuschauen.
23.08.2011, Dienstag
Jackaroo Hostel, Sydney
Juhu, endlich wieder gute Gesellschaft! Heute Morgen ist Catherine aus Coffs Harbour im Hostel angekommen. Ich freue mich, wieder ein bekanntes Gesicht um mich zu haben, da ich immer noch etwas sozialfaul bin und keine Lust habe, jemanden kennen zu lernen. Wir gingen zusammen in die Stadt, bummelten durch die Geschäfte und landeten zum Lunch auf dem Fischmarkt, auf dem ich ja schon gestern gespeist habe.
Zu zweit lässt es sich dort doppelt so gut schlemmen, da die Seafoodplatten für eine Person locker für zwei ausreichen. Wir bekamen einen Mix aus gebackenem Fisch, Calamari-Ringen und in Öl gebratenen ganzen Oktopussen. Dazu gab es eine Auster, die die Aussies mit Speckwürfeln verhunzt haben, eine Jakobsmuschel mit Käse überbacken, eine weitere Muschel, in der etwas war, das nach Kartoffelbrei geschmeckt hat und die guten alten Pommes. Die Australische Küche ist wirklich etwas merkwürdig. Seafood braucht doch weder Kartoffelbrei noch Schinkenwürfel, um gut zu schmecken…
Am Nachmittag gab ich Bondi Beach eine zweite Chance. Diesmal hatte ich einen besseren Tag erwischt und Stefan und ich konnten mit unserem Kaffee im Sand sitzen und den Surfern zugucken, die mit ihren schwarzen glänzenden Wetsuits wie eine Seerobbenkolonie im Wasser aussahen.
Die Bondis achten sehr auf Figur und Fitness. Nicht nur die Jogger laufen barfuß durch den Sand, um sich ihren Winterspeck weg zu trainieren. Auch die Surfer sieht man mit ihrem Surfboard nur laufen und nicht gehen. Als wäre das eine goldene Regel oder sähe besonders cool aus…
Wir liefen die Promenade von Bondi auf und ab, schauten uns die Graffiti Wall und das Meerwasserschwimmbecken unter dem Icebergs Hotel an.
Dann gings für mich auch schon wieder zurück zum Hostel. Schließlich gab es dort um 19 Uhr Free Pizza und um 20 Uhr wurde im Peter Pans Travel Office nebenan Free Goon ausgeschenkt. Catherine und ich ergriffen die Gelegenheit zum dritten Mal unseren letzten Abend zu feiern. Der Goon wurde fataler Weise in 0,4 L Bechern serviert und als wir um eineinhalb Stunden später in den Club weiterzogen, wo wir dank der Reiseagentur freien Eintritt und zwei Free Drinks bekamen, hatten wir quasi schon pro Person eine Flasche Wein geleert. Wir trafen dort noch einige Leute aus unserem Hostel und auch die Backpacker aus Lauras und Fredericks Hostel waren da. Wir tanzten, drehten uns in Drehstühlen und machten etwas Rhythmusgymnastik.
Da wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten, früh morgens in die Blue Mountains zu fahren, zog ich um 12 Uhr die Notbremse. Catherine war zu dem Zeitpunkt schon zu schnell unterwegs, um zu bremsen und blieb dort. Mit gemischten Gefühlen ließ ich sie allein im Club zurück.
24.08.2011, Mittwoch
Greyhoundbus Sydney -->Melbourne
Als heute Morgen mein Wecker klingelt, musste ich kurz überlegen wo ich bin und wo ich hin will bzw. warum ich meinen Wecker gestellt habe. Blue Mountains !! – schoss es mir mit einem Kopfschmerz in den Kopf. Und kurz darauf: Wo ist Catherine!?
Das unwohle Bauchgefühl von gestern Abend hatte sich bestätigt. Catherines Bett war leer. Ich hatte keine Hoffnung, dass sie in der nächsten Stunde nach Hause kommt. So musste ich mich alleine auf den Weg in die Blue Mountains machen. Der Goon vom Vorabend machte sich noch etwas bemerkbar. Und so schaffte ich es, an allen drei Touristeninformationscentern vorbei zu laufen.
Meine einzige Infoquelle war dann der Plan vom Hop on Hop off Bus, den ich mir am Bahnhof noch gegriffen habe. Ich nahm dann einfach den ersten Trampelpfad und steuerte auf den Scenic Parc zu. Dort konnte man mit einer Eisenbahn, einem Cable Car und einem Sky Train durch die Natur fahren. Das kam mir ganz gelegen, um meine Route etwas zu strukturieren. Mit einem vernünftigen Plan ausgestattet bin ich dann auch etwas „offroad“ von den normalen Touripfaden gelaufen. Allerdings gleichte der Trampelpfad nach einer halben Stunde eher einer Kletterwand und da ich weder Kletterseil noch Karabinerhaken dabei hatte, bin ich auf die planierten Wege zurückgekehrt.
Die Three Sisters, für die die Blue Mountains bekannt sind, habe ich mir erst am Ende des Tages vom Echo Point Aussichtspunkt angeschaut. Auf dem Weg dorthin bin ich an den Victoria Wasserfällen vorbei gekommen, die relativ ruhig vor sich hin plätscherten.
Nachdem ich in den letzten Tagen so viel Stadt und Hochhäuser gesehen habe, war es richtig schön den Augen etwas grün zu gönnen und die frische Waldluft zu atmen.
Mit einem Seafood Sub in der Tasche ging es dann mit dem Zug zurück nach Sydney. Ich hätte nie gedacht, dass die Australier so erfinderisch sind. Die Bahn hat Sitzbänke, dessen Lehne man je nach Fahrtrichtung mit einem Handgriff in die entgegengesetzte Richtung drehen kann. Wie praktisch ist das denn bitte!? Ich war voll und ganz begeistert. Vor allem, weil die auch noch so richtig schön bequem gepolstert waren. Davon könnte sich die Deutsche Bahn gute eine Scheibe abschneiden.
Oder der Greyhound Bus. Der ist heute nämlich tierisch überfüllt. Das ist gar nicht gut für eine Nachtpfad. Neben mir sitzt Elena aus München, die genauso Haribosüchtig ist wie ich und wir unterhalten uns über die besten Weingummis. Was für ein gutes Gesprächsthema! Die Indianer Jones DVD ist wohl etwas verkratzt. So musste der Busfahrer den Film vor dem Ende ausmachen. Dafür hat er dann durchs Mikro durchgesagt, was er noch vom Filmende in Erinnerung hat… „zum Schluss sind sie alle glücklich“. Das ist Service. Davon könnte sich die Deutsche Bahn auch eine Scheibe abschneiden.
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